Mythologisch interessante Münzen
Moderator: Homer J. Simpson
- Peter43
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Eine interessante Darstellung des Zeus-Ammon
Diese Münze will ich zum Anlaß nehmen, einmal über Zeus-Ammon zu schreiben. Bisher hatte ich immer gedacht, daß Zeus-Ammon erst nach dem Besuch des Alexander III. des Großen in der Oase Siwa in Griechenland bekannt geworden ist. Dem ist aber nicht so!
Münze:
Makedonien, Kassandreia, Macrinus 217-218
AE 19, g
Av.: [...] C M OPEL SEV[.] MACRINVS
Büste, cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: CO[...]L A - VG CASS[...]
Zeus-Ammon, in Himation, mit lockigem Haar und Vollbart, n.r. stehend, hält im li Arm
Kleiderbausch und in der erhobenen re Hand ein Weintraubenbündel über seine re
Schulter; [Adler re zu sein Füßen]
Ref.: AMNG III.2, 16
selten, gutes S
Der vollständige Name von Kassandreia war COLONIA IVLIA AVGVSTA CASSANDRENSIS. Heute ist Kassandra ist der westlichste der 3 'Finger' der Chalkidike. Dort an der Küste bei Kallithea, dem antiken Aphytis, stand ein großer Tempel des Zeus-Ammon. Er ist der einzige noch erhaltene Tempel des Zeus-Ammon in Europa. Allerdings sind heute nur noch seine Fundamente zu sehen. Interessant ist, daß zusammen mit Zeus -Ammon auch Dionysos in diesem Tempel verehrt wurde!
Ammon war ein berühmter Orakelgott in der Oase Siwa in Libyen. Die Verehrung des Zeus-Ammon begann in Griechenland bereits im 5.Jh. v.Chr., sehr wahrscheinlich mitgebracht durch griechische Kolonisten in der Kyrenaika. Der Tempelbau in Kallithea begann in der 2. Hälfte des 4.Jh., nach seiner Zerstörung wurde er im 3.Jh. wieder aufgebaut.
Das wohl bekannteste Ereignis war der historische Besuch Alexander des Großen. Er besuchte das Ammoneion in der Oase Siwa vor seinem Kriegszug gegen die Perser. Die Fragen mußten den Priestern vorher mitgeteilt werden, die Antworten des Gottes bestanden darin, daß er sich entweder vorwärtsbewegte (bejahend), oder zurückwichwich (ablehnend). Die Auskunft, die Alexander erhielt, scheint ihn zufriedengestellt zu haben, wird berichtet. Die Priester begrüßten ihn als 'Sohn des Ammon'. Dies war der übliche Gruß für große Könige. Alexander aber war von da ab der Meinung, er sei tatsächlich der Sohn des Gottes. Dazu paßte, daß seine Mutter behauptete, sie habe ihn von einer Schlange empfangen, einer Inkarnation des Zeus. Seine Abbildungen erhielten jetzt die berühmten Ammonshörner, die man auf den Münzen des Lysimachos sehen kann. Andere berühmte Personen, die sein Orakel besuchten, waren u.a. Hannibal, Alkibiades und der Spartanerkönig Lysander
Ursprünglich war Ammon ein äthiopischer Hirtengott, der ihren Herden beschützte. Von dort kam er nach Ägypten und wurde in Theben in Oberägypten heimisch. Ammon ist die griechische Form des Namens des Gottes Amana. Der Name bedeutet der 'Verborgene', da er als unsichtbarer Lufthauch gedacht wurde. Er tritt auf in der 11. Dynastie (20.Jh. v.Chr.) und wurde durch die überragende politische Stellung Thebens als Residenz im Neuen Reich zum Reichsgott und Götterkönig. Als Gattin galt die Geiergöttin Mut, als Sohn der Mondgott Chonsu. Theologisch zerfällt er in 3 Gestalten: den in Medinet Habu begrabenen Urschöpfer Kneth, der als Schlange dargestellt wure, den Götterkönig in Karnak, den 'Stier der Mutter' in Luxor. Die jährliche Prozession nach Luxor war das Hauptfest des Landes. In der Spätantike tritt Ammon hinter Osiris zurück. Der Ammon in Siwa war libyscher Herkunft, wahrscheinlich ein Quellgott. Die Griechen identifizierten ihn als Zeus-Ammon mit Zeus, die Römer als Jupiter-Ammon mit Jupiter. .
Griechische Mythologie:
Da Ammon bereits so lange in Griechenland bekannt war, ist es nicht verwunderlich, daß es Verknüpfungen mit der griechischischen Mythologie gibt. Die überschneidet sich verständlicherweise mit der des Zeus.
Ammon soll demnach ein libyscher König gewesen sein und verheiratet mit Rhea, der Schwester des Saturns. Einstmals begegnete er der Amalthea, mit der er den Dionysos zeugte. Aus Angst vor seiner Frau brachte er ihn heimlich nach Nysa. Da Dionysos sich dort hervortat, wollte Rhea ihn gefangennehmen, doch Ammon ließ das nicht zu. Da trennte sich Rhea von Ammon und verheiratete sich wieder mit ihrem Bruder Saturn. Den brachte sie dazu, gegen Ammon in den Krieg zu ziehen. Ammon unterlag und wurde aus seinem Königreich verjagt. Ammon floh nach Kreta, wo er von den Titanen verfolgt wurde.
Nachdem Hera Dionysos aus Rache an Zeus mit Wahnsinn geschlagen hatte, zog Dionysos durch die ganze Welt, begleitet von Satyrn, Mainaden und seinem Lehrer Silen. Mit einer Fuhre Wein segelte er nach Ägypten. Dort wurde er von König Proteus herzlich empfangen. Bei den Libyern im Nildelta herrschten zu der Zeit Amazonen. Dionysos fordete sie auf, mit ihm gegen die Titanen zu ziehen und König Ammon wieder in sein Königreich einzusetzen. Der Sieg des Dionysos über die Titanen und die Wiederereinsetzung des Ammon war die erste seiner zahlreichen militärischen Erfolge.
Eigentlich war Wein beim Kult des Ammon verboten. Bevor man das Orakel aufsuchen durfte, mußte man sich eine Woche des Alkohols enthalten. Ob das allerdings auch für Alexander galt, weiß ich nicht. Das Weintraubenbündel auf dieser Münze ist ein Hinweis auf Dionysos. Die Darstellung auf der Rs. dieser Münze ist eine typisch pantheistische Darstellung. Sie zeigt Ammon, Zeus (kenntlich durch den Adler) und Dionysos (mit dem Wein) alle in einer einzigen Gestalt!
Hinzugefügt habe ich
a) ein Bild einer der berühmten Tetradrachmen des Lysimachos mit der Darstellung des
Alexanders mit den Ammonshörnern. Man sieht auch, daß der Blick zum Himmel nicht
von Constantin erfunden wurde!
b) ein Bild des heutigen Kallithea. Die Reste des Zeus-Ammon-Tempels befinden sich li vor
dem großen Hotel im Hintergrund, das sinnigerweise Zeus-Ammon-Hotel heißt.
Quellen:
AMNG
Der kleine Pauly
Ranke-Graves, Griechische Mythologie
Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
MfG
Diese Münze will ich zum Anlaß nehmen, einmal über Zeus-Ammon zu schreiben. Bisher hatte ich immer gedacht, daß Zeus-Ammon erst nach dem Besuch des Alexander III. des Großen in der Oase Siwa in Griechenland bekannt geworden ist. Dem ist aber nicht so!
Münze:
Makedonien, Kassandreia, Macrinus 217-218
AE 19, g
Av.: [...] C M OPEL SEV[.] MACRINVS
Büste, cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: CO[...]L A - VG CASS[...]
Zeus-Ammon, in Himation, mit lockigem Haar und Vollbart, n.r. stehend, hält im li Arm
Kleiderbausch und in der erhobenen re Hand ein Weintraubenbündel über seine re
Schulter; [Adler re zu sein Füßen]
Ref.: AMNG III.2, 16
selten, gutes S
Der vollständige Name von Kassandreia war COLONIA IVLIA AVGVSTA CASSANDRENSIS. Heute ist Kassandra ist der westlichste der 3 'Finger' der Chalkidike. Dort an der Küste bei Kallithea, dem antiken Aphytis, stand ein großer Tempel des Zeus-Ammon. Er ist der einzige noch erhaltene Tempel des Zeus-Ammon in Europa. Allerdings sind heute nur noch seine Fundamente zu sehen. Interessant ist, daß zusammen mit Zeus -Ammon auch Dionysos in diesem Tempel verehrt wurde!
