Inside - Münzhändler "werden" und viel Geld verdienen

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Moderator: Homer J. Simpson

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Inside - Münzhändler "werden" und viel Geld verdienen

Beitrag von prieure.de.sion » Do 27.07.23 16:22

Wie wird man Münz-Händler und verdiene ich damit viel Geld?

Servus...

an die Moderatoren - falls falsches Unterforum, bitte einfach verschieben. Warum dieser "Erfahrungsbericht" - weil ich in den letzten Tagen und Wochen von Personen die "ich kenne" - auch über das Forum, immer wieder gefragt werde, wie das so ist, wenn man "Händler wird" - aus der Intuition heraus, auch selber "zum Händler zu werden". Manch einer kennt meinen "Werdegang" vom Käufer zum Verkäufer - sieht meine Verkäufe im MA Shop oder auf VCoins und denkt "wow, was der alles an Umsätze macht und sich dumm & dämlich verdient - das will ich auch machen".

Ich bekomme daher auch in letzter Zeit immer wieder Fragen - was man denn alles machen muss um selber zu verkaufen und was man denn alles so verdient. Wenn ich dann entgegne, dass das alles gar nicht so rosig ist als "one-men-show" und auch der "Verdienst" gerade dazu ausreicht oft, um sich selber davon vielleicht die eine oder andere Münze zu leisten - glauben mir die meisten das gar nicht. Da ich keine Lust habe jedesmal allen Personen immer grob das Gleiche zu erzählen - dachte ich - mache ich hier den Thread - dann kann ich auf diesen verweisen und muss nicht immer alles von vorne erklären. Zudem - vielleicht kennt der Eine oder Andere mich nicht und überlegt selbst Münzen zu verkaufen und weiß noch nicht, was alles zu beachten ist - vielleicht ist das dann eine gute Übersicht.

Vor allem auch um die Anfängerfehler - die ich auch gemacht habe - vielleicht zu vermeiden - ist das Eine oder Andere vielleicht nützlich.

Bevor ich anfange noch eine Anmerkung - da kommt jetzt einiges an "mimimimi" - dies dient aber nicht dazu mich als "oh ich armer Tropf" bemitleiden zu lassen - soll aber zeigen - diese woher auch oftmals stammende Meinung - als Münzenhändler verdient man sich auf einfachem Wege dumm und dämlich - ist einfach falsch! Es ist ein hartes Brot und kostet mitunter auch viele schlaflose Nächte! Es ist natürlich ein Unterschied - ob Ihr ein Auktionshaus habt oder gar einen lokalen Handel mit langjähriger Kundschaft (Ritter, Naumann, Künker...) - da sieht der Verdienst (aber auch die Verantwortung) anders aus. Aber nehmen wir an, Ihr wollt als "one-men-show" auch Münzen verkaufen.

---

Das Gewerbe.
Erst mal braucht Ihr eine Gewerbeanmeldung. Die ist recht einfach zu beantragen - aber beim Antrag ist auch ein Führungszeugnis notwendig. Das ist notwendig beim Handel mit Antiquitäten und Münzen. Nehmen wir aber mal an - Euer polizeiliches Führungszeugnis ist in Ordnung und Ihr bekommt die Gewerbeanmeldung. Eine Anmeldung ist dringend notwendig - im MA Shop gibt es ohne Gewerbeschein keinen Shop, VCoins verlangt es nicht - aber wer Münzen für mehrere tausend Euro verkauft und das Gewerbe nicht anmeldet bei Stadt und Finanzamt - begeht rechtliches Harakiri und steht bereits mit einem Bein im Knast. Zumal - dazu später mehr - wird für PayPal, Wise und Co. eh nachher eine Gewerbeanmeldung benötigt. Dann folgt noch die Meldung beim Finanzamt samt erste Schätzung und es kann los gehen.

Zwei Dinge noch - die vielleicht auch nötig sind und eben auch Geld kosten.

Passt Eure Hausratversicherung an. Bis 50.000 Euro kann man auch Münzen zu Hause / im Büro versichern lassen, ohne dass sich diese im Tresor befinden müssen. Aber man muss halt die Hausrat entsprechen informieren (!) und anpassen lassen! WICHTIG! Ist mir passiert - Bedingungen anschauen. Man hatte mich erst falsch beraten und die Versicherungssumme auf 75.000 Euro hoch gesetzt. Im Kleingedruckten stand dann aber, dass für Münzen und Schmuck nur 10% der Versicherungssumme (!) gilt - also nur 7.500 Euro. Wenn Ihr die Hausrat auf 50.000 Euro (plus Euren Hausrat) setzt, dann schaut, dass in den AGB auch steht, dass von DIESER Summe auch die vollen 100% für Münzen gelten!

Und dann würde ich Euch dringend eine andere postalische Adresse empfehlen. Kostet rund 10 Euro im Monat. Aber ich würde im Shop Impressum nicht Eure echte Adresse nennen! Wer das Lager öffentlich voller teuren Münzen hat und nicht ein echtes Ladenlokal mit Tresor und Alarmanlage - sondern die Münzen zu Hause vom "Home Office" aus verkauft - da würde ich nicht empfehlen die Heimatadresse zu verwenden. Bei mir hat es auch schon unangemeldet geklingelt mit Leuten die "komische" Fragen stellen. Nehmt sowas wie www.adress-schutz.de oder andere seriöse Anbieter. Das ist völlig egal diese Ersatz-Adressen zu verwenden im Impressum und als Anschrift - denn der Gesetzgeber verlangt von Euch einfach eine Ladungsfähige Anschrift. Und dies ist damit gegeben!


