Anwendung Pariser Oxid /Färben v. Metallen

Tipps zur Reinigung, Konservierung und Photographie von Münzen

Moderator: Homer J. Simpson

Theo
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Re: Anwendung Pariser Oxid

Beitrag von Theo » Mo 28.03.16 19:15

Also, Pariser oxid taugt auf Dauer nicht. Wielleicht doch mit verfaulten Eier probieren?


Grüße

Theo

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mike h
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Re: Anwendung Pariser Oxid

Beitrag von mike h » Mo 28.03.16 20:56

Hallo Theo,

ich führe nur die Vorschläge durch, die mir hier im Forum gemacht wurden,

und zeige, mit welchem Ergebnis zu rechnen ist.

Welche Schlußfolgerungen du daraus ziehst, ist Dir überlassen.

Schönen Abend wünscht

Martin
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Sebastinus
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Re: Anwendung Pariser Oxid

Beitrag von Sebastinus » Mo 28.03.16 22:41

Hallo,

ich verfolge gespannt diesen Thread und finde die Herangehensweise den Dingen auf den Grund zu gehen von mike h sehr gut.

Vorweg, ich richte mich nach der Herangehensweise Silber darf chemisch gereinigt werden und Bronzen nur mechanisch, danach aber keinerlei "Verschönerung" mit irgentwelchen Mittelchen.

Da anscheinend das Pariser Oxid bei Kupfer und Messing (? genaue Legierungszusammensetzung der gezeigten neuzeitlichen Münze) keine mechanisch stabile Beschichtung bewirkt, ist dieses Mittel ungeeignet für eine "Verschönerung" einer antiken Münze und daher, so hoffe ich leichter zu erkennen, wenn eine Münze damit behandelt wurde. Natürlich vorausgesetzt man hat die Möglichkeit sie in der Hand zu haben. Nun würde mich auch die Frage interessieren, wie man einer so behandelten Münze (Cu, Messing) dieses Pariser Oxid anders Nachweisen kann außer auf mechanischen Wege?

mfg

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Re: Anwendung Pariser Oxid

Beitrag von mike h » Di 29.03.16 18:54

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Re: Anwendung Pariser Oxid

Beitrag von Sebastinus » Mi 30.03.16 00:17

Danke für den Versuch, ist schon mal ein gutes Ergebnis um zu zeigen, dass die Behandlung rückgängig, bzw nachweisbar ist.

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Re: Anwendung Pariser Oxid

Beitrag von Hansa » Mi 30.03.16 01:00

Ich habe den Tipp mit dem Pariser Oxyd vor Jahren von meinem Freund, der Kunst- und Goldschmied ist, bekommen um Replikaten von germanischen Waffen eine Patina zu verschaffen, und zwar vorwiegend für Bronze- oder Messingteile an diesen Stücken. Da das Ergebnis immer hervorragend war, habe ich es auch schon mehrfach an Münzen probiert - mit dem gleichen hervorragenden Ergebnis, und zwar in der Anwendung wie Frank (und auch mein Schmied) sie beschrieben hat. Ich gehe noch nicht mal vorsichtig damit um, bestreiche die Münzen auch zwei- oder dreimal bis das Ergebnis stimmt. Dann spüle ich sie unter laufendem kalten Wasser und lege sie auch auf die Heizung für eine halbe Stunde oder in die Sonne. Das wichtigste ist die Entfettung vorher - die mache ich nur mit Bio-Seife und heißem Wasser - und das vorsichtige Bürsten nachher, was ich auch nur mit der Münze in einem weichen Tuch zwischen den Fingern reibend mache. Das ergibt dann einen schönen matten Glanz.
Ich schwöre auf das Zeug, die Münzen sehen auch nach Monaten genauso gut aus, ich nehme sie auch häufig - ohne Handschuhe - in die Hand und habe bisher keinerlei Abrieb oder Schmiere feststellen können. Allerdings verwende ich das Oxyd nur bei entpatinierten oder blanken Stücken, was eine schöne gleichmäßige dunkelbraune Oxidierung ergibt. Was ja auch Sinn macht, denn was will man auf einer Patina oxidieren? Kaputt machen kann man mit dem Zeug gar nichts, der Oxidierungsprozess lässt sich jederzeit wieder rückgängig machen, indem man etwas kräftiger mit einer weichen Messingbürste zu Werke geht. Habe ich auch schon gemacht.

Gruß Hans

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Re: Anwendung Pariser Oxid

Beitrag von mike h » Mi 30.03.16 11:09

Hallo Hansa,

freut mich, das deine Versuche mit Pariser Oxid erfolgreich waren.

Allerdings gibt es einen Haken:

>>>>>>>Allerdings verwende ich das Oxyd nur bei entpatinierten oder blanken Stücken, was eine schöne gleichmäßige dunkelbraune Oxidierung ergibt. Was ja auch Sinn macht, denn was will man auf einer Patina oxidieren? Kaputt machen kann man mit dem Zeug gar nichts, der Oxidierungsprozess lässt sich jederzeit wieder rückgängig machen, indem man etwas kräftiger mit einer weichen Messingbürste zu Werke geht. Habe ich auch schon gemacht.

Die Verwendung an entpatinierten, blanken Stücken ist schon mal richtig.