Ammon war ein berühmter Orakelgott in der Oase Siwa in Libyen. Die Verehrung des Zeus-Ammon begann in Griechenland bereits im 5.Jh. v.Chr., sehr wahrscheinlich mitgebracht durch griechische Kolonisten in der Kyrenaika. Der Tempelbau in Kallithea begann in der 2. Hälfte des 4.Jh., nach seiner Zerstörung wurde er im 3.Jh. wieder aufgebaut.
Das wohl bekannteste Ereignis war der historische Besuch Alexander des Großen. Er besuchte das Ammoneion in der Oase Siwa vor seinem Kriegszug gegen die Perser. Die Fragen mußten den Priestern vorher mitgeteilt werden, die Antworten des Gottes bestanden darin, daß er sich entweder vorwärtsbewegte (bejahend), oder zurückwichwich (ablehnend). Die Auskunft, die Alexander erhielt, scheint ihn zufriedengestellt zu haben, wird berichtet. Die Priester begrüßten ihn als 'Sohn des Ammon'. Dies war der übliche Gruß für große Könige. Alexander aber war von da ab der Meinung, er sei tatsächlich der Sohn des Gottes. Dazu paßte, daß seine Mutter behauptete, sie habe ihn von einer Schlange empfangen, einer Inkarnation des Zeus. Seine Abbildungen erhielten jetzt die berühmten Ammonshörner, die man auf den Münzen des Lysimachos sehen kann. Andere berühmte Personen, die sein Orakel besuchten, waren u.a. Hannibal, Alkibiades und der Spartanerkönig Lysander
Ursprünglich war Ammon ein äthiopischer Hirtengott, der ihren Herden beschützte. Von dort kam er nach Ägypten und wurde in Theben in Oberägypten heimisch. Ammon ist die griechische Form des Namens des Gottes Amana. Der Name bedeutet der 'Verborgene', da er als unsichtbarer Lufthauch gedacht wurde. Er tritt auf in der 11. Dynastie (20.Jh. v.Chr.) und wurde durch die überragende politische Stellung Thebens als Residenz im Neuen Reich zum Reichsgott und Götterkönig. Als Gattin galt die Geiergöttin Mut, als Sohn der Mondgott Chonsu. Theologisch zerfällt er in 3 Gestalten: den in Medinet Habu begrabenen Urschöpfer Kneth, der als Schlange dargestellt wure, den Götterkönig in Karnak, den 'Stier der Mutter' in Luxor. Die jährliche Prozession nach Luxor war das Hauptfest des Landes. In der Spätantike tritt Ammon hinter Osiris zurück. Der Ammon in Siwa war libyscher Herkunft, wahrscheinlich ein Quellgott. Die Griechen identifizierten ihn als Zeus-Ammon mit Zeus, die Römer als Jupiter-Ammon mit Jupiter. .
Griechische Mythologie:
Da Ammon bereits so lange in Griechenland bekannt war, ist es nicht verwunderlich, daß es Verknüpfungen mit der griechischischen Mythologie gibt. Die überschneidet sich verständlicherweise mit der des Zeus.
Ammon soll demnach ein libyscher König gewesen sein und verheiratet mit Rhea, der Schwester des Saturns. Einstmals begegnete er der Amalthea, mit der er den Dionysos zeugte. Aus Angst vor seiner Frau brachte er ihn heimlich nach Nysa. Da Dionysos sich dort hervortat, wollte Rhea ihn gefangennehmen, doch Ammon ließ das nicht zu. Da trennte sich Rhea von Ammon und verheiratete sich wieder mit ihrem Bruder Saturn. Den brachte sie dazu, gegen Ammon in den Krieg zu ziehen. Ammon unterlag und wurde aus seinem Königreich verjagt. Ammon floh nach Kreta, wo er von den Titanen verfolgt wurde.
Nachdem Hera Dionysos aus Rache an Zeus mit Wahnsinn geschlagen hatte, zog Dionysos durch die ganze Welt, begleitet von Satyrn, Mainaden und seinem Lehrer Silen. Mit einer Fuhre Wein segelte er nach Ägypten. Dort wurde er von König Proteus herzlich empfangen. Bei den Libyern im Nildelta herrschten zu der Zeit Amazonen. Dionysos fordete sie auf, mit ihm gegen die Titanen zu ziehen und König Ammon wieder in sein Königreich einzusetzen. Der Sieg des Dionysos über die Titanen und die Wiederereinsetzung des Ammon war die erste seiner zahlreichen militärischen Erfolge.
Eigentlich war Wein beim Kult des Ammon verboten. Bevor man das Orakel aufsuchen durfte, mußte man sich eine Woche des Alkohols enthalten. Ob das allerdings auch für Alexander galt, weiß ich nicht. Das Weintraubenbündel auf dieser Münze ist ein Hinweis auf Dionysos. Die Darstellung auf der Rs. dieser Münze ist eine typisch pantheistische Darstellung. Sie zeigt Ammon, Zeus (kenntlich durch den Adler) und Dionysos (mit dem Wein) alle in einer einzigen Gestalt!
Hinzugefügt habe ich
a) ein Bild einer der berühmten Tetradrachmen des Lysimachos mit der Darstellung des
Alexanders mit den Ammonshörnern. Man sieht auch, daß der Blick zum Himmel nicht
von Constantin erfunden wurde!
b) ein Bild des heutigen Kallithea. Die Reste des Zeus-Ammon-Tempels befinden sich li vor
dem großen Hotel im Hintergrund, das sinnigerweise Zeus-Ammon-Hotel heißt.
Quellen:
AMNG
Der kleine Pauly
Ranke-Graves, Griechische Mythologie
Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
MfG
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- Amentia (Fr 20.11.20 16:02) • Lucius Aelius (Mi 07.12.22 09:31)
Omnes vulnerant, ultima necat.
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Bellerophon
Die Münze:
L. Cossutius C.f. Sabula, gens Cossutia
AR - Denar, 3.77g
Rom, ca. 74 v.Chr.
Av.: Kopf der Medusa, geflüelt und von Schlangen umgeben, n.l.
dahinter SABVLA
Rv.: Bellerophon fliegt auf Pegasos n.r., schleudert Speer
L COSSUTI CF darunter
XIII dahinter
Crawford 395/1; Sydenham 790; RSC Cossutia 1; BMCRR 3320
selten, fast SS/S
Mythologie:
Bellerophont war der Sohn des kretischen Königs Glaukos und der Eurymede (oder Eurynome), und der Enkel des Sisyphos. Aber auch Poseidon wird als sein Vater genannt. Wegen eines Totschlags floh er zu König Proitos nach Tiryns. Dort entbrannte dessen Frau Stheneboia in Leidenschaft zu ihm. Als Bellerophon sie abwies, verleumdete sie ihn bei ihrem Gatten. Proitos wollte ihn nicht selbst töten, da er die Gastfreundschaft hochhielt, sondern schickte ihn zu seinem Schwiegervater Iobates von Lykien, mit einem versiegelten Brief, in dem er ihn aufforderte, den Überbringer zu töten.
