Roma-Follis des Justinian
Moderator: Wurzel
Roma-Follis des Justinian
Marcus hat mich auf einen interessanten Follis aufmerksam gemacht, der kürzlich auf Ebay versteigert wurde
https://www.ebay.de/itm/Savoca-Coins-Ju ... 7675.l2557
Ich finde, die Münze verdient es auch hier gezeigt und hoffentlich auch diskutiert zu werden.
Follis im Namen des Justinian I
Münzstätte: Rom
Gewicht: 16,16 Gr.
Durchmesser: 31 mm
Die Münze wäre wohl am besten als MIB 219 zu klassifizieren
Allerdings hat das gezeigte Stück eine Reihe von Problemen und Ungereimtheiten:
1. Die Münze wurde offenbar nachgraviert. Insbesondere die Buchstaben sehen sehr merkwürdig aus. Man beachte auch wie gross die Lücke zwischen R und O in ROMA ist.
2. Der Stil der Münze passt nicht zur Münzstätte von Rom. Die Büste passt am ehesten nach Antiochia (MIB 126)
3. Die Rückseite zeigt keinen Kranz wie sonst für Rom üblich sondern einen glatten Rand.
4. Das Christogramm über dem M ist soweit ich weiss für Rom nicht bekannt.
5. Die Kreuze auf der Rückseite sind ganz unterschiedlich gross und zeigen keine Serifen, wie sonst üblich bei Folles aus Rom. Ähnliche Kreuze ohne Serifen kann man auf Follis aus östlichen Münzstätten finden (z.B. Nikomedia)
6. Der Durchmesser scheint mir zu gross für die Folles aus Rom.
Ich vermute, dass hier eine Münze von Antiochia (oder einer anderen östlichen Münzstätte) massiv umgraviert und dann neu patiniert wurde.
Gruss
Dirk
https://www.ebay.de/itm/Savoca-Coins-Ju ... 7675.l2557
Ich finde, die Münze verdient es auch hier gezeigt und hoffentlich auch diskutiert zu werden.
Follis im Namen des Justinian I
Münzstätte: Rom
Gewicht: 16,16 Gr.
Durchmesser: 31 mm
Die Münze wäre wohl am besten als MIB 219 zu klassifizieren
Allerdings hat das gezeigte Stück eine Reihe von Problemen und Ungereimtheiten:
1. Die Münze wurde offenbar nachgraviert. Insbesondere die Buchstaben sehen sehr merkwürdig aus. Man beachte auch wie gross die Lücke zwischen R und O in ROMA ist.
2. Der Stil der Münze passt nicht zur Münzstätte von Rom. Die Büste passt am ehesten nach Antiochia (MIB 126)
3. Die Rückseite zeigt keinen Kranz wie sonst für Rom üblich sondern einen glatten Rand.
4. Das Christogramm über dem M ist soweit ich weiss für Rom nicht bekannt.
5. Die Kreuze auf der Rückseite sind ganz unterschiedlich gross und zeigen keine Serifen, wie sonst üblich bei Folles aus Rom. Ähnliche Kreuze ohne Serifen kann man auf Follis aus östlichen Münzstätten finden (z.B. Nikomedia)
6. Der Durchmesser scheint mir zu gross für die Folles aus Rom.
Ich vermute, dass hier eine Münze von Antiochia (oder einer anderen östlichen Münzstätte) massiv umgraviert und dann neu patiniert wurde.
Gruss
Dirk
Zuletzt geändert von Tejas552 am Mo 21.05.18 17:51, insgesamt 3-mal geändert.
Re: Roma-Follis des Justinian
Ich habe selber zwei Folles im Namen des Justinian aus der Münzstätte von Rom. Ich zeige hier das erste der beiden Münzen aus meiner Sammlung zum Vergleich mit dem fragwürdigen Roma-Follis.
Gruss
Dirk
Gruss
Dirk
Re: Roma-Follis des Justinian
... und hier kommt der zweite Roma-Follis des Justinian aus meiner Sammlung. Dieser Typ, mit dem A unter dem M gehört zu den ersten Follis-Prägung der Oströmer nach der Eroberung Roms.