Der Shop.
Ihr könnt auf der eigenen Webseite verkaufen - was aber nicht so einfach ist (Bekanntheit, Werbung) und auch jede Menge Fallstricke für gierige Abmahnanwälte hat. Oder bei Ebay - was sich aber gerade für hochwertige Münzen nicht lohnt. Oder Ihr meldet Euch bei VCoins oder dem MA-Shop an. Aber einfach anmelden ist da nicht.

a) Ihr benötigt eine Anzahl an anderen Händlern, welche Euch "empfehlen". Das ist noch relativ einfach.
b) Danach entscheidet der Shop Inhaber, ob er Euch generell aufnehmen möchte (sind bereits genügend Händler vorhanden?).
c) Danach müsst Ihr erst mal Euer ganzes Sortiment hoch laden - sprich Bilder und Beschreibungen. Natürlich in ansprechender optischer Qualität. Danach entscheidet der Betreiber anhand Eures Sortimentes, ob Euer Shop Online gehen darf. Es gibt dabei bei beiden Shops eine Mindestanzahl an Münzen und Warenwert. Wer ein paar Münzen mit 10.000 Euro Warenwert hat - wird nicht aufgenommen werden. Es zählt beides - mindestens X Münzen zu mindestens X Warenwert.

Passen Qualität, Anzahl der Münzen und Lagerwert - werdet Ihr aufgenommen - Gratulation!

Bedenkt - jeder Shop verlangt Gebühren! Bei VCoins bezahlt Ihr eine monatliche Grundgebühr plus eine Provision für jede verkaufte Münze. Beim (deutschen) MA-Shop bezahlt Ihr eine monatliche Grundgebühr (plus 19%) und eine Provision für jede verkaufte Münze (plus 19%). Dies solltet Ihr später in die VK Kalkulation einberechnen.


Die Bezahlmöglichkeiten - und der erste Ärger beginnt...
Dann könnte es los gehen - und die Kunden müssen ja irgendwie Eure Münzen bezahlen. Je mehr Bezahlmöglichkeiten Ihr angebt, desto mehr Chancen zum Verkauf habt Ihr. Überweisung, PayPal und Kreditkarte sollten es schon sein.

Überweisungen machen eher einen kleinen Teil aus. Ist aber für Euch am sichersten. Denn dann habt Ihr schon mal sicher (!) das Geld! Verkauft Ihr international, solltet Ihr drei Konten haben - ein europäisches, ein US Konto (Sitz USA) und ein GBP Konto (Sitz London) um es den Kunden außerhalb der EU zu erleichtern. Das ist aber bei WISE alles kein Problem. Wichtig! Gleich am Anfang ein Geschäftskonto eröffnen und damit die Verkäufe und Einkäufe abwickeln (Gewerbeanmeldung benötigt). Wickelt Ihr das über ein privat eröffnetes WISE Konto - bekommt Ihr nach X-Umsatz auf einmal eine Mail, dass das Konto und Guthaben erst einmal eingefroren ist! Und dann beginnt der wochenlange Ärger. Daher gleich ein privates WISE Konto eröffnen und von dort aus ein zweites gewerbliches Konto. Macht drei Kreuze vor Freude - wenn der Kunde das Geld überweist!

PayPal - nötig, aber S C H E I ß E (sorry!). Wenn Ihr im MA-Shop verkaufen wollt, dann ist PayPal Pflicht für internationale Verkäufe. Bei VCoins wäre es nicht unbedingt nötig. PayPal ist das Letzte - macht nur Ärger - und wird Euch viele schlaflose Nächte bringen. Erst einmal - gerade bei internationalen Verkäufen - wer bezahlt die 4.5% Gebühren? Die Amis sind es gewohnt, dass sie die Gebühren nicht bezahlen (bad service!). Bei einer 1.000 Euro Münze fallen immerhin 45 Euro Gebühren an - entweder drückt das Euren Gewinn - oder ihr macht die Münze schon mal um 45 Euro teuerer?!? Wenn Ihr die Bezahlgebühren aber auf den VK drauf schlagt - wird euer VK unattraktiver. Ein Dilemma.

Dann ist bei PayPal auch ein gewerbliches Konto nötig (neu oder das private umwandeln) - ansonsten droht Euch das Gleiche wie bei WISE. Aber mal abgesehen davon - PayPal wird Euch alle paar Wochen eh immer wieder das Geld einfrieren. Problem sind die hohen einzelnen Umsätze mit Münzen, die dann auch noch fleißig ins Ausland gehen. Das Schlagwort ist Geldwäsche. Ich habe bei PayPal ganz sicher bereits 5-8x alle meine Unterlagen eingereicht (Gewerbeschein, MA Shop / VCoins Link zu meinem Shop, Lieferschiene, Rechnungen, Eigentumsnachweise etc.) - aber immer wieder wird es passieren, dass ein Kunde eine 3.000 Euro Münze per PayPal bezahlt und PayPal dann das Geld einfriert. Und dann müsst Ihr alles mögliche nachweisen und das passiert immer und immer wieder (auch bei anderen Händlern - wir stehen ja alle meistens untereinander in Kontakt).

Das wirklich "tolle" an der Sache ist - das PayPal entscheidet - ob die eingereichten Unterlagen ausreichen, damit Ihr das Geld bekommt! Und jetzt kommt es - Ihr bekommt das PayPal Geld, sendet die teure Münze los (Sendungsverfolgung bei PayPal eintragen). Dann 3-4 Tage später entscheidet PayPal das Konto einzufrieren und verlangt die Nachweise von Euch. Wenn (!) PayPal die Nachweise nicht ausreichen, wird das Konto geschlossen und der bezahlte Betrag geht zurück an den Käufer! Viel Spaß bei schlaflosen Nächten - denn die Münze ist bereits auf dem Weg zum Kunden. Wenn es dumm läuft geht die PayPal Bezahlung wieder zurück - aber der Kunde hat die Münze! Und dieses Spiel geht alle paar Wochen / Monate neu los. Viele Händler, ich auch, machen nur noch PayPal Zahlungen von 50-300 Euro ... aber keine teuren Münzen mehr.

Und dann zu guter letzt nicht zu vergessen, die netten PayPal Betrüger. Sendung erhalten - aber die Sendung ist leer. Fall bei PayPal eröffnet. Geld eingefroren. Und PayPal entscheidet immer (!) für den Käufer. Wir hatten noch keinen Fall, bei dem der Händler recht und Geld bekommen hatte. Dafür jede Menge PayPal Betrüger - die behaupteten die Sendung wäre leer - oder der Account wurde gehackt und sie hätten es nicht bestellt / bezahlt.

