Plautilla

Kaiser, Dynastien und Münzstätten

Moderator: Homer J. Simpson

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drakenumi1
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Re: Plautilla

Beitrag von drakenumi1 » Do 20.10.11 11:25

@ invictus

Ich hatte eigentlich mehr die Beispiele im Sinne, wo das untere "Objekt" sehr nahe oder direkt auf der Oberkante des Gewandes liegt. Treffende Beispiele dafür finden sich in meinen eben oben vorgestellten acsearch - Münzen. In Deinem Beispiel liegen beide sehr nahe beieinander. Überhaupt gelange ich immer mehr zur Überzeugung, daß der Ort der Anbringung dieser (nach meiner Deutung) Schmuckdetails am Hals und in Wangen - oder Ohrnähe sehr flexibel gehandhabt wurde.

@ areich

Bringst Du jetzt den Begriff "Ohrring" in die Diskussion? Ich glaube nicht an solche in obigen Bildzusammenhängen. Viel eher aber (auch) an Details, die knopfartig in der Ohrmuschel befestigt wurden. Jedenfalls finden sich dafür oben ganz herrliche Beispiele, weit abseits von Form und Ort für ein "Löckchen".
Wie bewerten wir ein solches Element, das offensichtlich mitten auf dem Hals prangt? Ringförmig und mit zentralem Punkt? Wie wurde es befestigt? An einem unsichtbaren Faden, der rings um den Hals läuft und beiderseits (links u. re.) das gleiche Schmuckelement trägt?

Man kann sich mancherlei Möglichkeiten ausspinnen. Und das Löckchen ist eine von ihnen. Und auch dieses gilt dann als Schmuckdetail, aber bitte nur dann und dort, wo es durch seine deutliche und leicht krummdolchartige Form sich auch als solches kennzeichnet. Aber einen Alleinvertretungsanspruch für alles andere, was in dieser Damenkopfregion sich noch so anbietet und schmuckartig daherkommt, wird es m. E. nicht haben. Dies möchte ich den "Hartlinern", den Verfechtern der "Nur - Löckchen" - Theorie :wink: entgegenhalten. Seien wir flexibel in unseren Meinungen, wo Zweifel einen gewissen Stellenwert haben ....

Grüße von

drake
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Re: Plautilla

Beitrag von emieg1 » Do 20.10.11 12:56

drakenumi1 hat geschrieben:(und hier nochmals gefragt: Wo wird diese eigentlich in der Literatur beschrieben? Oder ist sie ein "Schnellschuß", hier im thread geboren?)
Aber lieber drake, diese Löckchen sind doch schon oft hier bequasselt worden und bei weitem kein "Schnellschuß". Den besten Beweis, dass diese Theorie der Wahrheit entspricht, liefern doch die Büsten wie beispielsweise die von mir vorgestellte Plautilla.

Darum genau mag ich es auch, bei der Detailinterpretation der Münzen auch die entsprechenden Büsten zur Rate zu ziehen. Ich gehe nicht davon aus, dass die Kaiserin selbst den Stempelschneidern Portrait gestanden hat, sondern dass die Münzabbildungen kleine Kopien der Büsten waren, die zur Verfügung standen.

Zu den Münzabbildungen der Faustina II: Ich glaube, von keiner Kaiserin existiert eine grössere "Haar"- bzw. Darstellungvielfalt. Da aber auch die Stempelschneiderei im Laufe ihrer Jahre grobmotorisch wurde - die Diva-Prägungen sind "künstlerisch" eine Zumutung und unter Beachtung, dass die Prägungen für Marc Aurel auch nicht besser waren, so darf man den Darstellungsreichtum in dieser Zeit nicht überbewerten, wie ich meine.

IMHO lief die Münzprägung ganz schwer aus dem Ruder - offensichtlich hat sich das Kaiserhaus in eine philosophische Ohnmacht fallenlassen. Und wenn ich ganz "fies" wäre und das Leben der Faustina II. bedenke, könnte ich bei ihren Ohrringen auch eine "Degradierung" in die unteren Schichten der damaligen Bevölkerung betrachten.

