Saure Trauben aus Thrakien?

Griechische Münzen des Altertums

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Saure Trauben aus Thrakien?

Beitrag von Altamura » Sa 24.04.10 18:34

Hallo zusammen,

nachdem ich jetzt eine neue Kamera habe (ich bin aber noch schwer am Experimentieren, sieht man vermutlich :wink:), kann ich Euch endlich meine jüngste Problemmünze zur Diskussion vorstellen:

Die Münze wurde als "seltene griechische Bronzemünze" angepriesen, mehr hat der Verkäufer (aus Großbritannien) dazu nicht gesagt, abgesehen vom üblichen Schmus, dass sie aus seiner persönlichen Sammlung, sehr selten und daher wertvoll sei (das finde ich immer putzig, wenn die Leute zwar keine Ahnung haben, was sie da verkaufen, aber dass es ganz selten und bestimmt besonders wertvoll ist, wissen sie genau). Die Fotos waren furchtbar duster, die Angaben von Durchmesser (19 mm) und Gewicht (15,7 g) hatten aber mein Interesse geweckt (die Münze ist zwischen 6,5 und 7,5 mm dick 8O), ich hatte da so einen Verdacht, was das sein könnte.

Ich hab' das Teil also für eine verschmerzbare Summe ersteigert und ein paar Tage später geliefert bekommen, aus Bulgarien! Jetzt klingelt es beim Einen oder Anderen, genau, diesen Verkäufer hatten wir hier irgendwo schonmal, und Fälschungen verkauft der gelegentlich ebenfalls.

Nach ein wenig Nachschauen hat sich dann mein Verdacht bestätigt, es handelt sich bei diesem Typ um eine Bronzemünze des thrakischen Dynasten Teres III (ich muss jetzt aufpassen, dass ich eine Formulierung wähle, die Original und Fälschung erstmal ganz neutral gleichermaßen einschließt :wink:), so wie diese hier:
http://www.acsearch.info/record.html?id=83992
http://www.acsearch.info/record.html?id=84009
http://www.acsearch.info/record.html?id=94286
http://www.vcoins.com/ancient/ancientco ... roduct=779

Bei denen befinden sich auf dem Revers aber immer fünf Weintrauben am Baum (eine oben in der Mitte), bei mir nur vier.
Außerdem sind auf den anderen Münzen die Zweige, an denen die Trauben hängen, schön gebogen. Bei mir sind die, sofern überhaupt erkennbar, kerzengerade. Und die Trauben selbst sehen eher wie Birnen aus.

Meine Münze ist recht gleichmäßig rund (was ebenfalls mistrauisch macht), sind andere aber teilweise auch.
Und das Avers sieht auch nicht wirklich schön aus.

Was ist nun damit :? ?

Wenn jemand diese Münze als eine von Teres III angeboten hätte, wäre die bei mir sofort als Fälschung abgehakt worden.
Will jemand diesen nicht ganz häufigen Typ aber fälschen, dann lässt er die Münze doch etwas besser aussehen (sowohl im physischen Zustand als auch auf der Ablichtung bei eBay :wink:) und preist sie als das an, was sie sein soll. Sonst springen doch nur solche wie ich darauf an, die aufgrund eines vagen Verdachts bereit sind, ein klein wenig Geld zum Zocken in die Hand zu nehmen.
Oder ist das ein ganz raffinierter, der denkt, dass solche wie ich genau so denken :D ?

Ich dachte auch schon an eine zeitgenössische Nachprägung, da wurden die Vorbilder ja teilweise gestalterisch etwas umgemodelt. In dieser Richtung hab' ich bei Teres III-Münzen aber rein gar nichts gefunden.

Tja, da steh' ich nun etwas ratlos da, wobei ich insgesamt aber erstmal von Fälschung durch bescheuerte Fälscher ausgehe.

Oder wie seht Ihr das?

Gruß

Altamura

(Huch, ist das jetzt lang geworden! Wenn dann niemand antwortet, weiß ich wenigstens warum :wink: .)
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Re: Saure Trauben aus Thrakien?

