antike Stätten
Moderator: Homer J. Simpson
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Re: antike Stätten
Wenn es dich interessiert, ich habe dazu mal (noch als alex456) einen kleinen Artikel bei den „Bauten Roms“ geschrieben.
viewtopic.php?p=509921#p509921
Beste Grüße
Alex
viewtopic.php?p=509921#p509921
Beste Grüße
Alex
- Atalaya
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Re: antike Stätten
Zu diesem interessanten Thema gäbe es auch was von Arnold Esch. Und zwar das I. Kapitel - Wie Ruinenlandschaft entsteht. Die letzten Bewohner von Ostia - der Historischen Landschaften Italiens, dessen Anfang sogar als Leseprobe (pdf) oder fast vollständig als "Blick ins Buch" zugänglich ist.
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Et tant pis pour ceux qui s′étonnent // Et que les autres me pardonnent // Mais les enfants ce sont les mêmes // À Paris ou à Göttingen.
Barbara, 1964.
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Re: antike Stätten
Das Aquädukt von Segovia (nahe Madrid), gebaut unter Trajan, versorgte die Stadt noch bis 1973 mit Wasser.
Olaf
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Re: antike Stätten
Das markante Bauwerk diente bis ins 19.Jh. auch als Münzzeichen auf spanischen Münzen: viewtopic.php?f=11&t=62797&p=601704&hil ... ia#p601704 (links, hinter dem Kopf).
Gruß Chippi
Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.
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Re: antike Stätten
Ein paar Eindrücke aus Bedaium (Seebruck) am Chiemsee. Benannt ist der kleine Ort nach einem Tempel für eine keltische Gottheit, die hier vom Stamm der Alaunen verehrt wurde. Viel aus der Römerzeit steht nicht mehr, nur ein paar Grundmauern hier und da. Aber es gibt ein charmantes kleines Römermuseum, wo man von einem Legionär in voller Uniform begrüßt wird. Außerdem gibt es einen archäologischen Pfad, der unter anderem an einem nachgebauten Keltendorf vorbeiführt. Mein persönliches Highlight waren die römischen Straßenschilder, die zum Minigolfplatz (campus pilamallei minimi), zum Fahrradverleih (mutuatio birotarum) und zum Friseur (tonsor) führten.
Olaf
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Re: antike Stätten
Ich lach' mich weg. Da bekomm' man gleich Kopfkino.klausklage hat geschrieben: ↑Sa 04.10.25 16:39Mein persönliches Highlight waren die römischen Straßenschilder, die zum Minigolfplatz (campus pilamallei minimi), zum Fahrradverleih (mutuatio birotarum) und zum Friseur (tonsor) führten.
Alles, was wir hören, ist eine Meinung, nicht ein Faktum. Alles, was wir sehen, ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit. (Marcus Aurelius)
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Re: antike Stätten
Hallo zusammen,
Anfang September waren wir zwei Wochen lang mal wieder in Südfrankreich, diesmal im Languedoc. Da es dort allerlei antike Zeugnisse gibt, will ich hier wieder ein bisschen darüber berichten.
Wir hatten uns südlich von Béziers eine Art Reihenhäuschen gemietet (die Betonung liegt auf dem Diminuitiv
), mitten drin in einer dieser Touristensiedlungen, wie man sie zwischen Rhonetal und Pyrenäen in Küstennähe fast überall antrifft. Als Ausgangspunkt für allerlei Ausflüge war das aber hervorragend
, wir haben bei unseren Besichtigungstouren einen Umkreis von 35 Kilometern Luftlinie nur selten verlassen.
Seinen Namen bekam das Languedoc von einem der beiden in Gallien entstandenen Derivate des Lateinischen. Diese "langue d'oc" sprach man im Süden Frankreichs, wo man "oc" für "ja" sagte (im Norden sprach man die "langue d'oi", aus dem "oi" wurde dann das französische "oui" und die "langue d'oi" zum Standardfranzösisch).
Wie bei allen Regionalsprachen in Frankreich versuchte die Zentralregierung (welcher Art sie auch immer war) seit der französischen Revolution, das Okzitanische loszuwerden, im Verwaltungs- und Schulsystem wurde nur noch Französisch verwendet.
