Die Bauten Roms auf römischen Münzen
Moderator: Homer J. Simpson
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Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen
„Lehrreich“ ist immer positiv, aber ist „belehrend“ immer negativ gemeint? Nein, ist es meinem Sprachempfinden nach nicht. Aber ich lasse mich da gerne eines Besseren belehren.
Kiko
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- Perinawa
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Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen
Meine eigene Beschäftigung mit dem Thema "Comitium" war schon lehrreich, weil ich davor mit dem Begriff gar nicht viel anfangen konnte. Das ist meistens dann der Fall, wenn es vor Ort keine greifbaren Überreste gibt.
Dann kann ich mich ja demnächst der/den Rostra in ihrer/ihren jeglichen Form/en zuwenden... das ist nochmal ein spannendes (und meinetwegen lehrreiches) und unterhaltsames Thema, wozu es auch ein paar Münzen mehr gibt.
Dauert aber 'n büsken... das Wetter ist einfach zu gut zum Lernen/Lehren
Schönes Wochenende
Grüsse
Rainer
Dann kann ich mich ja demnächst der/den Rostra in ihrer/ihren jeglichen Form/en zuwenden... das ist nochmal ein spannendes (und meinetwegen lehrreiches) und unterhaltsames Thema, wozu es auch ein paar Münzen mehr gibt.
Dauert aber 'n büsken... das Wetter ist einfach zu gut zum Lernen/Lehren
Schönes Wochenende
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Rainer
Alles, was wir hören, ist eine Meinung, nicht ein Faktum. Alles, was wir sehen, ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit. (Marcus Aurelius)
- Perinawa
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Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen
Wo du es sagst: Das ist tatsächlich doppeldeutig
Alles, was wir hören, ist eine Meinung, nicht ein Faktum. Alles, was wir sehen, ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit. (Marcus Aurelius)
Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen
Hallo,
damit dieser Thread nicht für immer in den unergründlichen Tiefen dieses Forums verschwindet, habe ich mich entschlossen, wenigstens mal wieder einen kleinen Beitrag zu verfassen.
Als Grundlage hierfür dient mir ein Denar (siehe Abb. 1) aus der Anfangsphase meiner Sammelleidenschaft. Es handelt sich um einen Trajan Denar mit der Trajanssäule auf der Rückseite. Um genau diese soll es im Folgenden auch gehen. Natürlich kann sich diese Betrachtung nur auf die rudimentärsten Grundlagen beschränken, da mir zum einen einfach die notwendige Literatur fehlt und zweitens dieses Bauwerk so komplex ist.
Die Säule war ein nicht unwesentlicher Bestandteil des 300 x 185 m großen Forum Traiani, das bis heute nur zu ca. 1/3 ausgegraben wurde.
Im groben kann man das Form in drei Hauptteile (siehe Abb. 2) von Süden nach Norden gliedern: Forumsplatz, mit einem monumentalen Reiterstandbild des Trajan (Der Sockel misst ca. 3,76m x 7,54m! Damit war das Standbild wohl doppelt so groß wie die Reiterstatue des Marcus Aurelius auf dem Kapitol.) (siehe Abb. 3), Basilika und Tempelareal. Letzters wurde allerdings noch nicht ergraben und bleibt bisher hypothetisch, da zu dieser Zeit wohl Tempel nicht mehr zwingender Bestandteil einer Forumsanlage waren. Im Nordosten und Südwesten wurde der offen Forumsplatz von Portiken flankiert, daran schloss sich im Nordwesten die Basilica Ulpia an, von der es schöne Darstellungen auf Aurei gibt, die ich mir aber leider nicht leisten kann . Die Schmalseiten der Basilica enden in halbkreisförmigen Apsiden und an der nördlichen Längsseite schließen sich eine Bibliothek an, die einen kleinen Platz umschließt, auf dem die Traianssäule steht (siehe Abb. 4) und den Besucher mit ihren Darstellungen aus den Dakischen Kriegen noch heute begeistert. Die 35,10m hohe Säule und die Bibliothek konnte der Kaiser am 12. Mai 113 n. u. Z., also erst anderthalb Jahre nach der Eröffnung des Forums, der Öffentlichkeit übergeben. Laut Sockelinschrift wurde sie vom Senat und Volk Roms zu Ehren des Traian errichtet.
Die Säule steht auf einem Sockel, ist mit einem 200m langen Reliefband von weit über hundert Szenen der Dakerkriege in den Jahren 101/102 und 105/106 n. u. Z. umgeben und wird in 29,78m über dem Sockel, das entspricht 100 römischen Fuß, eine runde Chiffre für „Unermesslichkeit, von einer Statue des Kaisers gekrönt.
Den genauen Schmuck der Säule wiederzugeben sprengt den Rahmen dieser Darstellung. Wer sich aber dafür interessiert, dem sei der Aufsatz von Tonio Hölscher empfohlen, der die Grundlage meiner Ausführungen bildet und den ich natürlich in der Literatur angebe.
Auf Grundlage dieses Aufsatzes möchte ich hier nur kurz die Gliederung der Szenen wiedergeben.
Szene 1-30 1. Feldzug gegen die Daker: Vormarsch, von Viminacium ausgehend bis zum Sieg von Tapae, Ende an Sperrfestungen
Szene 31-47 Der dakische Gegenstoß im Winter 101-102 n. u. Z.: Die Römer in der Defensive, Invasion der Daker bis nach Moesien. Zurückschlagung der Daker bei Nikopolis und Adamklissi.
Szenen 48-77: 3. Feldzug Offensive bis ins Bergland von Orastie, ohne jedoch die Hauptstadt Sarmizegtusa einzunehmen. Vorläufiges Ende des Krieges.
Szene 78: Viktoria zw. zwei Tropaea
Szenen 79-100: Anmarsch Traians durch den Balkan zum Kriegsschauplatz.
Szenen 101-155: 5. Feldzug 106 n. u. Z.. Offensive, von Pontes – Drobeta ausgehende Eroberung aller dakischen Festungen, inklusive der Hauptstadt. Ende des Decebalus.
Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht von mir geben. Man sollte nur noch festhalten, dass der hier so heroisch dargestellte Sieg über die Daker aus heutiger Sicht einen Völkermord darstellt, der mit der nahezu vollständigen Vernichtung der dakischen Kultur endete. Das Gebiet musste nach diesem Krieg wiederbesiedelt werden, was man heute noch daran erkennen kann, dass das Rumänische eine romanische Sprache ist.
Gruß
Alex
Literatur
Asmus-Nünnerich, Annette, Er baute für das Volk!? Die stadtrömischen Bauten des Traian, in : Annette Nünnerich-Asmus (Hrsg.), Traian Ein Kaiser der Superlative am Beginn einer Umbruchzeit, Mainz a. R., 2002, S. 97-104.
Hölscher, Tonio, Bilder der Macht und Herrschaft, in : Annette Nünnerich-Asmus (Hrsg.), Traian Ein Kaiser der Superlative am Beginn einer Umbruchzeit, Mainz a. R., 2002, S. 127-136.
Abbildungsverzeichnis:
Abb. 1 Denar MIR 425v
Abb. 2 Denar MIR 394b
Abb. 3 Skizze des Forum Traiani:
https://de.wikipedia.org/wiki/Trajansfo ... sforum.jpg, letzter Zugriff: 21.08.2020.
Abb. 4 Traianssäule: https://de.wikipedia.org/wiki/Trajanss% ... rom_SE.jpg, letzter Zugriff: 21.08.2020.
damit dieser Thread nicht für immer in den unergründlichen Tiefen dieses Forums verschwindet, habe ich mich entschlossen, wenigstens mal wieder einen kleinen Beitrag zu verfassen.
