Tiere auf griechischen Münzen

Griechische Münzen des Altertums

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gorostiza
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Beitrag von gorostiza » Mo 25.02.08 10:51

Danke Okti für die Recherchen. Die Münze scheint also nicht so häufig zu sein, besonders nicht in einer guten Erhaltung.

Hier gleich noch zwei Tierchen, ein Löwe für die Raubtierabteilung und gleich dazu das Futter, ein Stierprotome nach links!

AR-Obolon 8 mm, 0.52 gr.
AV:
Kopf eines prächtigen Mähnenlöwen nach links
RV:
Protome eines Stieres nach links, darüber YI, im vertieften Rund

Oktavenspringer: Es sieht ganz danach aus, dass Du bist sehr spezialisiert bist in solchen Recherchen. Ich kenne mich da nicht so gut aus, ich suche stets in der Literatur. Ich habe zwar gewisse Kenntnisse bei der Bildbearbeitung oder im access, aber zu solchen online-Suchen bin ich völlig ahnunslos-lol. Vielleich kannst Du ja mal zu dieser Münze etwas im web finden, in der Lit. wurde ich noch nicht fündig.

mfg
Roland
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Beitrag von Oktavenspringer » Mo 25.02.08 14:54

Aber doch nicht lebend im Zoo verfüttern!
In der freien Natur ist das heutzutage z.B. in Afrika noch normal, wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass die Darstellungen auf den karischen Münzen davon abgeleitet sind. Vielmehr gab es damals auch in Kleinasien noch Löwen und Rinder in freier Wildbahn!

Jetzt zu Deinem kleinen und feinen Obol. Ein wirklich sehr schönes Stück, dass demnächst in Deiner Bibliothek einen festen Platz finden wird:
Münzstätten, die Stücke mit Löwen- und Stierkopf bzw. -protome in Umlauf gebracht haben, gibt es ja einige. Unter anderem sind da Lesbos/Mytilene, Troas/Lamponeia, Ionien/Samos und Carien/Chersonessos, um nur einige zu nennen. Eine solch feine Darstellung des Löwenkopfes sowie auch des Stierkopfes habe ich bisher im Web leider nicht finden können. Die größte Ähnlichkeit hatte dieser Obol aus Karien, Kleinasien, bei dem die Zuordnung aber auch nicht gewiss ist:
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 83&Lot=672

Die Löwenmähne ist nicht so fein und schön dargestellt, der Stier blickt nach links und mit den beiden erkennbaren Buchstaben YI tue ich mich auch noch schwer, die kann ich auch nicht deuten -> zu Karien passen sie m.E. nicht unbedingt!?

Muss auf heute abend warten, werde dann unter diversen anderen Quellen weiter suchen. Vielleicht kommt noch etwas besseres dabei heraus?

Freundlichst
Oktavenspringer

gorostiza
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Beitrag von gorostiza » Mo 25.02.08 19:23

Danke schon einmal für die ersten Recherchen. Das Motiv wäre in etwa ein ähnliches, aber die Stil stimmt nicht überein. Mein Löwe - und auch der Stier ist viel feiner und filigraner ausgearbeitet. Es ist wirklich ein aussergewöhnliches Stück und in der Hand ist es noch etwas schöner und gediegener. Ich freue mich sehr an dem prächtigen Exemlar.

Natürlich verfüttere ich den Stier nicht lebendig!!! Ich hoffe nur, dass das Raubtier nicht Nachts heimlich hinter das Tierchen geht - lol!

Hier jetzt aber gleich noch ein halbes Fragezeichen. Die beigefügte Kleinmünze kommt aus dem gleichen Lot.


Makedonien, Inceri, spätes 5. - frühes 4. Jahrh. v. Chr.
AR-Obolon 7 mm, 51 gr.
AV:
Rinderkopf von vorne
RV:
Viergeteiltes, windmühlenförmiges Quadratum incusum

Ein ähnliches Stück konnte ich im Auktionskatalog von Gorny & Msch 160, Nr. 1201 finden. Ich denke schon, dass meine Münze in etwa dahin gehört. Vielleicht gibt es ja im Web noch mehr änliche Exemplare

Roland
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Beitrag von Oktavenspringer » Mo 25.02.08 20:49

Hallo Roland,

besonders leicht war es hier auch nicht mit der Suche im web.
Gefunden habe ich nur eine sogenannte "Wappenmünze", einen AR-Obol aus Attika, Athen.
Der Stierkopf ist dem auf Deinem kleinen Stück sehr ähnlich, aber das incusum widerum nicht ganz, wobei es da viele Unterschiede gibt.