Vorweg - das ist nicht Ebay oder Privatverkauf. Das ist VCoins und MA Shop mit zehntausenden weltweiten Kunden und eben auch vielen schwarzen Schafen. Wir Händler korrespondieren untereinander - und es gibt da richtige Betrüger Banden, die mit mehreren Accounts an einem Tag bei mehreren Händlern gleichzeitig den Betrug versuchen. Man muss da wirklich aufpassen.

Und dann haben wir noch die Bezahlung per Kreditkarte (geht ja auch per PayPal). Hier verwende ich den Anbieter STRIPE. Kreditkarten sind aber nicht so sicher wie man immer denkt. Erst einmal auch hier ist eine Gebühr zu entrichten von 2.5% circa. Dazu kommt noch ein Sicherheitsdienst, der prüft ob die Zahlung sicher oder eher unsicher ist. Das kostet dann auch nochmals 1%. Und das sollte man machen - denn nichts zieht Betrüger mehr an als teure Münzen per Kreditkarte einzukaufen und am Ende nicht zu bezahlen. Kreditkarte wird gerade bei den US und Kanada Kunden gerne benutzt und ist eigentlich deren Haupt-Zahlungsmethode. Bei VCoins kommt man um KK eigentlich kaum herum.

Problem ist - jeder kann innerhalb von 6 Wochen die KK Zahlung bei der Bank widerrufen! Dass Ihr also das Geld habt, ist erst nach 6 Wochen wirklich sicher! Und auch hier gilt - jeder Kunde bekommt die Stornierung durch, wenn er will! Ihr habt keine Chance! Wenn der Kunde es gut anstellt ist ihm der Widerruf 100% sicher. Und Euer Geld weg!

Klingt wie im Krimi - ist aber passiert - und nur ein Beispiel. Es gab da ein Pärchen aus Kanada, dass bei vielen Europäischen Händler und Auktionshäuser Münzen bestellt und per KK bezahlt hat - ich nenne keine Namen, aber da sind einige Häuser dabei die Ihr sehr gut kennt. Bei mir haben "die" einen Gold Solidus bestellt und bezahlt - per KK. Das Pärchen hat überall recht gleichzeitig bestellt und bezahlt und dann 5 Wochen lang gewartet. Die Lieferadresse war übrigens ein Haus, dass zum Verkauf stand (ein Händler hat das per örtliche Kleinanzeigen Annonce heraus gefunden). Die Betrüger haben dank der Tracking Link dann vor dem Haus gewartet und haben die Paketdienste dann abgefangen - und so die Ware angenommen. Als dann fast 6 Wochen vorbei waren - haben sie auf einen Schlag alle KK Zahlungen zu protest gegeben. Und allen Händlern - auch mir - wurde das Geld wieder vom Konto abgezogen. Wir haben uns als Händler dann zusammen getan, die örtliche Polizei verständigt und die Bank angeschrieben - aber das Geld hat keiner von uns jemals wieder gesehen.

Ich habe zwei KK Zahlungen verloren - andere Händler wahrscheinlich in den Jahren mehr. Ich sags offen - das waren bei mir rund 4.000 Euro - die Euch niemand (!) ersetzt! Die sind weg! Und solche Betrüger wie bei PayPal oder KK solltet und müsst Ihr in die Kalkulation mit einfließen lassen! Verkauft erst mal wieder paar Münzen, bis die tausende Euro wieder drin sind - das dauert eine Weile. Wie man sich schützen kann? Bei jedem (neuen) Kunden per Google Maps schon mal schauen, wo die Adresse ist und ob das ein Verkaufshaus ist. Dann den Käufer versuchen zu googeln. Dann bei Stripe den Betrtrugsschutz mitbezahlen und so weiter. Aber 100% Sicherheit gibt es nicht - und Betrüger die gezielt in solchen Shops versuchen Münzen ab zu greifen gibt es jede Menge. Auf 30-50 Bestellungen kommt etwa 1 Betrüger den Ihr erkennen solltet - bevor Ihr ihn beliefert!


Der Versand (der Ärger kann weiter gehen)...
Der Kunde hat bezahlt, es geht mit dem Versand weiter. Versendet wird mit DHL, UPS, FedEx und Co. Ich kann Euch als Versand-Broker die Firma JUMINGO empfehlen - die bietet sehr gute Preise an, vor allem, wenn es ins Ausland geht.

Innerhalb Deutschland und Europa kann man gut per DHL Paket versenden. Die Preise schwanken innerhalb der EU zwischen 5 und 15 Euro. Versichert sind die Pakete bis 500 Euro. Und auch Sammler Münzen bekommt man ersetzt bei einem DHL Paket. Denkt daran - Päckchen und Einschreiben je nach Option nur bis 50 Euro. Aber als Paket macht man bis 500 Euro nichts falsch. Außerhalb der EU sind Einschreiben, Päckchen und Pakete von DHL zu langsam und zu teuer (DHL Paket in die USA rund 35-50 Euro und viel zu langsam). Hier bietet sich JUMINGO (Account anlegen) als Paketvermittler an. Ich versende in die USA mit JUMINGO und UPS für rund 22 Euro, innerhalb einer Woche und versichert bis 500 Euro.

Kurzum - alles bis 500 Euro ist versichert problemlos (bei UPS gebe ich Sammlerplaketten an - das akzeptieren die) und bereitet einem (bei Verlust) keine Bauchschmerzen. Das Einzige was ist - ist halt mit Ärger (Kunde), Aufwand und Warterei (bis man das Geld bekommt) verbunden. In dem Jahr wo ich jetzt den Shop habe sind rund 15 Sendungen verloren gegangen. Das ist schon ein Brett - also das passiert nicht selten!

Denkt daran - die Sendung neutral nur mit Eurem privaten Namen und Anschrift zu versenden! Sonst zahlt die Versicherung für die teureren Münzen (kommt gleich) nicht! Auf dem Label darf kein Hinweis sein auf den Inhalt!