Ich denke, man erkennt deutlich, dass der fragwürdige Roma-Follis nicht aus der Münzstätte Rom stammen kann.
Gruss
Dirk
Ich denke, man erkennt deutlich, dass der fragwürdige Roma-Follis nicht aus der Münzstätte Rom stammen kann.
Gruss
Dirk
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Re: Roma-Follis des Justinian
Lieber Dirk,
danke für den Impuls.
Um es kurz zu machen, ich halte die Münze für das Ergebnis moderner Handwerkskunst, der Schrötling mag original sein, allerdings ist vieles daran verändert worden, auch plastische Chirurgie halte ich durchaus für möglich, ich erinnere an das böse Erwachen in Römerkreisen vor einigen Jahren: http://www.numismatikforum.de/viewtopic.php?f=6&t=35424 Es wäre mal interessant, das offenbar lackierte Stück in Aceton zu baden...
Generell wäre ein solcher Typ ja denkbar: Die Byzantiner erobern im Dezember 536 Rom, überstehen die Belagerung von 537-538 und könnten damit bereits ab 537, spätestens ab Frühjahr 538 in Rom Münzen geprägt haben. Vielleicht hätten sie dabei auf eigene Münzarbeiter und östliche Vorbilder zurückgegriffen, und so ein Stück wie oben gezeigt, wäre dabei herausgekommen. Nun kennen wir aber die Exemplare, die Dirk uns oben zeigt, die direkt an ostgotische Traditionen anschließen. Und das tun die römischen Goldstücke, die Silberlinge und eben auch die Bronzen.
Vor einigen Jahren ist bereits ein ähnliches Exemplar verkauft worden, von NAC https://www.sixbid.com/browse.html?auct ... lot=351930 Auch dieses zeigt deutliche Bearbeitungsspuren, auch dieses zeigt das zeitlich verfrühte, achtstrahlige Christogramm (an einer eigentlich unsinnigen Stelle)
Man beachte auch auch die Angabe: "DO –. Sear –. Extremely rare." Das Stück ist nicht extrem selten, sondern ein "Unikat" und in keinem der einschlägigen Zitierwerke erfasst.
Gruß Posa
danke für den Impuls.
Um es kurz zu machen, ich halte die Münze für das Ergebnis moderner Handwerkskunst, der Schrötling mag original sein, allerdings ist vieles daran verändert worden, auch plastische Chirurgie halte ich durchaus für möglich, ich erinnere an das böse Erwachen in Römerkreisen vor einigen Jahren: http://www.numismatikforum.de/viewtopic.php?f=6&t=35424 Es wäre mal interessant, das offenbar lackierte Stück in Aceton zu baden...
Generell wäre ein solcher Typ ja denkbar: Die Byzantiner erobern im Dezember 536 Rom, überstehen die Belagerung von 537-538 und könnten damit bereits ab 537, spätestens ab Frühjahr 538 in Rom Münzen geprägt haben. Vielleicht hätten sie dabei auf eigene Münzarbeiter und östliche Vorbilder zurückgegriffen, und so ein Stück wie oben gezeigt, wäre dabei herausgekommen. Nun kennen wir aber die Exemplare, die Dirk uns oben zeigt, die direkt an ostgotische Traditionen anschließen. Und das tun die römischen Goldstücke, die Silberlinge und eben auch die Bronzen.
Vor einigen Jahren ist bereits ein ähnliches Exemplar verkauft worden, von NAC https://www.sixbid.com/browse.html?auct ... lot=351930 Auch dieses zeigt deutliche Bearbeitungsspuren, auch dieses zeigt das zeitlich verfrühte, achtstrahlige Christogramm (an einer eigentlich unsinnigen Stelle)
Man beachte auch auch die Angabe: "DO –. Sear –. Extremely rare." Das Stück ist nicht extrem selten, sondern ein "Unikat" und in keinem der einschlägigen Zitierwerke erfasst.