Korrektur: das Gewicht Deines Obols wird wohl 0,51 g betragen!?

Ergebnis siehe hier:

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 89&Lot=823

Freundlichst
Oktavenspringer

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Beitrag von Oktavenspringer » Mo 25.02.08 21:13

Ich glaube nun doch nicht, dass Dein Stück und das von coinarchives aus der gleichen Münzstätte stammen. Die Münze von coinarchives, habe ich gerade gesehen, ist für satte 6.500 EURO über den Tisch gegangen! Wenn ja, dann wäre das ja ein Megaschnäppchen, denn die Erhaltung Deines Obols ist nur unwesentlich schlechter!

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Beitrag von Homer J. Simpson » Mo 25.02.08 22:57

Schau mal, ich habe ein ganz ähnliches Stück. Dessen Zuschreibung ist wohl nicht ganz sicher, ich habe allerdings mal was von Assos, Troas gelesen. Allerdings wiegt mein Stück nur 0,36 g und wäre also wohl eher ein Hemiobol.

Viele Grüße,

Homer
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Beitrag von Oktavenspringer » Di 26.02.08 08:13

Sieht das Incusum der "Wappenmünze" von coinarchives nicht etwas seltsam aus? Es sind nur 3 Vertiefungen zu sehen, und die "Trennstellen der Vertiefungen" sind diagonal angeordnet; bei euren Münzen horizontal und vertikal mit 4 Vertiefungen!

Eventuell haben nur die Wappenmünzen diese diagonale Einteilung?
Was zu prüfen wäre!

Freundlichst
Oktavenspringer

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Beitrag von Oktavenspringer » Di 26.02.08 09:50

Scheinbar, so habe ich in coinarchives festgestellt, wurden "Wappenmünzen" nur in der Münzstätte Attica/Athen geprägt, und alle haben diagonale "Trennstellen der Vertiefungen" und derer in unterschiedlicher Anzahl!
Hier der Auszug:
http://www.coinarchives.com/a/results.p ... m%C3%BCnze

Aber nicht nur diese Wappenmünzen haben diagonale Einteilung, sondern auch Münzen anderer Prägestätten!

Freundlichst
Oktavenspringer

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Beitrag von Oktavenspringer » Di 26.02.08 10:07

Unter dem Begriff Bukranion (Mehrzahl: Bukranien: gr. το βουκράνιον, Rinderschädel, auch Rindsschädel oder Aaskopf genannt. Der Begriff wird zunächst in der klassischen, dann in der vorgeschichtlichen Archäologie benutzt) bin ich im coinarchives nochmals fündig geworden. Könnte also auch aus der Prägestätte Troas/Lamponeia stammen, das Incusum ist hier mit horizontaler/vertikaler Teilung, Gewicht fast dem Stück von HJS:

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 8&Lot=1494

Freundlichst
Oktavenspringer

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Beitrag von gorostiza » Di 26.02.08 13:37

Hallo Homer,

da sieht man, was so eine Diskussion über eine Münze für weitere Schätze aus den Sammlungen zutage treten. Ein sehr schönes Stück und dazu noch nicht einmal so häufig.
Mit Sicherheit sind diese hier gezeigten Münzen keine Wappenmünzen. Somit kommen noch de beiden Münzstätten Makedonien inceri und Troas, Lamponeia. Hier noch als Beispiel die Münze aus Makedonien, aus der Auktion Gorny ..
http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 5&Lot=1201

Man sieht, es ist sehr schwierig, die Münzen dem richtigen Ort zuzuweisen.

Roland

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Beitrag von gorostiza » Di 26.02.08 17:06

Hier noch zwei Münzen für das Zoo-Aquarium. Die beiden Gepräge stammen auch aus dem neuen Lot.