Als Grundlage hierfür dient mir ein Denar (siehe Abb. 1) aus der Anfangsphase meiner Sammelleidenschaft. Es handelt sich um einen Trajan Denar mit der Trajanssäule auf der Rückseite. Um genau diese soll es im Folgenden auch gehen. Natürlich kann sich diese Betrachtung nur auf die rudimentärsten Grundlagen beschränken, da mir zum einen einfach die notwendige Literatur fehlt und zweitens dieses Bauwerk so komplex ist.
Die Säule war ein nicht unwesentlicher Bestandteil des 300 x 185 m großen Forum Traiani, das bis heute nur zu ca. 1/3 ausgegraben wurde.
Im groben kann man das Form in drei Hauptteile (siehe Abb. 2) von Süden nach Norden gliedern: Forumsplatz, mit einem monumentalen Reiterstandbild des Trajan (Der Sockel misst ca. 3,76m x 7,54m! Damit war das Standbild wohl doppelt so groß wie die Reiterstatue des Marcus Aurelius auf dem Kapitol.) (siehe Abb. 3), Basilika und Tempelareal. Letzters wurde allerdings noch nicht ergraben und bleibt bisher hypothetisch, da zu dieser Zeit wohl Tempel nicht mehr zwingender Bestandteil einer Forumsanlage waren. Im Nordosten und Südwesten wurde der offen Forumsplatz von Portiken flankiert, daran schloss sich im Nordwesten die Basilica Ulpia an, von der es schöne Darstellungen auf Aurei gibt, die ich mir aber leider nicht leisten kann . Die Schmalseiten der Basilica enden in halbkreisförmigen Apsiden und an der nördlichen Längsseite schließen sich eine Bibliothek an, die einen kleinen Platz umschließt, auf dem die Traianssäule steht (siehe Abb. 4) und den Besucher mit ihren Darstellungen aus den Dakischen Kriegen noch heute begeistert. Die 35,10m hohe Säule und die Bibliothek konnte der Kaiser am 12. Mai 113 n. u. Z., also erst anderthalb Jahre nach der Eröffnung des Forums, der Öffentlichkeit übergeben. Laut Sockelinschrift wurde sie vom Senat und Volk Roms zu Ehren des Traian errichtet.
Die Säule steht auf einem Sockel, ist mit einem 200m langen Reliefband von weit über hundert Szenen der Dakerkriege in den Jahren 101/102 und 105/106 n. u. Z. umgeben und wird in 29,78m über dem Sockel, das entspricht 100 römischen Fuß, eine runde Chiffre für „Unermesslichkeit, von einer Statue des Kaisers gekrönt.
Den genauen Schmuck der Säule wiederzugeben sprengt den Rahmen dieser Darstellung. Wer sich aber dafür interessiert, dem sei der Aufsatz von Tonio Hölscher empfohlen, der die Grundlage meiner Ausführungen bildet und den ich natürlich in der Literatur angebe.
Auf Grundlage dieses Aufsatzes möchte ich hier nur kurz die Gliederung der Szenen wiedergeben.
Szene 1-30 1. Feldzug gegen die Daker: Vormarsch, von Viminacium ausgehend bis zum Sieg von Tapae, Ende an Sperrfestungen
Szene 31-47 Der dakische Gegenstoß im Winter 101-102 n. u. Z.: Die Römer in der Defensive, Invasion der Daker bis nach Moesien. Zurückschlagung der Daker bei Nikopolis und Adamklissi.
Szenen 48-77: 3. Feldzug Offensive bis ins Bergland von Orastie, ohne jedoch die Hauptstadt Sarmizegtusa einzunehmen. Vorläufiges Ende des Krieges.
Szene 78: Viktoria zw. zwei Tropaea
Szenen 79-100: Anmarsch Traians durch den Balkan zum Kriegsschauplatz.
Szenen 101-155: 5. Feldzug 106 n. u. Z.. Offensive, von Pontes – Drobeta ausgehende Eroberung aller dakischen Festungen, inklusive der Hauptstadt. Ende des Decebalus.
Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht von mir geben. Man sollte nur noch festhalten, dass der hier so heroisch dargestellte Sieg über die Daker aus heutiger Sicht einen Völkermord darstellt, der mit der nahezu vollständigen Vernichtung der dakischen Kultur endete. Das Gebiet musste nach diesem Krieg wiederbesiedelt werden, was man heute noch daran erkennen kann, dass das Rumänische eine romanische Sprache ist.
Gruß
Alex
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Asmus-Nünnerich, Annette, Er baute für das Volk!? Die stadtrömischen Bauten des Traian, in : Annette Nünnerich-Asmus (Hrsg.), Traian Ein Kaiser der Superlative am Beginn einer Umbruchzeit, Mainz a. R., 2002, S. 97-104.
Hölscher, Tonio, Bilder der Macht und Herrschaft, in : Annette Nünnerich-Asmus (Hrsg.), Traian Ein Kaiser der Superlative am Beginn einer Umbruchzeit, Mainz a. R., 2002, S. 127-136.
Abbildungsverzeichnis:
Abb. 1 Denar MIR 425v
Abb. 2 Denar MIR 394b
Abb. 3 Skizze des Forum Traiani:
https://de.wikipedia.org/wiki/Trajansfo ... sforum.jpg, letzter Zugriff: 21.08.2020.
Abb. 4 Traianssäule: https://de.wikipedia.org/wiki/Trajanss% ... rom_SE.jpg, letzter Zugriff: 21.08.2020.
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Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen
Vielen Dank, Alex. Nee, der Trööt wird nicht einschlafen. Im Moment fehlt mir nur die Zeit.
Ach ja, diesen Denaren suche ich auch noch. Aber entweder ist er mir zu abgenudelt oder zu teuer.
Grüsse
Rainer
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Rainer
Alles, was wir hören, ist eine Meinung, nicht ein Faktum. Alles, was wir sehen, ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit. (Marcus Aurelius)
Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen
Ja, die Zeit ist das größte Problem. Deswegen habe ich mir auch die Sichtung der Schriftquellen zum Forum erspart, da das dann nochmal richtig Zeit in Anspruch nimmt.
Außerdem lohnt der Aufwand eh nicht wirklich, wenn ich mir die Resonanz auf die Beiträge hier ansehe. Aber wenn ich mal die Muße habe, werde ich sie mir noch zu meinem eigenen Vergnügen raussuchen.
Ich freue mich jedenfalls auf deinen nächsten Beitrag!
Gruß
Alex
P.s. Ich habe auch noch eine Reihe „Bauwerke“. Mal sehen, wann ich wieder Zeit und Lust habe.
Außerdem lohnt der Aufwand eh nicht wirklich, wenn ich mir die Resonanz auf die Beiträge hier ansehe. Aber wenn ich mal die Muße habe, werde ich sie mir noch zu meinem eigenen Vergnügen raussuchen.
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Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen
Hallo Alex,
Zu Deinen Beiträgen bleibt halt wenig hinzuzufügen.
Außer Danke sagen.
Danke!
Martin
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Martin
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Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen
Hallo Alex,
es ist so, dass ein solcher Beitrag, der schon den Charakter und die Funktion eines Artikels in einem Lexikon zur römischen Numismatik hat, nämlich Wissensvermittlung, kaum mit angemessenen Reaktionen "belohnt" werden kann.
Wir können DANKE sagen, wir können ein Dankeschön anklicken, evtl. könnte noch jemand das Bild des Aureus beisteuern...
Aber auf eine Echtheits- oder Bestimmungsanfrage lässt sich mit 2 Zeilen schon etwas "gescheites" (=nützliches) beitragen.
Also bitte betrachte die Sache so, wie sie ist: Du hast mit viel Aufwand einen gut lesbaren, wissensvermittelnden Text verfasst, den viele Leute gern lesen, der aber ebenso wie ein guter Lexikonartikel nicht mit Dankesbriefen honoriert wird.
Schöne Grüße
MR
es ist so, dass ein solcher Beitrag, der schon den Charakter und die Funktion eines Artikels in einem Lexikon zur römischen Numismatik hat, nämlich Wissensvermittlung, kaum mit angemessenen Reaktionen "belohnt" werden kann.
