Ist Reichsgold eine gute Geldanlage?

1871-1945/48
neunumismatiker
Beiträge: 3
Registriert: Sa 07.05.05 11:41
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Ist Reichsgold eine gute Geldanlage?

Beitrag von neunumismatiker » Sa 07.05.05 12:11

Hallo miteinander, ich bin Münzenneuling (habe mich - wenig - eingelesen) und habe vor, in Münzen zu investieren. Fragen: Sind Reichsgoldmünzen generell eine brauchbare Wertanlage (und: Stimmt es, dass Reichsgoldmünzen in den vergangenen Monaten oder Jahren stark an Wert zulegen; lässt sich das ungefähr in Prozent ausdrücken)? Wie lässt sich für einen Neuling bestimmen, ob der vom Münzhandel genannte Erhaltungsgrad zutrifft (befürchte: nur durch jahrelange eigene vergleichende Erfahrung)? Gibt es Kurse in Wertbestimmung? Welcher Wert ist für mich maßgebend: Im Michel-Katalog (allerdings Ausgabe 2004) ist etwa für eine Hamburg-Münze ein Wert in Höhe von rd. 120 Euro genannt, das Münzhandelshaus in Norddeutschland verlangt annähernd das Doppelte. Ist dieser vom Handel verlangte Preis angemessen? Bei der fraglichen Münze handelt es sich um J 212, Hamburg (von 1899), 20 Mark, sehr schön.

Benutzeravatar
Lutz12
Moderator
Beiträge: 2732
Registriert: Fr 10.01.03 11:24
Wohnort: Leipzig
Hat sich bedankt: 12 Mal
Danksagung erhalten: 49 Mal

Beitrag von Lutz12 » Sa 07.05.05 14:55

Hallo neunumismatiker,
Willkommen im Forum.
Generell gilt, man sollte nur da sein Geld investieren, wovon man Ahnung hat, d.h. wenn man Münzen als Investment sieht (Sammler sehen das als Hobby, als Beschäftigung mit der Geschichte, aber nicht als Investment) sollte man zunächst in "Wissen" investieren, also Literatur, Kataloge, Auktionskataloge, Geschichtsbücher, Kontakte zu Sammlern, Besuch von Münzbörsen etc.
Kataloge egal welche sind immer nur eine Orientierung, bei An- und Verkauf ist die Handelspanne zu beachten. Auch bringen Münzen, Gold oder andere Edelmetalle keine Zinsen und sind genau wie manch andere "Anlageform" vor Verlust nicht sicher. Die einschlägige Webung verheißt gigantische Wertsteigerungen, die Betroffenen (dabei handelt es sich um Laien, der langjährige Sammler fällt darauf nicht rein) dieser Werbeversprechungen haben oft 90 % Verluste realisiert. Bei Gold ist dies nicht zu erwarten, aber eben auch keine gigantischen Steigerungen.
Fazit: Wer Geld anlegen will, sollte zu seiner Bank gehen.
Gruß Lutz12
"Wenn Sie glauben, mich verstanden zu haben, dann habe ich mich falsch ausgedrückt" ( Alan Greenspan)

neunumismatiker
Beiträge: 3
Registriert: Sa 07.05.05 11:41
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von neunumismatiker » Sa 07.05.05 16:02

Danke Dir für eine in mancher Hinsicht desillusionierende, aber hilfreiche Auskunft.

Benutzeravatar
soggi
Beiträge: 1716
Registriert: Do 08.04.04 16:54
Wohnort: bei Dresden
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von soggi » Sa 07.05.05 20:40

ich bin der meinung, man kann sich scon eine münzzsammlung zulegen um sie als anlage zu nutzen...allerdings mit vorbehalten, wie sie Lutz12 schon teilweise erläutert hat.

wenn man absolut keine ahnung von münzen hat und sich nicht weiter für die sammlung interessiert, macht es natürlich wenig sinn, da ist wie vorgeschlagen die bank ein bessere anlage.
wenn man jedoch spaß an diesem hobby findet und sich auch zumindest die nötigste literatur holt, dann kann man sich mit der zeit eine wertanlage aufbauen.
natürlich sind wertsteigerungschancen sehr schwer vorauszusehen und bei den meisten münzen existieren sie eigentlich nicht, aber wer weiß schon, wie der markt in 10 jahren aussieht!? es kommt halt immer auf angebot und nachfrage an!

