Vielleicht hat ja der Anbieter zu viel an der Stoned Pipe gezutschelt
römische Objekte und Artefakte
Moderator: Homer J. Simpson
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Reinhard Wien
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Re: römische Objekte und Artefakte
Ja, diese Lampen sind auch typisch für die römische Provinz "Africa" (heutiges Tunesien und Teile Algeriens), aber deutlich später. Stilistisch sehr ähnliche Lampen aus der Region gibt es bis ins 5./6. Jahrhundert, dann sehr oft mit christlichen Motiven.Zwerg hat geschrieben: ↑Mi 24.01.24 09:22Ich hatte so frech und frei behauptet, da0 es sich nicht um Nordafrika handelt, da ich Nordafika immer mit rotem Ton in Verbindung gebracht habe und mit einem ganz speziell Griff - hier ein Beispiel aus einer GM-Auktion
00258Q00.JPG
https://auktionen.gmcoinart.de/Auktion/ ... os=1291358
Danke für die Auflösung
Grüße
Klaus
Off-topic: Der bei der G&M-Auktion als Provenienz genannte Shlomo Moussaieff war eigentlich Juwelier mit Geschäftsstandort London. Damit schließt sich wieder der Kreis, wie er zu seinen Lampen aus Tunesien(?) kam, wo man als Israeli oder US-Bürger sogar bis zum heutigen Tag kaum bis gar nicht anzutreffen sein wird. (/*Gefährdungslage)
Mancher sieht nur das Blumenbeet, aber nicht den Spaten.
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- tilos
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Re: römische Objekte und Artefakte
Zumal ja auch Tonlampen, wie alle anderen Produkte der Zeit, weit gehandelt wurden. Das betrifft einen Großteil Asiens, Afrikas und Europas. So bleibt auch diese konkrete Tonlampe nur ein Kunst- oder Sammelobjekt ohne archäologischen oder detaillierten historischen Kontext.
In meiner Öllampen-Sammlung habe ich nur wenige selbst gefundenen Exemplare (z.T. als Fragment) mit verlässlichen Funddaten, u.a. aus Israel, ägypt. Sinai, Granada/Spanien ... -
Gruß
Tilos
In meiner Öllampen-Sammlung habe ich nur wenige selbst gefundenen Exemplare (z.T. als Fragment) mit verlässlichen Funddaten, u.a. aus Israel, ägypt. Sinai, Granada/Spanien ... -
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- dictator perpetuus
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Re: römische Objekte und Artefakte
Was haltet ihr von sowas:
https://www.ma-shops.de/cichos/item.php?id=8577
Auch wenn Cichos ganz sicher kein Betrüger ist, habe ich immer etwas Angst, dass sowas vielleicht als römisch angesehen wird, aber eigentlich aus dem 18. jahrhundert oder so stammt.
https://www.ma-shops.de/cichos/item.php?id=8577
Auch wenn Cichos ganz sicher kein Betrüger ist, habe ich immer etwas Angst, dass sowas vielleicht als römisch angesehen wird, aber eigentlich aus dem 18. jahrhundert oder so stammt.
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Reinhard Wien
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Re: römische Objekte und Artefakte
Ganz typischer (und häufiger) Gegenstand der mittleren Römischen Kaiserzeit. So gesehen könnte man ja alles anzweifeln und hinterfragen.
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Altamura2
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Re: römische Objekte und Artefakte
Dann hast Du dazu doch bestimmt auch eine Referenz oder ein Literaturzitat oder sowasReinhard Wien hat geschrieben: ↑Sa 07.09.24 15:48... Ganz typischer (und häufiger) Gegenstand der mittleren Römischen Kaiserzeit. So gesehen könnte man ja alles anzweifeln und hinterfragen. ...
Gruß
Altamura
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rosmoe
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Re: römische Objekte und Artefakte
Kuckst du ... https://www.academia.edu/7078131/A_Typo ... s_and_KeysAltamura2 hat geschrieben: ↑Sa 07.09.24 17:04Dann hast Du dazu doch bestimmt auch eine Referenz oder ein Literaturzitat oder sowasReinhard Wien hat geschrieben: ↑Sa 07.09.24 15:48... Ganz typischer (und häufiger) Gegenstand der mittleren Römischen Kaiserzeit. So gesehen könnte man ja alles anzweifeln und hinterfragen. ...?