Iobates wollte Bellerophon nicht selbst töten, da er einen Krieg mit Korinth fürchtete, wollte aber auch keinen Konflikt mit Proitos. So stellte er Bellerophon drei gefährliche Aufgaben, bei denen er umkommen sollte.Zu der Zeit verwüstete ein feuerspeiendes Ungeheuer namens Chimaira die dortige Gegend und drangsalierte die Bewohner. Sie war ein Löwe mit einem zusätzlichen Ziegenkopf auf der Schulter und einem Drachenschwanz. Dieses Ungeheuer sollte Bellerophon als erstes töten. Der, abenteuerlustig und begierig nach Kämpfen, zog los. Vorher aber suchte er den Rat des Polyidos, des weisesten Mannes in Lykien. Der erzählte ihm vom legendären Pegasos und wie er in dessen Besitz gelangen könnte. Er müßte eine Nacht im Tempel der Athena verbringen und ihr wertvolle Geschenke machen. Im Gegenzug würde sie ihm den Pegasos besorgen. Und so geschah es. Sie gab ihm Zaumzeug und wies ihm die Quelle Peirene, an der Pegasos zu trinken pflegte. Dort versteckte sich Bellerophon. Als Pegasos kam und sich hinkniete, um zu trinken, sprang Bellerophon auf seinen Rücken und legte ihm das Zaumzeug um. Pegasos schwang sich in die Lüfte, um ihn abzuschütteln, aber Bellerophon war ein zu guter Reiter, als daß dies gelang. Mit Pegasos ritt er gegen die Chimaira und erstach sie im Kampf. Als er mit ihrem Kopf zurückkam, wurde er vom Volk bejubelt.
Die nächste Heldentat war der siegreiche Kampf gegen die kriegerischen Solymer und die Amazonen, die er besiegte, weil er sich mit seinem Pferd in die Lüfte schwang. Dann bekam er den Auftrag, die karischen Piraten in der Ebene von Xanthos zu verjagen. Obwohl er auch dies tat, zeigte Iobates keine Dankbarkeit, sondern schickte seine Palastwache gegen ihn aus. Da betete er zu Poseidon, er möge die Xanthische Ebene hinter ihm überfluten. Dann schritt er zum Palast des Iobates mit der Meeresflut hinter sich. Niemand konnte ihn bewegen, sich zurückzuziehen. Da hoben die xanthischen Frauen ihre Röcke und boten sich ihm an. Das schüchterte Bellerophon so ein, daß er sich umdrehte und davonlief, und die Wellen folgten ihm. Da endlich erkannte Iobates seine göttliche Abkunft und gab ihm seine Tochter Philonoe zur Frau, dazu die Hälfte seines Reiches. Spätere erzählten von seiner Rache an der verleumderischen Stheneboia, die er auf einen Ritt mit Pegasos mitnahm und dann aus der Luft zu Tode stürzte.
Nach dem Tod des Iobates wurde er selbst König von Lykien. Aber als seine Philonoe starb, ging er wieder auf Abenteuer aus, die größer und immer größer sein mußten. Schließlich beschloß er, zu den Göttern auf den Olymp zu fliegen. Über diesen Übermut geriet Zeus in Zorn. Er schickte eine Stechfliege, die Pegasos stach. Der erschreckte sich und warf Bellerophon ab. So stürzte er in die Tiefe. Doch Athena fing ihn sanft auf und rettete ihn vor dem Tode. Den Rest seines Lebens aber verbrachte Bellerophon, indem er traurig und krank durch das Land zog und sein wundervolles Pferd suchte.
Hintergrund:
Bellerophon (oder Bellerophontes) ist ein Beispiel von menschlicher Hybris, die von den Göttern bestraft wurde. So sah es jedenfalls Pindar. Von Euripides stammt eine Tragödie 'Bellerophontes', in der der Held als Himmelsstürmer aus Forscherdrang dargestellt wurde. Am Ende stirbt er versöhnt mit den Göttern.
Bellerophon wurde besonders in Korinth und Lykien verehrt, von wo aus sein Kult sich weiter ausbreitete. Ursprünglich war er eine göttliche Gestalt. Ein lykisches Märchen, in dem er der Verursacher einer großen Flut war, und seine Darstellung mit einem Dreizack verweisen ihn in das Reich des Poseidon, das Wunderpferd Pegasos mehr in den Bereich der Himmelsgötter. Sein Name soll bedeuten 'der, der in den Wolken erscheint'. Dies würde beide Bereiche einbeziehen. Gewöhnlich aber wird sein Name übersetzt mit 'Bellerostöter'. Belleros war ein vorgriechisches Ungeheuer in der Gestalt einer Schlange. Chimaira und Pegasos wurden erst später in Lykien auf ihn übertragen. Zur Interpretation der Mythe betont Schachermeyr die geschichtlichen Zusammenhänge. Er betrachtet ihn als eine Art von fahrendem Ritter der späten mykenischen Zeit wegen der Beziehungen zwischen Argolis und kleinasiatischen Fürstenhöfen. Wiesner sieht ihn als Beispiel für die Ablösung des Streitwagenkämpfers durch den Reiterkrieger von der späten Mykenischen Zeit bis ins 8.Jh. v.Chr. Das Potiphar- und Urias-Motiv sind spätere Ausschmückungen.
Übrigens gibt es in Lykien in der Nähe von Antaly noch heute einen Ort namens Chimaira. Dort kommen Gase aus der Erde, die sich an der Luft entzünden. Diese Flammen über dem Boden sieht man schon aus großer Entfernung. Sie waren wohl der Kern für die Sage vom Ungeheuer Chimaira.
Kunstgeschichte:
Das beliebteste Thema war zunächst der Kampf des Bellerophon mit der Chimaira, das bereits auf proto-korinthischen Vasen dargestellt wurde. Andere Motive erscheinen zuerst auf Vasenbildern in Unteritalien, wahrscheinlich durch den Einfluß von griechischen Tragödien.
Ich habe das Bild einer archaischen Lakonischen schwarzfigurigen Vasenmalerei hinzugefügt, die dem Boreas-Maler zugeschrieben wird und aus der Zeit von 570-565 v.Chr. stammt. Es befindet sich heute im Paul-Getty-Museum in Malibu/Kalifornien. Es zeigt den Kampf zwischen Bellerophon und Pegasos gegen die Chimaira.
Quellen:
Der kleine Pauly
Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
MfG
Die Münze:
L. Cossutius C.f. Sabula, gens Cossutia
AR - Denar, 3.77g
Rom, ca. 74 v.Chr.
Av.: Kopf der Medusa, geflüelt und von Schlangen umgeben, n.l.
dahinter SABVLA
Rv.: Bellerophon fliegt auf Pegasos n.r., schleudert Speer
L COSSUTI CF darunter
XIII dahinter
Crawford 395/1; Sydenham 790; RSC Cossutia 1; BMCRR 3320
selten, fast SS/S
Mythologie:
Bellerophont war der Sohn des kretischen Königs Glaukos und der Eurymede (oder Eurynome), und der Enkel des Sisyphos. Aber auch Poseidon wird als sein Vater genannt. Wegen eines Totschlags floh er zu König Proitos nach Tiryns. Dort entbrannte dessen Frau Stheneboia in Leidenschaft zu ihm. Als Bellerophon sie abwies, verleumdete sie ihn bei ihrem Gatten. Proitos wollte ihn nicht selbst töten, da er die Gastfreundschaft hochhielt, sondern schickte ihn zu seinem Schwiegervater Iobates von Lykien, mit einem versiegelten Brief, in dem er ihn aufforderte, den Überbringer zu töten.
Iobates wollte Bellerophon nicht selbst töten, da er einen Krieg mit Korinth fürchtete, wollte aber auch keinen Konflikt mit Proitos. So stellte er Bellerophon drei gefährliche Aufgaben, bei denen er umkommen sollte.Zu der Zeit verwüstete ein feuerspeiendes Ungeheuer namens Chimaira die dortige Gegend und drangsalierte die Bewohner. Sie war ein Löwe mit einem zusätzlichen Ziegenkopf auf der Schulter und einem Drachenschwanz. Dieses Ungeheuer sollte Bellerophon als erstes töten. Der, abenteuerlustig und begierig nach Kämpfen, zog los. Vorher aber suchte er den Rat des Polyidos, des weisesten Mannes in Lykien. Der erzählte ihm vom legendären Pegasos und wie er in dessen Besitz gelangen könnte. Er müßte eine Nacht im Tempel der Athena verbringen und ihr wertvolle Geschenke machen. Im Gegenzug würde sie ihm den Pegasos besorgen. Und so geschah es. Sie gab ihm Zaumzeug und wies ihm die Quelle Peirene, an der Pegasos zu trinken pflegte. Dort versteckte sich Bellerophon. Als Pegasos kam und sich hinkniete, um zu trinken, sprang Bellerophon auf seinen Rücken und legte ihm das Zaumzeug um. Pegasos schwang sich in die Lüfte, um ihn abzuschütteln, aber Bellerophon war ein zu guter Reiter, als daß dies gelang. Mit Pegasos ritt er gegen die Chimaira und erstach sie im Kampf. Als er mit ihrem Kopf zurückkam, wurde er vom Volk bejubelt.
