Provinzler mit Tyche (Claudius, Caesarea/Cappadocia!)
Moderator: Homer J. Simpson
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Provinzler mit Tyche (Claudius, Caesarea/Cappadocia!)
AE 21 / Gewicht später, da Waage n.z.H.
Ich komme mit einer meiner Provinzprägungen nicht so recht zurecht. Sie müsste in etwa dieser entsprechen, aber dazu finden sich sehr widersprüchliche Angaben:
http://www.acsearch.info/record.html?id=253487
Lässt sich das Stück genau zuordnen?
Gruß
Tilos
Ich komme mit einer meiner Provinzprägungen nicht so recht zurecht. Sie müsste in etwa dieser entsprechen, aber dazu finden sich sehr widersprüchliche Angaben:
http://www.acsearch.info/record.html?id=253487
Lässt sich das Stück genau zuordnen?
Gruß
Tilos
Zuletzt geändert von tilos am Di 17.11.09 18:10, insgesamt 1-mal geändert.
- tilos
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Ja, das meinte er. Allein zu der Münze im obigen link stehen mehrere:areich hat geschrieben:Vielleicht meint Tilos widersprüchliche Angaben zur Münzstätte?...
SYRIA, Uncertain Caesarea.
BMC Cilicia 5 (Anazarbus);
SNG Copenhagen 177 (Caesarea in Cappadocia);
Da bin ich halt etwas irritiert.
Gruß
Tilos
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Das ist das Problem, weil es mehrere Caesareas gibt. Ein ähnliches Problem gibt es bei diesem Typ: http://www.vcoins.com/ancient/ruttenwie ... oduct=1153
Ich habe mich zuerst über den Vorschlag Anazarbos gewundert, aber vielleicht hat es mit der stilistischen Ähnlichkeit zu diesem Typ zu tun: http://www.acsearch.info/record.html?id=126609
Ich habe mich zuerst über den Vorschlag Anazarbos gewundert, aber vielleicht hat es mit der stilistischen Ähnlichkeit zu diesem Typ zu tun: http://www.acsearch.info/record.html?id=126609
Nata vimpi curmi da.
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Hallo tilos,
sicher meist Du das Problem der Zuweisung (wie schon areich betont). In der Tat findet man in der Literatur ganz unterschiedliche Ansätze. Sydenham ordnete diese Münzen der Prägestätte Kaisareia in Kappadokien zu, im BMC finden sie sich unter Anazarbos in Kilikien (hieß ja ebenfalls Kaisareia), gemäß RPC I sollen sie aus einem unbestimmten Stadt im kilikisch-syrischen Raum stammen, die vorübergehnd (aber doch wohl seit Augustus) Kaisareia genannt wurde. Gegen Anazarbos sprechen zwei Argumente: 1. Auf den anazarbischen Münzen der frühen Kaiserzeit findet sich immer ein Zusatz, der die Beziehung zum "Anazarbos", dem Felsen, an dessen Fuß die Stadt lag, enthält. 2. Anazarbos datiert immer nach der städtischen Ära, nie nach Herrscherjahren. Die im RPC zu lesende Lösung ist allerdings nicht weniger unbefriedigend; denn die Münzen dieses Typs sind sehr häufig, müssen also aus einer recht großen Stadt stammen. Trotzdem sollen wir aus unseren Quellen nichts über die Umbenennung erfahren, die immerhin einige Jahrzehnte andauerte? Kurz: Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sydenham richtig lag, die Münzen also aus Kaisareia in Kakkadokien stammen.
