US-Proof-Fehlprägungen = Beschlagnahme durch Secret Service?

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Canadian Coins
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US-Proof-Fehlprägungen = Beschlagnahme durch Secret Service?

Beitrag von Canadian Coins » Mo 14.03.05 21:17

Hallo zusammen,

ich habe gerade etwas im „Official Price Guide of Mint Errors“ von Alan Herbert geschmökert und war ziemlich verwundert über die Konsequenzen, die einem Sammler von Fehlprägungen in den USA unter Umständen drohen. Ein Besuch vom Secret Service nämlich.

Die Textstelle frei übersetzt:

„Eine wesentliche Information sollte man über Proof-Fehlprägungen wissen.
Nach einer Vereinbarung zwischen der US-Mint und dem Secret Service werden alle Proof-Prägungen, die größer (Durchmesser) als eine normale Prägung sind und somit nicht in eine normale Proof-Set Verpackung passen, als „Schmugglerware“ betrachtet und vom Secret Service beschlagnahmt.
Im Jahre 1989 listete ein großes Auktionshaus 3 Proof-Fehlprägungen im Auktionskatalog.
Alle Stücke hatten einen größeren Durchmesser als die üblichen Proof-Münzen.
Die Fehlprägungen wurden von Secret Service beschlagnahmt, das Auktionshaus gab die Münzen freiwillig auf.
Es gab keine Entschädigung für die Besitzer.“


Ich habe nicht den Eindruck, dass der Autor sich hier einen Scherz erlaubt und entsprechend erstaunt bin ich über diese Vorgehensweise.
Hat diesbezüglich jemand an anderer Stelle schon etwas gehört oder gelesen ?

Schöne Grüße.
CC

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soggi
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Beitrag von soggi » Di 15.03.05 22:58

das klingt ja hart...aber wenn die da angeblich so sehr aufpassen, wieso kann da ein anderer in den besitz solcher stücke gelangen? wieso ist der blick hier nur auf prägungen mit größerem durchmesser gerichtet, gibt es keine anderen verprägungen? und wieso schmuggler-ware?
was ist der secret service eigentlich?

fragen über fragen :)
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Beitrag von chaoschemiker » Mi 16.03.05 07:48

was ist der secret service eigentlich?
Das ist so eine Art Inlandsgeheimdienst. Deren bekannteste Aufgabe ist die Bewachung des Präsidenten. Falls Du den Film "Stattsfeind Nr.1" kennst, da ist der Secret Service die Institution die den armen Hauptdarsteller fertigmachen will.
Meine Seite über Britische Münzen soll bis 2027 fertig sein. (Nützliche ?) Informationen enthält sie jedoch schon heute.

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Canadian Coins
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Beitrag von Canadian Coins » Mi 16.03.05 08:50

Hallo soggi,

im Text steht wörtlich "contraband" - ich habe es mal mit "Schmugglerware" übersetzt - eine weitere Übersetzung kann "Bannware" lauten.
Wie auch immer, sinngemäß sollte es bedeuten, dass derartige Verprägungen nicht die Prägestätte verlassen dürfen.
Wie das jetzt seitens der US-Mint überwacht wird weiß ich leider nicht.
Aber wenn die ihren Angestellten nicht die Taschen an der Kleidung zugenäht haben und nicht jeden der das Gelände verläßt einer Leibesvisitation unterziehen, ist es denkbar, dass man eine derartige Verprägung "stehlen" kann.
Auf dieser Seite http://www.coinsite.com/content/Articles/MintErrors.asp wird kurz erwähnt, dass es in der Vergangenheit durchaus Fälle gab, in denen Angestellte derartige Verprägungen gestohlen haben und an Sammler oder Händler verkauften - wohlwissend, dass teilweise hohe Preise dafür gezahlt werden.

Münzen, die in der Prägequalität "Proof" erscheinen, werden ja zumeist nicht mit den Prägemaschinen hergestellt, die auch die normalen Kursmünzen prägen.
Bei der Produktion von Proof-Münzen wird jede Münze von Hand in die Prägemaschine eingelegt und nach dem Prägevorgang auch von Hand wieder entnommen. Entsprechend leicht sollte es fallen eine Fehlprägung zu erkennen und auszusortieren (oder eben in die Tasche zu stecken).

Die Kursmünzen hingegen werden mit hoher Geschwindigkeit und Frequenz komplett maschinell hergestellt. Bei der immensen Menge kann es passieren, dass die ein oder andere Fehlprägung in die Rolle bzw. in den Geldsack gelangt und die Mint auf diesem Wege legal verläßt.
Der Autor erwähnte auch zwei Fälle, in denen Verprägungen von Kursmünzen beschlagnahmt und vernichtet wurden - wohl eine Ausnahme.
Bei Fehlprägungen von Kursmünzen, wie z.B. Stempelrissen, Zainenden oder sonstigen Fehlern hat man dort wohl keine Konsequenzen zu befürchten.
Entsprechend werden derlei Stück ja auch angeboten - ich habe noch nicht direkt nach solchen Proof-Fehlern gesucht, meine aber bisher auch kein einziges Angebot gesehen zu haben.

Da diese Stücke augrund ihres zu großen Durchmessers ohnehin nicht in die Kapsel oder Verpackung passen - kann es sich demzufolge auch nur um Diebesgut aus der Prägestätte handeln. Ziemlich wahrscheinlich, dass sie in den Staaten dann nur "unter dem Tisch" gehandelt werden.

Und was der Secret Service ist, wird auf dieser Seite umfassend geschildert:
http://www.ustreas.gov/usss/index.shtml

Schöne Grüße.
CC

P.S.
Ich frage mich diesbezüglich auch, wie es in Deutschland möglich ist, dass soviele Rohlinge/Ronden von Euromünzen angeboten werden.
Irgendwo muß da ja nun auch eine "undichte" Stelle sein.