Gruß
Altamura
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Re: römische Objekte und Artefakte
Was haltet ihr von sowas:
https://www.artemideaste.com/auction/view/970/384
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rosmoe
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Re: römische Objekte und Artefakte
Nichts. Mal abgesehen von der „penetranten“ Ähnlichkeit mit Augustus, fragt man sich, was ein Römer mit einer 4 cm großen Büste mit Lochung hätte anfangen sollen! Um den Hals tragen als Amulett oder in den Setzkasten an der Wand im Peristyl stellen?dictator perpetuus hat geschrieben: ↑Sa 05.10.24 10:00Was haltet ihr von sowas:
https://www.artemideaste.com/auction/view/970/384
Man beachte oben links die Spracheinstellungen. Chinesisch!
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Re: römische Objekte und Artefakte
Hi.
Das wird ein Möbel- / Kästchenaufsatz sein.
Ähnlich dieser hier.
https://www.antike-tischkultur.de/besch ... aetze.html
Gruß CR
Das wird ein Möbel- / Kästchenaufsatz sein.
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Gruß CR
--------------Melden macht frei--------------
!!!!!Jeder Fund ist bzw. wird gemeldet!!!!!!!
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Reinhard Wien
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Re: römische Objekte und Artefakte
Ein gutes Studienobjekt, wie man falsche von echter Patina unterscheiden kann. Derzeit werden in den unterschiedlichsten Auktionshäusern viele derartige Objekte angeboten, oft noch mit verschiedenen Verkrustungen versehen. Gerade in Italien gibt es eigene Produktionsstätten, die rund um die Uhr in großer Zahl vergleichbare Stücke produzieren. Damit liegt wohl auch auf der Hand, warum beispielsweise eine Büste des Kaisers Augustus nicht den Weg zu Christie's oder Bonhams findet, die auf antiken Schmuck, Kult- und Gebrauchsgegenstände spezialisiert sind und auch die solcherart geschulten Experten haben, sondern andernorts eingeliefert werden.dictator perpetuus hat geschrieben: ↑Sa 05.10.24 10:00Was haltet ihr von sowas:
https://www.artemideaste.com/auction/view/970/384
Wird ja auch niemand einen Renoir, Monet oder Chagall bei Willhaben oder am Flohmarkt anbieten, der Einfachheit halber, weil der Bruder vom Cousin des Friseurs zufälligerweise dort eh einen eigenen Dauerstandplatz hat.
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Re: römische Objekte und Artefakte
Bei der Teutoburger Münzauktion gibt es einige interessante Objekte aus Glas, mit der Provenienzangabe Sammlung Canehl, Schloss Wilhelmshöhe Kassel.
Ich glaube, da kann man drauf bieten?
Beispiel: https://www.biddr.com/auctions/teutobur ... &l=6364845
Ich glaube, da kann man drauf bieten?
Beispiel: https://www.biddr.com/auctions/teutobur ... &l=6364845
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Benno
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Re: römische Objekte und Artefakte
Habe hier ein eigenartiges Relikt.
Stammt aus einer Opfergrube zusammen mit Knochen und Holzkohle.
Dachte zuerst an ein Fossil.
Dann an einen Stein aber jetzt bin ich mir eigentlich sicher dass es Keramik ist.
Stammt aus dieser Ausgrabung:
https://www.lwl.org/pressemitteilungen/ ... rlID=61123
Stammt aus einer Opfergrube zusammen mit Knochen und Holzkohle.
Dachte zuerst an ein Fossil.
Dann an einen Stein aber jetzt bin ich mir eigentlich sicher dass es Keramik ist.
Stammt aus dieser Ausgrabung:
https://www.lwl.org/pressemitteilungen/ ... rlID=61123
- Lucius Aelius
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Re: römische Objekte und Artefakte
Die Recherche nach dem Wieso, Weshalb, Warum macht antike Objekte so interessant. Bei den Münzen ist es der Prägeanlass und die Deutung des Reversbildes, bei Artefakten die Herkunft und zeitliche Einordnung.
Dieses Boden-Rand-Fragment eines Sigillata-Tellers respektive einer Sigillata-Platte ist so ein Fall.