Wir können DANKE sagen, wir können ein Dankeschön anklicken, evtl. könnte noch jemand das Bild des Aureus beisteuern...
Aber auf eine Echtheits- oder Bestimmungsanfrage lässt sich mit 2 Zeilen schon etwas "gescheites" (=nützliches) beitragen.
Also bitte betrachte die Sache so, wie sie ist: Du hast mit viel Aufwand einen gut lesbaren, wissensvermittelnden Text verfasst, den viele Leute gern lesen, der aber ebenso wie ein guter Lexikonartikel nicht mit Dankesbriefen honoriert wird.
Schöne Grüße
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Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)
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- Mynter
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Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen
Ein schöner Beitrag, Alex. Vielen Dank für Deine Mühe. Die Säule steht auch noch auf meiner Einkaufsliste.
Interessant finde ich auch, daß die Höhe der Säule wohl nicht willkürlich gewählt wurde, sondern der Höhe des für ihren Bau teilweise abgetragenen Hügels entspricht. Die Säule ist damit auch ein Denkmal dafür, was der Optimus alles bewegt hat.
Interessant finde ich auch, daß die Höhe der Säule wohl nicht willkürlich gewählt wurde, sondern der Höhe des für ihren Bau teilweise abgetragenen Hügels entspricht. Die Säule ist damit auch ein Denkmal dafür, was der Optimus alles bewegt hat.
Grüsse, Mynter
- Perinawa
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Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen
Das Kolosseum
Rom - ein Sommermärchen
„Unter den meisten Taten des Kaisers (Titus) befindet sich nichts, was eine besondere Erwähnung verdiente, nur bei der Einweihung des Amphitheaters und des Bades, das seinen Namen trug, ließ er eine Menge bemerkenswerter Schauspiele veranstalten. Da gab es einen Kampf zwischen Kranichen und vier Elefanten, weiterhin wurden gegen neuntausend zahme und wilde Tiere getötet, und selbst Frauen - freilich nicht aus besseren Kreisen - beteiligten sich an deren Hinschlachtung. Zahlreiche Männer fochten als Einzelkämpfer, und nicht wenige Gruppen rangen in Land- und Seeschlachten miteinander. Denn Titus ließ eben jenes Theater plötzlich mit Wasser füllen und Pferde, Stiere und sonstige zahme Tiere hereinbringen, die dazu abgerichtet waren, sich im Wasser genau so wie auf dem Trockenen zu betragen. Hinzu kamen auch noch Leute auf Schiffen. Diese führten dort in der Rolle von Korkyräern und Korinthern eine Seeschlacht [...] Dies waren die Schauspiele, die man den Augen darbot, und sie dauerten einhundert Tage.“
Cassius Dio bietet uns eine Zusammenfassung der Ereignisse, die im Jahre 80 n.Chr. anlässlich der Einweihung wohl eines der berühmtesten, aber auch berüchtigsten Monumentalbauten der Antike dem römischen Volk dargeboten wurden. Das Amphitheatrum Novum, wie es wohl nach dem überlieferten Text einer Bauinschrift wirklich hiess, wurde an der Stelle, an der Nero zuvor einen künstlichen See anlegen liess, unter Vespasian erbaut und von seinem Sohn Titus eingeweiht. Die Bezeichnung ,novum' wäre mit neu sicherlich nur unzureichend übersetzt, denn der später nach dem kolossalen Standbild des Nero Kolosseum genannte Bau setzte neue Massstäbe gegenüber älteren Amphitheatern und wurde vorbildhaft für viele weitere der römischen Welt. Die Neuartigkeit lag zum einen in der monumentalen Grösse - immerhin fasste es bis zu 50.000 Zuschauer, aber auch in den realisierten Substruktionen, der logistischen Meisterleistung und der Ausstattung, die Vorführungen erlaubte, die herkömmliche Tier- und Gladiatorenkämpfe deutlich in den Schatten stellte. Zwar war schon zu Augustus' Zeiten ein Amphitheater aus Stein errichtet worden (temporäre Bauten aus Holz hatte es schon öfter gegeben), doch war dies beim Brand Roms 64 n. Chr. zerstört worden.
Das Kolosseum verfügte über ein ausgeklügeltes System von Zu- und Ausgängen, hatte unterirdische Gänge und Magazine mit Aufzügen für die Gladiatoren und Tiere, anfänglich konnte es sogar geflutet werden, um die berühmten Seeschlachten vergangener Zeiten nachzustellen. Grosse ausklappbare Sonnensegel machten die größte Mittagshitze erträglich. Mit anderen Worten: Das Kolosseum war ein großer architektonischer Wurf, dessen Zeitgeist sich bis in die Gegenwart erhalten hat. Es ist das Wahrzeichen der ewigen Stadt; denkt man an Rom, schiesst einem als erstes ein Bild des gewaltigen Amphitheaters in den Kopf.
Ich möchte mich aber hier nicht in Konstruktionsdetails verlieren, sondern das Bauwerk mit den zeitgenössischen Meistern erkunden und auch, wenn ein Cassius Dio hier und da sicher etwas übertreibt und die Historia Augusta bekanntermassen mit Vorsicht zu geniessen ist, lesen sich so manche Augenzeugenberichte spannender als die blosse Aneinanderreihung nüchterner Namen und Zahlen. Zugegeben fällt es nicht leicht, in würziger Kürze einen Überblick des Monumentes zu geben, das schon unzählige vor mir hochgejubelt und sogar als Pizza gebacken haben.
Wie Dio berichtet auch Sueton von den Ereignissen, die sich bei der Einweihung des Amphitheaters den Zuschauern boten:
"Trotzdem stand er (Titus) der Freigiebigkeit seiner Vorgänger in nichts nach, denn bei der Einweihung des Amphitheaters, neben dem er noch in aller Eile Bäder errichten liess, gab er ein prächtiges reiches Schauspiel. Er veranstaltete ein Seegefecht und liess Gladiatorenkämpfe und eine Jagd stattfinden, bei der an einem Tag 5000 wilde Tiere zu sehen waren."
Hier möchte ich dann mit einer Münze des Kaisers Titus einhaken. Ein Denar, der im Jahr 80 n.Chr. geprägt wurde, und auf das "Sommermärchen" verweist. Geprägt zu Ehren der Festspiele der Einweihung des Amphitheaters.
Natürlich kann man auch einen Sesterzen nicht vorenthalten, der tatsächlich das Kolosseum zeigt, aber für die meisten Sammler nur ein Traum bleibt. Hier möchte ich aber noch das "Beiwerk" im Feld links der Rückseite erwähnen - den Meta Sudans.
(Natürlich nicht aus meiner Sammlung!)
Im Zusammenhang mit dem Ausbau der Via dell'Impero verschwanden ebenfalls die Reste einer antiken Brunnenanlage. Der Meta Sudans ist auf alten Fotos noch deutlich zu erkennen, heute sieht man die wenigen Fragmente seines Fundaments direkt vor dem Triumphbogen des Konstantin nur noch von einem erhöhten Standpunkt aus. Man vermutet, dass der Brunnen zu Zeiten des Augustus als Markierungspunkt zwischen den Stadtbezirken diente. Der Name der Brunnenanlage entlehnt sich an der Bezeichnung meta für eine kegelförmige Wendemarke in einem Circus. Sobald von seinem höchsten Punkt aus das Wasser in das darunter liegende Becken läuft, scheint es so, als würde der Stein schwitzen, wovon die Bezeichnung sudans (schwitzend) stammt.
