Die Schönheit der Münzen des Commodus
Moderator: Homer J. Simpson
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus
Ulrich Werz, Ein seltener Denar des Commodus
https://denkmalatlas.niedersachsen.de/v ... kte/denar/
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mit freundlichem Gruß
IVSTVS
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https://www.numisforums.com/profile/245-justus/
https://independent.academia.edu/HJJost
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- kc
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus
Dieser Sesterz wurde auf einem kleinen Schrötling geprägt, welcher eventuell für ein As gedacht war? Es ist derselbe Typ, welchen Mynter eine Seite zuvor gezeigt hat.
Av. L AEL AVREL COMM AVG P FEL, laureate head right.
Rev. P M TR P XVII IMP VIII COS VII P P / S C, Roma standing right, holding spear, clasping hands with Fides standing left, holding sceptre; star between.
Mint: Rome, 177-192 AD.
27/28mm 19.75g
RIC 608, Cohen 588.
Purchased from Forum Ancient Coins.
Ex Ammon Shahar Collection.
Av. L AEL AVREL COMM AVG P FEL, laureate head right.
Rev. P M TR P XVII IMP VIII COS VII P P / S C, Roma standing right, holding spear, clasping hands with Fides standing left, holding sceptre; star between.
Mint: Rome, 177-192 AD.
27/28mm 19.75g
RIC 608, Cohen 588.
Purchased from Forum Ancient Coins.
Ex Ammon Shahar Collection.
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus
Knapp 20 Gramm sind für einen Sesterzen zu der Zeit schon okay, zu schwer für einen As; sie hätten den Schrötling halt vorher noch ein bißchen breitklopfen sollen. Leider haben sich bei den Sesterzen des Commodus die Münzhandwerker meist wesentlich weniger Mühe gegeben als die Stempelschneider. Gut ausgeprägte Commodus-Sesterzen sind wirklich Glückssache.
Homer
Homer
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- kc (Sa 24.07.21 13:27) • Georgios5 (Do 25.11.21 19:41)
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!
- Perinawa
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus
Nach langer Zeit hat mal wieder ein Commodus Einzug in meine Sammlung gehalten. Besonders gut gefällt mir die Darstellung und Ausprägung der Rückseite; leider sind viele Reversdarstellungen flau, da die Stempel wohl bis zur Vergasung genutzt wurden.
Unglückseeligerweise ist mir mein Uralt-laptop mit meinem Bildbearbeitungsprogramm abgestürzt, so dass ich vorläufig mal das Verkäuferfoto verwenden muss.
Commodus
Denar
190/191 n.Chr.
Rom
Av.: Belorbeerte Büste n.r. - M COMM ANT P FEL AVG BRIT PP
Rev.: Apollo (Palatinus) mit Lyra und Plektrum - APOL PAL PM TRP XVI COS VI
2,73 Gr.
RIC 218
Unglückseeligerweise ist mir mein Uralt-laptop mit meinem Bildbearbeitungsprogramm abgestürzt, so dass ich vorläufig mal das Verkäuferfoto verwenden muss.
Commodus
Denar
190/191 n.Chr.
Rom
Av.: Belorbeerte Büste n.r. - M COMM ANT P FEL AVG BRIT PP
Rev.: Apollo (Palatinus) mit Lyra und Plektrum - APOL PAL PM TRP XVI COS VI
2,73 Gr.
RIC 218
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus
Die hätte ich auch genommen, Glückwunsch! 
Da wurde dem legendären Karl Dall gehuldigt
Da wurde dem legendären Karl Dall gehuldigt

Grüße,
Joel
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus
Den hier hab ich mir jetzt zugelegt, da die Prägung nicht so flach ist, wie man das sonst so von Commodus gewöhnt ist.
Und die Tönung ist auch ganz angenehm.
Martin
Und die Tönung ist auch ganz angenehm.
Martin
131 Köppe /201 (Kampmann)
1.) Ziel erreicht!
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- Mynter
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus
Nicht gerade die allerbeste Erhaltung, dennoch wollte ich diese Münze unbedingt haben, da ein Exemplar dieses Typs am Harzhorn gefunden wurde, als der einzige bestimmbare Sesterz neben neun Severerdenaren.
RIC 561
Kamp 41.203
Sesterz, Rom 190
Genius mit Patera über einem Altar opfernd nach links
18,51 g
Geprägt auf einem sehr knappen Schrötling mit einem Durchmesser von ca 27- 28 mm.
RIC 561
Kamp 41.203
Sesterz, Rom 190
Genius mit Patera über einem Altar opfernd nach links
18,51 g
Geprägt auf einem sehr knappen Schrötling mit einem Durchmesser von ca 27- 28 mm.
