Herstellung Schrötlinge Solidus
Moderator: Homer J. Simpson
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Herstellung Schrötlinge Solidus
Hallo zusammen,
in der letzten Zeit habe ich mich mit den spätrömischen Goldmünzen beschäftigt und bei den aktuellen Auktionen von Künker auch einen Solidus von Leo (Los 3004) ersteigert.
Dabei ist mir aufgefallen, dass es bei einem Zielgewicht von 4,50g sehr viele Münzen gibt, die zwischen ca. 4,40 und 4,50g liegen, aber nur sehr wenige die mehr als 4,50g wiegen. Und die Stücke mit einem Gewicht über 4,50g liegen auch eher in einer engen Spanne von 4,51-4,53g. Es gibt also offenbar keine "Normalverteilung" der Gewichte.
Deswegen würde mich die Herstellung der Schrötlinge interessieren.
Meine laienhafte Vorstellung ist, die Schrötlinge wurden gegossen??? und anschließend gewogen. Bei einem Gewicht über 4,50g hat man am Rand etwas Gold entfernt. Deshalb haben einigen Stücke am Rand auch unrunde Stellen. Die etwas leichteren Stücke wurden "durchgewunken". Die eindeutig beschnittenen Exemplare, mit einem Gewicht von unter 4,00g, würde ich hier ausnehmen. Die wurden wahrscheinlich erst beschnitten, nachdem sie in Umlauf gebracht worden sind.
Liege ich hier richtig? Oder bin ich total auf dem Holzweg?
Viele Grüße
Wacke
in der letzten Zeit habe ich mich mit den spätrömischen Goldmünzen beschäftigt und bei den aktuellen Auktionen von Künker auch einen Solidus von Leo (Los 3004) ersteigert.
Dabei ist mir aufgefallen, dass es bei einem Zielgewicht von 4,50g sehr viele Münzen gibt, die zwischen ca. 4,40 und 4,50g liegen, aber nur sehr wenige die mehr als 4,50g wiegen. Und die Stücke mit einem Gewicht über 4,50g liegen auch eher in einer engen Spanne von 4,51-4,53g. Es gibt also offenbar keine "Normalverteilung" der Gewichte.
Deswegen würde mich die Herstellung der Schrötlinge interessieren.
Meine laienhafte Vorstellung ist, die Schrötlinge wurden gegossen??? und anschließend gewogen. Bei einem Gewicht über 4,50g hat man am Rand etwas Gold entfernt. Deshalb haben einigen Stücke am Rand auch unrunde Stellen. Die etwas leichteren Stücke wurden "durchgewunken". Die eindeutig beschnittenen Exemplare, mit einem Gewicht von unter 4,00g, würde ich hier ausnehmen. Die wurden wahrscheinlich erst beschnitten, nachdem sie in Umlauf gebracht worden sind.
Liege ich hier richtig? Oder bin ich total auf dem Holzweg?
Viele Grüße
Wacke
- donolli
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Re: Herstellung Schrötlinge Solidus
....das klingt für mich alles plausibel. Frei nach dem Motto "darf's a bisserl weniger sein"
Mich fasziniert sowieso, wie man mit den damaligen Mitteln, immer wieder reproduzierbar Gewichte teilweise auf <1/10 Gramm hinbekommen hat. Soweit mir bekannt gab es ja genormte Münzgewichte zur Kontrolle aber auch die muss man erst einmal herstellen.
Grüße
Olli
Mich fasziniert sowieso, wie man mit den damaligen Mitteln, immer wieder reproduzierbar Gewichte teilweise auf <1/10 Gramm hinbekommen hat. Soweit mir bekannt gab es ja genormte Münzgewichte zur Kontrolle aber auch die muss man erst einmal herstellen.
Grüße
Olli
Zuletzt geändert von donolli am Sa 18.11.23 07:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Herstellung Schrötlinge Solidus
Ja klingt schon plausabel, aber könnte es nicht auch sein daß geziehlt die ūberschweren Stūcke später gezielt aus dem Umlauf entnommen wurden sich um sie Einzuschmelzen um sich am Mehrgold zu bereichern. So was gab es ja auch I'm Mittelalter.
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Gruß
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Re: Herstellung Schrötlinge Solidus
Solidi wurden "al pezzo" hergestellt, also jeder Schrötling zuerst einzeln aufs richtige Gewicht kontrolliert, zu schwere Schrötlinge justiert, zu leichte wieder eingeschmolzen. Zu schwere Stücke kamen schon aus Interesse des Staates nicht in Umlauf.