Aber zurück zum Kolosseum - es war der Dichter Martial, der als einziger Augenzeuge die Ereignisse wohl am umfangreichsten und poetischsten in seinem ,de spectaculis liber' überlieferte. Gleich das erste Epigramm der Sammlung macht deutlich: Das neue Amphitheater war ein neues Weltwunder, das alle anderen sieben der Antike in den Schatten stellte:
"Das barbarische Memphis schweige von den Wundern der Pyramiden, assyrische Leistungsfähigkeit rühme sich nicht Babylons, und die verweichlichten Ionier lobe man nicht wegen des Tempels der Trivia, der aus vielen Hörnern aufgeschichtete Altar bezeichne nicht Delos und die Karer sollen nicht in maßlosen Lobeshymnen das in luftigem Raum schwebende Mausoleum zu den Sternen erheben. Alle diese Mühe steht zurück vor dem Amphitheater des Kaisers, ein einziges Werk soll fortan für alle gerühmt werden."
Weiter beschreibt er nicht nur sehr genau den Ort des Geschehens, sondern vermittelt auch den damaligen Zeitgeist, der das Ende der feudalen Tyrannenherrschaft des Nero bejubelte:
„Hier, wo das Kolossalbild des Sonnengottes die Sterne aus größerer Nähe sieht und mitten auf der Straße die Baugerüste in die Höhe wachsen, strahlten zuvor die verhaßten Hallen des grausamen Regenten, und nur noch ein einziger Palast stand in der ganzen Stadt. Hier, wo der ehrwürdige Bau des eindrucksvollen Amphitheaters sich erhebt, lagen Neros künstliche Teiche.“
"Rom ist jetzt endlich wieder Rom" freut sich Martial weiter, "und unter deiner Obhut, Kaiser, genießt das Volk, was zuvor der Tyrann genoss."
Vormittags Tierhatzen, nachmittags Gladiatorenkämpfe - sozusagen im kollektiven Rudelrausch frönten die Zuschauer einem tagfüllenden Programm voll mit Animationen, und das kostenlos, denn der Eintritt war im allgemeinen für jedermann frei. Aus heutiger Sicht hielt sich der Bespassungsfaktor allerdings in Grenzen: Blut floss reichlich und so mancher Kaiser überschritt mit dem Buhlen um die Gunst des Volkes die Grenze der Geschmackslosigkeit erheblich. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass der allgemein bekannte Ausdruck "Brot und Spiele" für einen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung weit mehr bedeutete als die blosse Verfolgung der grausamen Darbietungen in der Arena. So mancher arme Schlupp konnte dort seinen knurrenden Magen füllen oder sogar einen weit grösseren Teil vom grossen „Kuchen“ abbekommen.
Nicht nur Brot; regelmässig wurden auch wertvollere Geschenke verteilt oder in die Menge geworfen, ja sogar Tombolas veranstaltet und so manch' einer konnte mit etwas Glück einen der kostbaren Gutscheine ergattern, den er anschliessend gegen eine Kuh oder vielleicht sogar gegen einen Sklaven eintauschen konnte. Durch Aktionen wie diese wird der euergetische Aspekt untermauert: Der Kaiser baut ausdrücklich für das Volk, der Kaiser inszeniert und sponsort die Schauspiele für das Volk. Seine Person steht eindeutig im Mittelpunkt; einerseits zwar fern ab des Mobs in der Sicherheit seiner kaiserlichen Loge, andererseits aber auch volksnah durch seine Anwesenheit mitten im Geschehen. Es gab sogar Kaiser - der berühmteste unter ihnen war wohl Commodus, die selbst aktiv an den Kämpfen teilnahmen.
Das Eingreifen des Kaisers in den Ablauf der Spiele wurde vom Publikum sogar erwartet. War beispielsweise ein Kampf zwischen zwei Tieren oder zwei Gladiatoren unentschieden, gab das Volk durch Rufen und Handzeichen seine Meinung kund, wer der Gewinner sein soll. Das letzte Wort hatte allerdings der Kaiser. Dies konnte er strategisch nutzen, um dem Volk zu gefallen oder seinen Machtanspruch durchzusetzen und gegen die Meinung des Volkes zu entscheiden.
Martial kommentiert einen unentschiedenen Kampf folgendermassen:
„Als Priscus und Verus den Kampf immer
noch in die Länge zogen, und beider
Kampf lange unentschieden war, da
forderte man mit lauten und wiederholten
Rufen für die Männer ein Ende. .
Schließlich fand sich ein Ende des unentschiedenen
Kampfes: Genau gleich hatten
sie gekämpft, genau gleich gaben sie auf.
Beiden schickte der Kaiser das hölzerne
Rapier, beiden die Siegespalme: Dies war
der Preis für außergewöhnliche Tapferkeit.
Das konnte nur unter Deiner Herrschaft,
Kaiser, geschehen: Obwohl zwei
gegeneinander kämpften, waren alle beide
Sieger.“
Die Tiere für die Darbietungen in der Arena kamen von weit her aus allen Teilen des Reiches; genau wie die Religionen war Exotisches in der Hauptstadt schwer in Mode und so mancher Reeder hat sich am Import der 'Bestien' krumm und dusselig verdient. Von der Jagd, aber auch vom Transport der possierlichen Tierchen zeugen zahlreiche Mosaiken - ganz besonders schöne kann man in der Villa Romana del Casala auf Sizilien bewundern. Hier ist auch nochmals deutlich zu erkennen, dass die Haut des Dickhäuters rautenförmig dargestellt ist, und auch als Vorlage für die Abbildung auf den Münzen diente.
Es ist historisch nicht gesichert, jedoch wahrscheinlich, dass im Kolosseum auch diejenigen, die nach der römischen Rechtsprechung eines Verbrechens schuldig gesprochen waren, den Tod fanden. Entweder wurden sie durch wilde Tiere (damnatio ad bestias) in den Hades geschickt oder gezwungen, gegeneinander bis zum Tode zu kämpfen, was der damnatio ad ferrum entsprach. Die verbreitete Annahme, dass im Rahmen von Christenverfolgungen zahlreiche Märtyrer im Kolosseum auf diese Weise den Tod gefunden hätten, ist ebenfalls nicht durch antike Quellen belegt, und viele Forscher vermuten, dass die Hinrichtungen an anderer Stelle stattfanden.
Der Untergang - Das Kolosseum im Mittelalter
Während man von den Frühzeiten des Kolosseums beinahe alles zu wissen glaubt, hüllen sich die weiteren Jahre in Schweigen, und ich möchte hier versuchen, auch diese historisch schwierige Zeit ein wenig zu erleuchten.
Nachdem sich im Laufe der Christianisierung die Kaiser aus Rom zurückzogen und ihre Residenz in andere Städte verlegten, verlor das Kolosseum mehr und mehr an Bedeutung. Gladiatorenkämpfe wurden noch bis zu ihrem endgültigen Verbot Mitte des 5. Jahrhunderts von reichen Senatoren gesponsort, die Tierhetzen sind noch nach dem Ende des Weströmischen Reiches unter den Ostgoten nachweisbar, bis der massive Bevölkerungsrückgang auch diese überflüssig machte.
Die Mitte des 6. Jahrhunderts markierte den Beginn des Mittelalters und damit das Ende der Antike. Während der Rückeroberungskriege unter Kaiser Justinian erlitt Rom schwere Zerstörungen; das Kolosseum wurde nicht wieder renoviert und war damit endgültig dem schleichenden Verfall preisgegeben. Schon Ende des 6. Jahrhunderts richteten Bürger der Stadt in den Gängen und Arkaden des Kolosseums ihre Wohnungen und Geschäftsräume ein. Karl der Grosse konnte den Bau noch fast unversehrt bewundern. Selbst ein schweres Erdbeben im Jahre 847 liess seine Grundmauern nicht wanken, bis der Normannenherzog Robert Guiscard in die Stadt einzog und alles in Schutt und Asche legte. Nach dieser Zeit diente das Kolosseum der Familie der Frangipani als Burg; überliefert ist noch, dass bei der Anwesenheit Ludwig's des Bayers 1332 dort noch ein grossartiges Stiergefecht stattfand. Im 14. Jahrhundert diente ein Teil des Gebäudes als Hospital und in dieser Zeit waren auch die Marmorsitze bereits verschwunden; im 15. Jahrhundert gehörte es eine Zeit lang dem Kloster S. Maria Nova (später S. Francesca Romana). In dieser Zeit wurde die Arena zu Passionsspielen benutzt, was ein (am Ende des 19. Jh. noch vorhanden gewesenen) Wandgemälde im westlichen Portal mit einer Planabbildung Jerusalems bezeugen soll.