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- jschmit (Do 21.07.22 17:34) • Numis-Student (Mi 09.11.22 08:03)
Grüsse, Mynter
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus
Diesen seltenen Sesterzen konnte ich einfangen. Der Typ mit Apollo ist schon ziemlich selten, aber alle Exemplare, welche ich gefunden habe, hatten COS VI im Feld. Meine Münze hat aber COS V und ist eine Variante von RIC 559.
29mm 24,46g
VG
kc
29mm 24,46g
VG
kc
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- jschmit (Do 21.07.22 17:35) • Numis-Student (Do 21.07.22 20:39) • Steffl0815 (Di 08.11.22 10:44)
- Homer J. Simpson
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus
Sehr schön, meinen nicht ganz neidlosen Glückwunsch! Da lacht des Variantenjägers Herz!
Wo gab's den denn? Der hätte auch gut zu mir gepaßt - ich habe schon den dazu passenden Denar mit COS V (RIC 205var.). Scheint doch eine seltene, aber reguläre Emission zu sein.
Viele Grüße,
Homer
Wo gab's den denn? Der hätte auch gut zu mir gepaßt - ich habe schon den dazu passenden Denar mit COS V (RIC 205var.). Scheint doch eine seltene, aber reguläre Emission zu sein.
Viele Grüße,
Homer
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- Numis-Student (Do 21.07.22 20:39)
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus
Danke sehr, die beiden Stücke würden gut miteinander harmonieren..den Sesterzen habe ich von einem Sammler aus Belgien. Die Erhaltung ist für diesen Typ und Kaiser auch sehr gut. Das alles führte aber zu einem nicht grade günstigen Kauf.
VG
kc
VG
kc
- Homer J. Simpson
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus
Ja, es ist wirklich schade, daß gerade unter Commodus einerseits so viele interessante Sesterzentypen geprägt wurden, andererseits die Prägung oft so lieblos und schlampig war (und so oft auf zu kleinen Schrötlingen!).
Homer
Homer
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus
Ich dachte, ich poste hier mal ein Commodus Medaillon, welches heute bei Soler versteigert wurde. Leider ist es nicht meins.
Es ist das erste, aus 3 Teilen (Innenstück und 2 Ringen) bestehende Medaillon, welches mir untergekommen ist.
https://www.soleryllach.com/en/lot/1129 ... -comodo-an
Grüße
kc
Es ist das erste, aus 3 Teilen (Innenstück und 2 Ringen) bestehende Medaillon, welches mir untergekommen ist.
https://www.soleryllach.com/en/lot/1129 ... -comodo-an
Grüße
kc
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Re: Die Schönheit der Münzen des Commodus
Numismatik, Archäologie und antike Geschichtsschreibung gehen bei diesem Münztyp Hand in Hand:
VOTA SOLVTA PRO SALVTE POPVLI ROMANI
(Die Gelübde für das Wohlergehen des römischen Volkes sind erfüllt)
Diese Münze umgibt der Hauch von Tod und Verwesung.
Die Untersuchungen von Instinsky (Salus Generis Humani, in: Hamburger Beiträge zur Numismatik und Geldgeschichte I, 1947) haben gezeigt, dass unter Traian mit populus romanus nur die römischen Vollbürger gemeint waren, während die Bezeichnung genus humanum hauptsächlich die Bevölkerung in den Provinzen umfasste.
„Eine Epidemie im Jahr 189 laut dem griechischen Autor Cassius Dio täglich mehr als 8.000 Menschen das Leben gekostet haben. Zwar ist diese Angabe heute umstritten, doch sie zeigt die Größenordnung der Sterblichkeit während solcher Phasen. … Unsicher ist, wie man versuchte, der Leichen Herr zu werden. Die wenigen schriftlichen Zeugnisse stammen zumeist aus republikanischer Zeit. Ihnen zufolge warf man viele Tote in den Tiber, andere entsorgte man in dem Graben, der die so genannte Servianische Stadtmauer umgab … Diese Nutzung des Grabens [1] wurde … unter Augustus im 1. Jahrhundert v. Chr. ganz verboten. Aus der nun folgenden Kaiserzeit gibt es kaum verwertbare Berichte über den Umgang mit massenhaft anfallenden Toten. Wohin ließ beispielsweise Kaiser Commodus (161-192) die von Cassius Dio erwähnten Opfer der Antoninischen Pest bringen? Die antike Überlieferung schweigt sich hierzu aus“.