wie Lutz12 möchte ich auch vor den ach so tollen angeboten einiger münzhäuser warnen, da werden meistens stücke als gedenkmünzen angeboten, die eigentlich nur medaillen und viel zu teuer sind. diese sind dann sobald man sie bekommen allermeist nicht mehr wert als das metall aus dem sie bestehen...ganz besonders ärgerlich bei medaillen, die nicht aus edelmetall, wie platin, gold oder silber bestehen.

mein fazit:
wenn man sich etwas in die materie einarbeitet und sich damit beschäftigt kann eine münzsammlung schon ein finanzielles standbein sein. (unter beachtung des oben erwähnten)
:morning: [url=http://soggi.gmxhome.de/Tauschliste.xls]Tauschliste[/url] | [url=http://www.numismatikforum.de/ftopic21383.html]Münzbewertungen[/url]

[b]Ihr seid so wie sie wollen, daß ihr seid.
Und sie wollen, daß ihr bleibt wie ihr seid alle Zeit![/b]

neunumismatiker
Beiträge: 3
Registriert: Sa 07.05.05 11:41
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von neunumismatiker » Sa 07.05.05 23:36

Dank Dir für Deine gemäßigte Ermunterung. Weitere Frage: Hab mir den Michel-Katalog als Übersicht zugelegt; taugt der was?

Benutzeravatar
Lutz12
Moderator
Beiträge: 2732
Registriert: Fr 10.01.03 11:24
Wohnort: Leipzig
Hat sich bedankt: 12 Mal
Danksagung erhalten: 49 Mal

Beitrag von Lutz12 » So 08.05.05 00:31

Ja den Michel benutze ich auch, die Preisangaben in 3 Erhaltungen sind halbwegs realistisch, wenn auch bei Kleinmünzen nicht marktnah (das trifft aber auf fast alle Kataloge zu). Bei Reichsmünzen mit dem alten (schmalen) Adler fehlt die Erhaltung "s", da viele dieser Stücke nur in dieser Erhaltung vorkommen.
Gruß Lutz12
"Wenn Sie glauben, mich verstanden zu haben, dann habe ich mich falsch ausgedrückt" ( Alan Greenspan)

Benutzeravatar
Lutz12
Moderator
Beiträge: 2732
Registriert: Fr 10.01.03 11:24
Wohnort: Leipzig
Hat sich bedankt: 12 Mal
Danksagung erhalten: 49 Mal

Beitrag von Lutz12 » So 08.05.05 00:55

Hallo neunumismatiker,
ich habe mal in alten Angebotslisten nachgeschaut, um meine Aussage zu untermauern. Ich habe hier mal die Werte für 20 Mark Gold Preußen J 252 gewählt, für die Hamburger 20er ist der Preis nur etwas höher.
1974 kostete 20 M = 175 DM, 1982 = 310 DM (1979/80 waren Weltpreise für Edelmetalle kurzfristig drastisch gestiegen). Heute kann man das 20 M Stück für 85 - 90 Euro erstehen. Wertsteigerung :(
Hätte man 1974 175 DM auf ein Sparbuch mit 3 % gelegt würde man heute 223 Euro haben 8O und dafür fast 3 Stücke bekommen :multi:
Gruß Lutz12
"Wenn Sie glauben, mich verstanden zu haben, dann habe ich mich falsch ausgedrückt" ( Alan Greenspan)

Benutzeravatar
soggi
Beiträge: 1716
Registriert: Do 08.04.04 16:54
Wohnort: bei Dresden
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von soggi » So 08.05.05 02:35

ja...hatte ja auch bestätigt, daß man meistens keine wertsteigerung erwarten kann...man kann eine münzsammlung allerdings als finanziellen rückhalt (ist ja auch ne wertanlage) nutzen...sollte allerdings nur ein pfeiler von vielen sein.

allerdings muß man auch vorm blinden draufloskaufen warnen. man sollte die preise vergleichen, auf seriosität prüfen und sich genau mit den erhaltungsgraden auseinandersetzen...es gibt da hänlder, die verkaufen stücke in sehr schön auch gern mal als vorzüglich z.b.