Trotz allerlei Wiederbelebungsversuchen (es gibt beispielsweise ein paar Schulen, an denen auch auf Okzitanisch unterrichtet wird) scheint das Okzitanische im öffentlichen Leben heutzutage keine so große Rolle zu spielen. Man findet schon ein paar zweisprachige Straßenschilder, sonst ist uns da nicht viel aufgefallen. Wobei man aber auch sehen muss, dass dort unten bestimmt niemand auf die Idee gekommen wäre, mit mir Okzitanisch reden zu wollen, so dass mein Wahrnehmungshorizont diesbezüglich sicher etwas eingeschränkt war
.
Nach der keltischen und der römischen Phase, die im Folgenden noch oft genug vorkommen werden, gehörte das Languedoc zum Westgotenreich, etwa 40 Jahre lang war Septimanien (der Küstenstreifen zwischen Rhone und Pyrenäen) von Mauren aus Spanien beherrscht und fiel danach an die Franken. Im 13. Jahrhundert kam die Region dann zum Königreich Frankreich und blieb, wenn man so will, bis heute ein Teil des französischen Zentralstaats.
Wie immer beschränke ich mich hier fast ausschließlich auf den antiken Teil dessen, was wir gesehen haben. Der besseren Übersichtlichkeit halber berichte ich auch nicht chronologisch, sondern von Ost nach West
. Also:
Kleiner Bericht aus dem Languedoc - Teil 1: Ambrussum (Folge 1/2)
Da wir langsam aus dem Alter raus sind, in dem man noch 1000 Kilometer an einem Tag abradelt
, haben wir auf der Hinfahrt bei Lyon übernachtet. Das hat uns dann am zweiten Anfahrtstag Zeit gelassen, die Autobahn zwischen Nîmes und Montpellier kurz zu verlassen, um uns das Oppidum von Ambrussum und die römische Brücke Pont Ambroix anzuschauen.
Das Oppidum liegt auf einem Hügel in der Nähe des Vidourle, eines Flusses, der aus den Ausläufern der Cevennen kommend zum Mittelmeer fließt. Schon in der Steinzeit war der Ort besiedelt, aber erst ab dem Ende des vierten Jahrhunderts v. Chr. entstanden städtische Strukturen mit einer beeindruckenden Stadtmauer drumherum, die im dritten Jahrhundert v. Chr. ausgebaut wurde.
. .
Schon im 19. Jahrhundert begann man vereinzelt mit kleineren Ausgrabungen, seit den 1960er Jahren gab es wiederholt etwas größere Kampagnen. Im Rahmen dieser wurde dann auch ein Teil der Befestigung bis zu einem gewissen Grad wiederhergestellt.
. . .
Als die Römische Republik in den späten 120er Jahren v. Chr. Südfrankreich eroberte, durchlief die Gegend, wie andernorts auch, über die Jahre einen deutlichen Romanisierungsprozess. In diesem Rahmen wurden auf dem Hügel gepflasterte Straßen gebaut ...
. . .
... und auch öffentliche Gebäude und großzügige Wohnhäuser errichtet.
. .
Insgesamt wurde aber bislang nur ein kleiner Teil des Oppidums ausgegraben, einen Überblick über die gesamte Bebauung hat man noch nicht.
Im Oppdidum von Ambrussum wurden sogar Münzen geprägt. Bei den Ausgrabungsarbeiten hat man insgesamt vier Exemplare davon (die einzigen, die man kennt
) mit der Legende AMBP in griechischer Schrift gefunden. Veröffentlicht wurde das beispielsweise hier: https://shs.hal.science/halshs-02455337v1/document , sehen kann man die Münzen auch hier: https://www.syslat.fr//SLC/DICOMON/dico ... ion1=egale
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Anfang September waren wir zwei Wochen lang mal wieder in Südfrankreich, diesmal im Languedoc. Da es dort allerlei antike Zeugnisse gibt, will ich hier wieder ein bisschen darüber berichten.
Wir hatten uns südlich von Béziers eine Art Reihenhäuschen gemietet (die Betonung liegt auf dem Diminuitiv
Seinen Namen bekam das Languedoc von einem der beiden in Gallien entstandenen Derivate des Lateinischen. Diese "langue d'oc" sprach man im Süden Frankreichs, wo man "oc" für "ja" sagte (im Norden sprach man die "langue d'oi", aus dem "oi" wurde dann das französische "oui" und die "langue d'oi" zum Standardfranzösisch).