In den Gängen der dem Lateran zugewandten Seite war ein der schmerzhaften Mutter geweihtes Kirchlein gebaut worden, wo sich angeblich die Aufführung der Passionsspiele am Karfreitag noch bis in das 17. Jahrhundert abgespielt haben. Dabei sollen sich die Schauspieler zuvor in einer nahe gelegenen Kirche bis aufs Blut gegeisselt haben, um anschliessend unter heiligen Gesängen zur Bühne zu ziehen.
Was die Barbaren nicht schafften, schafften die Barberini
In der Folge wurde das Kolosseum durch die römischen Adelsfamilien und den Klerus mehr und mehr ausgeschlachtet. Die Erbauer der Palazzi Venezia, Cancellaria, Farnese und anderer Bauwerke haben von dort ihr Material bezogen. Nach einem weiteren Erdbeben Anfang des 18. Jahrhunderts dienten die dabei zerstörten Bogensteine zum Bau des Hafens Ripetta.
Erst der als grosser Modernisierer Roms bekannte Papst Benedikt XIV. gebot weiteren Plünderungen Einhalt und ordnete 1744 per Edikt den Erhalt des Kolosseums an. Hintergrund war der damals gängige Glauben, die Arena wäre der Ort gewesen, an dem so viele Christen den Märtyrertod gefunden hätten. So liess er dort einen Kreuzweg mit den 14 Stationen errichten und in der Mitte ein einfaches Kreuz aufstellen. Aufzeichnungen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts berichten ferner von einer Kanzel, wo jeden Freitag und Sonntag, zwei Stunden vor dem Ave Maria, ein Franziskaner für die Bruderschaft der Via Crucis eine Predigt hielt.
Anfang des 19. Jahrhunderts erkannte man endlich die archäologische Bedeutung des Bauwerks und man begann, die übriggebliebenen Reste gegen den weiteren Verfall zu sichern: Der mächtige Strebepfeiler auf der Ostseite ist Papst Pius VII. zu verdanken, 1811 begann man mit der Freilegung des antiken Bodens, bis kurz darauf auch die ersten umfangreichen Ausgrabungen auf dem Forum Romanum begannen. Diese Massnahmen sollten in den kommenden Jahrzehnten für einen ersten touristischen Aufschwung sorgen; nicht nur bequemere Reisemöglichkeiten, sondern vor allem das aufkeimende historische Verständnis und Interesse an den 'alten Steinen' zog Wissenschaftler, Pilger, Reiselustige und andere Neugierige von Nah und Fern magisch an.
So berichtet der „Rompilger“ von 1905 sogar von einer abendlichen Beleuchtung des Kolosseums:
„ Der Eindruck ist zumal bei Vollmond ein überwältigender; man kann auf die obersten Galerien emporsteigen. Beleuchtung mit bengalischem Feuer am 21. April, dem Jahrestage der Gründung Roms, und wohl auch sonst bei starkem Fremdenbesuch. Durch farbige Mauerplakate angekündigt.“
Das Kolosseum - Sinnbild für Brot und Spiele, für wilde Tiere und Gladiatoren, ein Synonym für Grösse, Macht und Reichtum des römischen Imperiums. So lange das Kolosseum steht, steht Rom; fällt das Kolosseum, so fällt Rom; fällt Rom, so fällt die Welt.
Roma bella mi appare
Rainer
Rom - ein Sommermärchen
„Unter den meisten Taten des Kaisers (Titus) befindet sich nichts, was eine besondere Erwähnung verdiente, nur bei der Einweihung des Amphitheaters und des Bades, das seinen Namen trug, ließ er eine Menge bemerkenswerter Schauspiele veranstalten. Da gab es einen Kampf zwischen Kranichen und vier Elefanten, weiterhin wurden gegen neuntausend zahme und wilde Tiere getötet, und selbst Frauen - freilich nicht aus besseren Kreisen - beteiligten sich an deren Hinschlachtung. Zahlreiche Männer fochten als Einzelkämpfer, und nicht wenige Gruppen rangen in Land- und Seeschlachten miteinander. Denn Titus ließ eben jenes Theater plötzlich mit Wasser füllen und Pferde, Stiere und sonstige zahme Tiere hereinbringen, die dazu abgerichtet waren, sich im Wasser genau so wie auf dem Trockenen zu betragen. Hinzu kamen auch noch Leute auf Schiffen. Diese führten dort in der Rolle von Korkyräern und Korinthern eine Seeschlacht [...] Dies waren die Schauspiele, die man den Augen darbot, und sie dauerten einhundert Tage.“
Cassius Dio bietet uns eine Zusammenfassung der Ereignisse, die im Jahre 80 n.Chr. anlässlich der Einweihung wohl eines der berühmtesten, aber auch berüchtigsten Monumentalbauten der Antike dem römischen Volk dargeboten wurden. Das Amphitheatrum Novum, wie es wohl nach dem überlieferten Text einer Bauinschrift wirklich hiess, wurde an der Stelle, an der Nero zuvor einen künstlichen See anlegen liess, unter Vespasian erbaut und von seinem Sohn Titus eingeweiht. Die Bezeichnung ,novum' wäre mit neu sicherlich nur unzureichend übersetzt, denn der später nach dem kolossalen Standbild des Nero Kolosseum genannte Bau setzte neue Massstäbe gegenüber älteren Amphitheatern und wurde vorbildhaft für viele weitere der römischen Welt. Die Neuartigkeit lag zum einen in der monumentalen Grösse - immerhin fasste es bis zu 50.000 Zuschauer, aber auch in den realisierten Substruktionen, der logistischen Meisterleistung und der Ausstattung, die Vorführungen erlaubte, die herkömmliche Tier- und Gladiatorenkämpfe deutlich in den Schatten stellte. Zwar war schon zu Augustus' Zeiten ein Amphitheater aus Stein errichtet worden (temporäre Bauten aus Holz hatte es schon öfter gegeben), doch war dies beim Brand Roms 64 n. Chr. zerstört worden.
Das Kolosseum verfügte über ein ausgeklügeltes System von Zu- und Ausgängen, hatte unterirdische Gänge und Magazine mit Aufzügen für die Gladiatoren und Tiere, anfänglich konnte es sogar geflutet werden, um die berühmten Seeschlachten vergangener Zeiten nachzustellen. Grosse ausklappbare Sonnensegel machten die größte Mittagshitze erträglich. Mit anderen Worten: Das Kolosseum war ein großer architektonischer Wurf, dessen Zeitgeist sich bis in die Gegenwart erhalten hat. Es ist das Wahrzeichen der ewigen Stadt; denkt man an Rom, schiesst einem als erstes ein Bild des gewaltigen Amphitheaters in den Kopf.
Ich möchte mich aber hier nicht in Konstruktionsdetails verlieren, sondern das Bauwerk mit den zeitgenössischen Meistern erkunden und auch, wenn ein Cassius Dio hier und da sicher etwas übertreibt und die Historia Augusta bekanntermassen mit Vorsicht zu geniessen ist, lesen sich so manche Augenzeugenberichte spannender als die blosse Aneinanderreihung nüchterner Namen und Zahlen. Zugegeben fällt es nicht leicht, in würziger Kürze einen Überblick des Monumentes zu geben, das schon unzählige vor mir hochgejubelt und sogar als Pizza gebacken haben.