Sendungen mit Münzen über 500 Euro sind bei keinem (!) Versender versichert! Auch nicht, wenn Ihr eine Höherversicherung abschließt bei DHL, UPS oder FedEx. Daher braucht Ihr eine extra Valoren Versicherung. Viele Kollegen - ich ebenso - verwenden dafür SECURSUS als Anbieter. Alles was mehr wie 500 Euro kostet und Euch das Geld lieb ist - muss extra versichert werden. Die Versicherung kostet etwa 1% vom Warenwert. Ist die Sendung also 3000 Euro Wert - bezahlt Ihr etwa 30 Euro Versicherung. Allerdings sind die Regeln so einer Versicherung sehr hoch und mit viel Aufwand verbunden. Ihr müsst die Ware, das Paket und das Label vor dem Versenden fotografieren. Ihr müsst ganz bestimmte Arten von Verpackungen nehmen. Die Sendung darf nicht länger als 14 Tage unterwegs sein (also nix mit Einschreiben) und und und. Wenn Ihr nur einen einzigen Punkt vergesst oder falsch macht - dann wird die Versicherung nicht bezahlen! Es ist SEHR wichtig, dass Ihr Euch die Anleitung exakt durch lest.

Ich schlage mich gerade bei einer verloren gegangenen 1.800 Euro Sendung mit Secursus seit Februar 2023 herum - weil ich nicht 100% den von Secursus vorgegebenen Weg eingehalten habe! Der Kunde hat die 1.800 Euro längst von mir als Händler bekommen - aber mir fehlen gerade 1.800 Euro in der Kasse und es ist noch nicht sicher, ob ich bei dem Versicherungsfall überhaupt das Geld sehen werde!

Und dann kommen wir noch zu den Sendungen außerhalb der EU über 1.000 Euro. Hier ist eine Zollanmeldung notwendig! Dazu solltet Ihr - wenn Ihr außerhalb der EU versendet - bereits mit der Gewerbeanmeldung den Antrag auf eine EORI Nummer gemacht haben. Die braucht Ihr für die Zollanmeldung zur Ausfuhr. Dann macht Ihr die Ausfuhranmeldung selbst auf eigene Faust - viel Spaß - oder durch den Service Provider - wie JUMINGO als Beispiel. Letzteres würde ich empfehlen! Dringend! Macht Ihr nämlich bei der Export Anmeldung Fehler - irrt das Paket mit Euerer teuren Münze durch die Länder und eventuell seht Ihr die Sendung nie wieder! Das alles kostet aber Geld!

* Gebühren für die Export Anmeldung durch den Provider (JUMINGO oder Andere) ca. 60 Euro
* Versandkosten
* Versicherung Valoren
* Service Gebühren von FedEx / UPS

Es fällt zwar kein Zoll an für Münzen über 100 Jahre beim Import in die USA - aber UPS und FedEx und Co möchten gerne bei Waren über 1.000 Euro eine sogenannte Service Gebühr haben. Die bezahlt der Kunde (nein wird er nicht - der wird sich verärgert bei Euch melden) - oder eben Ihr.

Kleines Rechenbeispiel von heute! Ich werde am Montag eine Nero Münze im Wert von 5.100 Euro in die USA senden per UPS - inkl. Export Zollanmeldung, ink. Versicherung und inkl. Service Kosten = 264 Euro! Das nur mal als Beispiel, was von Eurem Gewinn unter Umständen so übrig bleibt.

Natürlich kann man auch auf Risiko gehen. Die Münze für 900 Euro deklarieren und einfach unangemeldet per UPS oder DHL los senden. Aber aus eigener Erfahrung - rund jedes 10te Paket wird geöffnet und geprüft. Wenn sich heraus stellt - und die am Zoll sind nicht ganz dumm - dass der Nero oder der Gold Stater eben doch keine 900 Euro Wert sind - dann ist die Ware einfach weg - und Ihr bekommt einen netten Brief vom Zoll. Und wenn der 5000 Euro Nero dann beschlagnahmt ist - dann wird es eh lustig. Also - Ware korrekt anmelden - aber dann wird es bei teuren Münzen auch teuer.


Maria, ihm schmeckt es nicht!
Nehmen wir an, der Kunde bekommt die Ware und sie gefällt ihm nicht. Auch das kommt ab und zu vor. Sowohl VCoins als auch MA-Shop bieten dem Kunden ja ein Widerrufsrecht an. Der Kunde kann also aus welchem Grund auch immer, die Ware zurück geben. Ist sein gutes Recht!

"Witzig" wird es, wenn der Kunde die Sendung einfach bei der Annahme verweigert - und das Ganze passiert im Ausland. Dann geht die Sendung zurück. Allerdings erst, wenn IHR die Gebühren für den Rücktransport übernehmt. Das kann um die 20/30 Euro bei DHL kosten - aber auch mal rund 90 Euro bei UPS und FedEx. Entweder bezahlt Ihr die Gebühren - oder die Sendung wird vernichtet. Also müsst Ihr in den sauren Apfel beißen und die fast 100 Euro von Eurem Geld bezahlen. Lustig wird es außerhalb der EU - wenn der Zoll die Rücksendeware verzollen möchte. Kann man widersprechen - kostet aber nochmals Zeit und nerven. Und ja - das kommt nicht selten vor - dass ein Kunde einfach die Ware nicht annimmt. Wie kommt der dann an sein Geld? Die stornieren die KK Zahlung oder die PayPal Zahlung... daher - seid glücklich, wenn jemand per Überweisung bezahlt hat!

Und dann gibt es - eher selten, kommt aber auch vor - dass die Münze nicht mehr so ausschaut, wie ihr sie versendet habt! Verbogen! Verkratzt! Hatten wir alles schon. Ich hatte schon eine Rücksendung mit abgekratzter Patina. Und dann geht der Ärger erst richtig los. Übrigens - VCoins und der MA Shop sind da eher auf Seiten des Kunden ;) ... also erwartet da nicht viel Hilfe. Ich habe für die meisten meiner Münzen Gott sei Dank ja Videos vor dem Verkauf und kann das nachher recht gut nachweisen. Ich empfehle gerade bei teuren Münzen - vorher ein Video machen oder den Zustand zu fotografieren. Aber sowas kommt selten vor - die meisten Kunden sind seriös - aber wenn es vorkommt, kostet es wieder Zeit und Geld!


