Mir hat das jetzt irgendwie keine Ruhe gelassen...
Perinawa hat geschrieben: ↑Mi 15.12.21 14:51
Ganz weit hergeholt könnte man noch an die Reformen Sullas denken, die ja nach seinem Tod so ab 78 v.Chr. von einigen untergraben wurden.
Zur Deutung gibt es bisher zwei Möglichkeiten:
1.) Eine Anspielung auf einen Vorfahr des Münzmeisters
2.) Andeutung auf die lex iulia von 90 v.Chr., die allen Italikern das Bürgerrecht garantierte. Dazu müsste aber mMn die Person auf der Biga als Roma identifiziert werden, was mir ehrlich gesagt schwer fällt.
Es gibt aber noch eine dritte Alternative:
3.) Die aktuelle Problematik zwischen den Veteranen und der einheimischen Bevölkerung in den neuen Kolonien.
Schätzungsweise wurden 70 - 80000 Soldaten aus den Legionen Sullas in 20 oder 23 Städten angesiedelt; diese Gemeinden wurden zu Kolonien erklärt. Das war nichts anderes als die Rückkehr zu einer alten Praxis. Das Zusammenleben der sullanischen Kolonisten mit den Altbürgern sollte sich jedoch sehr schwierig gestalten. Während die letzteren Land abtreten mussten, genossen die Kriegsveteranen offenbar über einen längeren Zeitraum besondere Vorrechte bei den Wahlen zu den städtischen Ämtern. Im Jahr 78 v.Chr. griff die Landbevölkerung die in Faesulae angesiedelten Veteranen sogar tätlich an. Auf solche Konflikte spielte auch Cicero in einer Rede an, die er im Jahr 63 v.Chr. für Publius Cornelius Sulla, einem Verwandten des Diktators, hielt (vgl. Bringmann - Geschichte der römischen Republik, S. 270 f.). Der aus Venusia - wohl auch eine dieser Kolonien - stammende Dichter Horaz erinnert sich an die Demütigungen, die er als Sohn eines Freigelassenen von den Söhnen der dort angesiedelten Zenturionen hatte hinnehmen müssen (Horaz, Satiren 1,6,71-75).
Die Abbildung auf der Münze, wo der Veteran (in Gestalt eines aktiven Soldaten) einem Bürger (versöhnlich) die Hand reicht, könnte mMn mit diesen Ereignissen in Zusammenhang stehen. Wenn der Münzmeister ein Sullaner war, vielleicht als eine Art "Legitimation" oder "Verharmlosung" für die Kolonisation...
Wenn er jedoch einer der Popularen war (worauf die Vorderseite hinweisen könnte), wäre das Motiv wohl im Wunschgedanken nach einer Versöhnung zwischen Veteranen/Soldaten und der Bevölkerung (in den Kolonien) zu suchen.
Grüsse
Rainer