Wie bei allen Regionalsprachen in Frankreich versuchte die Zentralregierung (welcher Art sie auch immer war) seit der französischen Revolution, das Okzitanische loszuwerden, im Verwaltungs- und Schulsystem wurde nur noch Französisch verwendet.
Trotz allerlei Wiederbelebungsversuchen (es gibt beispielsweise ein paar Schulen, an denen auch auf Okzitanisch unterrichtet wird) scheint das Okzitanische im öffentlichen Leben heutzutage keine so große Rolle zu spielen. Man findet schon ein paar zweisprachige Straßenschilder, sonst ist uns da nicht viel aufgefallen. Wobei man aber auch sehen muss, dass dort unten bestimmt niemand auf die Idee gekommen wäre, mit mir Okzitanisch reden zu wollen, so dass mein Wahrnehmungshorizont diesbezüglich sicher etwas eingeschränkt war
Nach der keltischen und der römischen Phase, die im Folgenden noch oft genug vorkommen werden, gehörte das Languedoc zum Westgotenreich, etwa 40 Jahre lang war Septimanien (der Küstenstreifen zwischen Rhone und Pyrenäen) von Mauren aus Spanien beherrscht und fiel danach an die Franken. Im 13. Jahrhundert kam die Region dann zum Königreich Frankreich und blieb, wenn man so will, bis heute ein Teil des französischen Zentralstaats.
Wie immer beschränke ich mich hier fast ausschließlich auf den antiken Teil dessen, was wir gesehen haben. Der besseren Übersichtlichkeit halber berichte ich auch nicht chronologisch, sondern von Ost nach West
Kleiner Bericht aus dem Languedoc - Teil 1: Ambrussum (Folge 1/2)
Da wir langsam aus dem Alter raus sind, in dem man noch 1000 Kilometer an einem Tag abradelt
Das Oppidum liegt auf einem Hügel in der Nähe des Vidourle, eines Flusses, der aus den Ausläufern der Cevennen kommend zum Mittelmeer fließt. Schon in der Steinzeit war der Ort besiedelt, aber erst ab dem Ende des vierten Jahrhunderts v. Chr. entstanden städtische Strukturen mit einer beeindruckenden Stadtmauer drumherum, die im dritten Jahrhundert v. Chr. ausgebaut wurde.
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Schon im 19. Jahrhundert begann man vereinzelt mit kleineren Ausgrabungen, seit den 1960er Jahren gab es wiederholt etwas größere Kampagnen. Im Rahmen dieser wurde dann auch ein Teil der Befestigung bis zu einem gewissen Grad wiederhergestellt.
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Als die Römische Republik in den späten 120er Jahren v. Chr. Südfrankreich eroberte, durchlief die Gegend, wie andernorts auch, über die Jahre einen deutlichen Romanisierungsprozess. In diesem Rahmen wurden auf dem Hügel gepflasterte Straßen gebaut ...
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... und auch öffentliche Gebäude und großzügige Wohnhäuser errichtet.
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Insgesamt wurde aber bislang nur ein kleiner Teil des Oppidums ausgegraben, einen Überblick über die gesamte Bebauung hat man noch nicht.
Im Oppdidum von Ambrussum wurden sogar Münzen geprägt. Bei den Ausgrabungsarbeiten hat man insgesamt vier Exemplare davon (die einzigen, die man kennt
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Re: antike Stätten
Kleiner Bericht aus dem Languedoc - Teil 1: Ambrussum (Folge 2/2)
Ab 118 v. Chr. wurde damit begonnen, eine Straßenverbindung zwischen Italien und Spanien zu bauen, die nach ihrem Initiator, dem Prokonsul Gnaeus Domitius Ahenobarbus, als Via Domitia bezeichnet wird und unmittelbar um den Hügel von Ambrussum führte. Diese Fernstraße begann in Turin, überquerte die Alpen und verlief im Languedoc vom Rhoneübergang bei Beaucaire nach Westen bis in den Norden Kataloniens. Man fand im Languedoc zahlreiche Spuren dieser Fernstraße, sie wird in meinem Bericht hier noch öfter auftauchen
.