Wie Dio berichtet auch Sueton von den Ereignissen, die sich bei der Einweihung des Amphitheaters den Zuschauern boten:
"Trotzdem stand er (Titus) der Freigiebigkeit seiner Vorgänger in nichts nach, denn bei der Einweihung des Amphitheaters, neben dem er noch in aller Eile Bäder errichten liess, gab er ein prächtiges reiches Schauspiel. Er veranstaltete ein Seegefecht und liess Gladiatorenkämpfe und eine Jagd stattfinden, bei der an einem Tag 5000 wilde Tiere zu sehen waren."
Hier möchte ich dann mit einer Münze des Kaisers Titus einhaken. Ein Denar, der im Jahr 80 n.Chr. geprägt wurde, und auf das "Sommermärchen" verweist. Geprägt zu Ehren der Festspiele der Einweihung des Amphitheaters.
Natürlich kann man auch einen Sesterzen nicht vorenthalten, der tatsächlich das Kolosseum zeigt, aber für die meisten Sammler nur ein Traum bleibt. Hier möchte ich aber noch das "Beiwerk" im Feld links der Rückseite erwähnen - den Meta Sudans.
(Natürlich nicht aus meiner Sammlung!)
Im Zusammenhang mit dem Ausbau der Via dell'Impero verschwanden ebenfalls die Reste einer antiken Brunnenanlage. Der Meta Sudans ist auf alten Fotos noch deutlich zu erkennen, heute sieht man die wenigen Fragmente seines Fundaments direkt vor dem Triumphbogen des Konstantin nur noch von einem erhöhten Standpunkt aus. Man vermutet, dass der Brunnen zu Zeiten des Augustus als Markierungspunkt zwischen den Stadtbezirken diente. Der Name der Brunnenanlage entlehnt sich an der Bezeichnung meta für eine kegelförmige Wendemarke in einem Circus. Sobald von seinem höchsten Punkt aus das Wasser in das darunter liegende Becken läuft, scheint es so, als würde der Stein schwitzen, wovon die Bezeichnung sudans (schwitzend) stammt.
Aber zurück zum Kolosseum - es war der Dichter Martial, der als einziger Augenzeuge die Ereignisse wohl am umfangreichsten und poetischsten in seinem ,de spectaculis liber' überlieferte. Gleich das erste Epigramm der Sammlung macht deutlich: Das neue Amphitheater war ein neues Weltwunder, das alle anderen sieben der Antike in den Schatten stellte:
"Das barbarische Memphis schweige von den Wundern der Pyramiden, assyrische Leistungsfähigkeit rühme sich nicht Babylons, und die verweichlichten Ionier lobe man nicht wegen des Tempels der Trivia, der aus vielen Hörnern aufgeschichtete Altar bezeichne nicht Delos und die Karer sollen nicht in maßlosen Lobeshymnen das in luftigem Raum schwebende Mausoleum zu den Sternen erheben. Alle diese Mühe steht zurück vor dem Amphitheater des Kaisers, ein einziges Werk soll fortan für alle gerühmt werden."
Weiter beschreibt er nicht nur sehr genau den Ort des Geschehens, sondern vermittelt auch den damaligen Zeitgeist, der das Ende der feudalen Tyrannenherrschaft des Nero bejubelte:
„Hier, wo das Kolossalbild des Sonnengottes die Sterne aus größerer Nähe sieht und mitten auf der Straße die Baugerüste in die Höhe wachsen, strahlten zuvor die verhaßten Hallen des grausamen Regenten, und nur noch ein einziger Palast stand in der ganzen Stadt. Hier, wo der ehrwürdige Bau des eindrucksvollen Amphitheaters sich erhebt, lagen Neros künstliche Teiche.“
"Rom ist jetzt endlich wieder Rom" freut sich Martial weiter, "und unter deiner Obhut, Kaiser, genießt das Volk, was zuvor der Tyrann genoss."
Vormittags Tierhatzen, nachmittags Gladiatorenkämpfe - sozusagen im kollektiven Rudelrausch frönten die Zuschauer einem tagfüllenden Programm voll mit Animationen, und das kostenlos, denn der Eintritt war im allgemeinen für jedermann frei. Aus heutiger Sicht hielt sich der Bespassungsfaktor allerdings in Grenzen: Blut floss reichlich und so mancher Kaiser überschritt mit dem Buhlen um die Gunst des Volkes die Grenze der Geschmackslosigkeit erheblich. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass der allgemein bekannte Ausdruck "Brot und Spiele" für einen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung weit mehr bedeutete als die blosse Verfolgung der grausamen Darbietungen in der Arena. So mancher arme Schlupp konnte dort seinen knurrenden Magen füllen oder sogar einen weit grösseren Teil vom grossen „Kuchen“ abbekommen.
Nicht nur Brot; regelmässig wurden auch wertvollere Geschenke verteilt oder in die Menge geworfen, ja sogar Tombolas veranstaltet und so manch' einer konnte mit etwas Glück einen der kostbaren Gutscheine ergattern, den er anschliessend gegen eine Kuh oder vielleicht sogar gegen einen Sklaven eintauschen konnte. Durch Aktionen wie diese wird der euergetische Aspekt untermauert: Der Kaiser baut ausdrücklich für das Volk, der Kaiser inszeniert und sponsort die Schauspiele für das Volk. Seine Person steht eindeutig im Mittelpunkt; einerseits zwar fern ab des Mobs in der Sicherheit seiner kaiserlichen Loge, andererseits aber auch volksnah durch seine Anwesenheit mitten im Geschehen. Es gab sogar Kaiser - der berühmteste unter ihnen war wohl Commodus, die selbst aktiv an den Kämpfen teilnahmen.
Das Eingreifen des Kaisers in den Ablauf der Spiele wurde vom Publikum sogar erwartet. War beispielsweise ein Kampf zwischen zwei Tieren oder zwei Gladiatoren unentschieden, gab das Volk durch Rufen und Handzeichen seine Meinung kund, wer der Gewinner sein soll. Das letzte Wort hatte allerdings der Kaiser. Dies konnte er strategisch nutzen, um dem Volk zu gefallen oder seinen Machtanspruch durchzusetzen und gegen die Meinung des Volkes zu entscheiden.
Martial kommentiert einen unentschiedenen Kampf folgendermassen:
„Als Priscus und Verus den Kampf immer
noch in die Länge zogen, und beider
Kampf lange unentschieden war, da
forderte man mit lauten und wiederholten
Rufen für die Männer ein Ende. .
Schließlich fand sich ein Ende des unentschiedenen
Kampfes: Genau gleich hatten
sie gekämpft, genau gleich gaben sie auf.
Beiden schickte der Kaiser das hölzerne
Rapier, beiden die Siegespalme: Dies war
der Preis für außergewöhnliche Tapferkeit.
Das konnte nur unter Deiner Herrschaft,
Kaiser, geschehen: Obwohl zwei
gegeneinander kämpften, waren alle beide
Sieger.“
Die Tiere für die Darbietungen in der Arena kamen von weit her aus allen Teilen des Reiches; genau wie die Religionen war Exotisches in der Hauptstadt schwer in Mode und so mancher Reeder hat sich am Import der 'Bestien' krumm und dusselig verdient. Von der Jagd, aber auch vom Transport der possierlichen Tierchen zeugen zahlreiche Mosaiken - ganz besonders schöne kann man in der Villa Romana del Casala auf Sizilien bewundern. Hier ist auch nochmals deutlich zu erkennen, dass die Haut des Dickhäuters rautenförmig dargestellt ist, und auch als Vorlage für die Abbildung auf den Münzen diente.
