Judaea, Judah Aristobulus I. (Jehudah), TJC U5

Asiaten und was sonst noch der Antike zuzuordnen ist

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Peter43
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Judaea, Judah Aristobulus I. (Jehudah), TJC U5

Beitrag von Peter43 » Fr 20.09.24 10:46

Diese kleine Hasmonäermünze habe ich vor einer Woche bei Vcoins entdeckt und natürlich sofort gekauft. Der Preis war €18.-!
judaea_jehudah_TJC_U5.jpg
Judaea, Judah Aristobulus I. (Jehudah), 104-103 v.Chr.
AE – Prutah, 1.60g, 15mm
Jerusalem
Av.: Legende in Paläo-Hebräisch in 5 Zeilen in Olivenkranz
יהוד / הכהןגד / ולוחבר / יהודי / מ
von re. nach li.:
[YH]WD / H KHN GD / WL W (Ch)BR / YHWDY / M
= Yehudah Kohen Gadol We Chaver Yehudim
= Yehudah der Hohepriester und Rat der Juden
Rv.: Doppelcornucopiae, gefüllt mit Früchten und einer Getreideähre, dekoriert mit
herabhängenden Bändern; zwischen den Füllhörnrn ein Granatapfel mit langem Stiel,
alles in Punktkreis
Ref.: Hendin IV, 465; AJC Ja9; TJC U5; Haim Shaham 2020, p. 42. fig, 21

Diese Münze hat Haim Shaham in seiner Arbeit "Sequencing Hasmonean Coins: A Die Study of 'Vehudah the High Priest' Prutot", 2020, benutzt um zu zeigen,
(1) daß zuerst der Kranz graviert wurde und erst dann der Text, und
(2) daß der Text von oben nach unten graviert wurde.

Dieses Beispiel soll zeigen, daß man Trouvaillen entdecken kann, wenn man ein bißchen die Augen aufhält.

Liebe Grüße
Jochen
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Larth
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Re: Judaea, Judah Aristobulus I. (Jehudah), TJC U5

Beitrag von Larth » Fr 20.09.24 11:46

Gratuliere
Ein interessantes Stück mit spannender Erklärung von dir.
Danke Hans

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ischbierra
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Re: Judaea, Judah Aristobulus I. (Jehudah), TJC U5

Beitrag von ischbierra » Fr 20.09.24 12:20

Ich hatte zwar eben schon geschrieben, aber mein Beitrag ist offenbar verloren gegangen.
Also ebenfalls. Gratulation. Dieses Stück hätte ich auch sofort gekauft. Im Hendin V ist es die Nr.1143, dort in der Variante mit dem Jot und dem Mem in der letzten Zeile.
Gruß ischbierra

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Peter43
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Re: Judaea, Judah Aristobulus I. (Jehudah), TJC U5

Beitrag von Peter43 » Fr 20.09.24 13:57

Danke! Und Dank an ischbierra für den Hinweis.

(1) Das Yod in der 4. Zeile (gelber Pfeil) ist nach oben versetzt, um die Olive (der schwarze Punkt darunter) nicht zu überschreiben. Es gibt aber auch Beispiele dafür, daß Oliven überschrieben wurden. Beides sind Hinweise darauf, daß der Kranz vor der Inschrift graviert wurde.
Olive.jpg
(2) Wenn die Inschrift aus Platzmangel verkürzt wurde, dann immer in der letzten (oder auch noch der vorletzten) Zeile. Das ist ein Hinweis darauf, daß die Legende von oben nach unten geschrieben wurde.

Jochen
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Altamura2
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Re: Judaea, Judah Aristobulus I. (Jehudah), TJC U5

Beitrag von Altamura2 » Fr 20.09.24 16:06

Peter43 hat geschrieben:
Fr 20.09.24 10:46
... Diese Münze hat Haim Shaham in seiner Arbeit "Sequencing Hasmonean Coins: A Die Study of 'Vehudah the High Priest' Prutot", 2020, benutzt ...
Die Arbeit von Shaham (seine Masterarbeit) findet man übrigens hier: https://www.academia.edu/44400418/Seque ... est_Prutot
die Auflistung und Abbildung der betrachteten Münzen hier: https://www.academia.edu/42995102/Corpu ... igh_Priest
und separat nochmal die Reversstempel hier: https://www.academia.edu/42995124/Corpu ... verse_Dies
Da hat sich jemand diesen unscheinbaren und doch schwierigen Münztyp sehr gründlich vorgenommen :D .