Solche Teller / Platten wurden schon vor Christi Geburt hergestellt. Die Sigillata-Werkstätten im etrurischen Arretinum (Arezzo) galten lange Zeit als einzige bedeutende Quelle für „arretinische“ Ware. Die Entdeckung von Brennöfen in Lugdunum 1966, wo man anscheinend identische Keramik produziert hat, beweist die Existenz von Zweigwerkstätten, die von einigen Arezzo-Töpfern errichtet wurden Die Analyse der Sigillaten aus dem Legionslager Haltern (7/5 v.Chr. - 9 n.Chr.) zeigt, dass hier 50 % aus der Lugdunumer Werkstatt La Muette, 30 % aus Pisa und nur 10 % auf jeden Fall von Arezzo stammten.
Die hier gezeigte Sigillata-Platte mit dem Bodenstempel des FIRMVS (Bild unten, 1. Reihe links) stammt aber nicht aus dem 1. Jahrhundert n.Chr. Das erschliesst sich aus dem Fundkontext der beiden nachfolgenden Beispiele:
• Urnengrab Nr. 59 des römischen Friedhofs von Rheinzabern (Ludowici, Urnen-Gräber römischer Töpfer in Rheinzabern, 1908, S. 153) enthielt u.a. Sigillata-Geschirr mit Bodenstempeln VENICARVS, VALENTINI, PROBVS F(ecit), FIRMVS (Bild unten, 2. Reihe links), B…S F(ecit) und …CA… sowie Bilderstempel COBNERTVS F(ecit). Die Werkstatt des Cobnertus vermutete bereits Ludowici in Rheinzabern (ebd., S. 133). „Die Erzeugnisse aus den Werkstätten von COBNERTVS I bis III werden der Rheinzabern Gruppe IA (150 bis 220 n.Chr.)“ (Ertl / Leitner, Terra Sigillata [Teil 2], in: Almogaren 53/2022, S. 64). Die Figurenstempel von Cobnertus I aus Lezoux kamen „über seine Werkstatt nach Rheinzabern … Aus sicher datierten Fundkomplexen ist kein einziges Stück nach 180 n. Chr. datierbar … Damit ist diese Töpferserie zwischen 160-180 n.Chr. zu datieren. … Der Anteil an Lezoux-Punzen bei Cobnertus II [ist] geringer … als in der Serie I. Daher kann man annehmen, dass die Serie II vielleicht später anzusetzen wäre als die Serie I. … Eine Datierung zwischen 160 und 190 n.Chr. dürfte demnach vertretbar sein. … Die relativ große Serie Cobnertus III ist möglicherweise eine Fortsetzung der Serie II … Aus den datierten Fundorten geht eine den Serien I und II vergleichbare Zeitstellung hervor, … so daß … 160 und 180 n.Chr. vertretbar ist. … Großschriftliche Namenstempel sind nur bei Cobnertus II und III nachweisbar“ (Mees, Organisationsformen römischer Töpfer-Manufakturen am Beispiel von Arezzo und Rheinzabern, in:iMonographien des RGZM, Bd. 52, S. 328 f.).
• Urnengrab Nr. 408, ebenfalls Rheinzabern, enthielt u.a. Sigillata-Geschirr mit Bodenstempeln CATVSFIC, FIRMVS (Bild unten, 3. Reihe links), …II und …TIALIS sowie Bilderstempel CONSTAENI (Ludowici, Römische Ziegel-Gräber, 1912, S. 177). „Von Cerialis sind nachgewiesen Verknüpfungen mit dem Stempel Constaeni und mit Stabilis. … Mit Beginn des 2. Jahrhunderts hat Janus und etwas später Cobnertus zuerst verziertes Geschirr dort (in Rheinzabern) gemacht. Diesen schlossen sich Reginus und Cerialis an. … Cerialis und Constaeni verknüpft findet sich auch sonst häufig“ (Knorr, Die verzierten Terra-Sigillata-Gefässe von Rottenburg-Sumelocenna, 1910, S. 24 f.). „Die Dekorationsserie Cerialis I ist … eng mit der Serie Ianu I verzahnt. Laut der Liste mit gesichert datierten Fundkomplexen … war er um 180 n.Chr. auf dem Markt. … Muster aus der Serie Cerialis II sind zwar eng mit der Ianu-Gruppe verzahnt, sie verwenden aber bereits abgebrochene Figurenstempel, die noch vollständig bei Ianu I nachweisbar sind. … Die Verberitung der Cerialis II-Erzeugnisse konzentriert sich auf Raetien. … Nach 180 n.Chr. ist sie nicht mehr in gesicherten Zusammenhängen nachweisbar“. Da Serie Cerialis III abgebrochene Figurenpunzen benutzte, „deren Originalzustände noch bei Cerialis II erhalten sind, sollte sie zumindest teilweise später als Cerialis II gearbeitet haben … Die Serie III hat nicht nur beschädigte Punzen übernommen, die noch intakt bei Ianu I vorkommen, sondern auch ein beschädigtes Stück von Cerialis II, der wiederum eine beschädigte Punze benutzt hat, die bei Ianu I noch vollständig nachweisbar ist. Die Produktionsdauer bzw. der Fundniederschlag des Cerialis III konzentriert sich auf die Zeit zwischen 165 und 200 n.Chr.“ (Mees, ebd., S. 331 f.).