Es ist historisch nicht gesichert, jedoch wahrscheinlich, dass im Kolosseum auch diejenigen, die nach der römischen Rechtsprechung eines Verbrechens schuldig gesprochen waren, den Tod fanden. Entweder wurden sie durch wilde Tiere (damnatio ad bestias) in den Hades geschickt oder gezwungen, gegeneinander bis zum Tode zu kämpfen, was der damnatio ad ferrum entsprach. Die verbreitete Annahme, dass im Rahmen von Christenverfolgungen zahlreiche Märtyrer im Kolosseum auf diese Weise den Tod gefunden hätten, ist ebenfalls nicht durch antike Quellen belegt, und viele Forscher vermuten, dass die Hinrichtungen an anderer Stelle stattfanden.
Der Untergang - Das Kolosseum im Mittelalter
Während man von den Frühzeiten des Kolosseums beinahe alles zu wissen glaubt, hüllen sich die weiteren Jahre in Schweigen, und ich möchte hier versuchen, auch diese historisch schwierige Zeit ein wenig zu erleuchten.
Nachdem sich im Laufe der Christianisierung die Kaiser aus Rom zurückzogen und ihre Residenz in andere Städte verlegten, verlor das Kolosseum mehr und mehr an Bedeutung. Gladiatorenkämpfe wurden noch bis zu ihrem endgültigen Verbot Mitte des 5. Jahrhunderts von reichen Senatoren gesponsort, die Tierhetzen sind noch nach dem Ende des Weströmischen Reiches unter den Ostgoten nachweisbar, bis der massive Bevölkerungsrückgang auch diese überflüssig machte.
Die Mitte des 6. Jahrhunderts markierte den Beginn des Mittelalters und damit das Ende der Antike. Während der Rückeroberungskriege unter Kaiser Justinian erlitt Rom schwere Zerstörungen; das Kolosseum wurde nicht wieder renoviert und war damit endgültig dem schleichenden Verfall preisgegeben. Schon Ende des 6. Jahrhunderts richteten Bürger der Stadt in den Gängen und Arkaden des Kolosseums ihre Wohnungen und Geschäftsräume ein. Karl der Grosse konnte den Bau noch fast unversehrt bewundern. Selbst ein schweres Erdbeben im Jahre 847 liess seine Grundmauern nicht wanken, bis der Normannenherzog Robert Guiscard in die Stadt einzog und alles in Schutt und Asche legte. Nach dieser Zeit diente das Kolosseum der Familie der Frangipani als Burg; überliefert ist noch, dass bei der Anwesenheit Ludwig's des Bayers 1332 dort noch ein grossartiges Stiergefecht stattfand. Im 14. Jahrhundert diente ein Teil des Gebäudes als Hospital und in dieser Zeit waren auch die Marmorsitze bereits verschwunden; im 15. Jahrhundert gehörte es eine Zeit lang dem Kloster S. Maria Nova (später S. Francesca Romana). In dieser Zeit wurde die Arena zu Passionsspielen benutzt, was ein (am Ende des 19. Jh. noch vorhanden gewesenen) Wandgemälde im westlichen Portal mit einer Planabbildung Jerusalems bezeugen soll.
In den Gängen der dem Lateran zugewandten Seite war ein der schmerzhaften Mutter geweihtes Kirchlein gebaut worden, wo sich angeblich die Aufführung der Passionsspiele am Karfreitag noch bis in das 17. Jahrhundert abgespielt haben. Dabei sollen sich die Schauspieler zuvor in einer nahe gelegenen Kirche bis aufs Blut gegeisselt haben, um anschliessend unter heiligen Gesängen zur Bühne zu ziehen.
Was die Barbaren nicht schafften, schafften die Barberini
In der Folge wurde das Kolosseum durch die römischen Adelsfamilien und den Klerus mehr und mehr ausgeschlachtet. Die Erbauer der Palazzi Venezia, Cancellaria, Farnese und anderer Bauwerke haben von dort ihr Material bezogen. Nach einem weiteren Erdbeben Anfang des 18. Jahrhunderts dienten die dabei zerstörten Bogensteine zum Bau des Hafens Ripetta.
Erst der als grosser Modernisierer Roms bekannte Papst Benedikt XIV. gebot weiteren Plünderungen Einhalt und ordnete 1744 per Edikt den Erhalt des Kolosseums an. Hintergrund war der damals gängige Glauben, die Arena wäre der Ort gewesen, an dem so viele Christen den Märtyrertod gefunden hätten. So liess er dort einen Kreuzweg mit den 14 Stationen errichten und in der Mitte ein einfaches Kreuz aufstellen. Aufzeichnungen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts berichten ferner von einer Kanzel, wo jeden Freitag und Sonntag, zwei Stunden vor dem Ave Maria, ein Franziskaner für die Bruderschaft der Via Crucis eine Predigt hielt.
Anfang des 19. Jahrhunderts erkannte man endlich die archäologische Bedeutung des Bauwerks und man begann, die übriggebliebenen Reste gegen den weiteren Verfall zu sichern: Der mächtige Strebepfeiler auf der Ostseite ist Papst Pius VII. zu verdanken, 1811 begann man mit der Freilegung des antiken Bodens, bis kurz darauf auch die ersten umfangreichen Ausgrabungen auf dem Forum Romanum begannen. Diese Massnahmen sollten in den kommenden Jahrzehnten für einen ersten touristischen Aufschwung sorgen; nicht nur bequemere Reisemöglichkeiten, sondern vor allem das aufkeimende historische Verständnis und Interesse an den 'alten Steinen' zog Wissenschaftler, Pilger, Reiselustige und andere Neugierige von Nah und Fern magisch an.
So berichtet der „Rompilger“ von 1905 sogar von einer abendlichen Beleuchtung des Kolosseums:
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Das Kolosseum - Sinnbild für Brot und Spiele, für wilde Tiere und Gladiatoren, ein Synonym für Grösse, Macht und Reichtum des römischen Imperiums. So lange das Kolosseum steht, steht Rom; fällt das Kolosseum, so fällt Rom; fällt Rom, so fällt die Welt.
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Zuletzt geändert von Perinawa am Di 22.12.20 20:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Alles, was wir hören, ist eine Meinung, nicht ein Faktum. Alles, was wir sehen, ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit. (Marcus Aurelius)
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Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen
Hallo,
ich bin auf eine gute Seite im Internet gestßen, die viele anschauliche Ansichten bietet:
http://www.digitales-forum-romanum.de/g ... epublik-ii
Vie Spaß damit!
Kiko
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Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen
Die Seite ist nicht gut, die ist hervorragend. Meine erste Internet-Adresse seit langem, wenn ich Infos über das FR brauche.
Grüsse
Rainer
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Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen
Das Grabdenkmal der gens Minucia
Die sogenannte Columna Minucia, ein Denkmal der gens Minucia in Säulenform, ist uns von Plinius (nat. 34, 21) überliefert. So ist bekannt, dass 439 v. Chr. dem L. Minucius Esquilinus Augurinus für die Bekämpfung einer Hungersnot im Rahmen seiner Tätigkeit als praefectus annonae eine Ehrensäule errichtet wurde. Ihr Standort wird vor der Porta Trigemina angenommen, also ausserhalb der Stadtmauern, jedoch ist weder der genaue Aufstellungsplatz bekannt, noch haben sich irgendwelche Reste erhalten.
Neueste Forschungen gehen allerdings davon aus, dass es sich um ein Grabdenkmal gehandelt hat. Dafür spricht insbesondere die Lage ausserhalb der Stadtmauern, aber auch die Darstellung auf den Münzen. Hölscher 1987, 337 und Jordan-Ruwe 1995, 73 argumentieren dafür, dass es sich
hierbei um ein Grabmal in Säulenform handle, das später eine Uminterpretation als Ehrenmonument erfuhr. Auch die Löwenkopfprotomen bei Cr. 242/1 können im Grabkontext gesehen werden, wo sie als Wächter fungieren und apotropäische Bedeutung hatten: RE XIII, 1 (1926) 983 f. 988–990 s. v. Löwe (A. Steier).