Interessant fand ich auch, dass hier auf Seite 3 in Fußnote 3 die Frage behandelt wird, welches bei diesen Münzen denn der Avers und welches der Revers ist. Man findet dafür in der Literatur und in Sammlungen nämlich beide Varianten 8O .

Rein technisch wird als Aversstempel ja derjenige betrachtet, der in einer Art Amboss eingelassen unten liegt und der, sofern vorhanden, den Kopf (einer Gottheit, eines Herrschers usw.) zeigt. Da Shaham wesentlich weniger Stempel der Seite mit den Füllhörnern gefunden hat als von der "Textseite", ist erstere (aus dieser technischen Sicht betrachtet) auch der Avers :D . Traditionell wird aber meist noch die Seite mit der Schrift als Avers betrachtet.

Gruß

Altamura

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Re: Judaea, Judah Aristobulus I. (Jehudah), TJC U5

Beitrag von ischbierra » Fr 20.09.24 17:43

Ich habe mal gelesen, Avers sei die Seite mit dem Münzherren, also Portrait, Nennung des Namens, Ausgabeland usw.

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Re: Judaea, Judah Aristobulus I. (Jehudah), TJC U5

Beitrag von Peter43 » Fr 20.09.24 17:56

Altamura2 hat geschrieben:
Fr 20.09.24 16:06
https://www.academia.edu/42995102/Corpu ... igh_Priest
und separat nochmal die Reversstempel hier: https://www.academia.edu/42995124/Corpu ... verse_Dies
Danke für die zusätzlichen Links.

Jochen
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Re: Judaea, Judah Aristobulus I. (Jehudah), TJC U5

Beitrag von Zwerg » Fr 20.09.24 18:00

ischbierra hat geschrieben:
Fr 20.09.24 17:43
Ich habe mal gelesen, Avers sei die Seite mit dem Münzherren, also Portrait, Nennung des Namens, Ausgabeland usw.
Im Prinzip ja - aber.
Technisch ist der Avers die Seite des Amboßstempels. Trifft aber auch meistens mit Deiner Aussage zu.
Das gilt natürlich nur für die Antike. Bei der Walzenprägung etc. der frühen und späten Neuzeit gibt es keinen Amboß.
Da ist der "Münzausgeber" die Vorderseite. Verwirrungen gibt es immer bei den freien Reichsstätten, die das Portrait des Kaiser des Heiligen Römischen Reiches zeigen, das aber nur die Rückseite ist. Ähnlich wie bei Sizilien, da wird auch der Arethusakopf oft als Vorderseite genommen - ist es aber nicht.

Grüße
Klaus
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Re: Judaea, Judah Aristobulus I. (Jehudah), TJC U5

Beitrag von Altamura2 » Fr 20.09.24 20:32

ischbierra hat geschrieben:
Fr 20.09.24 17:43
... Ich habe mal gelesen, Avers sei die Seite mit dem Münzherren, also Portrait, Nennung des Namens, Ausgabeland usw. ...
Das kann schon deshalb nicht allgemein funktionieren, da viele antike Münzen gar keinen Münzherren nennen oder abbilden (und manche gar völlig anepigraph sind). Und wenn Du eine Polis als Münzherren betrachten willst, dann steht das Ethnikon meistens auf dem Revers :? .

Da ist diese technische Definition wohl schon diejenige, die die meisten antiken Münztypen abdeckt :D .

Gruß

Altamura

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Re: Judaea, Judah Aristobulus I. (Jehudah), TJC U5

Beitrag von Numis-Student » Fr 20.09.24 20:46

Darum gibt es in der wissenschaftlichen Numismatik zwei Definitionen für den Avers:

Der technisch definierte Avers ist die Seite, die aus dem Unterstempel stammt.

Der staatsrechtlich definierte Avers ist die Seite, die den Münzherrn oder Münzstand abbildet oder nennt.