Beitrag von Antonian » Sa 24.04.10 19:41

Hallo Altamura
die exakte Rundheit der Münze macht sie äußerst verdächtig, aber sonst kann man eigentlich nichts Verdächtiges feststellen, die 5 oder 4 Traubendolden sind wahrscheinlich nur als kleine Variante zu werten, in meinen Augen könnte sie durchaus echt sein. Aber warten wir ab was die Experten dazu sagen.
Gruß
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Re: Saure Trauben aus Thrakien?

Beitrag von Pscipio » So 25.04.10 13:59

Die gibts schon auch relativ rund, allerdings sieht mir dein Stück viel zu flau aus. Dürfte ein Guss sein, zumal der Rand SEHR verdächtig aussieht, so weit ich das vom Foto her beurteilen kann. Für eine definitive Meinung müsste man das Stück aber natürlich in der Hand halten. Ich würde mir aber besser keine Hoffnungen auf Echtheit machen.

Gruss, Pscipio
Nata vimpi curmi da.

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Re: Saure Trauben aus Thrakien?

Beitrag von Altamura » Do 29.04.10 19:22

Hallo zusammen,

da trauen sich ja nicht viele aus der Deckung :wink:, oder mein Beitrag war wirklich zu lang :(.

Mein Verdacht auf bescheuerte Fälscher hat sich inzwischen erhärtet, als ich das hier fand:
http://cgi.ebay.de/LOT-OF-6-UNKNOWN-GRE ... 439ee0c265

Das ist nicht der Händler, bei dem ich mein Exemplar erworben habe, es gibt aber allerlei Gemeinsamkeiten:
- Fotos, auf denen so gut wie nichts zu erkennen ist,
- die Anpreisung als unbekannte Bronzen,
- der gleiche antike Gemischtwarenladen bei den sonstigen Angeboten,
- beide sitzen in Großbritannien und akzeptieren ausschließlich PayPal als Zahlungsmethode,
- beide arbeiten mit "nicht öffentlicher Bieter-/Käuferliste" (vielleicht liegt das aber auch an eBay UK),
- und noch ein paar mehr.

Da keimt der Verdacht auf, dass dahinter jeweils der Gleiche steckt, auch wenn es ein paar Unterschiede gibt (z.B. Layout des Textes). Letztere interpretiere ich jetzt mal als mutwillige Tarnung, damit man's nicht gleich merkt.

Ach ja, den neuen hier findet man dann auch in der "FORVM's Notorious Fake Sellers List": http://www.forumancientcoins.com/board/ ... ic=18502.0

Verstehen tu ich's aber immer noch nicht. Wenn jemand eine Rolex fälscht (ja, ja, der Vergleich greift vielleicht etwas hoch :wink: ), dann schreibt er das doch fett drauf und bietet die nicht als "unbekannte Armbanduhr" an, mit Fotos, auf denen man nichtmal erkennt, ob auch Zeiger dran sind 8O. Sehr rätselhaft das alles.

Gruß

Altamura

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Re: Saure Trauben aus Thrakien?

Beitrag von Numis-Student » Fr 30.04.10 12:39

Altamura hat geschrieben: oder mein Beitrag war wirklich zu lang :(.
Hallo,
nein, ich finde es immer toll, wenn sich Nutzer die Mühe machen, mehr als 2 Sätze zu schreiben. Dass nicht alle sofort antworten, mag auch folgende Gründe haben:
Ich habe derzeit keinen PC und komme nur unregelmäßig ins Forum ( :( )
Ich habe von Griechen zu wenig Ahnung, daher halte ich mich zurück und überlasse das Feld kompetenteren Leser ;-)
Schöne Grüße,
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Saure Trauben aus Thrakien?

Beitrag von areich » Fr 30.04.10 13:10

Mein Grund ist, daß Lars das schon gesagt hat und mit den neuen Fakten hat die Frage sich ja komplett erledigt.
Ich sehe jetzt keine Chance mehr, daß sie doch noch echt sein könnte.

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