Das Denkmal ist sowohl von C(aius) Minucius Augurinus (Cr. 242/1) als auch von T(iberius) Minucius Augurinus (Cr. 243/1) um ca. 135/134 v. Chr. auf die Rückseite von Denaren geprägt worden.
T. Minucius C. f. Augurinus
Denar
Rom
ca. 134 v.Chr.
Av.: Romakopf mit Flügelhelm n.r., dahinter Wertzeichen
Rev.: Columna Minucia zwischen Ähren und Togaten. Oben RO - MA, links TI MINVCI C F, rechts AVGVRINI.
3,86 Gr.
Cr. 243/1
Die Münze des Tiberius zeigt auf ihrem Revers eine aus neun querovalen Trommeln bestehenden Säule auf einer rechteckigen Basis. An ihrer Spitze bildet ein nach oben hin breiter werdender Aufsatz die Standfläche für eine kleine Figur, die nach links schreitet und einen stabförmigen Gegenstand vor sich hält. Zu beiden Seiten der Säulenbasis eine Kornähre. Links und rechts der Säule stehen langgewandte Gestalten auf profilierten Standflächen, beide der Säule zugewandt. Der linke Togatus setzt seinen Fuss auf einen Gegenstand, der als modius gedeutet wird; in seiner Hand hält er eventuell Schale und Brotlaib. Die rechte Person hält in ihrer Hand einen lituus. Anhand ihrer Attribute können beide Gestalten mit ehrenvollen Familienmitgliedern des Münzherrn in Verbindung gebracht werden: links P. Minucius Augurinus, Konsul des Jahres 492 v. Chr. und rechts M. Minucius Faesus, Augur um 300 v. Chr..
Darüber hinaus ist die Darstellung mit den zeitgenössischen politischen Ereignissen in Verbindung zu bringen: die umstrittene Agrarreform der Gracchen als Reaktion auf besitzlose und veramte römische Bauern. Dieses Programm sah die Umverteilung des ager publicus vor. Das von Großgrundbesitzern okkupierte Land sollte bis zu einer Grenze von 500 iugera (ca. 125 ha) an den Staat zurückgegeben werden. Das im Besitz der Großgrundbesitzer verbleibende Land sollte in ihren Privatbesitz übergehen. Der Rest des Landes sollte an besitzlose Römer verteilt werden, von denen jeder etwa 30 iugera erhalten sollte.
PS. Der Denar des Caius (Cr. 242/1) ist in der Darstellung der Säule detailreicher; zu gegebener Zeit werde ich diesen dann hier auch vorstellen.
Roma bella mi appare
Rainer
Die sogenannte Columna Minucia, ein Denkmal der gens Minucia in Säulenform, ist uns von Plinius (nat. 34, 21) überliefert. So ist bekannt, dass 439 v. Chr. dem L. Minucius Esquilinus Augurinus für die Bekämpfung einer Hungersnot im Rahmen seiner Tätigkeit als praefectus annonae eine Ehrensäule errichtet wurde. Ihr Standort wird vor der Porta Trigemina angenommen, also ausserhalb der Stadtmauern, jedoch ist weder der genaue Aufstellungsplatz bekannt, noch haben sich irgendwelche Reste erhalten.
Neueste Forschungen gehen allerdings davon aus, dass es sich um ein Grabdenkmal gehandelt hat. Dafür spricht insbesondere die Lage ausserhalb der Stadtmauern, aber auch die Darstellung auf den Münzen. Hölscher 1987, 337 und Jordan-Ruwe 1995, 73 argumentieren dafür, dass es sich
hierbei um ein Grabmal in Säulenform handle, das später eine Uminterpretation als Ehrenmonument erfuhr. Auch die Löwenkopfprotomen bei Cr. 242/1 können im Grabkontext gesehen werden, wo sie als Wächter fungieren und apotropäische Bedeutung hatten: RE XIII, 1 (1926) 983 f. 988–990 s. v. Löwe (A. Steier).
Das Denkmal ist sowohl von C(aius) Minucius Augurinus (Cr. 242/1) als auch von T(iberius) Minucius Augurinus (Cr. 243/1) um ca. 135/134 v. Chr. auf die Rückseite von Denaren geprägt worden.
T. Minucius C. f. Augurinus
Denar
Rom
ca. 134 v.Chr.
Av.: Romakopf mit Flügelhelm n.r., dahinter Wertzeichen
Rev.: Columna Minucia zwischen Ähren und Togaten. Oben RO - MA, links TI MINVCI C F, rechts AVGVRINI.
3,86 Gr.
Cr. 243/1
Die Münze des Tiberius zeigt auf ihrem Revers eine aus neun querovalen Trommeln bestehenden Säule auf einer rechteckigen Basis. An ihrer Spitze bildet ein nach oben hin breiter werdender Aufsatz die Standfläche für eine kleine Figur, die nach links schreitet und einen stabförmigen Gegenstand vor sich hält. Zu beiden Seiten der Säulenbasis eine Kornähre. Links und rechts der Säule stehen langgewandte Gestalten auf profilierten Standflächen, beide der Säule zugewandt. Der linke Togatus setzt seinen Fuss auf einen Gegenstand, der als modius gedeutet wird; in seiner Hand hält er eventuell Schale und Brotlaib. Die rechte Person hält in ihrer Hand einen lituus. Anhand ihrer Attribute können beide Gestalten mit ehrenvollen Familienmitgliedern des Münzherrn in Verbindung gebracht werden: links P. Minucius Augurinus, Konsul des Jahres 492 v. Chr. und rechts M. Minucius Faesus, Augur um 300 v. Chr..
Darüber hinaus ist die Darstellung mit den zeitgenössischen politischen Ereignissen in Verbindung zu bringen: die umstrittene Agrarreform der Gracchen als Reaktion auf besitzlose und veramte römische Bauern. Dieses Programm sah die Umverteilung des ager publicus vor. Das von Großgrundbesitzern okkupierte Land sollte bis zu einer Grenze von 500 iugera (ca. 125 ha) an den Staat zurückgegeben werden. Das im Besitz der Großgrundbesitzer verbleibende Land sollte in ihren Privatbesitz übergehen. Der Rest des Landes sollte an besitzlose Römer verteilt werden, von denen jeder etwa 30 iugera erhalten sollte.
PS. Der Denar des Caius (Cr. 242/1) ist in der Darstellung der Säule detailreicher; zu gegebener Zeit werde ich diesen dann hier auch vorstellen.
Roma bella mi appare
Rainer
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- Lucius Aelius (Di 02.11.21 17:10) • Numis-Student (Di 02.11.21 20:00) • jschmit (Mi 03.11.21 09:14) • aquensis (Mi 03.11.21 11:00) • stmst (Mi 03.11.21 17:35) • ischbierra (Do 04.11.21 12:47) • Amentia (Mi 10.11.21 10:15) • rosmoe (Fr 03.12.21 05:27)
Alles, was wir hören, ist eine Meinung, nicht ein Faktum. Alles, was wir sehen, ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit. (Marcus Aurelius)
Re: Die Bauten Roms auf römischen Münzen
Den Thread eben erst entdeckt.
Mein erster Rom Besuch ging am Ende ganze 2 Wochen und ich war jeden Tag zu Fuß von 09 Uhr bis Nachts teils 23 Uhr unterwegs. Hotel hatte ich direkt am Petersdom. Die Stadt hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Habe auch dort nette Geistliche kennengelernt, die mich an manche Stellen und Orte geführt haben, wo die Masse an Touristen nicht hinkommen.
Wenn es einen Jerusalem Jesus Effekt gibt - bei mir hat der Rom Effekt zugeschlagen. Bekomme die Stadt nicht mehr aus dem Kopf.
Danke für Deinen Thread - da hast Du ja echt einige Mühe reingesteckt! Den werde ich genüsslich heute Abend auf der Couch auf dem Tablet in aller Ruhe lesen und genießen. Danke für so viel Infos und Arbeit!
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