Verkauft und gewonnen!
Nehmen wir an, es hat am Ende alles geklappt. Was bleibt denn nun übrig von dem Mega Gewinn! Vorweg - ich will nicht heulen - es reicht für mich als "one-men-show" immerhin, dass ich mir privat ein paar Münzen kaufen kann für die eigene Sammlung.

Aber es ist schon eine Menge an Arbeit dahinter - man unterschätzt die Zeit und den Aufwand gewaltig. Und es ist eine Menge Ärger dahinter - die man hat mit Betrügern, auch manchem unfreundlichen Kunden und jede Menge Abgaben. Dazu kommt ein enormer Aufwand für die Buchhaltung! Dazu gleich mehr.

Buchhaltung und Finanzamt ist das Stichwort. Als Kleinbetrieb seid Ihr ganz schnell raus bei ein paar Münzen - die Umsatz (nicht Gewinn!) grenze erreicht Ihr schneller als ihr denkt - also vergesst ganz schnell die Kleingewerbe Regelung. Es wird richtig versteuert!

Verkauft Ihr Münzen ins Ausland - fällt erst mal keine Steuer an! Außer später, dass Ihr den Gewinn versteuern müsst!
Verkauft Ihr jedoch Münzen innerhalb Deutschland - müsst Ihr den Gewinn mit Umsatzsteuer versteuern! Verluste können nicht gegengerechnet werden!

Beispiele!

1) Münze A Einkauf 1.000 Euro - Münze A Verkauf in die USA 1.500 Euro = 500 Euro Gewinn
* Gewinn muss später als "Einkommen" versteuert werden

2) Münze A Einkauf 1.000 Euro - Münze A Verkauf nach Deutschland 1.500 Euro = 500 Euro Gewinn
* Der Gewinn (500 Euro) wird erst einmal mit 19% Umsatzsteuer versteuert (§25 Differenzbesteuerung) = 80 Euro gehen schon mal ans Finanzamt
* Danach wird der eigentliche Gewinn nochmals als "Einkommen" versteuert

Das bedeutet aber für Euch - Ihr müsst für jede (!) Münze exakt Buchhaltung führen! Sprich Ihr müsst genau belegen für welchen Einkaufspreis Ihr die Münze erworben habt und dann für jeden einzelnen Verkauf berechnen - ging die Münze ins Ausland oder habe ich die Münze innerhalb Deutschlands verkauft. Denn einmal müsst Ihr nur alleine den Gewinn am Ende als Gewinn versteuern - Verkäufe innerhalb Deutschland werden aber zweimal versteuert - einmal der der reine Gewinn als Umsatzsteuer und dann der Nettogewinn am Ende als reiner Gewinn.

Wer also innerhalb Deutschlands und außerhalb Deutschlands verkauft - kann nicht wie in anderen betrieben einfach eine Einnahme / Überschuss Rechnung machen. Ich habe in dem Jahr für 50.000 Euro Münzen gekauft und für 60.000 Euro verkauft - also ganz einfach 10.000 Euro die als Gewinn zu versteuern sind. So nicht. Verkäufe ins Ausland und Innland müsst Ihr penibel getrennt auflisten und protokollieren.

Und was ebenso wichtig ist - Verluste können nicht gegen gerechnet werden, wenn es um die Verkäufe innerhalb Deutschlands mit der Umsatzsteuer geht! Wenn Ihr also Münze A für 1.000 Euro eingekauft habt und für 1.500 Euro verkauft - sind für die 500 Euro die Differenzbesteuerung fällig. Münze B habt Ihr für 2.000 Euro gekauft und leider nur für 1.500 Euro verkauft - also einen Verlust von 500 Euro gemacht - könnt Ihr hier nicht die negative Differenzbesteuerung gelten machen und nicht gegen rechnen! Ihr zahlt dann einfach für Münze B keinen Differenzsteuerbetrag! Der ist dann 0 Euro an das Finanzamt. Die Diefferenzbesteuerung für die 500 Euro von Münze a bleibt aber!

Viel Spaß bei der Buchhaltung kann ich da nur wünschen! Man sitzt da oft länger dran, als das Einstellen von Münzen dauert.

Und hier mal eine kleine Kalkulation, damit man "richtig" Gewinn macht.

Münze eingekauft für 1.000 Euro
Münze im Shop für 2.000 Euro verkauft ins Ausland
Gewinn = 1.000 Euro

- Shop Provision (eventuell +19% MwSt auf die Provision beim deutschen MA Shop)
- Gebühren bei Bezahlvoqrgang (PayPal 4.5%, KK 2.5%)
- Versandkosten
- Ausfuhranmeldung
- Versicherung
= minus ca. 400 Euro

- Finanzamt
= minus 200 Euro

Reingewinn um die 400 Euro.

Aber - da kommen ja noch weitere kleinere Kosten dazu. Dann müsst Ihr noch die anderen Dinge rein kalkulieren - wie Betrüger, Rücksendungen, Beschädigungen, Verluste etc.

Und was wichtig ist!
1. Ihr müsst auch rein rechnen, dass Ihr mal eine Münze für 1.000 Euro kauft und nicht los bekommt! Ich habe eine Münze von Neville für 2.000 Euro gekauft und am Ende für 500 Euro günstiger verkaufen müssen da ich die sonst nie los bekommen hätte! Auch das passiert und muss mit kalkuliert werden.

2. Und! Das da oben ist eine "Milchmädchen Rechnung" die in 99% der Fälle nie aufgeht! Als ob ich einen Gold Solidus für 1000 Euro kaufen und für 2000 Euro verkaufen könnte! Als ob ich einen Domitian Denarius für 800 Euro kaufen und mir den jemand für 1600 Euro abkaufen würde! Ganz selten, aber wirklich ganz selten erwischt man bei einer Auktion, die unter dem Radar ist, eine preiswerte Münze die man dann gut verkaufen kann. Ich habe mal einen Nero für 800 Euro gekauft und für rund 2000 Euro verkaufen können - das ist aber die ganz seltene Ausnahme!