In diesem Zusammenhang ist die Katakombe von Sankt Petrus und Marcellinus [2] interessant. „Nachdem ein Teil des mittleren Sektors eingebrochen war, konnten Archäologen 2004 einen bis dahin unzugänglichen Bereich untersuchen, der sich deutlich von den anderen unterschied. Die Forscher untersuchten zwei kleinere Räume gänzlich, zwei größere teilweise. Sie legten die Skelette von insgesamt etwa 500 Individuen frei, die in mehreren Lagen aufeinandergestapelt waren. … Datierungen anhand diverser Kleinfunde und Münzen sowie mit Radiokohlenstoffanalysen von Knochen- und Geweberesten bestätigten, dass die Kammern bereits Ende des 1. bis Anfang des 3. Jahrhunderts als Grablege dienten … Die Bestattung einer großen Zahl von Toten am gleichen Ort lässt vermuten, sie seien einer Seuche zum Opfer gefallen … Doch laut einer 3-D-Rekonstruktion des Gesamtvolumens der Körper vor der Verwesung hätte das verfügbare Volumen der Grabkammern für eine gleichzeitige Deponierung aller Toten auf keinen Fall gereicht [Bild unten]. … Löst man den Blick von Einzelskeletten und betrachtet sie als Bestandteil archäologischer Schichten, fällt auf, dass … einige Schichten … zu-dem nach unten durchgebogen [waren], wobei die Schädel und die Knochen der unteren Gliedmaßen über denen des Rumpfs lagen. Wahrscheinlich sack-ten die offenbar gemeinsam verwesenden Körper in die Form der darunterliegenden Schicht bereits zersetzter Kadaver. Auch wenn nicht alle 500 Menschen Opfer ein und desselben Ereignisses geworden waren, gab es also zweifellos Massenbestattungen, und die Kammern dienten als Notfallgrablege für Krisenzeiten. Die Antoninische Pest, die manche Medizinhistoriker den Pocken zuschreiben, würde zur Datierung passen. Allerdings konnte bislang keine DNA eines entsprechenden Pathogens identifziert werden. … Offenbar genossen zu-mindest einige der Toten eine hohe gesellschaftliche Stellung, denn zu den Kleinfunden gehörten zum Beispiel ein Paar goldener Ohrringe und ein Ring aus Gagat. Viele Leichname waren in Leinen eingewickelt worden, und manche dieser Stoffe waren von feiner Machart, wiesen bisweilen sogar eingewebte Goldfäden auf. Zuvor hatte man etliche Tote chemischen Analysen nach von Kopf bis Fuß mit Gips bedeckt. In dessen Resten sowie auf den Skeletten entdeckten die Forscher auch feine rötliche Partikel, die sich als Bernstein von der Ostseeküste herausstellten, sowie Rückstände von Sandarak und Weihrauch. Ersterer galt als Schutz gegen Krankheiten, unterstreicht also die Seuchenthese. Auch die beiden Harze passen dazu: Die hippokratische Tradition der antiken Medizin vertrat nämlich die Ansicht, dass übel riechende Luft gefährlich sei … … Dass die Gruft von Marcellinus und Petrus kein Einzelfall war, bewies der italienische Archäologe Giuseppe Wilpert: In der Katakombe von Sankt Calixtus legte er eine ähnlich organisierte Abfolge aus mehreren Schichten aufgehäufter menschlicher Skelette frei, die in die gleiche Zeitspanne datiert. Beide Massengräber unterstreichen die Überlieferung des Cassius Dio, der von 8.000 Toten pro Tag infolge der Antoninischen Pest schrieb“ (Castex / Kacki, Hauptstadt der Seuchen, in: Spektrum, 19. Mai 2016).
Nach Ausweisung der Reverslegende bezieht sich das Münzbild auf die Einlösung (neben Soluta auch durch den dargebrachten Opferstier zu Füßen des Dreibeins) der an die Götter gerichteten Gelübde, der Bevölkerung der römischen Hauptstadt durch Abwendung der "Pest" die Gesundheit wieder zurückzugeben. Die Münze wurde im zweiten Halbjahr 191 n.Chr. emittiert (ersichtlich am neuen Averslegendentyp L AEL...).
Und noch etwas enthüllt - gerade durch die festgestellte Münzdatierung - dieser Denar, nämlich die Verlogenheit der senatorischen Geschichtsschreibung. Denn das "Jahr der 25 Konsule" 190 n.Chr. dürfte nach Darstellung der Dinge nicht dem korrupten Regime des Commodus (Stichwort Prätorianerpräfekt Cleander und das Verschachern politischer Ämter) geschuldet sein, sondern durch die Notlage, die durch das Wegsterben auch der reichen Stadtrömer entstanden war, hervorgerufen worden sein.