Für eine Datierung in die Mitte des 2. Jahrhundert n.Chr. spricht auch der Standring (Bild unten, oben rechts der Standfuss des gezeigten Stücks): „Standringe durchlaufen eine Entwicklung von eher.schmalen, kantigen Formen hin zu breiten, runden Ausprägungen. Während in den südgallischen Werkstätten sowie beispielsweise in Chemery, Blickweiler und Heiligenberg kantige Formen Verwendung fanden, finden sich in Rheinzabern ausschließlich breit ausladende Standringe (Bild unten, unten rechts). ]Ein Ende der Verwendung der schmalen Varianten ist demnach um die Mitte des 2. Jahrhunderts anzusetzen. Sehr schön zu erkennen an einer Bilderschüssel des Töpfers Primitivus I mit schwerfälligem flachen Standsring, 190 - 220 n.Chr., ausgestellt im Archäologisches Museum Krakau. Eine strenge Regel ist aber, wie allgemein bei Formentwicklungen, … kaum. abzuleiten. Zwischenformen sowie eine gewisse Phase des Übergangs sind anzunehmen“ (Knopf, Ein neuer ostgallischer Töpfer, in: Fundberichte aus Baden-Württemberg, Bd. 20, S. 712 f.).
Im ganzen 2. Jahrhundert n.Chr. beherrschte die Töpferware aus Lezoux (bis zum Niedergang um 200 n.Chr.) den römischen Markt. Zu den Fabrikationen aus rotem Glanzton gehörten sowohl formgetöpferte Bilderschüsseln als auch glatte Keramik (vgl. van Oyen, How things make history, S. 41 und S. 48]). Die Lezouxer Sigillaten gelangten bis nach Britannien, Hispanien und Italien sowie an Rhein und Donau. Ab 150 n.Chr. stieg dann ostgallische Sigillata, hauptsächlich aus Heiligenberg und Rheinzabern, rasch zur führenden Exportware auf („... aus der obergermanischen Manufaktur in Rheinzabern etwa von 150/160 und verstärkt ab 180 bis 260/270” [Barlovits etc., Erste flächige Vor-untersuchungen auf der ÖBB-Koralmbahn-Trasse in Srejach, 2009]).
Somit lässt sich das Stück ziemlich sicher so einordnen:
150 n.Chr. plus minus 30 Jahre
Manufaktur: Lezoux, Chemery oder Heiligenberg (nicht Rheinzabern)
Allerdings muss zum Bodenstempel angemerkt werden: „Hinsichtlich der sogenannten ,Werkstempel‘ bzw. ,Namensstempel‘ auf Sigillata-Erzeugnissen (am Schüsselboden, im oder unter dem Dekor oder am Rand) ist anzumerken, dass wir nicht immer wissen, wer sich nun hinter dem Namen verbirgt: der Unternehmer und einer seiner Sklaven (wie bei der arretinischen Sigillata) oder der Firmeninhaber oder der Dekorateur oder der Betreiber eines Filialbetriebes? Es ist auch möglich, dass es sich bei den Doppelstempelungen um Unternehmer und Handwerker oder um ein Inhaber/Pächter-Verhältnis handelt“ (Almogaren 53 / 2022, S. 15).
Dieses Boden-Rand-Fragment eines Sigillata-Tellers respektive einer Sigillata-Platte ist so ein Fall.
Solche Teller / Platten wurden schon vor Christi Geburt hergestellt. Die Sigillata-Werkstätten im etrurischen Arretinum (Arezzo) galten lange Zeit als einzige bedeutende Quelle für „arretinische“ Ware. Die Entdeckung von Brennöfen in Lugdunum 1966, wo man anscheinend identische Keramik produziert hat, beweist die Existenz von Zweigwerkstätten, die von einigen Arezzo-Töpfern errichtet wurden Die Analyse der Sigillaten aus dem Legionslager Haltern (7/5 v.Chr. - 9 n.Chr.) zeigt, dass hier 50 % aus der Lugdunumer Werkstatt La Muette, 30 % aus Pisa und nur 10 % auf jeden Fall von Arezzo stammten.