Die nächste Heldentat war der siegreiche Kampf gegen die kriegerischen Solymer und die Amazonen, die er besiegte, weil er sich mit seinem Pferd in die Lüfte schwang. Dann bekam er den Auftrag, die karischen Piraten in der Ebene von Xanthos zu verjagen. Obwohl er auch dies tat, zeigte Iobates keine Dankbarkeit, sondern schickte seine Palastwache gegen ihn aus. Da betete er zu Poseidon, er möge die Xanthische Ebene hinter ihm überfluten. Dann schritt er zum Palast des Iobates mit der Meeresflut hinter sich. Niemand konnte ihn bewegen, sich zurückzuziehen. Da hoben die xanthischen Frauen ihre Röcke und boten sich ihm an. Das schüchterte Bellerophon so ein, daß er sich umdrehte und davonlief, und die Wellen folgten ihm. Da endlich erkannte Iobates seine göttliche Abkunft und gab ihm seine Tochter Philonoe zur Frau, dazu die Hälfte seines Reiches. Spätere erzählten von seiner Rache an der verleumderischen Stheneboia, die er auf einen Ritt mit Pegasos mitnahm und dann aus der Luft zu Tode stürzte.
Nach dem Tod des Iobates wurde er selbst König von Lykien. Aber als seine Philonoe starb, ging er wieder auf Abenteuer aus, die größer und immer größer sein mußten. Schließlich beschloß er, zu den Göttern auf den Olymp zu fliegen. Über diesen Übermut geriet Zeus in Zorn. Er schickte eine Stechfliege, die Pegasos stach. Der erschreckte sich und warf Bellerophon ab. So stürzte er in die Tiefe. Doch Athena fing ihn sanft auf und rettete ihn vor dem Tode. Den Rest seines Lebens aber verbrachte Bellerophon, indem er traurig und krank durch das Land zog und sein wundervolles Pferd suchte.
Hintergrund:
Bellerophon (oder Bellerophontes) ist ein Beispiel von menschlicher Hybris, die von den Göttern bestraft wurde. So sah es jedenfalls Pindar. Von Euripides stammt eine Tragödie 'Bellerophontes', in der der Held als Himmelsstürmer aus Forscherdrang dargestellt wurde. Am Ende stirbt er versöhnt mit den Göttern.
Bellerophon wurde besonders in Korinth und Lykien verehrt, von wo aus sein Kult sich weiter ausbreitete. Ursprünglich war er eine göttliche Gestalt. Ein lykisches Märchen, in dem er der Verursacher einer großen Flut war, und seine Darstellung mit einem Dreizack verweisen ihn in das Reich des Poseidon, das Wunderpferd Pegasos mehr in den Bereich der Himmelsgötter. Sein Name soll bedeuten 'der, der in den Wolken erscheint'. Dies würde beide Bereiche einbeziehen. Gewöhnlich aber wird sein Name übersetzt mit 'Bellerostöter'. Belleros war ein vorgriechisches Ungeheuer in der Gestalt einer Schlange. Chimaira und Pegasos wurden erst später in Lykien auf ihn übertragen. Zur Interpretation der Mythe betont Schachermeyr die geschichtlichen Zusammenhänge. Er betrachtet ihn als eine Art von fahrendem Ritter der späten mykenischen Zeit wegen der Beziehungen zwischen Argolis und kleinasiatischen Fürstenhöfen. Wiesner sieht ihn als Beispiel für die Ablösung des Streitwagenkämpfers durch den Reiterkrieger von der späten Mykenischen Zeit bis ins 8.Jh. v.Chr. Das Potiphar- und Urias-Motiv sind spätere Ausschmückungen.
Übrigens gibt es in Lykien in der Nähe von Antaly noch heute einen Ort namens Chimaira. Dort kommen Gase aus der Erde, die sich an der Luft entzünden. Diese Flammen über dem Boden sieht man schon aus großer Entfernung. Sie waren wohl der Kern für die Sage vom Ungeheuer Chimaira.
Kunstgeschichte:
Das beliebteste Thema war zunächst der Kampf des Bellerophon mit der Chimaira, das bereits auf proto-korinthischen Vasen dargestellt wurde. Andere Motive erscheinen zuerst auf Vasenbildern in Unteritalien, wahrscheinlich durch den Einfluß von griechischen Tragödien.
Ich habe das Bild einer archaischen Lakonischen schwarzfigurigen Vasenmalerei hinzugefügt, die dem Boreas-Maler zugeschrieben wird und aus der Zeit von 570-565 v.Chr. stammt. Es befindet sich heute im Paul-Getty-Museum in Malibu/Kalifornien. Es zeigt den Kampf zwischen Bellerophon und Pegasos gegen die Chimaira.
Quellen:
Der kleine Pauly
Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
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Zuletzt geändert von Peter43 am Sa 12.08.06 18:32, insgesamt 2-mal geändert.
Omnes vulnerant, ultima necat.
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Pegasos
Ich habe mich entschlossen, zum Pegasos gesondert etwas zu schreiben.
Corinth, Silber Stater, 20.8mm, 8.57g, ca. 345-307 v.Chr.
Av.: Pegasos, mit ausgebreiteten Flügeln, fliegt n.l.,
darunter Koppa
Rv.: Kopf der Athena mit korinthischem Helm, n.l.
dahinter E und brennende Fackel
Ravel 992; . Pegasi I-372
Als Perseus der Medusa das Haupt abschlug, wir erinnern uns, war diese von Poseidon schwanger und aus ihrem Hals entsprangen der Heroe Chrysaor und das Pferd Pegasos. Beide waren Kinder des Poseidon. Von Chrysaor hörte man von da an nichts mehr, nur noch von dem Wunderpferd. Bei der Befeiung der Andromeda durch Perseus spielte er eine wichtige Rolle. Pegasos pflegte aus der Quelle Peirene zu trinken. So hieß die Doppelquelle in Korinth, die oben auf dem Felsen von Akrokorinth entsprang. Im Namen des Pegasos soll auch das Wort 'pege' stecken, was Quelle heißt. Die Hippokrene, 'des Pferdes Quelle', oben auf dem Musenberg Helikon, soll unter seinem Hufschlag entstanden sein. Dies geschah, als die Pieriden, die Töchter des makedonischen Königs Pieros in Pella, die Musen zum Wettsingen herausforderten. Dies mußten sie büßen durch die Verwandlung in schwatzhafte Elstern. Der Helikon soll sich dabei immer höher aufgewölbt haben, um dem Gesang der Musen näher zu sein. Da schickte Poseidon den Pegasos, der mit den Hufen auf die Felsen schlug, und der Helikon stellte sein Wachstum ein. Auch die Peirene soll durch seinen Hufschlag entstanden sein. Dieser Bezug zum Wasser ist leicht erklärbar dadurch, daß er der Sohn des Poseidon war. Nach dem Sturz des Bellerophon soll Pegasos weiter zum Himmel geflogen sein und hatte von da an die Blitze und den Donner des Zeus zu tragen. Das führt zu dem Problem, ob er ursprünglich das poseidonische Wasser- und Unterweltsroß oder das himmlische Blirzroß gewesen ist. Schachermeyr versucht eine Lösung, indem er es als Wolkenroß sieht, das am Himmel fliegt und es regnen läßt! Er wird endlich als Sternzeichen unter die Sterne aufgenommen.
Pegasos ist ein typisches Märchenpferd, wie es in den Mythen vieler Völker vorkommt, z.B. in den Erzählungen aus Tausend-und-einer-Nacht im berühmten Märchen vom Prinzen Achmed und der Fee Peribanu. Als Dichterpferd, als das er bei uns gilt, war er im Altertum nicht bekannt. Diese Vorstellung kam erst in der Renaissance auf durch die Beziehung zum Musenberg Helikon.