1: „Ausgrabungen auf dem Esquilin, einem der sieben Hügel Roms, förderten Ende des 19. Jahrhunderts einen Teil der Verteidigungsanlage zu Tage. Die Mauer säumte tatsächlich ein gewaltiger Graben von gut 30 Meter Breite und etwa 9 Meter Tiefe, der auf einer Länge von mehr als 30 Metern frei gelegt wurde. Er war bis zum Rand mit menschlichen Skeletten gefüllt. Die Archäologen schätzten, dass etwa 24.000 Leichen dort ,beigesetzt‘ worden waren. Ob es sich dabei hauptsächlich um Seuchenopfer handelte und zu welcher Zeit die Menschen starben, ist nicht bekannt“ (Castex / Kacki, ebd.).
2: Die Katakombe, eine von 60 in Rom und Umgebung, besteht aus einem Netz von quer zueinander verlaufenden Gängen. Hier meißelte man von Ende des 3. Jh. n.Chr. bis zu Beginn des 5. Jh. n.Chr. etwa 25.000 loculi (Einzelgräbern) aus den Wänden heraus, verteilt auf ca. 4,5 km Galerien und drei Stockwerke.
VOTA SOLVTA PRO SALVTE POPVLI ROMANI
(Die Gelübde für das Wohlergehen des römischen Volkes sind erfüllt)
Diese Münze umgibt der Hauch von Tod und Verwesung.
Die Untersuchungen von Instinsky (Salus Generis Humani, in: Hamburger Beiträge zur Numismatik und Geldgeschichte I, 1947) haben gezeigt, dass unter Traian mit populus romanus nur die römischen Vollbürger gemeint waren, während die Bezeichnung genus humanum hauptsächlich die Bevölkerung in den Provinzen umfasste.
„Eine Epidemie im Jahr 189 laut dem griechischen Autor Cassius Dio täglich mehr als 8.000 Menschen das Leben gekostet haben. Zwar ist diese Angabe heute umstritten, doch sie zeigt die Größenordnung der Sterblichkeit während solcher Phasen. … Unsicher ist, wie man versuchte, der Leichen Herr zu werden. Die wenigen schriftlichen Zeugnisse stammen zumeist aus republikanischer Zeit. Ihnen zufolge warf man viele Tote in den Tiber, andere entsorgte man in dem Graben, der die so genannte Servianische Stadtmauer umgab … Diese Nutzung des Grabens [1] wurde … unter Augustus im 1. Jahrhundert v. Chr. ganz verboten. Aus der nun folgenden Kaiserzeit gibt es kaum verwertbare Berichte über den Umgang mit massenhaft anfallenden Toten. Wohin ließ beispielsweise Kaiser Commodus (161-192) die von Cassius Dio erwähnten Opfer der Antoninischen Pest bringen? Die antike Überlieferung schweigt sich hierzu aus“.
In diesem Zusammenhang ist die Katakombe von Sankt Petrus und Marcellinus [2] interessant. „Nachdem ein Teil des mittleren Sektors eingebrochen war, konnten Archäologen 2004 einen bis dahin unzugänglichen Bereich untersuchen, der sich deutlich von den anderen unterschied. Die Forscher untersuchten zwei kleinere Räume gänzlich, zwei größere teilweise. Sie legten die Skelette von insgesamt etwa 500 Individuen frei, die in mehreren Lagen aufeinandergestapelt waren. … Datierungen anhand diverser Kleinfunde und Münzen sowie mit Radiokohlenstoffanalysen von Knochen- und Geweberesten bestätigten, dass die Kammern bereits Ende des 1. bis Anfang des 3. Jahrhunderts als Grablege dienten … Die Bestattung einer großen Zahl von Toten am gleichen Ort lässt vermuten, sie seien einer Seuche zum Opfer gefallen … Doch laut einer 3-D-Rekonstruktion des Gesamtvolumens der Körper vor der Verwesung hätte das verfügbare Volumen der Grabkammern für eine gleichzeitige Deponierung aller Toten auf keinen Fall gereicht [Bild unten]. … Löst man den Blick von Einzelskeletten und betrachtet sie als Bestandteil archäologischer Schichten, fällt auf, dass … einige Schichten … zu-dem nach unten durchgebogen [waren], wobei die Schädel und die Knochen der unteren Gliedmaßen über denen des Rumpfs lagen. Wahrscheinlich sack-ten die offenbar gemeinsam verwesenden Körper in die Form der darunterliegenden Schicht bereits zersetzter Kadaver. Auch wenn nicht alle 500 Menschen Opfer ein und desselben Ereignisses geworden waren, gab