Die Realität sieht so aus - einen Phocas Solidus bei LEU oder sonst wo ersteigern, dann Aufschlag drauf und eventuell noch Zollgebühren - also für 550 Euro am Ende einkaufen - und dann wieder für 650 bis 700 Euro verkaufen. DAS ist die Realität!


Und woher kommen Sie? Und was bleibt wirklich?
Es ist nämlich die Frage - wo bekommt Ihr Eure Münzen her!?! Wenn Ihr nicht Naumann oder Leu oder Künker oder Ritter heißt - kommen zu Euch keine Sammler, die Ihre komplette Sammlung (für Euch günstig im Einkauf) los werden wollen - die gehen nicht zu einer "one-men-show". Wo bekommt Ihr also Eure Münzen her? Ebay? Catawiki? Kann man vielleicht 1-2x machen, wenn man 1000% sicher ist keinen Müll für den Kunden einzukaufen. Ansonsten werdet Ihr das meiste von anderen Händlern oder eben auf Auktionen kaufen. Und dort liegt man dann auf der Lauer nach Losen, die unter dem Radar laufen.

Aber mal ehrlich - das ist der Standard - wenn Ihr eine Münze auf einer Auktion für 1.000 Euro bekommt (und niemand mehr geboten hat) - wieso sollte dann jemand für diese Münze in Eurem Shop jemand das doppelte bezahlen?

Die Realität ist - dass man bei günstigen Münzen mit einem Aufschlag um die 30-50 Euro leben muss. Bei Midrange Münzen um die 500 Euro, kann man etwa mit 100-200 Euro Gewinn rein kalkulieren. Bei Münzen um die 2000 oder 3000 Euro, kann man etwa mit 500 Euro Aufschlag rechnen, den man rein kalkulieren kann. Da spreche ich jetzt aber vom Brutto Aufschlag - davon müsst Ihr dann Provision, Versand, Versicherung und Finanzamt abziehen!


Konklusion ...
Pro Münze sind also rund 30/50 Euro (preiswerte Münzen) - 100/200 (Midrange) - oder auch mal 300/500 Euro (Münzen um die 1000-2000 Euro) möglich - in extremen Glücksfällen auch mal 1000 Euro (bei seltenen sehr teuren Münzen). Selten! Und davon muss dann aber auch alles andere wie Provision, Versand, Versicherung und Steuer abgezogen werden! Das ist die Realität als "one-men-show".

Nicht falsch verstehen - ich will nicht jammern. Aber die Meinung - von Einzelnen - man könnte mal eben paar Münzen wie auf Ebay einstellen und mal eben nebenbei verkaufen und dabei noch viel Geld verdienen - ist einfach bar jeder Realität. Es steckt als Einzelkämpfer eine Menge Arbeit und Aufwand dahinter. Der buchhalterische und verwalterische Aufwand ist enorm! Und die Aufreger und grauen Haare sind auch nicht zu verachten.

Und es gibt wirklich sehr viele Anfänger Fehler die man machen kann - beim Anbieten der Bezahlservices, was potentielle Betrüger angeht, dem Versand, Versicherung und so weiter - und jeder Fehler - kann ich aus eigener Erfahrung sagen - kostet einfach direkt einem dann Geld! Jeder Fehler wird meistens konsequent mit einem finanziellen Verlust "bestraft".


Warum ich es dann mache? Am Ende wird man nicht reich als Einzelkämpfer! Man kann auch keine große Sprünge machen! Und wäre ich von dem Geld angewiesen was der Shop bringt - ich könnte Nachts nicht schlafen! Leben davon? Niemals! ABER - wenn man es als NEBENVERDIENST sieht um sich vom Gewinn im Monat ein, zwei oder drei Midrange Münzen selber kaufen zu können, passt das. Und ein sehr großer Vorteil - ich finde das klasse - man hat so viele schöne Münzen in den Händen, die man als reiner privater Sammler niemals hätte. Ich denke gerade der letzte Punkt ist was mich treibt - ich kann so ziemlich alles kaufen und sammeln (auch wenn ich es am Ende wieder verkaufen muss).

Ich hoffe jetzt bricht nicht wieder so ein dämlicher Forenstreit wegen einem Posting von mir aus!

Wie geschrieben - ich hatte ein paar persönliche Anfragen und PN die mich immer wieder gefragt haben, wie das so ist und was man da so braucht. Und daher dachte ich - schreibe ich das mal so nieder. Vielleicht hilft es ja dem Einem oder Anderem - der auch mit den Gedanken spielt! Wie geschrieben - das alles gilt auch nur für die Einzelkämpfer - richtige gestandene Händler wie Naumann und Co haben da ganz andere Möglichkeiten, Ressourcen etc. (kämpfen am Ende aber den gleichen Kampf - ein Zuckerschlecken ist es auch da nicht).

Wie gesagt - vielleicht hilft es dem Einen oder Anderem - wer noch spezielle Fragen hat kann sie auch gerne hier oder als vertrauliche PN schreiben. Und vielleicht war es auch für den Einen oder Anderen interessant mal die Hintergründe bisschen kennen zu lernen.

Danke fürs lesen ;)
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Re: Inside - Münzhändler "werden" und viel Geld verdienen

Beitrag von kiko217 » Do 27.07.23 20:32

Du hast dir viel Mühe mit diesem Post gemacht - vielen Dank dafür!

Kiko
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prieure.de.sion (Do 27.07.23 20:44)

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Re: Inside - Münzhändler "werden" und viel Geld verdienen

Beitrag von Priscus » Do 27.07.23 21:19

Danke für diesen Einblick .

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Re: Inside - Münzhändler "werden" und viel Geld verdienen

Beitrag von kc » Do 27.07.23 21:55

Ein vernichtender Bericht...

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Re: Inside - Münzhändler "werden" und viel Geld verdienen

Beitrag von prieure.de.sion » Do 27.07.23 22:35

kc hat geschrieben:
Do 27.07.23 21:55
Ein vernichtender Bericht...
Nein ;) ... wäre es so schlimm, dass man jeden Tag heulen könnte, würden es nicht so viele - einschließlich mich - machen. Aber, ich wiederhole mich, als Einzelkämpfer davon leben müssen (Miete, Auto, Versicherungen, Urlaub, Lebensunterhalt etc...) - da muss man schon extrem hart im nehmen sein. Dazu müsste man aber mehr als nur einen Online Shop haben - Auktionen, Ladenlokal mit Stammkundschaft etc.

Das Ganze steht und fällt mit Deinem Einkauf am Ende. Und da liegt meiner Meinung nach das eigentliche Problem als unbekannter Einzelkämpfer.

Am interessantesten wären Auflösungen aus Sammlungen (Erben etc.) - aber die wenden sich meistens eben an renommierte und bekannte Händler und Auktionshäuser. Bleiben also wenigstens Verkäufe von Sammler/innen, die ein paar Münzen "los werden wollen" um sich etwas Neues zu kaufen. Aber die Erfahrung die ich hier gemacht habe - die Sammler kennen die Auktionspreise und wollen von Dir ähnliche Preise haben - "die" haben "den" Domitian in der letzten Leu Auktion für 800 Euro gesehen - und sehen es jetzt nicht ein, dass sie Dir den nun für 400, 500 Euro geben sollen.

Was bleibt Dir also als kleiner einsamer Einzelkämpfer? Der Aufkauf bei Auktionen und anderen Händlern. Und jeder hier kann sich ausrechnen - dass man mit den EK Preisen einfach nicht die großen Gewinn Margen kalkulieren kann. Wenn Du eine Münze auf einer Auktion für 500 Euro kaufst, wird Dir eine Woche später kaum jemand 1000 Euro dafür bezahlen. Zumal die meisten Käufer - zurecht - ja auch nicht dumm sind und recherchieren können.

Aber das ist ja bei jeder Branche so (heute) - vieles steht und fällt mit den Einkaufsmöglichkeiten. Der kleine PC Laden kann den Monitor einfach nicht zu dem Preis wie Saturn und Co anbieten - weil die einfach Palettenweise einkaufen und andere Preise im EK haben.

kc hat geschrieben:
Do 27.07.23 21:55
Ein vernichtender Bericht...
Daher nein - man kann sich ein schönes kleines Zubrot verdienen (aber auch manchmal derbe Verluste einfahren).
Aber wie oft gedacht, dass man da jeden Monat tausende Euro mit leichter Arbeit verdient - das ist völlig unrealistisch.

Es kommt halt darauf an, was man bei der Sache erwartet.

Ich kann nur für mich sprechen. Mir macht es Spaß, weil ich sonst nie so viele schöne Münzen in den Händen halten würde und mich durch alle Auktionen kaufen kann - und mir würde es reichen, wenn ich am Ende 1:1 raus komme, weil nicht darauf angewiesen (wobei nach paar Jahren 1:1 das Finanzamt Dein Gewerbe wegen Liebhaberei auch dicht machen kann). Zudem kann ich mir von dem Plus ab und zu ne Münze kaufen. Mehr erwarte ich nicht - das erfüllt sich für mich - daher ist für mich alles gut so wie es ist. Aber das muss jeder für sich ganz alleine entscheiden - aus welchen Beweggründen und Erwartungen jemand anders den Schritt macht.


Allerdings, werde ich gegen Ende des Jahres auch etwas kürzer treten und dann nur noch einen Shop auf VCoins haben mit meinen Nicht-EU-Kunden. Weil der Aufwand bei zwei Shops schon extrem hoch ist - und die aufgewendete Zeit dann doch über das Hobby deutlich hinaus geht.
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kc
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Re: Inside - Münzhändler "werden" und viel Geld verdienen

Beitrag von kc » Do 27.07.23 22:55

Gebe dir absolut recht...die Schwierigkeit liegt darin, gute Ware zu möglichst günstigen Preisen ranzuschaffen. Das kann mal gut laufen, aber am Anfang dürfte sich das schwierig gestalten, da man unbekannt ist und keine Kontakte hat. Wie du schon geschrieben hast, ist man dann auf Auktionen angewiesen. Dort bieten aber entweder Sammler mit oder besser ausgestattete Händler, die auch höhere Beträge bieten können, weil sie entweder über die Kontakte verfügen, um die Ware noch gewinnbringend loszukriegen oder die ersteigerten Stücke noch lange liegen lassen können, weil sie entsprechende Rücklagen/Eigenkapital haben. Als Anfänger muss man zusehen, dass man die Ware schnell umschlägt, ansonsten ist man finanziell ziemlich schnell am Ende. Dann müsste man womöglich unter Preis verkaufen...

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Re: Inside - Münzhändler "werden" und viel Geld verdienen

Beitrag von LordLindsey » Do 27.07.23 23:57

Ein wirklich sehr interessanter Bericht, vielen Dank für die Offenheit und Mühe. Hatte mir auch schon oft überlegt, sowas zu machen, aber am Ende ist mein Job zu anstrengend und es bleibt bei eBay Verkäufen. Da kenne ich aber nur die alte Welt der Banküberweisung, jetzt ist ja wohl Paypal Pflicht. Und ich bin jemand, der sich in Grund und Boden ärgert, wenn ich betrogen werde.

Aber stelle mir das trotzdem spanned vor, als Händler aktiv zu sein, von daher Glückwunsch zu dem Schritt und weiterhin viel Erfolg!

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Re: Inside - Münzhändler "werden" und viel Geld verdienen

Beitrag von Lucius Aelius » Fr 28.07.23 09:42

prieure.de.sion hat geschrieben:
Do 27.07.23 16:22

kommt aber auch vor - dass die Münze nicht mehr so ausschaut, wie ihr sie versendet habt! Verbogen!
Ich hatte vor Jahren mal einen Argenteus von einer Händlerin auf ebay gekauft. Als er ankam, begann das Bauchgrummeln bei mir. Ich hab dann auch spaßeshalber den uralten Trick probiert und siehe da - der Schrötling ließ sich mit den bloßen Händen verbiegen!
Ich hab dann Fotos gemacht und der Händlerin geschickt. Ihre Antwort lautete, ich hätte die Münze beschädigt und sie wäre jetzt wertlos. Dass sie eine Fälschung (ohne Hinweis darauf) zum Preis eines authentischen Argenteus verkauft hatte schien ihr in diesem Moment wohl nicht in den Sinn gekommen zu sein.
Dank ebay kam das Geld dann automatisch beim Rückversand wieder auf mein paypal-Konto zurück, ohne dass ich mich mit der Frau noch weiter herumärgern musste.
Gruss
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Re: Inside - Münzhändler "werden" und viel Geld verdienen

Beitrag von KarlAntonMartini » Fr 28.07.23 10:28

Danke für dieses Thema! - Als Nur-Sammler habe ich das Problem, daß ich noch berufstätig bin und meine Sammlung zielgerichtet ausbauen will, was bei etwas speziellen Gebieten mit großem Zeitaufwand verbunden wäre, alle möglichen Internet-Auktionen, Kataloge von Händlern und Auktionshäusern weltweit zu verfolgen. Ich bin deshalb dankbar für zwei, drei Händler meines Vertrauens, die gewissermaßen als numismatische Trüffelschweine dienen und mir passende Münzen besorgen. Es ist von Sammlerseite also das gleiche Problem: seriöse und engagierte Einkaufsquellen zu finden, wie für Händler seriöse Kunden in die Kundendatei zu bekommen. Das ist ein Prozeß, der natürlich dauert: man sollte also mit einem Handel möglichst jung anfangen.:-) Grüße, KarlAntonMartini
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Re: Inside - Münzhändler "werden" und viel Geld verdienen

Beitrag von stilgard » Fr 28.07.23 12:50

sehr interessanter und ausführlicher Bericht, danke für deine Bemühungen!

Grüße
Alex

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Re: Inside - Münzhändler "werden" und viel Geld verdienen

Beitrag von prieure.de.sion » Fr 28.07.23 13:30

KarlAntonMartini hat geschrieben:
Fr 28.07.23 10:28
Danke für dieses Thema! - Als Nur-Sammler habe ich das Problem, daß ich noch berufstätig bin und meine Sammlung zielgerichtet ausbauen will, was bei etwas speziellen Gebieten mit großem Zeitaufwand verbunden wäre, alle möglichen Internet-Auktionen, Kataloge von Händlern und Auktionshäusern weltweit zu verfolgen. Ich bin deshalb dankbar für zwei, drei Händler meines Vertrauens, die gewissermaßen als numismatische Trüffelschweine dienen und mir passende Münzen besorgen. Es ist von Sammlerseite also das gleiche Problem: seriöse und engagierte Einkaufsquellen zu finden, wie für Händler seriöse Kunden in die Kundendatei zu bekommen. Das ist ein Prozeß, der natürlich dauert: man sollte also mit einem Handel möglichst jung anfangen.:-) Grüße, KarlAntonMartini
So funktioniert auch mein "Geschäftsmodell" und würde ich auch empfehlen jedem der neu startet - versuchen mit sehr gutem Service und Seriosität sich Stammkunden aufzubauen bzw. an sich zu binden. Bei mir sind es etwa 70-80% Stammkunden Geschäfte.

Besonders die amerikanischen Kunden haben da eine ganz andere Sichtweise von "Service" und dem "Wert" eines Service. Sprich - die wissen ganz genau, dass ich die Münzen günstiger bei Auktionen einkaufe und mit einem Service Aufschlag an sie weiter verkaufe. Vor allem ist dies eine Möglichkeit selbst bei Auktionen "teuer" einzukaufen und dennoch an dem Auktionsbetrag zu verdienen. Wenn man eine "teuer erkaufte" Auktionsmünze an die Allgemeinheit im Shop verkaufen muss - dann wird die Marge ganz schnell ganz eng.

Aber viele der Stammkunden sind beruflich ziemlich eingespannt und sehen antike Münzen als ein Hobby - bei denen sie nach dem Job entspannen können. Diese begrenzte Zeit wollen diese Kunden aber mit den Münzen verbringen - und nicht beim wälzen von Katalogen. Daher sind sie bereit auch einen Aufpreis zu bezahlen, für jemanden, der für sie diese Münzen raus sucht. Allerdings darf man nicht gierig werden. Die Kunden sind ja nicht dämlich - zurecht. Wenn man also meint auf der aktuellen teuren Welle mit schwimmen zu wollen und dann Mond-Aufschläge macht, merken "die" das auch und dann ist auch schnell ende mit dem Vertrauen.

Finde und binde Kunden die bereit sind für den "Such-Service" einen Aufschlag zu bezahlen und behandle diese Kundschaft seriös - dann hat man lange Freude daran. Vor allem, weil es hier dann die o.g. Probleme mit Trickbetrug, Zahlungsschwierigkeiten oder anderem Ärger einfach nicht gibt.


---
Danke für Euer positives Feedback zum Thread - wie geschrieben - es sollte kein "oh die armen / ich armer Händler" werden - nur - das beide Seiten es mitunter nicht so einfach haben, wie es vielleicht den Anschein erweckt. Und vielleicht ein kleiner Einblick, welche Arbeit in welchem Umfang dahinter steckt, wenn man mit den schönen Münzen handelt.
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Re: Inside - Münzhändler "werden" und viel Geld verdienen

Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 29.07.23 00:20

Deswegen können wir Sammler ja bei Auktionen noch einkaufen - weil ich eine Münze, die mir 300 Euro wert ist, für 300 Euro kaufen kann, während ein Händler die für höchstens 250 einkaufen kann und auch dann für 350 verkaufen muß. Es halten so viele Leute die Hand auf - und das hast Du sehr gut herausgearbeitet. Danke!

Homer
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