Gruß Posa
Re: Roma-Follis des Justinian
Hallo Marcus,
ich denke auch, dass Dein Hinweis zur stilistischen Kontinuität von den gotischen zu den römischen Geprägen, das wichtigste Argument gegen die Echtheit dieser Folles ist. Hahn vermutet sogar, dass die Römer Münzpersonal aus der ostgotischen Zeit übernommen haben. Ich bin davon überzeugt, dass diese Münzen nicht aus der Münzstätte Rom stammen. Wenn sie nicht aus der Münzstätte Rom stammen, bleiben noch zwei Möglichkeiten:
1) es sind zeitgenössische Beischläge. Solche Beischläge sind in grosser Zahl bekannt (unten ein Beispiel aus meiner Sammlung), wurden aber wohl nur im Osten hergestellt.
oder es sind 2) moderne Teil- oder Totalfälschungen.
Die offenbar nachgeschnittene Legende auf der Vorderseite spricht dafür, dass diese Münzen aus sehr schlecht erhaltenen Folles umgraviert wurden. Allerdings ist es erstaunlich, dass dies in diesem Umfang möglich ist. Man müsste diese Münzen mal Prof. Hahn zeigen.
Gruss
Dirk
ich denke auch, dass Dein Hinweis zur stilistischen Kontinuität von den gotischen zu den römischen Geprägen, das wichtigste Argument gegen die Echtheit dieser Folles ist. Hahn vermutet sogar, dass die Römer Münzpersonal aus der ostgotischen Zeit übernommen haben. Ich bin davon überzeugt, dass diese Münzen nicht aus der Münzstätte Rom stammen. Wenn sie nicht aus der Münzstätte Rom stammen, bleiben noch zwei Möglichkeiten:
1) es sind zeitgenössische Beischläge. Solche Beischläge sind in grosser Zahl bekannt (unten ein Beispiel aus meiner Sammlung), wurden aber wohl nur im Osten hergestellt.
oder es sind 2) moderne Teil- oder Totalfälschungen.
Die offenbar nachgeschnittene Legende auf der Vorderseite spricht dafür, dass diese Münzen aus sehr schlecht erhaltenen Folles umgraviert wurden. Allerdings ist es erstaunlich, dass dies in diesem Umfang möglich ist. Man müsste diese Münzen mal Prof. Hahn zeigen.
Gruss
Dirk
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Re: Roma-Follis des Justinian
Lieber Dirk,
sorry für die Sendepause. Beischläge gehen meist nicht wirklich kreativ mit em Original um, in dem Sinne, dass sie Neues dazuerfinden. Sie machen nur vorhandene Elemente anders. Das Christogramm pass mir da nicht dazu. Außerdem: Wieso sind sie beide bearbeitet?
Ich glaube immer noch an Umschnitt in Kombination mit künstlicher Zufüllung (Kunststoff, Harz, irgend so was).
Prof. Hahn ist seit längerem aus dem Byzanzgeschäft draußen, meines Wissens reagiert auf Anfragen auch nicht mehr - und wenn dann nur sporadisch und/oder selektiv. Das ist eine Entscheidung, die man akzeptierien muss. Für das Thema Aksum war noch etwas länger zugänglich, wie mir berichtet wurde.
Ich selbst habe nicht viele Anfragen gestellt (2-3?), aber auch ehrlich gesagt NIE Antwort bekommen, und das ist schon Jahre her. Insofern: Viel Glück
Gruß Posa
sorry für die Sendepause. Beischläge gehen meist nicht wirklich kreativ mit em Original um, in dem Sinne, dass sie Neues dazuerfinden. Sie machen nur vorhandene Elemente anders. Das Christogramm pass mir da nicht dazu. Außerdem: Wieso sind sie beide bearbeitet?
Ich glaube immer noch an Umschnitt in Kombination mit künstlicher Zufüllung (Kunststoff, Harz, irgend so was).
Prof. Hahn ist seit längerem aus dem Byzanzgeschäft draußen, meines Wissens reagiert auf Anfragen auch nicht mehr - und wenn dann nur sporadisch und/oder selektiv. Das ist eine Entscheidung, die man akzeptierien muss. Für das Thema Aksum war noch etwas länger zugänglich, wie mir berichtet wurde.
Ich selbst habe nicht viele Anfragen gestellt (2-3?), aber auch ehrlich gesagt NIE Antwort bekommen, und das ist schon Jahre her. Insofern: Viel Glück
Gruß Posa
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