Beste Grüße
Laterarius
sicher meist Du das Problem der Zuweisung (wie schon areich betont). In der Tat findet man in der Literatur ganz unterschiedliche Ansätze. Sydenham ordnete diese Münzen der Prägestätte Kaisareia in Kappadokien zu, im BMC finden sie sich unter Anazarbos in Kilikien (hieß ja ebenfalls Kaisareia), gemäß RPC I sollen sie aus einem unbestimmten Stadt im kilikisch-syrischen Raum stammen, die vorübergehnd (aber doch wohl seit Augustus) Kaisareia genannt wurde. Gegen Anazarbos sprechen zwei Argumente: 1. Auf den anazarbischen Münzen der frühen Kaiserzeit findet sich immer ein Zusatz, der die Beziehung zum "Anazarbos", dem Felsen, an dessen Fuß die Stadt lag, enthält. 2. Anazarbos datiert immer nach der städtischen Ära, nie nach Herrscherjahren. Die im RPC zu lesende Lösung ist allerdings nicht weniger unbefriedigend; denn die Münzen dieses Typs sind sehr häufig, müssen also aus einer recht großen Stadt stammen. Trotzdem sollen wir aus unseren Quellen nichts über die Umbenennung erfahren, die immerhin einige Jahrzehnte andauerte? Kurz: Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sydenham richtig lag, die Münzen also aus Kaisareia in Kakkadokien stammen.
Beste Grüße
Laterarius
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Ich danke Euch sehr für die interessante Diskussion zur Münzstätte. Insbesondere die detaillierten Ausführungengen von Laterarius waren lehrreich. Mir ist trotzdem nicht ganz klar geworden, warum die syrischen Casarea ausscheiden. Vom Münztyp her gibt es doch vergleichbare Prägungen aus anderen Münzstätten, die analog datiert sind (lokales Jahr hinter dem Kopf der Tyche). Oder irre ich da?
Zusammenfassend habe ich jedenfalls folgenden Unterlegzettel entworfen:
Caesarea, Cappadocia
Claudius
? 43 AD
AE 21 / 7,29g
Av.: laureate head right
KAICAP - KΛAVΔIOC
Rv.: veiled and draped bust of Tyche right, wearing mural crown
KAIC A PЄΩN - Є TOYC
i.F.l.: Γ (?evtl. Jahreszahl d. lok. Ära = 3 = ?43 AD), darüber ?Strich
Ref.: ?, (RPC I 4084)=eher nicht zutreffend
Ergänzungen oder Korrekturen sind erwünscht!
Danke+Grüße
Tilos
Zusammenfassend habe ich jedenfalls folgenden Unterlegzettel entworfen:
Caesarea, Cappadocia
Claudius
? 43 AD
AE 21 / 7,29g
Av.: laureate head right
KAICAP - KΛAVΔIOC
Rv.: veiled and draped bust of Tyche right, wearing mural crown
KAIC A PЄΩN - Є TOYC
i.F.l.: Γ (?evtl. Jahreszahl d. lok. Ära = 3 = ?43 AD), darüber ?Strich
Ref.: ?, (RPC I 4084)=eher nicht zutreffend
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Tilos
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Hallo tilos,
der Tychekopf (wir sollten besser vom Kopf der Stadtgöttin sprechen) ist ein insgesamt sehr verbreitetes Motiv im ostanatolisch-syrischen Raum. Maßgeblicher für eine Zuweisung ist der schon dargestellte Umstand, dass die Münzen dieses "Kaisareia" aus claudischer Zeit in sehr großen Stückzahlen geprägt worden sind, also aus einer einigermaßen großen Stadt stammen müssten. Kilikien gehörte in dieser Zeit wahrscheinlich zur römischen Provinz Syrien; in diesem Raum gab es nur eine Stadt von wirklicher Bedeutung, die Kaisareia hieß: Anazarbos. Anazarbos hatte aber eine Ära, die mit dem Jahr 19 v. Chr. einsetzte. Anders als die Autoren des RPC argumentieren (sie suchen nach einer Zäsur für eine vorübergehende neue Ära), kommt deshalb m.E. nur eine Datierung nach Herrscherjahren in Frage, also konkret der Herrschaft des Claudius. Außerdem wird der wichtige Zusatz, dass die Stadt an dem Felsen "Anazarbos" liegt, auf diesen Münzen nicht erwähnt (sonst stets). Diese Ungereimtheiten veranssten die Autoren des RPC, die Rubrik "Uncertain