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Beitrag von chaoschemiker » Mi 16.03.05 09:42

Ich frage mich diesbezüglich auch, wie es in Deutschland möglich ist, dass soviele Rohlinge/Ronden von Euromünzen angeboten werden.
Ich denke die kommen so in Umlauf wie Du es weiter oben selbst beschrieben hast: "Die Kursmünzen hingegen werden mit hoher Geschwindigkeit und Frequenz komplett maschinell hergestellt. Bei der immensen Menge kann es passieren, dass die ein oder andere Fehlprägung in die Rolle bzw. in den Geldsack gelangt und die Mint auf diesem Wege legal verläßt. "

Mein Frau arbeitet bei ALDI und bringt schon gelegentlich mal so ein Teil mit. Aber erst seitdem ich ihr gesagt habe sie soll es machen. Normalerweise verweigern sie an der Kasse die Annahme dieser "Münzen", denn es ist sich keiner sicher, ob das jetzt Geld ist, oder Unterlagsscheiben sind. Selbst wenn die Randprägung schon dran ist und eigentlich jeder sieht das es Geldstücke sind. Irgendwie sowieso eine interessante Frage: Ab wann ist eine Rone eine Münze, bzw. wielange ist sie nur eine Unterlagsscheibe.
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Beitrag von Canadian Coins » Mi 16.03.05 10:45

Hallo chaoschemiker,

ich kann mir vorstellen, dass mal die ein oder andere Ronde dem Prägevorgang entwischt - aber bei der Menge, die ich in den letzten Monaten in Angeboten gesehen habe - fällt es mir doch etwas schwer zu glauben, dass es sich nur um solche Einzelfälle handelt.
Teilweise werden ja gleich komplette Serien 1 Cent bis 2 Euro angeboten.
Soweit ich es überblicken kann, war das zu DM Zeiten nicht der Fall - das Angebot an Ronden war deutlich geringer - die Preise deutlich höher.
Korrigiert mich ruhig, sollte mich mein Eindruck getäuscht haben.

Und zur Frage, ab wann eine Ronde eine Münze ist würde ich sagen, dass sobald der Prägevorgang komplett beendet ist, das Endprodukt als Münze gilt.
Wie Du bereits sagtest wird an den Kassen kaum jemand ein ungeprägtes Stück annehmen - selbst wenn bereits die Randprägung vorhanden ist.
Es sei den er ist Sammler oder kennt Sammler die darum gebeten haben, die Augen offen zu halten. Also ähnlich wie bei Dir.

Schöne Grüße.
CC

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Beitrag von soggi » Mi 16.03.05 16:52

erstmal danke für die vielen informationen!

klar kenn ich "Stattsfeind Nr.1" ;)...bei der menge an filmen is aber immer schwer sich an ein bestimmtes detail zu erinnern. als inlandsgeheimdienst kannte ich eigentlich nur das FBI...als ich den text oben gelesen habe, dachte ich erst, das ist eine art privater sicherheitsdienst, weshalb ich mich auch über die beschlagnahmung gewundert habe...aber jetzt weiß ich ja bescheid!
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Beitrag von KarlAntonMartini » Mi 16.03.05 17:45

kommen die Ronden mit Rändelung nicht von einer Privatfirma an die Münze, oder werden sie dort erst hergestellt?
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Beitrag von Canadian Coins » Mi 16.03.05 21:55

Hallo KAM,

soweit ich gelesen habe werden die Ronden von der EuroCoin AG in Deutschland hergestellt.
Einen Bericht zur Rondenherstellung gibt es hier :
http://www.eurocoin-ag.com/deutsch/Pres ... 270901.htm

Dort steht geschrieben:
"[...]Noch warm von dem gewaltigen Druck der stählernen Stanzen werden die Plättchen per Gabelstapler zum "Rändeln" gefahren. Eine Maschine die die Münzplättchen durch eine Metallschiene führt und dabei den scharfen Rand glättet und der Münzronde die typische gestauchte Kante verleiht. Jetzt erkennt man unmittelbar, das man ein Geldstück vor sich hat. Bislang nur noch ohne Aufdruck.[...]"

Der hier beschriebene Vorgang beschreibt wohl lediglich das "Vorrändeln" bei dem die Ronden angestaucht werden.
Die Rändelvorgang, bei dem die Ronde mit Randverzierung oder Beschriftung versehen wird, findet demnach erst in der Prägestätte statt.

Schöne Grüße.
CC

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Beitrag von Thiesauger » Do 17.03.05 15:54

@Canadian Coins:
Soweit ich weiss werden die Ronden bzw. Rondeneinzelteile (z.B. 2€ Ringe) mit Randschrift angeliefert! Ob dies in einem eigenen Produktionsgang geschieht weiss ich auch nicht genau, aber ich gehe davon aus, dass man das Stauchen direkt mit dem Aufbringen der Randschrift kombinieren kann, indem man ein dementsprechendes Rändeleisen verwendet!
Die Randriffel bei den 2€-Stücken entstehen definitiv erst während der Prägung (Ringprägung).
private Mails an:
thiesauger@gmx.de

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Beitrag von Canadian Coins » Do 17.03.05 19:04

Vielen Dank für die Erklärung @ Thiesauger.

Schöne Grüße.
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Beitrag von soggi » Di 22.03.05 03:09

die "tolle" usa muß das in deutschland herstellen lassen? lol! naja, wie immer...alles wollen die amis erfunden haben doch eigentlich kommts von wo ganz anders, oft z.b. aus deutschland...z.b. der fernseher...aber die amis haben ja auch im vietnam gesiegt, nich? *g*
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