Durch Poseidon hatte Pegasos eine enge Beziehung zu Korinth. Poseidon galt ja als Gründer Karthagos und Stifter der Isthmischen Spiele. Deshalb erscheint Pegasos dort oft auf Münzen, zuerst 640 v.Chr und dann bis in die römische Zeit..
Hinzugefügt habe ich ein archaisches Bild der Geburt des Pegasos von einer weißgrundigen Lekythos, ca. 500-450 v.Chr., das sich heute im Metropolitan Museum in New York befindet. Es wird dem Diosphos Maler zugeschrieben.
MfG
Ich habe mich entschlossen, zum Pegasos gesondert etwas zu schreiben.
Corinth, Silber Stater, 20.8mm, 8.57g, ca. 345-307 v.Chr.
Av.: Pegasos, mit ausgebreiteten Flügeln, fliegt n.l.,
darunter Koppa
Rv.: Kopf der Athena mit korinthischem Helm, n.l.
dahinter E und brennende Fackel
Ravel 992; . Pegasi I-372
Als Perseus der Medusa das Haupt abschlug, wir erinnern uns, war diese von Poseidon schwanger und aus ihrem Hals entsprangen der Heroe Chrysaor und das Pferd Pegasos. Beide waren Kinder des Poseidon. Von Chrysaor hörte man von da an nichts mehr, nur noch von dem Wunderpferd. Bei der Befeiung der Andromeda durch Perseus spielte er eine wichtige Rolle. Pegasos pflegte aus der Quelle Peirene zu trinken. So hieß die Doppelquelle in Korinth, die oben auf dem Felsen von Akrokorinth entsprang. Im Namen des Pegasos soll auch das Wort 'pege' stecken, was Quelle heißt. Die Hippokrene, 'des Pferdes Quelle', oben auf dem Musenberg Helikon, soll unter seinem Hufschlag entstanden sein. Dies geschah, als die Pieriden, die Töchter des makedonischen Königs Pieros in Pella, die Musen zum Wettsingen herausforderten. Dies mußten sie büßen durch die Verwandlung in schwatzhafte Elstern. Der Helikon soll sich dabei immer höher aufgewölbt haben, um dem Gesang der Musen näher zu sein. Da schickte Poseidon den Pegasos, der mit den Hufen auf die Felsen schlug, und der Helikon stellte sein Wachstum ein. Auch die Peirene soll durch seinen Hufschlag entstanden sein. Dieser Bezug zum Wasser ist leicht erklärbar dadurch, daß er der Sohn des Poseidon war. Nach dem Sturz des Bellerophon soll Pegasos weiter zum Himmel geflogen sein und hatte von da an die Blitze und den Donner des Zeus zu tragen. Das führt zu dem Problem, ob er ursprünglich das poseidonische Wasser- und Unterweltsroß oder das himmlische Blirzroß gewesen ist. Schachermeyr versucht eine Lösung, indem er es als Wolkenroß sieht, das am Himmel fliegt und es regnen läßt! Er wird endlich als Sternzeichen unter die Sterne aufgenommen.
Pegasos ist ein typisches Märchenpferd, wie es in den Mythen vieler Völker vorkommt, z.B. in den Erzählungen aus Tausend-und-einer-Nacht im berühmten Märchen vom Prinzen Achmed und der Fee Peribanu. Als Dichterpferd, als das er bei uns gilt, war er im Altertum nicht bekannt. Diese Vorstellung kam erst in der Renaissance auf durch die Beziehung zum Musenberg Helikon.
Durch Poseidon hatte Pegasos eine enge Beziehung zu Korinth. Poseidon galt ja als Gründer Karthagos und Stifter der Isthmischen Spiele. Deshalb erscheint Pegasos dort oft auf Münzen, zuerst 640 v.Chr und dann bis in die römische Zeit..
Hinzugefügt habe ich ein archaisches Bild der Geburt des Pegasos von einer weißgrundigen Lekythos, ca. 500-450 v.Chr., das sich heute im Metropolitan Museum in New York befindet. Es wird dem Diosphos Maler zugeschrieben.
MfG
Zuletzt geändert von Peter43 am Mi 09.08.06 11:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Alpheios und die Nymphe Arethusa
Die Münze:
Sizilien, Syrakus, ca. 475-450 v.Chr.
AR - Silberlitra, 12.4mm, 0.653g
Av.: SVRA
Kopf der Arethusa, mit Perlendiadem, n.r.
Rv.: (anepigraphisch)
Oktopus
SNG ANS 183; SNG München 1003; SNG Copenhagen 641; cf. Boehringer S.196, 450ff.
fast SS, leicht getönt
Mythologie:
Arethusa, Tochter des Nereus und der Doris, war eine Quellnymphe auf der Peloponnes, aber gleichzeitig eine begeisterte Jägerin und Begleiterin der Artemis. Einmal kam sie erhitzt von der Jagd im stymphalischen Wald zum Fluß Alpheios, legte ihre Kleider ab und stieg ins Wasser. Da näherte sich ihr der Flußgott und rief ihr zu, sie solle nicht vor ihm fliehen. Aber das tat sie ohne ihre Kleider und Alpheios verfolgte sie, bis sie nach Elis kamen. Hier rief sie erschöpft Artemis zu Hilfe, welche sie dann auch sofort in eine Wolke einhüllte, damit Alpheios sie nicht mehr sehen konnte. Trotzdem hielt er sie umfaßt. Da wurde sie von Artemis in Wasser verwandelt und zerfloß ihm zwischen den Händen. Aber Alpheios verwandelte sich zurück in einen Strom, um sich mit ihr zu vereinigen. Da öffnete Artemis die Erde, sodaß Arethusa hineinfließen konnte und erst auf der Insel Ortygia, vor Syrakus, als schöner Brunnen wieder hervorkam. Auf dieser Flucht entdeckte sie übrigens die entführte Persephone und verriet dies der Demeter. Alpheios verfolgte sie bis nach Sizilien und dort gelang es ihm, sich mit ihr zu vereinen.
Verehrt wurde Arethusa in Aigios in Achaia. Dort nahmen die Leute Opferkuchen vom Altar der Wohlfahrt, warfen sie ins Meer und riefen, sie möchte dieselben der Arethusa nach Sizilien senden.
Der berühmte Brunnen auf Ortygia war wunderschön und hatte wohlschmeckendes süßes Wasser, war sehr groß und voller Fische. Er mußte allerdings mit Schutzwehren versehen werden, damit er nicht vom Meer überspült werden konnte. Mit diesem Brunnen hatte es eine eigenartige Bewandtnis: Wenn in Elis die olympischen Spiele stattfanden, soll der Brunnen nach Pferdemist gerochen haben, ebenso wenn man Pferde in den Alpheios trieb.Es soll sogar einmal eine silberne Schale, die in Alpheios geworfen wurde, in diesem Brunnen wieder aufgetaucht sein. Dies alles sollte ein Beweis sein für die unterirdische Verbindung zwischen Elis und Ortygia unter dem Mittelmeer hindurch.
Hintergrund:
Der Name der Arethusa ist phönizisch und soll so zu erklären sein: Als die Phönizier nach Sizilien kamen und die Quelle fanden, nannten sie sie 'Alphaga', die Weidenquelle. Andere nannten sie einfach 'Arith', was Bach heißt. Als die Griechen später nach Sizilien kamen, verstanden sie diese Bedeutung nicht mehr, sondern stellten eine Verbindung zum Fluß Alpheios her.
Der Alpheios ist der größte Fluß der Peleponnes, der mit seinen Nebenflüssen den größten Teil Arkadiens entwässert. Er ist heute noch ein Wildwasser mit besonders bei Hochwasser reißender Strömung. Im Altertum ist nur eine Brücke bei Heraia sicher bezeugt. Er spielte schon früh eine Rolle in der Mythologie. So soll er die Artemis Arethusa mit seiner Liebe verfolgt haben, die an seiner Mündung ein Heiligtum hatte. Am bekanntesten ist aber die Sage von der Nymphe Arethusa, von der es viele verschiedene Varianten gibt. Neben der physikalisch unmöglichen unterirdischen Verbindung nach Sizilien gab es noch andere unmögliche Vorstellungen vom Alpheios, z.B. daß er zusammen mit dem Eurotas aus einer Quelle stamme.