Die hier gezeigte Sigillata-Platte mit dem Bodenstempel des FIRMVS (Bild unten, 1. Reihe links) stammt aber nicht aus dem 1. Jahrhundert n.Chr. Das erschliesst sich aus dem Fundkontext der beiden nachfolgenden Beispiele:
• Urnengrab Nr. 59 des römischen Friedhofs von Rheinzabern (Ludowici, Urnen-Gräber römischer Töpfer in Rheinzabern, 1908, S. 153) enthielt u.a. Sigillata-Geschirr mit Bodenstempeln VENICARVS, VALENTINI, PROBVS F(ecit), FIRMVS (Bild unten, 2. Reihe links), B…S F(ecit) und …CA… sowie Bilderstempel COBNERTVS F(ecit). Die Werkstatt des Cobnertus vermutete bereits Ludowici in Rheinzabern (ebd., S. 133). „Die Erzeugnisse aus den Werkstätten von COBNERTVS I bis III werden der Rheinzabern Gruppe IA (150 bis 220 n.Chr.)“ (Ertl / Leitner, Terra Sigillata [Teil 2], in: Almogaren 53/2022, S. 64). Die Figurenstempel von Cobnertus I aus Lezoux kamen „über seine Werkstatt nach Rheinzabern … Aus sicher datierten Fundkomplexen ist kein einziges Stück nach 180 n. Chr. datierbar … Damit ist diese Töpferserie zwischen 160-180 n.Chr. zu datieren. … Der Anteil an Lezoux-Punzen bei Cobnertus II [ist] geringer … als in der Serie I. Daher kann man annehmen, dass die Serie II vielleicht später anzusetzen wäre als die Serie I. … Eine Datierung zwischen 160 und 190 n.Chr. dürfte demnach vertretbar sein. … Die relativ große Serie Cobnertus III ist möglicherweise eine Fortsetzung der Serie II … Aus den datierten Fundorten geht eine den Serien I und II vergleichbare Zeitstellung hervor, … so daß … 160 und 180 n.Chr. vertretbar ist. … Großschriftliche Namenstempel sind nur bei Cobnertus II und III nachweisbar“ (Mees, Organisationsformen römischer Töpfer-Manufakturen am Beispiel von Arezzo und Rheinzabern, in:iMonographien des RGZM, Bd. 52, S. 328 f.).
• Urnengrab Nr. 408, ebenfalls Rheinzabern, enthielt u.a. Sigillata-Geschirr mit Bodenstempeln CATVSFIC, FIRMVS (Bild unten, 3. Reihe links), …II und …TIALIS sowie Bilderstempel CONSTAENI (Ludowici, Römische Ziegel-Gräber, 1912, S. 177). „Von Cerialis sind nachgewiesen Verknüpfungen mit dem Stempel Constaeni und mit Stabilis. … Mit Beginn des 2. Jahrhunderts hat Janus und etwas später Cobnertus zuerst verziertes Geschirr dort (in Rheinzabern) gemacht. Diesen schlossen sich Reginus und Cerialis an. … Cerialis und Constaeni verknüpft findet sich auch sonst häufig“ (Knorr, Die verzierten Terra-Sigillata-Gefässe von Rottenburg-Sumelocenna, 1910, S. 24 f.). „Die Dekorationsserie Cerialis I ist … eng mit der Serie Ianu I verzahnt. Laut der Liste mit gesichert datierten Fundkomplexen … war er um 180 n.Chr. auf dem Markt. … Muster aus der Serie Cerialis II sind zwar eng mit der Ianu-Gruppe verzahnt, sie verwenden aber bereits abgebrochene Figurenstempel, die noch vollständig bei Ianu I nachweisbar sind. … Die Verberitung der Cerialis II-Erzeugnisse konzentriert sich auf Raetien. … Nach 180 n.Chr. ist sie nicht mehr in gesicherten Zusammenhängen nachweisbar“. Da Serie Cerialis III abgebrochene Figurenpunzen benutzte, „deren Originalzustände noch bei Cerialis II erhalten sind, sollte sie zumindest teilweise später als Cerialis II gearbeitet haben … Die Serie III hat nicht nur beschädigte Punzen übernommen, die noch intakt bei Ianu I vorkommen, sondern auch ein beschädigtes Stück von Cerialis II, der wiederum eine beschädigte Punze benutzt hat, die bei Ianu I noch vollständig nachweisbar ist. Die Produktionsdauer bzw. der Fundniederschlag des Cerialis III konzentriert sich auf die Zeit zwischen 165 und 200 n.Chr.“ (Mees, ebd., S. 331 f.).