Ganz auf der grünen Wiese ist die Via Domitia allerdings nicht entstanden, die Landverbindung von Spanien nach Italien durch den Languedoc ist viel älter. Schon bei den mythischen zwölf Arbeiten des Herakles wird sie indirekt erwähnt, als er in der zehnten die Stiere des in Spanien ansässigen Riesen Geryon zu rauben hatte. Um dort hin- und wieder zurückzugelangen musste Herakles eben durch den Languedoc, weshalb diese Verbindung auch unter dem Namen "Straße des Herakles läuft". (Eine weitere Episode dieses Beutezugs spielte sich in der Crau in der Provence ab, die allerdings nicht mehr an der Via Domitia liegt, das hatte ich hier mal erzählt: viewtopic.php?f=6&t=31790&p=474516#p474516 .)
Auch als Hannibal 218 v. Chr. von Spanien aus mit seinen Elefanten nach Italien zog, nutze er diese Verbindung und konnte auf ein bestehendes Wegenetz zurückgreifen.
Erst die Römer errichteten die eine durchgehende Verbindung, die nach dem damaligen Stand der Technik ausgebaut, mit Infrastruktur versehen und stetig gewartet wurde. Diese Trasse wurde jahrhundertelang weiter genutzt, ging dann aber im Mittelalter in einem Netz von neuen Straßen auf, das neu entstandene regionale Zentren verband. Man kann den alten Verlauf im heutigen Wegesystem aber noch über weite Strecken nachverfolgen und selbst die Autobahn A9 verläuft in längeren Abschnitten entlang der Via Domitia. Ambrussum liegt nur etwa 500 Meter Luftlinie von der A9 entfernt, vor Ort hatten wir das stete Brummen der Lkws immer im Ohr
.
Im Laufe des Ausbaus der Straße und ihrer Infrastruktur wurden dann ab etwa 25 v. Chr. am Fuße des Oppidums eine Raststation errichtet, von der man allerdings nur noch ein paar Grundmauern sieht ...
. . .
... (wobei das direkt nach den Ausgrabungen noch deutlich besser ausgesehen hat) ...
. (https://www.etudesheraultaises.fr/publi ... ologiques/)
.
... sowie eine Brücke über den Vidourle gebaut, von der leider nur noch spärliche Reste erhalten sind.
. .
Im kleinen Museum, das sich auf dem Gelände befindet, wird ein Modell ausgestellt, wie diese Brücke mal ausgesehen hat.
. .
Sie war also deutlich länger als heute, da man das damals breite und feuchte Tal des Vidourle überqueren musste.
Der Verfall des Baus war dann einer über die Jahrhunderte hinweg. Es gibt eine Zeichnung von 1622, auf der noch vier Bögen zu sehen sind ...
. (https://commons.wikimedia.org/wiki/File ... uselang=fr)
.
... als Gustave Courbet die Ruine 1857 malte (das Bild befindet sich heute im Musée Fabre in Montpellier), waren es noch zwei.
. (https://commons.wikimedia.org/wiki/File ... uselang=fr)
.
Und heute ist eben leider nur noch der eine Bogen übrig
. Hauptursache dabei sind die heftigen Hochwasser, die der Vidourle verursachen kann. Auf meinem Bild oben sieht es um den Brückenbogen ja eher nach einem ruhigen Dorftümpel aus. In diesem Zustand fließen etwa 3 Kubikmeter Wasser pro Sekunde Richtung Meer (kann man in Wikipedia nachlesen
: https://de.wikipedia.org/wiki/Vidourle). Nach heftigen Regenfällen kann sich das aber auf 1.500 Kubikmeter pro Sekunde steigern, dem dann auch Häuser und Brücken zum Opfer fallen können.
Allein die Tatsache, dass diese Extremhochwasser einen eigenen Namen bekommen haben, man nennt sie Vidourlade, zeigt die Regelmäßigkeit und die Heftigkeit, in der sie auftreten. Der vorletzte Bogen des Pont Ambroix wurde nun 1933 von einer solchen Vidourlade zum Einsturz gebracht. Man hat wohl danach die Steine im Wasser wieder eingesammelt, eine Rekonstruktion ist aber anscheinend nicht geplant.
