Die Schönheit der Münzen des Commodus

Kaiser, Dynastien und Münzstätten

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Lucius Aelius
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus

Beitrag von Lucius Aelius » Do 20.04.23 07:36

Dieser Sesterz (RIC 308, BMC 448, nicht im Cohen) zeigt den jungen Commodus in seiner Rolle als Princeps und Pacator ( symbolisiert durch gehaltenes Zepter und Zweig), der aufgrund der providentia deorum durch Juppiter den Beschützer (CONSERVATOR) höchstselbst protegiert wird. In aller Deutlichkeit wird hier die fürsorgliche ( der schützend übergehaltene Mantel) und bewachende (Blitzbündel, das alle Feinde niederstreckt) Funktion des Göttervaters dargestellt, wobei aufgrund der Größendarstellung noch deutlich wird, dass die Götter einen anderen religiösen Stellenwert besaßen wie später im 3. Jh., wo ihnen der Kaiser gleichgroß auf den Münzrückseiten entgegensteht.
Das Bildmotiv bezieht sich unbestreitbar auf die Aufdeckung der großen Verschwörung Im zweiten Halbjahr 181 und gehört noch in ihre Anfangsphase ( siehe die Iterationszahl des Tribunats auf der Rückseite), als die Verstrickung der Kaiserschwester in die Affäre wohl noch nicht offensichtlich war (erst 182) .


20230419_084925.jpg
20230419_084911.jpg


Man muss hier übrigens mal die Lanze für Commodus brechen (lange Zeit die übliche Meinung, aber mittlerweile durch hervorragende Werke wie die von v. Saldern oder Kaiser-Raiß gründlich widerlegt): dass er nach Marc Aurels Tod (März 180) Mitte 180 nach Rom ging geschah nicht, weil er das luxuriöse Leben der Hauptstadt dem Lagerleben an der Front vorzog, sondern weil die Anwesenheit politisch notwendig war (siehe die Thematik dieses Sesterzen!) und dass er den Germanenkrieg seines Vaters vorzeitig abbrach und keinen sichtbaren Vorteil aus diesem Krieg zog ( Gründung zweier neuer Provinzen) ist schlichtweg gelogen. Im Gegenteil: das von Commodus eingeleitete Ende der Germanenkriege war so umsichtig ( sowohl Zeitpunkt des endgültigen Friedensschlusses 183, nicht 180 [!] wie auch in der Form des Friedensschlusses) , dass für mehrere Jahrzehnte (!) relative Ruhe an der Donaugrenze herrschte.
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus

Beitrag von Lucius Aelius » Do 27.04.23 07:21

Erstaunlich vielfältig ist dieser Sestertius RIC 608 / TR P XVII = 192 n.Chr.: Das S C erscheint mal zwischen Stern und Standlinie, mal getrennt hinter Roma und Fides oder - wie bei diesem Exemplar - unterhalb der Standlinie:
20230420_150319.jpg
20230420_150429.jpg
Mit knapp 18 g ein "Fliegengewicht" im Vergleich zu meinem vorab vorgestellten Sesterzen mit über 28 g.

Ungeklärt scheint bislang das Reversmotiv zu sein.
Gesetz den Fall, die Beschreibung Roma und Fides stimmt, könnte es sich vielleicht noch auf die Überwindung der Senatsverschwörung in Verbindung mit der Erhebung des Alexander 191 beziehen.

Wenn man stattdessen Virtus und Fides sehen will, könnte es sich auf bislang ungeklärte Ereignisse an der Grenze beziehen, evtl. Krieg, evtl. Abwehr eines Krieges.
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus

Beitrag von Numis-Student » Mo 03.07.23 09:49

Von mir heute ein Sesterz aus der Rubrik "günstige Charaktermünzen" (mir gefällt sie, nur das Foto ist :? ) und einen wirklich schönen Denar mit gutem Portrait und schön zentrierter Prägung.

Schöne Grüße,
MR
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus

Beitrag von mike h » Mo 03.07.23 11:07

Mir gefällt sie auch.
Nur das Foto ist :?

Ich hätte sie auch genommen.

Martin
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus

Beitrag von Redditor Lucis » Fr 13.10.23 10:25

Hier ein hübscher Commodus mit gutem Portrait und recht hohem Gewicht.
Er stammt aus der Sammlung Philip T. Ashton (erworben bei Harlan J. Berk, Chicago).


Denar (192); Rom; 3,51 g; 17,5/19,0 mm; Stempelstellung 06:00; RIC III 236 (C); Cohen 574a
Avers: L AEL AVREL COM-M AVG P FEL Kopf mit Lorbeerkranz nach rechts
Revers: P M TR P XVII IMP VIII COS VII P P Securitas oder Pietas thront nach links, hält Zepter und streckt rechte Hand nach Kind aus, rechts Stern
Commodus 192 Denar 3,51g Rom RIC 236 A.JPG
Commodus 192 Denar 3,51g Rom RIC 236 R.JPG

Viele Grüße

Stefan
Zuletzt geändert von Redditor Lucis am Fr 13.10.23 13:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus

Beitrag von Numis-Student » Fr 13.10.23 10:39

Ein wirklich feines Stück und mit netter Provenienz.

MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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