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- Wacke (Sa 18.11.23 11:52)
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)
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- Numis-Student
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Re: Herstellung Schrötlinge Solidus
Das Idealgewicht des Solidus ist 1/72 Pfund, also 4,54g, normalerweise sollte ein prägefrischer, nicht nachträglich beschnittener Solidus irgendwo zwischen 4,45 und den genannten 4,54g wiegen. Darunter sollte dann schon etwas Abrieb durch Gebrauch erkennbar sein.Wacke hat geschrieben: ↑Fr 17.11.23 10:31
Dabei ist mir aufgefallen, dass es bei einem Zielgewicht von 4,50g sehr viele Münzen gibt, die zwischen ca. 4,40 und 4,50g liegen, aber nur sehr wenige die mehr als 4,50g wiegen. Und die Stücke mit einem Gewicht über 4,50g liegen auch eher in einer engen Spanne von 4,51-4,53g. Es gibt also offenbar keine "Normalverteilung" der Gewichte.
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- donolli (Sa 18.11.23 07:58) • Wacke (Sa 18.11.23 11:52)
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
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Re: Herstellung Schrötlinge Solidus
Vielen Dank für die Antworten!
Bei meinem erworbenen Solidus von Künker ist es aufgrund der Begradigungen am Rand recht eindeutig, dass hier Hand angelegt worden ist:
https://www.kuenker.de/de/auktionen/stueck/380169
Die Frage ist nur, passierte es beim Justieren des Schrötlings in der Münzstätte und / oder durch eine spätere Beschneidung der fertigen Münze. Unter Berücksichtigung der Spanne von 4,45-4,54g und des eher geringen Abriebs ist eine spätere Beschneidung wohl nicht unwahrscheinlich. Wenn man sich die am Markt angebotenen Stücke ansieht, scheint dies offenbar recht häufig vorgekommen zu sein.
Bisher lag meine persönliche Toleranzgrenze tatsächlich bei 4,40g, wie bei dem Stück von Künker. Nach den Ausführungen von Numis-Student würde ich bei zukünftigen Käufen die Latte wohl etwas höher hängen. Wie handhabt ihr das?
Bei meinem erworbenen Solidus von Künker ist es aufgrund der Begradigungen am Rand recht eindeutig, dass hier Hand angelegt worden ist:
https://www.kuenker.de/de/auktionen/stueck/380169
Die Frage ist nur, passierte es beim Justieren des Schrötlings in der Münzstätte und / oder durch eine spätere Beschneidung der fertigen Münze. Unter Berücksichtigung der Spanne von 4,45-4,54g und des eher geringen Abriebs ist eine spätere Beschneidung wohl nicht unwahrscheinlich. Wenn man sich die am Markt angebotenen Stücke ansieht, scheint dies offenbar recht häufig vorgekommen zu sein.
Bisher lag meine persönliche Toleranzgrenze tatsächlich bei 4,40g, wie bei dem Stück von Künker. Nach den Ausführungen von Numis-Student würde ich bei zukünftigen Käufen die Latte wohl etwas höher hängen. Wie handhabt ihr das?
- Numis-Student
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Re: Herstellung Schrötlinge Solidus
Ich finde, das ist eine tolle, ausdrucksstarke Münze. Und mir persönlich ist es viel lieber, wenn vielleicht 0,1 bis 0,15g Gold vom Rand abgeschnitten sind, als wenn die gleiche Menge im Umlauf abgerieben wurde: Einerseits ist hier die Qualität der Münze einfach besser, andererseits habe ich ich ja bekanntermaßen eine gewisse Vorliebe für "Dokumente des Geldumlaufs", und genau das ist es ja: ein solches Stück "beweist", dass es in dieser Zeit vorkam, dass solche Solidi beschnitten wurden.
Und: mein leichtester Solidus, liegt bei glaube ch 3,x Gramm, also reden wir besser nicht über meine Toleranzgrenze
Schöne Grüße,
MR
Und: mein leichtester Solidus, liegt bei glaube ch 3,x Gramm, also reden wir besser nicht über meine Toleranzgrenze
Schöne Grüße,
MR
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Re: Herstellung Schrötlinge Solidus
Freut mich, dass dir die Münze gefällt! Ich schwanke da immer zwischen Erhaltungssammler und "abgenudelt" aber mit Charakter
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