für deutsche münzen ab 1871 verwende ich immer die zeitschrift "Münzen & Papiergeld" da sind in jeder ausgabe die bewertungen abgedruckt und man erhält auch noch viele informationen /numismatische artikel, die oft auch sehr viel geschichte rekapitulieren...man kann also immer etwas lernen ;)...erscheint glaub einmal im monat für 4,80 EUR.
:morning: [url=http://soggi.gmxhome.de/Tauschliste.xls]Tauschliste[/url] | [url=http://www.numismatikforum.de/ftopic21383.html]Münzbewertungen[/url]

[b]Ihr seid so wie sie wollen, daß ihr seid.
Und sie wollen, daß ihr bleibt wie ihr seid alle Zeit![/b]

Benutzeravatar
jeggy
Beiträge: 442
Registriert: So 25.04.04 21:18
Wohnort: Schweiz
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Re: Ist Reichsgold eine gute Geldanlage?

Beitrag von jeggy » Do 19.05.05 08:44

neunumismatiker hat geschrieben:Hallo miteinander, ich bin Münzenneuling (habe mich - wenig - eingelesen) und habe vor, in Münzen zu investieren. Fragen: Sind Reichsgoldmünzen generell eine brauchbare Wertanlage (und: Stimmt es, dass Reichsgoldmünzen in den vergangenen Monaten oder Jahren stark an Wert zulegen; lässt sich das ungefähr in Prozent ausdrücken)? Wie lässt sich für einen Neuling bestimmen, ob der vom Münzhandel genannte Erhaltungsgrad zutrifft (befürchte: nur durch jahrelange eigene vergleichende Erfahrung)? Gibt es Kurse in Wertbestimmung? Welcher Wert ist für mich maßgebend: Im Michel-Katalog (allerdings Ausgabe 2004) ist etwa für eine Hamburg-Münze ein Wert in Höhe von rd. 120 Euro genannt, das Münzhandelshaus in Norddeutschland verlangt annähernd das Doppelte. Ist dieser vom Handel verlangte Preis angemessen? Bei der fraglichen Münze handelt es sich um J 212, Hamburg (von 1899), 20 Mark, sehr schön.
Bei Reichsgold ist es zwingend notwendig, bei einem seriösen
Sachverständigen für Reichsgold zu kaufen.

Hauptgrund:
http://www.gietl-verlag.de/rundumssamme ... s-104.html

Der normale Münzhändler um die Ecke ist oftmals nicht in der Lage,
Hausmann-Fälschungen sicher zu identifizieren.
Keinesfalls sollte man Reichsgoldmünzen über ebay o.ä. kaufen.
Die Gefahr, dort Fälschungen zu erwerben, ist enorm gross.

Gruss,
jeggy
Wer hat's erfunden?

Benutzeravatar
Numis-Student
Moderator
Beiträge: 20538
Registriert: Mi 20.02.08 22:12
Wohnort: Wien
Hat sich bedankt: 9059 Mal
Danksagung erhalten: 3647 Mal

Re:

Beitrag von Numis-Student » Mo 07.09.20 00:26

Lutz12 hat geschrieben:
So 08.05.05 00:55
Heute kann man das 20 M Stück für 85 - 90 Euro erstehen. Wertsteigerung :(
Hätte man 1974 175 DM auf ein Sparbuch mit 3 % gelegt würde man heute 223 Euro haben 8O und dafür fast 3 Stücke bekommen :multi:
Gruß Lutz12
Und hätte man vor 15 Jahren die Stücke für 85 € eingekauft und liegen gelassen, so wären die Stücke heute ca. 380 € wert... Also ca. 300 € Gewinn 8)

Das große Problem: so etwas kann man immer nur im Nachhinein sagen... Der Blick in die Zukunft ist leider immer nur Spekulation mit verschiedenen Grundannahmen.

Schöne Grüße
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

Benutzeravatar
KarlAntonMartini
Moderator
Beiträge: 7983
Registriert: Fr 26.04.02 15:13
Wohnort: Dresden
Hat sich bedankt: 379 Mal
Danksagung erhalten: 934 Mal

Re: Ist Reichsgold eine gute Geldanlage?

Beitrag von KarlAntonMartini » Mo 07.09.20 09:32

Es gäbe auch Alternativen, z.B.: https://www.spiegel.de/panorama/gesells ... 16e3c5b8ba
;-) Grüße,KarlAntonMartini
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor KarlAntonMartini für den Beitrag (Insgesamt 2):
Rollentöter (Mo 07.09.20 09:53) • Numis-Student (Mo 07.09.20 11:57)
Tokens forever!