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Re: Plautilla

Beitrag von drakenumi1 » Do 20.10.11 13:24

nummis durensis hat geschrieben:
drakenumi1 hat geschrieben:(und hier nochmals gefragt: Wo wird diese eigentlich in der Literatur beschrieben? Oder ist sie ein "Schnellschuß", hier im thread geboren?)
Aber lieber drake, diese Löckchen sind doch schon oft hier bequasselt worden und bei weitem kein "Schnellschuß".
Nun gut, Rainer, das war von mir unpräzise ausgedrückt: Diese Objekte, die sich durch ihr Aussehen und ihre Plazierung als "Löckchen" indentifizieren lassen, meinte ich hier nicht. Ich meine die Vielzahl von Objekten, die keinerlei Ähnlichkeit mit solchen L. besitzen, und die auch an ganz anderer Stelle sitzen, wie bspw. in der Ohrmuschel als Knopf oder Loch (war es Deine Büste oben?) oder inmitten des Halses, und die seinerzeit in der Diskussion auch nicht im Verdergrund standen.
Nochmals in einem Satz: Meiner Meinung nach gab es nicht nur und ausschließlich "Löckchen", sondern auch noch andere "Objekte", die den Graveuren bei ihren Darstellungen vorschwebten ...., und ob es sie in reality gab, bleibt für uns wohl unbewiesen.
Und denke bitte daran, daß unsere Diskussion ja eigentlich bei den Objekten am Rande der Kleidung oder sogar oberhalb dieser, am Hals sitzend, seinen Anfang nahm.

Grüße von

drake
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Re: Plautilla

Beitrag von drakenumi1 » Do 20.10.11 16:20

Selbst bei ebay findet sich ganz aktuell ein schöner Denar der J. Paula mit Schläfenlöckchen UND PERLE O.Ä. im Ohrläppchen:

Art.-Nr. 230 687 094 513

Gruß von drake
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Re: Plautilla

Beitrag von emieg1 » Do 20.10.11 17:06

drakenumi1 hat geschrieben:Selbst bei ebay findet sich ganz aktuell ein schöner Denar der J. Paula mit Schläfenlöckchen UND PERLE O.Ä. im Ohrläppchen:

Art.-Nr. 230 687 094 513

Gruß von drake
Lieber drake, bitte verübel es mir nicht, aber was du da bei Julia Paula siehst, ist weder eine Perle noch ein sonstiger Ohrschmuck, sondern eine Vertiefung in der Prägung ohne jegliche besondere Bedeutung, wie man sie hier auch sehen kann:

http://www.acsearch.info/record.html?id=5605

:fadein:

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Re: Plautilla

Beitrag von drakenumi1 » Do 20.10.11 17:48

Ach, Rainer, ich will nicht mehr. Was man nicht sehen will, das sieht man eben auch nicht. Das artet do

ch in Krümelkackerei aus: Eine kleine Erhebung, also zB. eine Perle ist hell, weil sie ins Licht der Fotolampen hineinragt. Eine dunkle Stelle ist ein Löchlein, weil es in der Tiefe nicht vom Licht erreicht wird (wie an der Plastik oben), bestimmt für die Aufnahme der Perle. Möglich, daß die Plastik ein Löchlein im Ohläppchen besitzt, weil sie einst auch einen Stein oder ein Perlenimitat aufgenommen hat. Aber wie es auch sei: Mit diesen Merkmalen wurde J. Paula gewiß nicht geboren, sondern das dunkle Löchlein weist die Stelle, in die die Perle gehört. die helle Stelle dagegen ist die Perle selbst. Das macht sicher für unseren Disput keinen Unterschied.
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Re: Plautilla

Beitrag von quisquam » Do 20.10.11 23:26

drakenumi1 hat geschrieben:Was man nicht sehen will, das sieht man eben auch nicht.
Das heißt aber auch: Man sieht das, was man sehen will. :wink:

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Re: Plautilla

Beitrag von shanxi » Fr 21.10.11 11:38

Dieser Ohrknubbel ist mir bei google gerade zufällig über den Weg gelaufen.

http://www.flickr.com/photos/julio-claudians/583614604/


Der Fotograf hat noch eine Menge andere interessante Bilder.

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Re: Plautilla

Beitrag von drakenumi1 » Fr 21.10.11 12:36

Danke, shanxi,

sehr eindrucksvoll und völlig eindeutig ein Ohrschmuck und widerlegt alle hier vorgebrachten Zweifel am Gebrauch von Ohrschmuck.
Begibt man sich mal in die Zeit der Republik zurück, wie es oben schon jemand vorschlug, und läßt in unserem Zusammenhang diesen Zeitensprung (nicht doch: Seitensprung ist was anderes :wink: ) zu, dann wimmelt es bei den Romaköpfen und auch allen anderen Göttinen und Halbgöttinnen von allen erdenklichen Arten von teils aufwendigem Ohrschmuck, wie auch kurzen Gehängen aus mehreren kurzen Kettenstücken, bestehend wohl aus Steinen. Da findet man an Formen alles, was das weibliche Herz begehrt. Und in hohem Prozentsatz vom recherchierten Material. Es könnten mehr als 30% sein!
Schlußfolgernd: Was man den Göttinnen auf ihren Abbildern anheftete, dürfte auch die gut situierte Dame damals getragen haben, und diese Mode dürfte in den folgenden 2-3 Jahrhunderten auch nicht verloren gegangen bzw. gar verpönt worden sein. Die Frage ist höchstens, weshalb im Verlaufe des 2. bis 3. Jahrh. so wenig Schmuck dargestellt wurde (Ausnahmen betätigen die Regel, zB. bei Faustina). Ich plädiere für einen Modetrend, der dem völlig schmucklosen Portrait und dessen alleiniger Ausstrahlung den Vorzug gab.

Grüße von

drake
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Re: Plautilla

Beitrag von drakenumi1 » Fr 21.10.11 12:38

Zurückgezogen, da doppelt.
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Re: Plautilla

Beitrag von ischbierra » Fr 21.10.11 13:52

drakenumi1 hat geschrieben:Danke, shanxi,

sehr eindrucksvoll und völlig eindeutig ein Ohrschmuck und widerlegt alle hier vorgebrachten Zweifel am Gebrauch von Ohrschmuck.


drake
aber nur, wenn die Gemme auch wirklich antik ist.
Gruß ischbierra

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Re: Plautilla

Beitrag von shanxi » Fr 21.10.11 14:35

ischbierra hat geschrieben: aber nur, wenn die Gemme auch wirklich antik ist.
Gruß ischbierra

Die anderen 3000 Bilder von Joe Geranio zeigen offensichtlich Originale, meist aus Museen. Warum soll das gerade auf diese Gemme nicht zutreffen ??

Ein bischen mehr Info zu dem Bild hätte er allerdings schon geben können.

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Re: Plautilla

Beitrag von ischbierra » Fr 21.10.11 14:47

Ich habe keine Ahnung von Gemmen, mir ging es nur um die Argumentation von drake. Er hat recht, wenn die Gemme antik ist; ob sie es ist, weiß ich nicht, aber auf grund Deiner Mitteilung, die anderen seien auch echt, will ich daran nicht zweifeln.
Gruß ischbierra

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Re: Plautilla

Beitrag von shanxi » Fr 21.10.11 15:11

Die gleiche Gemme (anderes Foto) wird auch hier gezeigt. (Ziemlich weit unten)

http://www.gemmarius-sculptor.de/info6.htm

Direkt darüber eine Drusilla mit Ohrring aus London, und weiter oben noch eine Drusilla mit Ohrring aus Paris.

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Re: Plautilla

Beitrag von areich » Fr 21.10.11 16:01

Wer zweifelt denn am 'Gebrauch von Ohrschmuck'? Es geht nur um die Münzbeispiele die angeblich so eindeutig Ohrringe etc. zeigen sollen und wo doch mehr der Wunsch der Vater des Gedanken zu sein scheint.

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