Ein sehr schönes kleines Buch über die Via Domitia im Languedoc kann man sich übrigens hier herunterladen (ist aber auf Französisch), daraus hab' ich auch einen Teil meiner Weisheiten
: https://www.culture.gouv.fr/content/dow ... version=11
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Ab 118 v. Chr. wurde damit begonnen, eine Straßenverbindung zwischen Italien und Spanien zu bauen, die nach ihrem Initiator, dem Prokonsul Gnaeus Domitius Ahenobarbus, als Via Domitia bezeichnet wird und unmittelbar um den Hügel von Ambrussum führte. Diese Fernstraße begann in Turin, überquerte die Alpen und verlief im Languedoc vom Rhoneübergang bei Beaucaire nach Westen bis in den Norden Kataloniens. Man fand im Languedoc zahlreiche Spuren dieser Fernstraße, sie wird in meinem Bericht hier noch öfter auftauchen
Ganz auf der grünen Wiese ist die Via Domitia allerdings nicht entstanden, die Landverbindung von Spanien nach Italien durch den Languedoc ist viel älter. Schon bei den mythischen zwölf Arbeiten des Herakles wird sie indirekt erwähnt, als er in der zehnten die Stiere des in Spanien ansässigen Riesen Geryon zu rauben hatte. Um dort hin- und wieder zurückzugelangen musste Herakles eben durch den Languedoc, weshalb diese Verbindung auch unter dem Namen "Straße des Herakles läuft". (Eine weitere Episode dieses Beutezugs spielte sich in der Crau in der Provence ab, die allerdings nicht mehr an der Via Domitia liegt, das hatte ich hier mal erzählt: viewtopic.php?f=6&t=31790&p=474516#p474516 .)
Auch als Hannibal 218 v. Chr. von Spanien aus mit seinen Elefanten nach Italien zog, nutze er diese Verbindung und konnte auf ein bestehendes Wegenetz zurückgreifen.
Erst die Römer errichteten die eine durchgehende Verbindung, die nach dem damaligen Stand der Technik ausgebaut, mit Infrastruktur versehen und stetig gewartet wurde. Diese Trasse wurde jahrhundertelang weiter genutzt, ging dann aber im Mittelalter in einem Netz von neuen Straßen auf, das neu entstandene regionale Zentren verband. Man kann den alten Verlauf im heutigen Wegesystem aber noch über weite Strecken nachverfolgen und selbst die Autobahn A9 verläuft in längeren Abschnitten entlang der Via Domitia. Ambrussum liegt nur etwa 500 Meter Luftlinie von der A9 entfernt, vor Ort hatten wir das stete Brummen der Lkws immer im Ohr
Im Laufe des Ausbaus der Straße und ihrer Infrastruktur wurden dann ab etwa 25 v. Chr. am Fuße des Oppidums eine Raststation errichtet, von der man allerdings nur noch ein paar Grundmauern sieht ...
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... (wobei das direkt nach den Ausgrabungen noch deutlich besser ausgesehen hat) ...
. (https://www.etudesheraultaises.fr/publi ... ologiques/)
.
... sowie eine Brücke über den Vidourle gebaut, von der leider nur noch spärliche Reste erhalten sind.
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Im kleinen Museum, das sich auf dem Gelände befindet, wird ein Modell ausgestellt, wie diese Brücke mal ausgesehen hat.
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Sie war also deutlich länger als heute, da man das damals breite und feuchte Tal des Vidourle überqueren musste.
Der Verfall des Baus war dann einer über die Jahrhunderte hinweg. Es gibt eine Zeichnung von 1622, auf der noch vier Bögen zu sehen sind ...
. (https://commons.wikimedia.org/wiki/File ... uselang=fr)
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... als Gustave Courbet die Ruine 1857 malte (das Bild befindet sich heute im Musée Fabre in Montpellier), waren es noch zwei.
. (https://commons.wikimedia.org/wiki/File ... uselang=fr)
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Und heute ist eben leider nur noch der eine Bogen übrig
Allein die Tatsache, dass diese Extremhochwasser einen eigenen Namen bekommen haben, man nennt sie Vidourlade, zeigt die Regelmäßigkeit und die Heftigkeit, in der sie auftreten. Der vorletzte Bogen des Pont Ambroix wurde nun 1933 von einer solchen Vidourlade zum Einsturz gebracht. Man hat wohl danach die Steine im Wasser wieder eingesammelt, eine Rekonstruktion ist aber anscheinend nicht geplant.