Für eine Datierung in die Mitte des 2. Jahrhundert n.Chr. spricht auch der Standring (Bild unten, oben rechts der Standfuss des gezeigten Stücks): „Standringe durchlaufen eine Entwicklung von eher.schmalen, kantigen Formen hin zu breiten, runden Ausprägungen. Während in den südgallischen Werkstätten sowie beispielsweise in Chemery, Blickweiler und Heiligenberg kantige Formen Verwendung fanden, finden sich in Rheinzabern ausschließlich breit ausladende Standringe (Bild unten, unten rechts). ]Ein Ende der Verwendung der schmalen Varianten ist demnach um die Mitte des 2. Jahrhunderts anzusetzen. Sehr schön zu erkennen an einer Bilderschüssel des Töpfers Primitivus I mit schwerfälligem flachen Standsring, 190 - 220 n.Chr., ausgestellt im Archäologisches Museum Krakau. Eine strenge Regel ist aber, wie allgemein bei Formentwicklungen, … kaum. abzuleiten. Zwischenformen sowie eine gewisse Phase des Übergangs sind anzunehmen“ (Knopf, Ein neuer ostgallischer Töpfer, in: Fundberichte aus Baden-Württemberg, Bd. 20, S. 712 f.).
Im ganzen 2. Jahrhundert n.Chr. beherrschte die Töpferware aus Lezoux (bis zum Niedergang um 200 n.Chr.) den römischen Markt. Zu den Fabrikationen aus rotem Glanzton gehörten sowohl formgetöpferte Bilderschüsseln als auch glatte Keramik (vgl. van Oyen, How things make history, S. 41 und S. 48]). Die Lezouxer Sigillaten gelangten bis nach Britannien, Hispanien und Italien sowie an Rhein und Donau. Ab 150 n.Chr. stieg dann ostgallische Sigillata, hauptsächlich aus Heiligenberg und Rheinzabern, rasch zur führenden Exportware auf („... aus der obergermanischen Manufaktur in Rheinzabern etwa von 150/160 und verstärkt ab 180 bis 260/270” [Barlovits etc., Erste flächige Vor-untersuchungen auf der ÖBB-Koralmbahn-Trasse in Srejach, 2009]).
Somit lässt sich das Stück ziemlich sicher so einordnen:
150 n.Chr. plus minus 30 Jahre
Manufaktur: Lezoux, Chemery oder Heiligenberg (nicht Rheinzabern)
Allerdings muss zum Bodenstempel angemerkt werden: „Hinsichtlich der sogenannten ,Werkstempel‘ bzw. ,Namensstempel‘ auf Sigillata-Erzeugnissen (am Schüsselboden, im oder unter dem Dekor oder am Rand) ist anzumerken, dass wir nicht immer wissen, wer sich nun hinter dem Namen verbirgt: der Unternehmer und einer seiner Sklaven (wie bei der arretinischen Sigillata) oder der Firmeninhaber oder der Dekorateur oder der Betreiber eines Filialbetriebes? Es ist auch möglich, dass es sich bei den Doppelstempelungen um Unternehmer und Handwerker oder um ein Inhaber/Pächter-Verhältnis handelt“ (Almogaren 53 / 2022, S. 15).
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- Amenoteph (Do 17.07.25 12:56)
Gruss
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Re: römische Objekte und Artefakte
Ich bin nicht ganz überzeugt, dass es sich bei diesem als "große römische Phalera mit Medusenkopf" beschriebenen Objekt tatsächlich um ein römisches Artefakt handelt. Skeptisch macht mich insbesondere, dass zwar 5 Bilder von der Vorderseite, aber kein einziges von der Rückseite abgebildet sind. Auch den "Medusenkopf" kann ich bei aller Fantasie nicht nachempfinden. 21 Bieter und ein Verkaufspreis von 276,00 EUR zeigen jedoch, dass viele Bieter anderer Ansicht waren.
https://www.ebay.de/itm/167589308364?it ... SwJg9oTvd6
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mit freundlichem Gruß
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