Caesaea(s)" einzuführen - eine, wie ich meine, unglückliche Verlegenheitslösung. Sie rechnen sogar mit der Möglichkeit zweier Städte dieses Namens. Das Argument, dass diese Münzen in größeren Mengen im Ebenen Kilikien gefunden würden, besagt nicht viel. Denn das kappadokische Kaisareia liegt - wie die Städte im Ebenen Kilikien - an der wohl wichtigsten Handels- und Heeresstraße, die Europa mit Syrien verband. Außerdem wurden diese Münzen ja in großen Stückzahlen geprägt, was die Wahrscheinlichkeit einer größeren Verbreitung stark erhöht. Gesicherte Münzen aus dem kappadokischen Kaisareia werden in Kilikien und Syrien ebenfalls in großen Mengen gefunden, was die Autoren des RPC nicht erwähnen. Außer stilistischen Erwägungen, die ich nicht so recht nachvollziehen kann, spricht somit nur der nicht schwer wiegende Umstand, dass für den Stadtnamen auf unseren Münzen der Genetiv Plural verwendet wird, nicht der Genetiv Singular, wie sonst im kappadokischen Kaisareia üblich, gegen die kappadokische Stadt. Für Kaisareia in Kappadokien spricht hingegen der Umstand, dass dort stets nach Herrscherjahren datiert wird. Fazit: Die Argumente von Sydenham überzeugen mich mit Abstand am meisten. Gesichert ist diese Zuweisung aber zugegebenermaßen nicht.
Beste Grüße
Latararius
der Tychekopf (wir sollten besser vom Kopf der Stadtgöttin sprechen) ist ein insgesamt sehr verbreitetes Motiv im ostanatolisch-syrischen Raum. Maßgeblicher für eine Zuweisung ist der schon dargestellte Umstand, dass die Münzen dieses "Kaisareia" aus claudischer Zeit in sehr großen Stückzahlen geprägt worden sind, also aus einer einigermaßen großen Stadt stammen müssten. Kilikien gehörte in dieser Zeit wahrscheinlich zur römischen Provinz Syrien; in diesem Raum gab es nur eine Stadt von wirklicher Bedeutung, die Kaisareia hieß: Anazarbos. Anazarbos hatte aber eine Ära, die mit dem Jahr 19 v. Chr. einsetzte. Anders als die Autoren des RPC argumentieren (sie suchen nach einer Zäsur für eine vorübergehende neue Ära), kommt deshalb m.E. nur eine Datierung nach Herrscherjahren in Frage, also konkret der Herrschaft des Claudius. Außerdem wird der wichtige Zusatz, dass die Stadt an dem Felsen "Anazarbos" liegt, auf diesen Münzen nicht erwähnt (sonst stets). Diese Ungereimtheiten veranssten die Autoren des RPC, die Rubrik "Uncertain Caesaea(s)" einzuführen - eine, wie ich meine, unglückliche Verlegenheitslösung. Sie rechnen sogar mit der Möglichkeit zweier Städte dieses Namens. Das Argument, dass diese Münzen in größeren Mengen im Ebenen Kilikien gefunden würden, besagt nicht viel. Denn das kappadokische Kaisareia liegt - wie die Städte im Ebenen Kilikien - an der wohl wichtigsten Handels- und Heeresstraße, die Europa mit Syrien verband. Außerdem wurden diese Münzen ja in großen Stückzahlen geprägt, was die Wahrscheinlichkeit einer größeren Verbreitung stark erhöht. Gesicherte Münzen aus dem kappadokischen Kaisareia werden in Kilikien und Syrien ebenfalls in großen Mengen gefunden, was die Autoren des RPC nicht erwähnen. Außer stilistischen Erwägungen, die ich nicht so recht nachvollziehen kann, spricht somit nur der nicht schwer wiegende Umstand, dass für den Stadtnamen auf unseren Münzen der Genetiv Plural verwendet wird, nicht der Genetiv Singular, wie sonst im kappadokischen Kaisareia üblich, gegen die kappadokische Stadt. Für Kaisareia in Kappadokien spricht hingegen der Umstand, dass dort stets nach Herrscherjahren datiert wird. Fazit: Die Argumente von Sydenham überzeugen mich mit Abstand am meisten. Gesichert ist diese Zuweisung aber zugegebenermaßen nicht.
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