Ein sehr schönes kleines Buch über die Via Domitia im Languedoc kann man sich übrigens hier herunterladen (ist aber auf Französisch), daraus hab' ich auch einen Teil meiner Weisheiten
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Re: antike Stätten
Kleiner Bericht aus dem Languedoc - Teil 2: Loupian (Folge 1/2)
Einer der Hauptwirtschaftszweige des Languedoc ist der Weinbau, und das schon seit langem. Bereits vor der römischen Eroberung des Gebiets wurde von den Kelten Wein angebaut, aber unter römischer Herrschaft war man dann wohl richtig erfolgreich damit. Um die italische Produktion vor der Konkurrenz aus Gallien zu schützen, wurde 92 n. Chr. von Kaiser Domitian sogar ein Edikt erlassen, das den Weinbau durch Gallier verbot (die römischen Kolonien waren davon ausgenommen), was aber augenscheinlich keine lang anhaltende Wirkung zeigte
.
. .
(Ein gescheiteres Bild haben wir offensichtlich nicht hinbekommen, obwohl wir dort fast täglich kilometerweise an Weinfeldern vorbeigefahren sind
. Die werden einem dort aber ganz schnell so selbstverständlich, dass man sie gar nicht mehr als fotografierwürdig wahrnimmt
.)
Bei Loupian hat man ab den 1960er Jahren unweit des Nordufers der Lagune Étang de Thau die Reste einer römischen Villa ausgegraben, deren Besitzer sich auch dem Weinbau gewidmet hatten.
Im ersten Jahrhundert v. Chr. als eher einfacher Bauernhof errichtet, von dem man nur sehr wenige Spuren gefunden hat, wurde der Gebäudekomplex ab der Mitte des zweiten Jahrhunderts n. Chr. sukkzessive zu einer richtigen Villa ausgebaut, bis er im fünften Jahrhundert n. Chr. schließlich mit Peristylhof, Thermen, Heizung usw. zu einer luxuriösen Wohnresidenz umgestaltet wurde.
Das Gehöft lag nur etwa 2,5 Kilometer von der Via Domitia entfernt und etwa einen Kilometer vom Étang de Thau, wo man auch eine Anlegestelle vermutet, die von der Villa genutzt wurde. Man konnte also von einer guten Verkehrsanbindung profitieren.
Im kleinen Museum vor Ort steht ein Modell dieses Guts, wie es etwa ab dem ersten Jahrhundert n. Chr. strukturiert war. Insbesondere sieht man im Vordergrund das Weinlager mit seinen großen Vorratsgefäßen aus Keramik, Holzfässer hat man damals ja noch nicht verwendet.
. .
An der Wand ein nettes Bild, wie es dort mal ausgesehen haben könnte
.
. .
Die Attraktion in Loupian sind aber die Mosaiken, die man in situ in einer imposanten Schutzhalle besichtigen kann.
. .
Ende des vierten oder Anfang des fünften Jahrhunderts n. Chr. verschwand das Weinlager, als das Anwesen zur Wohnresidenz umgebaut wurde, und es wurden Mosaikböden von etwa 400 Quadratmetern Fläche verlegt. Es ist im wesentlichen dieser Zustand, dessen Überreste man heute sieht.
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Einer der Hauptwirtschaftszweige des Languedoc ist der Weinbau, und das schon seit langem. Bereits vor der römischen Eroberung des Gebiets wurde von den Kelten Wein angebaut, aber unter römischer Herrschaft war man dann wohl richtig erfolgreich damit. Um die italische Produktion vor der Konkurrenz aus Gallien zu schützen, wurde 92 n. Chr. von Kaiser Domitian sogar ein Edikt erlassen, das den Weinbau durch Gallier verbot (die römischen Kolonien waren davon ausgenommen), was aber augenscheinlich keine lang anhaltende Wirkung zeigte
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(Ein gescheiteres Bild haben wir offensichtlich nicht hinbekommen, obwohl wir dort fast täglich kilometerweise an Weinfeldern vorbeigefahren sind
Bei Loupian hat man ab den 1960er Jahren unweit des Nordufers der Lagune Étang de Thau die Reste einer römischen Villa ausgegraben, deren Besitzer sich auch dem Weinbau gewidmet hatten.
Im ersten Jahrhundert v. Chr. als eher einfacher Bauernhof errichtet, von dem man nur sehr wenige Spuren gefunden hat, wurde der Gebäudekomplex ab der Mitte des zweiten Jahrhunderts n. Chr. sukkzessive zu einer richtigen Villa ausgebaut, bis er im fünften Jahrhundert n. Chr. schließlich mit Peristylhof, Thermen, Heizung usw. zu einer luxuriösen Wohnresidenz umgestaltet wurde.
