Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Tipps zur Reinigung, Konservierung und Photographie von Münzen

Moderator: Homer J. Simpson

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beachcomber
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von beachcomber » Mo 12.01.15 16:55

klunch hat geschrieben:
Ist das Entfetten und Entsalzen eine Prozedur, die Ihr bei neuen Bronzen oder Artefakten generell anwendet oder nur bei bereits sichtbaren Spuren unerwünschter Korrosion? Das würde mich mal interessieren!

Danke und Gruß
klunch
warum sollte ich so eine prozedur anwenden. wenn nicht offensichtlich ein problem mit der patina existiert? eine intakte patina ist sehr viel widerstandsfähiger als manche leute so glauben! mir würde auch im traum nicht einfallen nur mit handschuhen meine münzen anzufassen, das es solche schweissfinger geben soll, dass sie die patina beeinträchtigen, kann ich mir wirklich nicht vorstellen! :)
grüsse
frank

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tilos
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von tilos » Di 13.01.15 00:52

Im konkreten Fall ist eine Entfettung unumgäglich, da die Münzen im Olivenölbad lagen.

Einer Entsalzung unterzieht man sämtliche Bodenfunde. Sie ist die wichtigste konservatorische Maßnahme überhaupt und wird seit weit mehr als 100 Jahren regelmäßig praktiziert. Hier gibt es eine Vielzahl z.T. sehr aufwendiger physikalisch-chemischer Verfahren, die je nach Materialzusammensetzung und Überlieferungszustand zum Einsatz kommen. Die einfachste Methode ist das Auslaugen in Leitungs- oder deionisiertem oder distilliertem Wasser.

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klunch
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von klunch » Mi 14.01.15 14:00

tilos hat geschrieben:Im konkreten Fall ist eine Entfettung unumgäglich, da die Münzen im Olivenölbad lagen.
Nee nee, ich gehöre nicht der Olivenöl-Fraktion an! Olivenöl benutze ich für Salate und zum Braten :D

@Frank: Es gibt Menschen, die haben derart feuchte Hände, daß beim Berühren von glatten Oberflächen ein dauerhaft sichtbarer Abdruck bleibt. Und es gibt wiederum andere, die haben so trockene Hände, daß sie sogar an die Phase eines 220V Kabels fassen können ohne Schaden zu nehmen. Das Spektrum ist da sehr groß. Und in der Regel kennt man den oder die Vorbesitzer nicht. Daher ist der Grund einer Entfettung und Entsalzung für mich naheliegend: ich möchte dadurch ausschließen, in absehbarer Zeit von Bronzepest u.a. unerwünschten Vorgängen überrascht zu werden. Manchmal liegen die kleinen Schätze auch länger als ein paar Monate ohne Inspektion herum und ich habe schon mehrfach davon gelesen, daß so manch Sammler von der Bronzepest bei vorher tadellosen Stücken überrascht wurde.

Du sprichst aber auch den richten Punkt an, wenn Du von "intakter Patina" sprichst. Im konkreten Fall hat die Patina einige Fehlstellen bzw. ist in wenigen Bereichen abgeplatzt, so daß man den Schichtenaufbau sehen bzw. erahnen kann. Jetzt sind wir wieder an der Stelle: ein Foto sagt mehr als tausend Worte, ok, das muß ich dann erstellen und posten und dann können wir am konkreten Beispiel weiter schauen, das wird allerdings nicht vor heute Abend 23.00. Danke schonmal für die Rückmeldungen!

Gruß
klunch
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von tilos » Mi 14.01.15 18:16

klunch hat geschrieben:
tilos hat geschrieben:Im konkreten Fall ist eine Entfettung unumgäglich, da die Münzen im Olivenölbad lagen.
Nee nee, ich gehöre nicht der Olivenöl-Fraktion an! Olivenöl benutze ich für Salate und zum Braten :D
...
Gruß
klunch
Schon klar, deshalb schrieb ich ja auch "im konkreten Fall". :wink: Trotzdem Lapsus: Schnecki schrieb von "einer Art Maschinenöl" - was die Sache allerdings nicht besser macht.