es also zweifellos Massenbestattungen, und die Kammern dienten als Notfallgrablege für Krisenzeiten. Die Antoninische Pest, die manche Medizinhistoriker den Pocken zuschreiben, würde zur Datierung passen. Allerdings konnte bislang keine DNA eines entsprechenden Pathogens identifziert werden. … Offenbar genossen zu-mindest einige der Toten eine hohe gesellschaftliche Stellung, denn zu den Kleinfunden gehörten zum Beispiel ein Paar goldener Ohrringe und ein Ring aus Gagat. Viele Leichname waren in Leinen eingewickelt worden, und manche dieser Stoffe waren von feiner Machart, wiesen bisweilen sogar eingewebte Goldfäden auf. Zuvor hatte man etliche Tote chemischen Analysen nach von Kopf bis Fuß mit Gips bedeckt. In dessen Resten sowie auf den Skeletten entdeckten die Forscher auch feine rötliche Partikel, die sich als Bernstein von der Ostseeküste herausstellten, sowie Rückstände von Sandarak und Weihrauch. Ersterer galt als Schutz gegen Krankheiten, unterstreicht also die Seuchenthese. Auch die beiden Harze passen dazu: Die hippokratische Tradition der antiken Medizin vertrat nämlich die Ansicht, dass übel riechende Luft gefährlich sei … … Dass die Gruft von Marcellinus und Petrus kein Einzelfall war, bewies der italienische Archäologe Giuseppe Wilpert: In der Katakombe von Sankt Calixtus legte er eine ähnlich organisierte Abfolge aus mehreren Schichten aufgehäufter menschlicher Skelette frei, die in die gleiche Zeitspanne datiert. Beide Massengräber unterstreichen die Überlieferung des Cassius Dio, der von 8.000 Toten pro Tag infolge der Antoninischen Pest schrieb“ (Castex / Kacki, Hauptstadt der Seuchen, in: Spektrum, 19. Mai 2016).
Nach Ausweisung der Reverslegende bezieht sich das Münzbild auf die Einlösung (neben Soluta auch durch den dargebrachten Opferstier zu Füßen des Dreibeins) der an die Götter gerichteten Gelübde, der Bevölkerung der römischen Hauptstadt durch Abwendung der "Pest" die Gesundheit wieder zurückzugeben. Die Münze wurde im zweiten Halbjahr 191 n.Chr. emittiert (ersichtlich am neuen Averslegendentyp L AEL...).
Und noch etwas enthüllt - gerade durch die festgestellte Münzdatierung - dieser Denar, nämlich die Verlogenheit der senatorischen Geschichtsschreibung. Denn das "Jahr der 25 Konsule" 190 n.Chr. dürfte nach Darstellung der Dinge nicht dem korrupten Regime des Commodus (Stichwort Prätorianerpräfekt Cleander und das Verschachern politischer Ämter) geschuldet sein, sondern durch die Notlage, die durch das Wegsterben auch der reichen Stadtrömer entstanden war, hervorgerufen worden sein.
1: „Ausgrabungen auf dem Esquilin, einem der sieben Hügel Roms, förderten Ende des 19. Jahrhunderts einen Teil der Verteidigungsanlage zu Tage. Die Mauer säumte tatsächlich ein gewaltiger Graben von gut 30 Meter Breite und etwa 9 Meter Tiefe, der auf einer Länge von mehr als 30 Metern frei gelegt wurde. Er war bis zum Rand mit menschlichen Skeletten gefüllt. Die Archäologen schätzten, dass etwa 24.000 Leichen dort ,beigesetzt‘ worden waren. Ob es sich dabei hauptsächlich um Seuchenopfer handelte und zu welcher Zeit die Menschen starben, ist nicht bekannt“ (Castex / Kacki, ebd.).
2: Die Katakombe, eine von 60 in Rom und Umgebung, besteht aus einem Netz von quer zueinander verlaufenden Gängen. Hier meißelte man von Ende des 3. Jh. n.Chr. bis zu Beginn des 5. Jh. n.Chr. etwa 25.000 loculi (Einzelgräbern) aus den Wänden heraus, verteilt auf ca. 4,5 km Galerien und drei Stockwerke.
- Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Lucius Aelius für den Beitrag (Insgesamt 5):
- Steffl0815 (Di 08.11.22 10:52) • Laurentius (Di 08.11.22 11:50) • Numis-Student (Di 08.11.22 12:39) • Chippi (Di 08.11.22 16:59) • aquensis (Mi 09.11.22 17:47)
Gruss
Lucius Aelius
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