Münzen der Kipperzeit

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chlor35
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Re: Münzen der Kipperzeit

Beitrag von chlor35 » So 01.06.25 15:40

Liebe Freunde der Kippermünzen,

ich zeige Euch heute meinen letzten Fang - nicht sehr schön und gelocht, aber auch sehr selten

Kupfer-Kipperkreuzer 1622 von Graf Georg Fugger von Babenhausen-Wellenburg, Herr zu Wasserburg (1577 - 1643). Georg Fugger war kaiserlicher Rat und Landvogt in Schwaben. Kull 90 ist die seltene Variante zu Kull 88, dem häufigen Kipperkreuzer 1622 von Georg Fugger

AV: *1*/ KREI / ZER / 1622
RV: viereckiges, hochgeteiltes Lilienschild, an allen Seiten mit Lilien verziert, oben an der Seite G(eorg) und F(ugger) und unten F(reiherr) und L(andvogt)

14,5mm, 0,80g

Auch hier stellt sich für mich die Frage nach dem Sinn der Lochung .... ich weiß , dass das Thema bereits im Forum mehrfach diskutiert wurde.
Das Loch liegt am Rand der Münze, schräg rechts vom Fugger-Wappen, es verläuft vom RV zum AV und ist sehr fein (ca. 1mm), eher gebohrt und nicht geschlagen, die Austrittsstelle auf dem AV wurde geglättet --> aber wer nutzt ein "schiefes" Stück Kupfer als Schmuck?
Dateianhänge
Fugger 1 Kipperkreuzer RV.jpg
Fugger 1 Kipperkreuzer AV.jpg
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Re: Münzen der Kipperzeit

Beitrag von Lackland » So 01.06.25 16:43

Hallo,

Glückwunsch zu dieser seltenen Münze!

Ich habe mir ebenfalls schon oft die Frage nach Sinn oder Unsinn der Lochung derartiger Münzen gestellt.

Meine These:
Diese Stücke waren zur Kipperzeit ja nicht selten. Im Gegenteil: Es gab sie in sehr großen Mengen! Allerdings waren sie bereits unmittelbar nach der Ausprägung quasi wertlos. Und so mag es sein, dass diese Stücke an Schnüren aufgefädelt wurden und möglicherweise (aber hier spekuliere ich nur) nach Gewicht oder gar nach Zentimeter gehandelt wurden.

Viele Grüße

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Re: Münzen der Kipperzeit

Beitrag von Numis-Student » So 01.06.25 17:13

Oder man hat sie als Zierbleche an Pferdegeschirren etc. aufgenäht. Es geht dann nicht um das eine schöne oder weniger schöne Einzelstück, sondern einen zB dunklen Lederstreifen mit zig oder hunderten funkelnden, polierten Kupfer-/Messingscheiben.
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Re: Münzen der Kipperzeit

Beitrag von chlor35 » So 01.06.25 20:22

Hallo Lackland, hallo Numis-Student,

ich kann mir beides gut vorstellen ... allerdings sind gelochte Kipper-Münzen selten und nicht gelochte Kipper-Münzen eher die Regel

Was haltet ihr von folgender Idee?
Im 17. Jahrhundert konnte nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung Lesen und/oder Schreiben. Verrufungen von Münzen oder offizielle Wechselkurse konnte man über man durch Anschläge nicht bekannt machen .... neue Münzen wurden z.B. von Rathaus unter das Volk geworfen (ausgeworfen) und dadurch bekannt gemacht ... vielleicht gab es so was wie ein "schwarzes Brett" z.B. beim Geldwechsler, an dem die gültigen Münzen ausgestellt wurden ... die wurden angenagelt, damit sie nicht "abhanden" kamen ... oder am Stadttor, um zu zeigen, mit welchen Münzen in der Stadt bezahlt werden konnte. Das würde erklären, warum die Löcher immer am Rand liegen (die Leute mussten das Münzbild erkennen), aber die Orientierung des Lochs war egal ...

Viele Grüße
Thomas

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Re: Münzen der Kipperzeit

Beitrag von Numis-Student » So 01.06.25 20:53

Da hättest Du aber dann grobe, durchgeschlagene Löcher, quadratisch, da auch die handgeschmiedeten Nägel quadratische Querschnitte aufweisen.
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Re: Münzen der Kipperzeit

Beitrag von chlor35 » Mo 02.06.25 09:29

Hallo Numis-Student,

da hast Du völlig Recht ... die Nägel wurden geschmiedet und noch nicht gezogen .... d.h. im Umkehrschluss, dass runde Löcher in den Münzen dieser Epoche immer gebohrt wurden? ... interessantes Thema ... wird sch wohl leider nur nicht mehr klären lassen

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Re: Münzen der Kipperzeit

Beitrag von Lackland » Mo 02.06.25 09:51

chlor35 hat geschrieben:
Mo 02.06.25 09:29
Hallo Numis-Student,

da hast Du völlig Recht ... die Nägel wurden geschmiedet und noch nicht gezogen .... d.h. im Umkehrschluss, dass runde Löcher in den Münzen dieser Epoche immer gebohrt wurden? ... interessantes Thema ... wird sch wohl leider nur nicht mehr klären lassen
Klären wohl nicht mehr… Aber man vortrefflich darüber diskutieren. Ich hätte nämlich noch eine Idee:

Münzen, die verrufen wurden, wurden nachweislich in Amtsstuben archiviert. Ich erinnere mich diesbezüglich an ein paar Fachartikel, die in den letzten Jahren in verschiedenen Ausgaben des NNB veröffentlicht wurden. Hier wurden auch Fotos gezeigt. Meist wurden die verrufenen Münzen wohl mit Schnüren in die Akte eingebunden. Und da lag es natürlich nahe, die Stücke zu lochen, um ein herausfallen zu verhindern.

Viele Grüße

Lackland
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Re: Münzen der Kipperzeit

Beitrag von chlor35 » Mo 02.06.25 21:03

Guten Abend Lackland,

das kann ich mir absolut vorstellen und das würde viele der Beobachtungen bei gelochten Münzen erklären erklären ... relativ selten, nur kleines Loch zum Auffädeln, betrifft alle Nominale (mit/ohne Edelmetall), am Rand gelocht, damit sich die Münze gut zwischen die Seiten legt ...

Viele Grüße
Thomas

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