Die Insel Ortygia, das 'Wachtelland', vor Syrakus gelegen, war die mythische Geburtsstätte der Artemis, die deshalb auch den Beinamen Ortygia führte. Die ältesten Erwähnungen sind nicht lokalisierbar, aber im Laufe der Zeit wurden die Kultstätten der Artemis und der Leto mit Ortygia identifiziert. Allerdings erhoben auch andere Orte denselben Anspruch, z.B. Delos, das früher auch einmal Ortygia hieß, Nasos bei Syrakus, Ephesos mit dem heiligen Hain u.a.
Erwähnt soll noch werden, daß Arethusa manchmal auch als eine der Hesperiden genannt wird.
Arethusa wurde schon früh auf den Münzen von Syracus abgebildet, oft von Delphinen umgeben, und verschmolz mit der Artemis, deren Anhängerin sie ja war.
Eigenartigerweise habe ich keine antiken Bilder zu dieser Mythe gefunden. Deshalb habe ich ein Bild des Jean Restout (1720) hinzugefügt, das heute im Museum des Beaux Arts in Rouen hängt. Es zeigt, wie Artemis die von Alpheios verfolgte Arethusa in ihren Schutz nimmt.
Das zweite Bild zeigt die Quelle der Arethusa auf der Insel Ortygia, wie sie heute zu sehen ist.
Quellen:
Ovid, Metamorphoses 5, 571-641
Pausanias, Periegesis 5, 7, 2-4
Benjami Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
Der kleine Pauly
MfG
Die Münze:
Sizilien, Syrakus, ca. 475-450 v.Chr.
AR - Silberlitra, 12.4mm, 0.653g
Av.: SVRA
Kopf der Arethusa, mit Perlendiadem, n.r.
Rv.: (anepigraphisch)
Oktopus
SNG ANS 183; SNG München 1003; SNG Copenhagen 641; cf. Boehringer S.196, 450ff.
fast SS, leicht getönt
Mythologie:
Arethusa, Tochter des Nereus und der Doris, war eine Quellnymphe auf der Peloponnes, aber gleichzeitig eine begeisterte Jägerin und Begleiterin der Artemis. Einmal kam sie erhitzt von der Jagd im stymphalischen Wald zum Fluß Alpheios, legte ihre Kleider ab und stieg ins Wasser. Da näherte sich ihr der Flußgott und rief ihr zu, sie solle nicht vor ihm fliehen. Aber das tat sie ohne ihre Kleider und Alpheios verfolgte sie, bis sie nach Elis kamen. Hier rief sie erschöpft Artemis zu Hilfe, welche sie dann auch sofort in eine Wolke einhüllte, damit Alpheios sie nicht mehr sehen konnte. Trotzdem hielt er sie umfaßt. Da wurde sie von Artemis in Wasser verwandelt und zerfloß ihm zwischen den Händen. Aber Alpheios verwandelte sich zurück in einen Strom, um sich mit ihr zu vereinigen. Da öffnete Artemis die Erde, sodaß Arethusa hineinfließen konnte und erst auf der Insel Ortygia, vor Syrakus, als schöner Brunnen wieder hervorkam. Auf dieser Flucht entdeckte sie übrigens die entführte Persephone und verriet dies der Demeter. Alpheios verfolgte sie bis nach Sizilien und dort gelang es ihm, sich mit ihr zu vereinen.
Verehrt wurde Arethusa in Aigios in Achaia. Dort nahmen die Leute Opferkuchen vom Altar der Wohlfahrt, warfen sie ins Meer und riefen, sie möchte dieselben der Arethusa nach Sizilien senden.
Der berühmte Brunnen auf Ortygia war wunderschön und hatte wohlschmeckendes süßes Wasser, war sehr groß und voller Fische. Er mußte allerdings mit Schutzwehren versehen werden, damit er nicht vom Meer überspült werden konnte. Mit diesem Brunnen hatte es eine eigenartige Bewandtnis: Wenn in Elis die olympischen Spiele stattfanden, soll der Brunnen nach Pferdemist gerochen haben, ebenso wenn man Pferde in den Alpheios trieb.Es soll sogar einmal eine silberne Schale, die in Alpheios geworfen wurde, in diesem Brunnen wieder aufgetaucht sein. Dies alles sollte ein Beweis sein für die unterirdische Verbindung zwischen Elis und Ortygia unter dem Mittelmeer hindurch.
Hintergrund:
Der Name der Arethusa ist phönizisch und soll so zu erklären sein: Als die Phönizier nach Sizilien kamen und die Quelle fanden, nannten sie sie 'Alphaga', die Weidenquelle. Andere nannten sie einfach 'Arith', was Bach heißt. Als die Griechen später nach Sizilien kamen, verstanden sie diese Bedeutung nicht mehr, sondern stellten eine Verbindung zum Fluß Alpheios her.
Der Alpheios ist der größte Fluß der Peleponnes, der mit seinen Nebenflüssen den größten Teil Arkadiens entwässert. Er ist heute noch ein Wildwasser mit besonders bei Hochwasser reißender Strömung. Im Altertum ist nur eine Brücke bei Heraia sicher bezeugt. Er spielte schon früh eine Rolle in der Mythologie. So soll er die Artemis Arethusa mit seiner Liebe verfolgt haben, die an seiner Mündung ein Heiligtum hatte. Am bekanntesten ist aber die Sage von der Nymphe Arethusa, von der es viele verschiedene Varianten gibt. Neben der physikalisch unmöglichen unterirdischen Verbindung nach Sizilien gab es noch andere unmögliche Vorstellungen vom Alpheios, z.B. daß er zusammen mit dem Eurotas aus einer Quelle stamme.
Die Insel Ortygia, das 'Wachtelland', vor Syrakus gelegen, war die mythische Geburtsstätte der Artemis, die deshalb auch den Beinamen Ortygia führte. Die ältesten Erwähnungen sind nicht lokalisierbar, aber im Laufe der Zeit wurden die Kultstätten der Artemis und der Leto mit Ortygia identifiziert. Allerdings erhoben auch andere Orte denselben Anspruch, z.B. Delos, das früher auch einmal Ortygia hieß, Nasos bei Syrakus, Ephesos mit dem heiligen Hain u.a.
Erwähnt soll noch werden, daß Arethusa manchmal auch als eine der Hesperiden genannt wird.
Arethusa wurde schon früh auf den Münzen von Syracus abgebildet, oft von Delphinen umgeben, und verschmolz mit der Artemis, deren Anhängerin sie ja war.
Eigenartigerweise habe ich keine antiken Bilder zu dieser Mythe gefunden. Deshalb habe ich ein Bild des Jean Restout (1720) hinzugefügt, das heute im Museum des Beaux Arts in Rouen hängt. Es zeigt, wie Artemis die von Alpheios verfolgte Arethusa in ihren Schutz nimmt.
Das zweite Bild zeigt die Quelle der Arethusa auf der Insel Ortygia, wie sie heute zu sehen ist.
Quellen:
Ovid, Metamorphoses 5, 571-641
Pausanias, Periegesis 5, 7, 2-4
Benjami Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
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Die Sage von Arne
Thessalien, Kierion, 400-344 v.Chr.
AE - Trihemiobol(?)
Av.: Kopf des Poseidon, mit Taenie, n.r.
Rv.: KIERI - EIWN(?)
Nymphe Arne, im Chiton, kniet n.r, Kopf n.l., spielt mit Astragalen
S. 2069; SNG Copenhagen 35
sehr selten, gutes S
Mythologie:
Die Sage von Arne entstammt dem Sagenkreis um Hellen, den Sohn des Deukalion, nach dem die Griechen sich Hellenen nennen. Ihr Vater war Aiolos, der älteste Sohn des Hellen. Aiolos verführte Thetis, die Tochter des Cheiron, die von ihm schwanger wurde. Um sie vor ihrem Vater zu schützen, verwandelte Poseidon - ein Freund des Aiolos - sie in eine Stute und sie gebar das Fohlen Melanippe, das von Poseidon alsbald in ein Mädchen zurückverwandelt wurde. Aiolos nahm sich ihrer an, nannte sie Arne und gab sie einer gewissen Desmontes in Pflege. Diese war kinderlos und adoptierte das Kind.