Benutzeravatar
Mynter
Beiträge: 3030
Registriert: Do 03.09.09 23:11
Wohnort: Huttaheiti, Finsterstes Barbaricum
Hat sich bedankt: 1009 Mal
Danksagung erhalten: 1285 Mal

Re: Ist Reichsgold eine gute Geldanlage?

Beitrag von Mynter » Mo 07.09.20 16:58

Eine gute Münzsammlung verliert nicht ihren Wert. Wie heisst es so schön : Die Blutpreise von heute sind die Schnaeppchen von morgen.
Grüsse, Mynter

Benutzeravatar
Wurzel
Moderator
Beiträge: 4300
Registriert: Mo 21.06.04 17:16
Wohnort: Wuppertal
Hat sich bedankt: 319 Mal
Danksagung erhalten: 463 Mal

Re: Ist Reichsgold eine gute Geldanlage?

Beitrag von Wurzel » Sa 12.09.20 07:55

KarlAntonMartini hat geschrieben:
Mo 07.09.20 09:32
Es gäbe auch Alternativen, z.B.: https://www.spiegel.de/panorama/gesells ... 16e3c5b8ba
;-) Grüße,KarlAntonMartini
Habe ich versucht, die Flaschen haben sich aber aus unerfindlichen Gründen immer geleert, keine Ahnung wie das passieren konnte ;-)

Zum Thema:
Meiner Meinung nach sollte man ein Hobby zur Freude betreiben, betreibt man es zur Geldanlage spekuliert man... dann kann man auch gleich an die Börse gehen.

Geldanlagen sollte man mit einem Finanzfachmann, zum Beispiel bei diversen Banken, besprechen. Man geht ja mit Zahnschmerzen auch nicht zum Gärtner.

Nur meine persönliche Ansicht

Ein schönes Wochenende

Michael Sprenger
http://www.wuppertaler-muenzfreunde.de/

Benutzeravatar
Numis-Student
Moderator
Beiträge: 20538
Registriert: Mi 20.02.08 22:12
Wohnort: Wien
Hat sich bedankt: 9059 Mal
Danksagung erhalten: 3647 Mal

Re: Ist Reichsgold eine gute Geldanlage?

Beitrag von Numis-Student » Sa 12.09.20 20:42

Ich bin ja auch der Meinung, dass man Sammlung und Anlage strikt trennen sollte:
Die Sammlung will man ja nicht verkaufen, sobald man 10/20/50% Gewinn erzielt hat. Auch nicht dann, wenn man dringend etwas Geld benötigt...

Daher plädiere ich immer dafür, eine Sammlung rein nach Interesse aufzubauen, und nebenher Anlagemünzen zu kaufen ( viewtopic.php?f=50&t=56840 / viewtopic.php?f=45&t=61280 )

Damit hat man die Sicherheit, bei einem kurzfristigen Geldbedarf nicht die Spitzenstücke der Sammlung verkaufen zu müssen, sondern kann dann erstmal etwas Geld Gold abgeben.

Schöne Grüße
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

Rollentöter
Beiträge: 838
Registriert: Di 02.06.20 09:45
Hat sich bedankt: 427 Mal
Danksagung erhalten: 238 Mal

Re: Ist Reichsgold eine gute Geldanlage?

Beitrag von Rollentöter » Sa 12.09.20 21:41

Man kann sich schlicht und einfach auch historische Reichsgoldmünzen in sogenannter Bankhandelsqualität kaufen.
Anlagerisiko ist genauso wie bei Goldbarren oder modernen Goldanlagemünzen.
Kaufpreis ist Goldpreis plus kleinem Aufschlag ( wie bei modernen Anlagemünzen auch)

Die Erhaltung entspricht dann zwar nicht numismatische Ansprüchen und die Auswahl ist etwas eingeschränkt (Preußen, Bayern, Hamburg;; / jeweils nicht die selteneren Jahrgänge), aber warum nicht. Nicht jeder der nach Reichsgoldmünßen als Anlage fragt, will auch "richtiger" Münzsammler werden und sich gleich in die numismatische Feinheiten einarbeiten.

Gruß
Zuletzt geändert von Rollentöter am Sa 12.09.20 21:45, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste