Tremissis des Zeno

Münzen des alten Byzanz

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Tremissis des Zeno

Beitrag von antoninus1 » Mi 25.10.23 20:41

Der Theoderich, den ich in der Römerabteilung gezeigt hatte, kommt nebem diesem Tremissis des Zeno zu liegen, den ich schon vor einigen Jahren gekauft habe.
Das Portrait ist schon etwas ungewöhnlich, aber jetzt habe ich in der Auktion Triton VI ein Stück mit einer stempelgleichen Vorderseite gefunden. In der Auktion wird auch ein weiteres stempelgleiches in der Dumbarton Oaks Sammlung zitiert.
Mein Stück fällt in der Rückseitengestaltung allerdings etwas ab, vor allem, was die Schreibkunst anbelangt.
Ich hatte daher ja gehofft, dass mein Stück auch ostgotisch ist, aber diese Schreibfehler sind wohl auch für kaiserliche Prägungen nicht ungewöhnlich.
Auffallend finde ich, dass hier die Vorderseite korrekt beschrieben ist, während die Rückseite so fehlerhaft ist. Das ist mir z.B. bei antiken Imitationen römischer Münzen aus Indien schon aufgefallen.

Tremissis (Constantinopel, 2. Regierung 476 – 491 n.Chr.)
Av.: D N ZENO PERP AVG drap. gep. Büste m. Perldiadem r
Rv.: VICTORIA ACTSORIVM i.A. CONOB Victoria n.r., Kopf l., h. Kreuzglobus und Kranz links im Feld Stern
RIC 925 (?) Triton VI 1179 Vs stgl. DOCLR 652 Vs stgl.
1,49 g
Zeno_rv.jpg
Zeno_av.jpg
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Re: Tremissis des Zeno

Beitrag von minimee » So 17.12.23 15:10

Lieber Antonius1,
bei einer Recherche zu einem ebenfalls kuriosen Solidus des Zeno bin ich auf diesen Thread gestossen.
Bei Deinem Stück handelt es sich um eine ostgothische Prägung des Theoderich. Gant typisch ist die "Tänzerin" auf der Rückseite.
Siehe hierzu auch: https://en.numista.com/catalogue/ostrog ... dom-1.html.
Ein etwas hundiges Stück aus meiner Sammlung kann ich auch bieten
Dateianhänge
R26 Tremissis Zeno (Los 825) klein.jpg

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Re: Tremissis des Zeno

Beitrag von minimee » So 17.12.23 15:12

PS: Zudem zeigt Dein Stück auf dem AV Justierspuren !!

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Re: Tremissis des Zeno

Beitrag von antoninus1 » Di 26.12.23 16:08

minimee hat geschrieben:
So 17.12.23 15:10
Lieber Antonius1,
...
Bei Deinem Stück handelt es sich um eine ostgothische Prägung des Theoderich. Gant typisch ist die "Tänzerin" auf der Rückseite.
...
Sorry minimee, ich komme erst jetzt zum antworten auf Deinen Beitrag...
Ich bin da nicht so sicher, ob der Tremissis von Theoderich (reg. ab 493) sein kann. Auf Numista ist kein einziger Tremissis unter Zeno (reg. bis 491) aufgeführt, alle sind unter Anastasius (ab 491) oder später Justin und Justinian geprägt.
Ich finde, die "Tänzerinnen" sind unter den Ostgoten viel schöner gestaltet als unter Zeno. Auch bei meiner fehlen ja z.B. der Globus und der Fuß, und die Beine sind eher nur ein krummer Strich. Mein anderer Tremissis unter Anastasius/Theoderich hat ja eine viel besser ausgearbeitete Victoria. Die schlechte Qualität der Victoria deutet anscheinend eher auf eine oströmische Prägung hin.
Auch die Rückseiteninschrift scheint bei den ostgotischen Prägungen in der Regel korrekt zu sein, während sie beiden oströmischen fehlerhaft und variierend ist.
Man liest öfter von barbarisierten (und damit sind nicht die ostgotischen "Barbaren" gemeint) oder pseudo-imperialen Prägungen, wobei mir nicht klar ist, von wem und wo die geprägt wurden. In Constaninopel konnte man doch gute Prägungen herstellen.
Auch die Münzstättenangabe unterscheidet sich. Der Tremissis Anastasius/Theoderich hat COMOB, der Tremissis Zeno hat CONOB, wie für offizielle Prägungen aus Constantinopel üblich.
Ich bin auch gar nicht sicher, ob man in jedem Fall sicher sagen kann, unter wem eine Münze aus der Zeit geprägt wurde.

Zu den Justierspuren: wo siehst Du die auf dem AV?
Gruß,
antoninus1

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Re: Tremissis des Zeno

Beitrag von Wurzel » Mi 27.12.23 21:18

Hallo, nur um Missverständnisse zu vermeiden:
CONOB steht für eine Prägung nach Goldstandard aus Konstantinopel, nicht für die Prägestätte.

Das Kürzel CONOB wurde also auch bei Beischlägen etc. verwendet um zu zeigen, daß die Münze dem geltenden Solidusstandard aus Konstantinopel entsprach.
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Re: Tremissis des Zeno

Beitrag von minimee » Di 02.01.24 19:14

Lieber antonius1,
mea culpa, mea maxima culpa. diesmal liegt es an mir, für die lange dauernde Antwort um Entschuldigung zu bitten.
Jaaa. Das mit den "Nich-Reichsprägungen" ist meist so eine Sache. Im Grunde blicke ich da nicht wirklich durch. Leider gibt es auch kein Kompendium das man zu Rate ziehen könnte.
Zu den Justierspuren. Ich sehe im AV im Profilbild rechts zwischen Ohr und Unterkiefer die typischen Spuren. Diese sind fast immer mittig, im Bereich des Kopfes zu finden. Es gibt dazu einen Aufsatz von Herfried Wagner : Die Herstellung und Justierung der Schrötlinge im byz. Reich.
Ich hänge einen Zeno-Solidus an, der gaaanz deutliche Spuren beidseitig zeigt
Dateianhänge
R28 Solidus Zeno (Los 3027)klein.jpg
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Re: Tremissis des Zeno

Beitrag von Numis-Student » Di 02.01.24 22:06

Man sollte vielleicht noch erwähnen, dass es sich nicht "wie sonst immer" um ein Justieren "von oben" (also von "zu schwer" aufs richtige Gewicht) meist mit Feilen oder Blechschere handelt, sondern "von unten" (also von "zu leicht" aufs richtige Gewicht) mittels Loch und einem eingefügten und dann mitgeprägten Goldspan.

Soweit ich das überblicke, war diese Art der Justierung aber nur bei den Byzantinern anzutreffen, nicht bei den Beischlägen dieser Zeit. Das würde dann für eine echte, byzantinische Herkunft der Münze oben sprechen.

Schöne Grüße,
MR
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Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
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Re: Tremissis des Zeno

Beitrag von antoninus1 » Mi 03.01.24 09:31

Danke für den Hinweis und Erläuterung, minimee und Malte. :)
Ich wusste bisher nichts von dieser Art von Justierung. Die Stelle war mir aufgefallen, aber ich hatte sie für einen Schrötlingsfehler gehalten.
Zufällig habe ich jetzt entdeckt, dass bei Roma 29 letzten November ein vorderseitig stempelgleiches Stück mit gleicher Rückseite versteigert wurde.
Gruß,
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Re: Tremissis des Zeno

Beitrag von Jetonicus » Mi 03.01.24 20:09

Der Artikel
Herfried Wagner: Durch Plombierung justierte spätrömische und byzantinische Gepräge
in: Numismatische Zeitschrift 128, Wien 2022, S. 397 - 418
erklärt den Vorgang der Plombierung und zeigt 36 + 4 Beispiele.
LG
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Re: Tremissis des Zeno

Beitrag von Numis-Student » Mi 03.01.24 20:50

Kennst Du Beispiele für eine solche Justierung im byzantinischen "Umfeld" oder nur bei der Reichsprägung ?

Schöne Grüße
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Tremissis des Zeno

Beitrag von antoninus1 » Do 04.01.24 20:19

Jetonicus hat geschrieben:
Mi 03.01.24 20:09
Der Artikel
Herfried Wagner: Durch Plombierung justierte spätrömische und byzantinische Gepräge
in: Numismatische Zeitschrift 128, Wien 2022, S. 397 - 418
erklärt den Vorgang der Plombierung und zeigt 36 + 4 Beispiele.
LG
Jetonicus
Danke, ich habe mir den Band mal in der Bibliothek bestellt :)
Gruß,
antoninus1

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Re: Tremissis des Zeno

Beitrag von minimee » So 14.01.24 17:53

ich hab den Aufsatz als pdf-Datei. !09 MB gross. IKch kann den auf Nachfrage in "wetransfer" zur Verfügung stellen.

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