Poseidon aber verfolgte das Schicksal der Arne aufmerksam und verführte sie, sobald sie erwachsen war. Als Desmontes entdeckte, daß das Mädchen schwanger war, ließ sie ihr die Augen ausstechen und in eine Grabkammer werfen. Dort, bei Wasser und Brot, gebar sie die Zwillinge Aiolos und Boiotos. Desmontes befahl ihren Dienern, die Kinder auf dem Berge Pelion den wilden Tieren zum Fraß auszusetzen. Jedoch unterhielt sie eine Kuh mit ihrer Milch solange, bis ikarische Hirten sie fanden.
Da nun Theano, die Gemahlin des Königs Metapontos in Ikarien, diesem mit Gewalt Kinder schaffen sollte, so schob sie ihm diese beiden als die ihrigen unter. Allein, als sie nachher auch selbst dergleichen bekam, so beredete sie diese endlich, jene - da sie schöner und klüger waren als ihre eigenen - auf der Jagd aus dem Wege zu räumen. Jedoch als es zum Kampfe kam, so half Poseidon seinen Söhnen, daß sie die Söhne der Theano niedermachten. Als Theano die Nachricht davon erhielt, erhängte sie sich. Aiolos und Boitos aber flohen. Nachdem sie von Poseidon den erbarmungswürdigen Zustand ihrer Mutter erfahren hatten, so töteten sie die Desmontes und befreiten ihre Mutter, die Poseidon darauf wieder sehend machte. Metapontos aber, als ihm Aiolos und Boiotos der Theano Treulosigkeit entdeckte, heiratete sie und nahm ihre beiden Söhne an Kindes statt an (Hygin. Fab. 186).
Das Familienglück währte allerdings nicht lange. Dann war Metapontos der Arne überdrüssig und heiratete erneut. Aiolos und Boiotos ergriffen die Partei ihrer Mutter und töteten Autolyte, die neue Frau. Danach mußten sie fliehen. Sie fanden Aufnahme im Palast ihres Großvaters Aiolos. Aiolos trat dem Boiotos den südlichen Teil seines Königreichs ab. Seitdem heißen deren Bewohner Boioten. Zwei thessalische Städte, von denen eine später Chaironeia war, nahmen den Namen der Arne an (Pausan. Boit. c.40).
Der Zwillingsbruder Aiolos aber war nach Westen gesegelt und hatte die sieben Aiolischen Inseln im Thyrrenischen Meer in Besitz genommen. Er wurde als Günstling der Götter und Hüter der Winde berühmt. Sein Heim hatte er auf Lipara, einer schwimmenden Insel. Doch seine Geschichte gehört nicht mehr hierher.
Hintergrund:
Die Sage von Arne ist eine Lokalsage aus Thessalien. Arne in Boiotien wird nur in Hom. Il. 2, 507 genannt und wird daher entweder als alter Name von Akraiphion oder Chaironeia erklärt oder als vom Kopaissee verschlungen. Ein anderes Arne soll angeblich der alte Name der Landschaft Thessalotis oder ihres Hauptortes Kierion gewesen sein (RE II 1202, 29ff.).
Unsere Arne darf übrigens nicht verwechselt werden mit der, die wegen ihres Geizes in eine Dohle verwandelt wurde (Ovid Met.)
Die Sache mit Aiolos ist komplizierter und hat mich anfangs stark verwirrt. Es gibt insgesamt 3 verschiedene Personen mit diesem Namen: Aiolos I, der hier der Vater der Arne ist, und Aiolos III, den Sohn der Arne. Daneben wird aber auch noch ein Aiolos II genannt, ein Enkel des Aiolos I, der ebenfalls als Vater der Arne genannt wird. So ist auch unklar, wer eigentlich der Hüter der Winde gewesen ist: Aiolos I oder Aiolos III.
Die Astragale:
Leider sind die Astragale auf meiner Münze nicht mehr zu sehen. Astragale sind Würfel aus Sprunggelenksknochen (Talus) von Schafen und Ziegen (griech. astragalos = Sprunggelenk). Bei einem der Spiele wurden 4 Astragale in die Luft geworfen und dann danach bewertet, auf welcher Seite sie liegenblieben. Ihre Seiten hatten verschiedene Werte: Die instabilste Seite zählte 6 Punkte, die konkave 3, die konvexe 2 und die einfachste Seite 1 Punkt. Zeigten alle Astragale verschiedene Seiten, hieß der Wurf Venus und der Spieler hatte gewonnen. Zeigten alle eine 1, hieß das Canis (Hund) und war der schlechteste Wurf. Diese Begriffe kennen wir aus einem Brief des Augustus an Sueton. Augustus war ein begeisterter Würfelspieler.
Warum Arne auf dieser Münze beim Würfelspiel gezeigt wird, habe ich nicht herausbekommen können. Vielleicht kann mir ja jemand helfen? Das würde mich sehr freuen!
Hinzugefügt habe ich das Bild einer römischen Plastik, 130-150 n.Chr., die ein Mädchen beim Spielen mit Astragalen zeigt. Die Statue befindet sich heute im Antiken Museum in Berlin. Die Darstellung erinnert stark an die unserer Münzenrückseite.
Quellen:
Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
Robert von Ranke-Graves, Mytholgie der Griechen
Der kleine Pauly
MfG
Thessalien, Kierion, 400-344 v.Chr.
AE - Trihemiobol(?)
Av.: Kopf des Poseidon, mit Taenie, n.r.
Rv.: KIERI - EIWN(?)
Nymphe Arne, im Chiton, kniet n.r, Kopf n.l., spielt mit Astragalen
S. 2069; SNG Copenhagen 35
sehr selten, gutes S
Mythologie:
Die Sage von Arne entstammt dem Sagenkreis um Hellen, den Sohn des Deukalion, nach dem die Griechen sich Hellenen nennen. Ihr Vater war Aiolos, der älteste Sohn des Hellen. Aiolos verführte Thetis, die Tochter des Cheiron, die von ihm schwanger wurde. Um sie vor ihrem Vater zu schützen, verwandelte Poseidon - ein Freund des Aiolos - sie in eine Stute und sie gebar das Fohlen Melanippe, das von Poseidon alsbald in ein Mädchen zurückverwandelt wurde. Aiolos nahm sich ihrer an, nannte sie Arne und gab sie einer gewissen Desmontes in Pflege. Diese war kinderlos und adoptierte das Kind.
Poseidon aber verfolgte das Schicksal der Arne aufmerksam und verführte sie, sobald sie erwachsen war. Als Desmontes entdeckte, daß das Mädchen schwanger war, ließ sie ihr die Augen ausstechen und in eine Grabkammer werfen. Dort, bei Wasser und Brot, gebar sie die Zwillinge Aiolos und Boiotos. Desmontes befahl ihren Dienern, die Kinder auf dem Berge Pelion den wilden Tieren zum Fraß auszusetzen. Jedoch unterhielt sie eine Kuh mit ihrer Milch solange, bis ikarische Hirten sie fanden.
Da nun Theano, die Gemahlin des Königs Metapontos in Ikarien, diesem mit Gewalt Kinder schaffen sollte, so schob sie ihm diese beiden als die ihrigen unter. Allein, als sie nachher auch selbst dergleichen bekam, so beredete sie diese endlich, jene - da sie schöner und klüger waren als ihre eigenen - auf der Jagd aus dem Wege zu räumen. Jedoch als es zum Kampfe kam, so half Poseidon seinen Söhnen, daß sie die Söhne der Theano niedermachten. Als Theano die Nachricht davon erhielt, erhängte sie sich. Aiolos und Boitos aber flohen. Nachdem sie von Poseidon den erbarmungswürdigen Zustand ihrer Mutter erfahren hatten, so töteten sie die Desmontes und befreiten ihre Mutter, die Poseidon darauf wieder sehend machte. Metapontos aber, als ihm Aiolos und Boiotos der Theano Treulosigkeit entdeckte, heiratete sie und nahm ihre beiden Söhne an Kindes statt an (Hygin. Fab. 186).