Nr. w-a-2205
Mysien, Kyzikos
AR-Hemiobolon 8 mm, 0.36 gr
AV: Kopf eines Thunfisches nach rechts
RV: Viergeteiltes Quadratum incusum

Nr. w-a-2206
AR-Obolon 9 mm, 1.02 gr.
AV: Kopf eines Thunfisches nach rechts, hällt eine Beute im Maul
RV: Tiefes Quadratum incusum, ohne Teilung

Sehr interessant ist die zweite Münze, auf der der Thunfisch irgend eine Beute im Maul trägt. Vom Fischkopf gibt es mehrere Münzen aber mit Beute ist sie doch sehr selten.
In Coll. Klein findet man unter Nr. 262 eine ähnliche Münze, auch mit Thunfischkopf, dort aber nach links gewendet. Das Incusum ist auch viergeteilt.
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Beitrag von taurisker » Di 26.02.08 18:01

Hallo Roland, zauberhafte Winzlinge und so viele!
Gruß
Herfried

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Beitrag von gorostiza » Di 26.02.08 18:20

Hier noch ein Tierchen für den Streichelzoo - ein Hammel. Allerdings habe ich noch nich herausgefunden in welcher Stadt der Silber-Winzling geschlagen wurde. Ich bin noch intensiv am suchen.

AR-Hemiobolon 7 mm, 0.36 gr.
AV: Kopf eines Jugentlichen mit kurzen Haaren nach rechts
RV: Kopf eines Hammels nach rechts

Gruss
Roland
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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Di 26.02.08 18:33

Zum Thema Wappenmünzen:

Eigentlich könnte man die meisten archaischen Münzen als Wappenmünzen bezeichnen. Die Schlichtheit des Designs - ein Mensch, Tier, Pflanze oder Gegenstand, der die Stadt kennzeichnete (eben, wie heute sagen würde, das Stadtwappen), und das war's - macht einen Großteil des Zaubers archaischer Münzen aus. ABER:

"Wappenmünzen" ist ein feststehender Fachbegriff und bezeichnet die Münzprägung Athens vor den Eulen. Früher glaubte man, die eulenprägung hätte zu Solons Zeit (594 v.Chr.!) begonnen, und andererseits konnte man die seltenen, in der Machart untereinander oft ähnlichen Münzen, die als besonderes Kennzeichen oft das diagonal geteilte Incusum auf der Rs. tragen, nicht einordnen, bis man feststellte (wer's herausgefunden hat, weiß ich nicht), daß dies die ersten Münzen Athens waren und daß die Münzbilder wohl Wappen von bedeutenden athener Familien waren. Daher Wappenmünzen. Der Begriff wird übrigens auch im Englischen verwendet und nicht etwa mit "badge coinage" o.ä. übersetzt.

Da alle Leute Athener Münzen haben wollen, und da die Wappenmünzen alle mehr oder weniger selten sind, sind diese, mit Verlaub gesagt, sauteuer. Wie man an dem oben erwähnten Obolos sieht, der bei einer Schätzung von 500 Euro auf 6500 Euro hochschoß!

Ich selber habe das Glück, eine Wappenmünze zu besitzen, auch wenn es der mit Abstand häufigste Typ ist: ein Obolos mit einem vierspeichigen Rad. Ich hatte mal den Dusel, das Stück auf Ebay sehr billig zu bekommen.

Viele Grüße,

Homer

PS: Die Münzen von Kyzikos, die was anderes zeigen als das übliche Bild "Wildschweinprotome vor Thunfisch / Löwenkopf", sind auch etwas sehr Hübsches und leider auch meist Teures!
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Beitrag von areich » Di 26.02.08 18:55

Homer, verzeih bitte die doofe Frage aber ist Deine zweite Münze aus Kyzikos?
Auch wenn sie nichts besonderes sind will ich hier trotzdem meine vorstellen, da ich eben gesehen habe, daß die bis jetzt noch fehlt.

[ externes Bild ]

Außerdem eine Münze aus Mylasa mit einem nicht näher bestimmten Vogel:

[ externes Bild ]

Andreas

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