Falsch ist jedoch, das du in diesem Zusammenhang von einer Oxidierung sprichst. Statt einer Oxidation handelt es sich nämlich nur ganz schnöde um eine Farbe. Ansonsten liesse sie sich ja nicht mit Universalvedünnung nahezu restlos entfernen.


Nachtrag: Mit Aceton lässt sich die Färbung innerhalb von ca 20 Stunden anscheinend nicht entfernen.
Ein weiterer Versuch mit Waschbenzin steht noch aus.
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Re: Anwendung Pariser Oxid

Beitrag von Hansa » Mi 30.03.16 21:02

Hallo Mike,

eine Farbe ist das Oxyd sicher nicht, denn eine Farbe ist ein Auftrag. Man kann jedoch bei der Anwendung erkennen, das die Münze auf das Oxyd - Zeit verzögert - reagiert. Also oxidiert.

Gruß Hans

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Re: Anwendung Pariser Oxid

Beitrag von mike h » Mi 30.03.16 21:22

Seufz....

Hast du das letzte Bild zur Kenntnis genommen?
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Re: Anwendung Pariser Oxid

Beitrag von Sebastinus » Mi 30.03.16 22:58

Gib bitte mal eine oxidierte Eurocent Münze in Universalverdünner und verfahre wie mit dem Stangenkupfer mit Pariser Oxid. Abhängig vom Ergebnis blank oder es tut sich nichts, kann man dann sagen, ob das Pariser Oxid wirklich eine Oxidschicht auf Cu bildet. ;-)

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Re: Anwendung Pariser Oxid

Beitrag von Hansa » Mi 30.03.16 23:55

Hab ich, Mike. Meine Stücke zeigen aber ein hervorragendes Ergebnis, vielleicht liegt es an der Anwendung, oder dein Oxyd ist nicht mehr wirksam. Ich glaube, man muss es dunkel aufbewahren und schütteln vor der Anwendung...kein Witz!

Gruß Hans

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Re: Anwendung Pariser Oxid

Beitrag von mike h » Do 31.03.16 17:05

Ok... kein Witz.

Mein Pariser Oxid ist ca 1 Monat als, und färbt hervorragend, wie du an den Fotos erkennen kannst.

Dennoch erzeugt es keine Oxidation, sondern es ist ein Farbauftrag mit dem Namen "Pariser Oxid"

Sonst liesse sich die getrocknete Farbe ja nicht mit Universalverdünnung wieder lösen.

Es gibt ja auch Autolacke mit den Namen "Bordeaux-Rot" oder "Mangan-Braun", wo weder französischer Rotwein drin ist, noch das seltene Erz...

Die Farbe ist übrigens gegen Waschbenzin deutlich beständiger, als gegen Verdünnung... löst sich aber ebenfalls.

Martin
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Re: Anwendung Pariser Oxid

Beitrag von Sebastinus » Do 31.03.16 19:47

Habe etwas recherchiert: Zitat aus http://blankwaffen-lexikon.de/bruenieren.html :

"Eine echte! Brünierung kann also nur aus dem Grundmetall selbst (unter Einfluss oxidierender Substanzen) entstehen, sie kann nicht von außen durch Schichtbildung auf dem Stahl abgeschieden werden. Den die Schnellbrünierungen verwenden ein chemisch völlig anderes Prinzip, hier wird durch bestimmte chem. Reaktion aus den in der Lösung enthaltenen Stoffen eine Schicht auf dem Metall abgeschieden, die mehr oder weniger fest haftet. Dazu gibt es sehr viele verschiedene Rezepturen, die meist unter Fantasie – Bezeichnungen angeboten werden. Der Begriff „Pariser Oxyd“ wird mitunter in diesem Zusammenhang genannt, es gibt zahlreiche Mischungen (hauptsächlich Pigmente), die mit Bezeichnungen wie Pariser Blau, -grün, rot usw. belegt werden. Der Begriff leitet sich wahrscheinlich von Metallfärbemitteln wie dem „Altdeutsch – Oxyd“ ab, dieses basierte allerdings auf Arsen, wogegen das Pariser Oxyd Selendioxid bzw. selenige Säure als Basis besitzt. Die selenige Säure liegt hier gelöst in Wasser zusammen mit einigen andern Metallverbindungen vor, oftmals sind das Kupfersalze. Beim Kontakt mit dem blanken (und gut gereinigten) Eisen scheidet sich eine blauschwarze bzw. je nach Zusammensetzung auch tiefschwarze Schicht ab, die allerdings nicht die Haltbarkeit einer echten Brünierung besitzt."

Also "Pariser Oxid" ist eine Farbe, kein Oxidationsmittel, wie es der Name vermuten lässt. In den Datenblättern ist es auch als Färbemittel bezeichnet.

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Re: Anwendung Pariser Oxid

Beitrag von mike h » Do 31.03.16 19:56

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Re: Anwendung Pariser Oxid

Beitrag von Hansa » Fr 01.04.16 00:51

Also "eine gewisse chemische Reaktion". Ob Färbemittel mit chemischer Reaktion oder Oxidierung/Brünierung, das Ergebnis ist entscheidend - und das ist klasse.

Gruß Hans

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