Follis des Caesars Severus II.
Mai 305 - Juli 306 n.Chr.
Prägestätte: Karthago, 3. officina monetae
RIC 40a
Gewicht: 10,0 g; Durchmesser: 28 mm
Avers: Büste des Maximianus mit Lorbeerkranz n.r.
FLAVIVS VALERIVS SEVERVS NOBILIS CAESAR
Flavius Valerius Severus, der vornehme Caesar
Revers: Tanit, die punische Fruchtbarkeitsgöttin und Schutzherrin der Stadt Karthago, steht frontal im langen peplos mit n.l. gewendetem Kopf, in ihrer Rechten hält sie Datteln am Zweig, in dr Linken vermutlich einen Olivenzweig. Die Römer setzten Tanit mit
Juno Caelestis gleich.
In Vergils Werk „Aeneas“ wird Karthago als Lieblingsstadt der Juno dargestellt. Sie sorgt sich um ihre Stadt, weil sie deren zukünftige Zerstörung durch die Römer im Punischen Krieg vorhersieht. Folglich ist sie dem aus Troja fliehenden Aeneas, dem Ahnherrn des römischen Volkes, nicht wohlgesonnen. Ihr Groll gegen Aeneas entspringt zwei Kränkungen, die einst der Göttin von den Trojanern zugefügt wurden: das Urteil des Paris im Schönheitswettbewerb zwischen Juno, Minerva und Venus sowie dem Raub des Ganymed (den schönen Trojaner machte Zeus zum Mundschenk auf den Olymp, was vormals eine Tochter der Juno besorgt hatte).
Tanit/Juno-Folles prägte Karthago über mehrere Jahre für alle vier Tetrarchen. Die späteren Prägungen unter Maxentius zeigen Tanit/Juno in einem Tempel (siehe Bild unten).
Wir dürfen also annehmen, dass die früheren Folles der ersten Tetrarchie eine Tempelstatue zeigen und dass es einen Tempel der Tanit/Juno Caelestis in Karthago gab.
SALVIS AVGGVSTI ET CAESSARIBVS FELIX KARTHAGO
Das Wohlergehen der [beiden] Augusti und der [beiden] Caesaren (verspricht) ein glückliches Karthago
HERCVLII (im Feld)
[aus der Familie des] Herkules
Maximianus, Constantius Chlorus und Severus II. führten ihre Abstammung auf den tetrarchischen Schutzgott Herkules zurück. Der jeweilige Caesar wurde nicht nur in die Familien des Augustus adoptiert, sondern zugleich in dessen göttliche Familien der Herculii. Constantinus hingegen folgte dem theokratischen System nur noch halbherzig: „Hercules wurde nach 307 nicht zum bevorzugten Schutzgott Constantins, sondern blieb auf eine stark untergeordnete Rolle beschränkt. Genau gesehen formuliert auch das Panegyricus von 307 kein deutliches Bekenntnis Constantins zu Hercules als seinem neu entdeckten Schutzgott“ (Grünewald, Herrschaftspropaganda, S. 27 ff.).
Γ (im Abschnitt)
griechischer Zahlenbuchstabe „3“ als Kennzeichen der dritten officina
Das officina-System A bis Δ für behielt man in der zweiten Tetrarchie augenscheinlich bei. 305 n.Chr. Severus Caesar nahm die Stelle Constantius I. ein (bei den karthagenischen Folles prägte officina Γ für Constantius Caesar und später officina A für Constantius Augustus) und erhielt fortan dessen officina-Zeichen Γ. Hätten, rein hypothetisch, Severus und Maximinus Daia gleichzeitig die Erhebung zum Augustus erfahren, wäre somit Severus (wie Constantius I.) der ranghöhere Augustus von beiden gewesen.
Dieser Severus dürfte den ursprüngliche Silberanteil (etwa 9%) der Folles bereits durch unedlen Metalle ersetzt bekommen haben. Die bestanden nunmehr aus einer Zinn-Blei-Bronze-Legierung. Die Metallanalyse eines 10,91 g schweren Maximianus-Follis (Prägestätte Ticinum, ca. 300 - April 305 n.Chr.) ergab folgendes Ergebnis: Kupfer 90,06 %, Zinn 4,19 %, Blei 4,75 %, Silber 0,46 %, Eisen 0,30 %, Zink 0,08 % (Leschhorn, Die römischen Münzen, Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig 2006, S. 39).