I.Ü. kann man leider an einer (grob)optisch intakten Patina nicht ablesen, ob sich unter dieser Oberfläche zu einem späteren Zeitpunkt sogen. Bronzepest bilden wird - was glücklicher Weise jedoch selten vorkommt.

Gruß
Tilos

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von klunch » Do 15.01.15 00:27

So, jetzt habe ich mal versucht, ein paar halbwegs aussagefähige Fotos hinzubekommen.
SAM_1989_klein.jpg
Ansicht 1
SAM_1990_klein.jpg
Ansicht 2
SAM_1991_klein.jpg
Ansicht 3
Es handelt sich hierbei zwar nicht um eine Münze, sondern um eine kleine Applik eines Stierkopfes. Die grundsätzlichen Fragen zur Konservierung oder Reinigung sind prinzipiell aber die gleichen.

Ich bin mir bei der Beurteilung der Bereiche, in denen die Patina abgeplatzt ist, nicht ganz sicher, ob die grüne Substanz an der Hornspitze und am Auge unbedenklicher Malachit ist? Bronzepest sollte krümelig sein, nicht glänzen und vor allem ein helleres Grün aufweisen? Die grüne Schicht scheint zum Glück aber halbwegs fest zu sein und auf der darunterliegenden Schicht aus vermutlich Kupferoxid zu liegen, das beruhigt mich dann doch wieder. Dann werde ich das in den nächsten Wochen bzw. Monaten beobachten und wenn es unbedenklich ist, dann sollte es sich auch nicht verändern, hoffe ich mal.

Gruß
klunch
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von justus » Do 15.01.15 21:19

Bronzepest ist es sicherlich nicht. Dafür kann ich zumindest keinerlei Anzeichen/Merkmale sehen.
mit freundlichem Gruß

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » Fr 30.01.15 16:30

Diesen Sesterz hab ich mit dem Ziel gekauft, damit er nach der mechanischen Reinigung mein schönster Gordianus wird... 8)
aGordianusav.jpg
aGordianusrv.jpg
Ob er Chancen hat SS+ / VZ- zu werden?

Martin
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von schnecki » Fr 30.01.15 16:42

Aha Martin ,,,,, Du hast den also ersteigert !!! Schöne Münze !!!

m.f.g Alex
SI DEVS PRO NOBIS , QVIS CONTRA NOS ?

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » Fr 30.01.15 16:50

Hallo Alex,

weil er so viel Potential hat... aber auch Risiko

Martin
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » Sa 31.01.15 10:06

Fertisch!
IMG_5893.JPG
IMG_5892.JPG
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von ischbierra » Sa 31.01.15 10:19

Tolles Ergebnis - die Münze hat gewonnen
Gruß ischbierra

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von schnecki » Sa 31.01.15 10:25

Geil !!!

m.f.g Alex
SI DEVS PRO NOBIS , QVIS CONTRA NOS ?

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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » Sa 31.01.15 11:17

Hallo zusammen,

die Entfernung der Beläge war in diesem Fall nicht das Problem....
aber die darunter liegenden Korrosionsauswürfe (rote Flecken) waren schon eine besondere Herausforderung.
Beachte: Kinn, Wangenknochen, Hals, rechte Gewandspitze und Füße des Sol.

Da habe ich ziemlich viel Aufwand betreiben müssen, um mich hier nicht des Vorwurfes der Schnitzerei auszusetzen.
Et hätt jootjejange 8)

Martin
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 31.01.15 11:46

Gut gemacht, Respekt!

Homer
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Re: Reinigung antiker Münzen - Methoden-Besprechung

Beitrag von mike h » Sa 31.01.15 16:16

Über so viel Lob freut man sich......

Jetzt weiss ich zumindest, worauf ich mich die nächsten Jahre spezialisieren werde:

Nicht auf einen Kaiser, eine Dynastie oder auf ein geografisches Gebiet....

Sondern auf die Reinigung und Konservierung von Münzen.

Wenn ich in 5 Jahren in die Altersteilzeit gehe, kann ich ja nochmal studieren... :wink:

Martin
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