Bei antiken Griechen beispielsweise ist Athena als Stadtgöttin oder Personifikation der Stadt die staatsrechtliche Hauptseite, nicht das AOE neben der Eule ;-)

Schöne Grüße
MR
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Re: Judaea, Judah Aristobulus I. (Jehudah), TJC U5

Beitrag von Numis-Student » Fr 20.09.24 20:50

Zwerg hat geschrieben:
Fr 20.09.24 18:00
Ähnlich wie bei Sizilien, da wird auch der Arethusakopf oft als Vorderseite genommen - ist es aber nicht.
Doch: Arethusa als Schutzgottheit ist da sowohl technisch als auch staatsrechtlich die Vorderseite, besonders schön erkennbar auch an den Serien, die noch die Legende SYRAKOSION tragen.

MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
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Re: Judaea, Judah Aristobulus I. (Jehudah), TJC U5

Beitrag von Zwerg » Fr 20.09.24 20:58

Ich hab mich da irgendwie verhaspelt :?
Auf jeden Fall wird es bei Syrakus meistens falsch gemacht!

GRüße
Klaus
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Re: Judaea, Judah Aristobulus I. (Jehudah), TJC U5

Beitrag von Altamura2 » Sa 21.09.24 10:51

Numis-Student hat geschrieben:
Fr 20.09.24 20:46
...
Darum gibt es in der wissenschaftlichen Numismatik zwei Definitionen für den Avers:

Der technisch definierte Avers ist die Seite, die aus dem Unterstempel stammt.

Der staatsrechtlich definierte Avers ist die Seite, die den Münzherrn oder Münzstand abbildet oder nennt.
...
Und welche ist jetzt die richtige 8O ? Welche hat im Zweifelsfall die Priorität vor der anderen?

Ich hab' jetzt mal in Schrötters "Wörterbuch der Münzkunde" nachgeschaut, da steht:
"Vorderseite, abgekürzt: Vs. (Hauptseite: Hs.), franz. Avers, engl. Obverse, ital. Diritto, Dritto nennt man die Seite einer Münze, die das wichtigere Gepräge trägt, meist bei antiken das Bild einer Gottheit, bei fürstlichen das Bild und den Titel oder die Initialen des Herrschers, bei kleineren und bei Städte- oder republikanischen Münzen das Wappen. ..."
Das "wichtigere Gepräge" scheint mir aber nicht immer objektiv entscheidbar, das "meist" in dem Satz deutet auch schon an, dass diese Definition nicht immer funktioniert :) .

Es gibt einfach antike Münzen, bei denen man aus der Betrachtung der Münzbilder alleine nicht ableiten kann, wo vorne und wo hinten ist (man also "Münzherr oder Münzstand" nicht genau einer der beiden Seiten zuordnen kann). Hier mal ein paar Beispiele:
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b85237199
https://www.acsearch.info/search.html?id=12969472
https://www.acsearch.info/search.html?id=10198104
https://ikmk.smb.museum/object?id=18270362 , https://ikmk.smb.museum/object?id=18270359 (Legende jeweils auf der anderen Seite :? )
Das sind jetzt meist kleine Kleinbronzen, aber auch die haben ein Recht auf Vorder- und Rückseite :D .

Beim letzten Beispiel aus Lampsakos könnte man auch sagen, dass der Pegasos eine Art Stadtwappen darstellt, da er auf Münzen aus Lampsakos sehr häufig und über lange Zeit vorkommt. Ebenso könnte man den Helm als Symbol für Athena interpretieren, die auf frühen Münzen aus Lampsakos abgebildet wird. Also was nun?

Auf den frühen Stateren aus Side ist als Stadtwappen ein Granatapfel abgebildet, auf der anderen Seite die Stadtgöttin Athena: https://www.acsearch.info/search.html?id=13016111
Technisch gesehen ist hier offensichtlich, wo vorne und hinten ist. Aber welches der zwei Bilder hat denn staatsrechtliche Priorität?

Mir scheint die technische Definition die klarere und stabilere zu sein (auch wenn die beispielsweise bei gegossenen Münzen auch wieder nicht funktioniert :| ). Sie scheint mir auch diejenige zu sein, die in der Numismatik überwiegend verwendet wird :D .

Gruß

Altamura

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Re: Judaea, Judah Aristobulus I. (Jehudah), TJC U5

Beitrag von Numis-Student » Sa 21.09.24 15:58

Wie Du es ja von der Zuweisung mancher Griechen zu einer Prägestätte oder von manchen Echtheitsdiskussionen kennst: Im großen Teil aller Fälle ist es eindeutig, aber es gibt in jeder dieser Fragestellungen Ausnahmen, wo man es nicht mit Sicherheit sagen kann. :-)
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
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