Das Gehöft lag nur etwa 2,5 Kilometer von der Via Domitia entfernt und etwa einen Kilometer vom Étang de Thau, wo man auch eine Anlegestelle vermutet, die von der Villa genutzt wurde. Man konnte also von einer guten Verkehrsanbindung profitieren.
Im kleinen Museum vor Ort steht ein Modell dieses Guts, wie es etwa ab dem ersten Jahrhundert n. Chr. strukturiert war. Insbesondere sieht man im Vordergrund das Weinlager mit seinen großen Vorratsgefäßen aus Keramik, Holzfässer hat man damals ja noch nicht verwendet.
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An der Wand ein nettes Bild, wie es dort mal ausgesehen haben könnte
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Die Attraktion in Loupian sind aber die Mosaiken, die man in situ in einer imposanten Schutzhalle besichtigen kann.
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Ende des vierten oder Anfang des fünften Jahrhunderts n. Chr. verschwand das Weinlager, als das Anwesen zur Wohnresidenz umgebaut wurde, und es wurden Mosaikböden von etwa 400 Quadratmetern Fläche verlegt. Es ist im wesentlichen dieser Zustand, dessen Überreste man heute sieht.
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Re: antike Stätten
Kleiner Bericht aus dem Languedoc - Teil 2: Loupian (Folge 2/2)
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Die Mosaiken kann man wohl zwei verschiedenen Stilen zuordnen, einem aquitanischen und einem nahöstlichen, was für zwei parallel arbeitende Mosaizistenmannschaften spricht. Das Bild zuvor ist im aquitanischen Stil, das nächste im nahöstlichen (fragt mich jetzt aber nicht, wie genau man das unterscheiden kann, ich hab' mir das auch nur angelesen
).
. .
Beim Betrachten ist allerdings etwas Vorsicht geboten, da hier schon kräftig restauriert wurde. Die ergänzten Teile wurden zwar in etwas helleren Farben umgesetzt als die originalen Partien, aber eben nur etwas heller. Man muss manchmal schon genau hinschauen, um das zu erkennen
.
. .
Die Figuren hier sollen zeigen, wie es damals wohl gewesen sein könnte, wenn der Grundherr die Pacht entgegen nimmt.
. .
Nur auf wenigen der Mosaike finden sich auch Figuren, hier der Kopf einer Personifikation des Frühlings, wiederum im nahöstlichen Stil.
. .
In dieser Zeit muss also richtig Geld vorhanden gewesen sein, um eine solche Wohnausstattung zu realisieren
. Wer denn die Besitzer der Villa über die etwa fünfhundert Jahre ihres Bestehens hinweg waren, weiß man aber leider nicht.
Mit derartigen Gutshöfen, nicht alle so prächtig ausgestattet wie dieser hier, war die Region damals aber gut abgedeckt, von den meisten hat man jedoch nur deutlich bescheidenere Reste als hier in Loupian gefunden.
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Die Mosaiken kann man wohl zwei verschiedenen Stilen zuordnen, einem aquitanischen und einem nahöstlichen, was für zwei parallel arbeitende Mosaizistenmannschaften spricht. Das Bild zuvor ist im aquitanischen Stil, das nächste im nahöstlichen (fragt mich jetzt aber nicht, wie genau man das unterscheiden kann, ich hab' mir das auch nur angelesen
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Beim Betrachten ist allerdings etwas Vorsicht geboten, da hier schon kräftig restauriert wurde. Die ergänzten Teile wurden zwar in etwas helleren Farben umgesetzt als die originalen Partien, aber eben nur etwas heller. Man muss manchmal schon genau hinschauen, um das zu erkennen
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Die Figuren hier sollen zeigen, wie es damals wohl gewesen sein könnte, wenn der Grundherr die Pacht entgegen nimmt.
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Nur auf wenigen der Mosaike finden sich auch Figuren, hier der Kopf einer Personifikation des Frühlings, wiederum im nahöstlichen Stil.
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In dieser Zeit muss also richtig Geld vorhanden gewesen sein, um eine solche Wohnausstattung zu realisieren
Mit derartigen Gutshöfen, nicht alle so prächtig ausgestattet wie dieser hier, war die Region damals aber gut abgedeckt, von den meisten hat man jedoch nur deutlich bescheidenere Reste als hier in Loupian gefunden.
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