Das Familienglück währte allerdings nicht lange. Dann war Metapontos der Arne überdrüssig und heiratete erneut. Aiolos und Boiotos ergriffen die Partei ihrer Mutter und töteten Autolyte, die neue Frau. Danach mußten sie fliehen. Sie fanden Aufnahme im Palast ihres Großvaters Aiolos. Aiolos trat dem Boiotos den südlichen Teil seines Königreichs ab. Seitdem heißen deren Bewohner Boioten. Zwei thessalische Städte, von denen eine später Chaironeia war, nahmen den Namen der Arne an (Pausan. Boit. c.40).
Der Zwillingsbruder Aiolos aber war nach Westen gesegelt und hatte die sieben Aiolischen Inseln im Thyrrenischen Meer in Besitz genommen. Er wurde als Günstling der Götter und Hüter der Winde berühmt. Sein Heim hatte er auf Lipara, einer schwimmenden Insel. Doch seine Geschichte gehört nicht mehr hierher.
Hintergrund:
Die Sage von Arne ist eine Lokalsage aus Thessalien. Arne in Boiotien wird nur in Hom. Il. 2, 507 genannt und wird daher entweder als alter Name von Akraiphion oder Chaironeia erklärt oder als vom Kopaissee verschlungen. Ein anderes Arne soll angeblich der alte Name der Landschaft Thessalotis oder ihres Hauptortes Kierion gewesen sein (RE II 1202, 29ff.).
Unsere Arne darf übrigens nicht verwechselt werden mit der, die wegen ihres Geizes in eine Dohle verwandelt wurde (Ovid Met.)
Die Sache mit Aiolos ist komplizierter und hat mich anfangs stark verwirrt. Es gibt insgesamt 3 verschiedene Personen mit diesem Namen: Aiolos I, der hier der Vater der Arne ist, und Aiolos III, den Sohn der Arne. Daneben wird aber auch noch ein Aiolos II genannt, ein Enkel des Aiolos I, der ebenfalls als Vater der Arne genannt wird. So ist auch unklar, wer eigentlich der Hüter der Winde gewesen ist: Aiolos I oder Aiolos III.
Die Astragale:
Leider sind die Astragale auf meiner Münze nicht mehr zu sehen. Astragale sind Würfel aus Sprunggelenksknochen (Talus) von Schafen und Ziegen (griech. astragalos = Sprunggelenk). Bei einem der Spiele wurden 4 Astragale in die Luft geworfen und dann danach bewertet, auf welcher Seite sie liegenblieben. Ihre Seiten hatten verschiedene Werte: Die instabilste Seite zählte 6 Punkte, die konkave 3, die konvexe 2 und die einfachste Seite 1 Punkt. Zeigten alle Astragale verschiedene Seiten, hieß der Wurf Venus und der Spieler hatte gewonnen. Zeigten alle eine 1, hieß das Canis (Hund) und war der schlechteste Wurf. Diese Begriffe kennen wir aus einem Brief des Augustus an Sueton. Augustus war ein begeisterter Würfelspieler.
Warum Arne auf dieser Münze beim Würfelspiel gezeigt wird, habe ich nicht herausbekommen können. Vielleicht kann mir ja jemand helfen? Das würde mich sehr freuen!
Hinzugefügt habe ich das Bild einer römischen Plastik, 130-150 n.Chr., die ein Mädchen beim Spielen mit Astragalen zeigt. Die Statue befindet sich heute im Antiken Museum in Berlin. Die Darstellung erinnert stark an die unserer Münzenrückseite.
Quellen:
Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon
Robert von Ranke-Graves, Mytholgie der Griechen
Der kleine Pauly
MfG
Zuletzt geändert von Peter43 am Do 17.08.06 00:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Die Laren
Nachdem die meisten Beiträge sich mit griechischer Mythologie beschäftigt haben, hier einmal ein typisch römisches Thema: Die Laren! Wenn man über die Laren spricht, gehört auf jeden Fall diese Münze dazu:
Lucius Caesius, gens Caesia
AR - Denar, 3.87g, 21mm
Rom, 112/111 v.Chr.
Av.: Heroische Büste des jugendlichen Apollo Vejovis n.l., diademiert und mit Draperie auf
der li Schulter, von hinten gesehen, ein Blitzbündel schleudernd.
dahinter AP als Monogramm (für ARGENTVM PVBLICVM)
Rv.: Die Lares Praestites sitzen 3/4 n.r., nackt bis zu den Hüften(?), unten mit Hundefell
bedeckt, mit Hüten und Halbstiefeln, zwischen ihnen ein Hund n.r. stehend; beide halten
einen Stab in der Linken, der re. hat die re Hand auf dem Hundekopf, der li hält seine re
Hand im Schoß.
im Feld oben Kopf des Vulcan n.l., daneben seine Zange
im Feld li LA als Ligatur, re RE als Ligatur (LARE!)
im Abschnitt L.CAESI
Crawford 298/1; Sydenham 564; RSC Caesia 1; Kestner 2520; Albert 1089; BMCRR Italy 585; RCTV 175
gutes SS, schön zentriert, breiter Schrötling
Die Laren (lat. lares) gehören zusammen mit den Penaten und Manen zu den römischen Schutzgeistern. Als Göttin gehört vielleicht noch Ceres zu dieser Gruppe.
Der Name Laren soll aus dem Etruskischen kommen von Larth, was Herrscher, König bedeutet. Aber ganz sicher ist das nicht. Der Sage nach sollen ihre Eltern die Nymphe Acca Larentina und Mercur gewesen sein. Es gibt verschiedene Lares, je nach dem Ort, den sie beschützen:
Lares compitales beschützen die Staßenkreuzungen,
Lares permarini sind die Schützer der Schiffsreisenden,
Lares praestites beschützen eine Stadt, und
Lares Hostili, Volusani u.a. beschützen den namentlich genannten Besitzer eines Ortes.
Die Lares familiares (vor der Augusteischen Reform stets im Singular) waren ursprünglich alle am Herd verehrten Gottheiten, also neben den Lares auch die Penaten und die Göttin Ceres. Der Herd war bei den Römern der Mittelpunkt der Familie und er war auch die Stätte ihrer Verehrung. Ihr Kult bezog auch die Unfreien mit ein; für die Laren darf der vilicus* selbständig ein Opfer am compitum* oder am Herd bringen. An Kalenden, Iden, Nonen oder anderen Festen bekränzt die vilica* den Herd und betet zu den Laren. Den Lar familiaris begrüßt man, wenn man nach Hause kommt oder weggeht, ihn bedenkt man täglich mit Gaben.
Das Hauptfest der Laren waren die Compitalia am 22. Dezember nach Beendigung der Feldarbeit und die Laralia am 1. Mai. Eingesetzt wurden sie von Servius Tullius, erneuert von Tarquinius Superbus und Iunius Brutus. An den Straßenkreuzungen standen Kapellen, die soviele Öffnungen hatten, wie Grundstücke an sie stießen. Die Lares Praestites hatten einen Tempel auf dem Marsfeld und ein Heiligtum auf der höchsten Stelle der Via sacra. Sie sahen genauso aus, wie auf der Münze dargestellt (Ovid fast. 5, 129 ff.). Ein weiteres sei auf dem Palatin gewesen.
In der ausgehenden Republik waren die Feiern der Compitalia in Verruf geraten. Bei der Neugliederung der Stadt durch Augustus erhielt jeder vicus* ein compitum Larum als sakralen Mittelpunkt. Sie wurden jedoch zum Zentrum des Kaiserkults: Zwischen den Laren stand jetzt immer der Genius des Kaisers. An die Stelle des einzelnen Lar familiaris treten 2 Lares familiares, zwischen denen der Genius des Hausgeistes steht.
Hintergrund:
Ein noch ungelöstes Problem ist die Herkunft der Laren. Es gibt 2 Ansichten:
1. Sie stammen aus dem römischen Ahnenkult oder sie sind 2. Schutzgeister von Örtlichkeiten (Wissowa). In der Antike war man der Meinung, daß die Laren mit den Manen identisch seien. Daran sieht man, wie auch der Antike zuverlässige Kenntnisse fehlten. Die Meinung, daß der Lar familiaris wie der griech. heros archegetes der vergöttlichte Ahnherr der Familie ist und daher am Herd seinen Platz hat, hat das Problem, daß der Weg der Laren vom Herd zum compitum nur schwer zu erklären ist, umgekehrt aber, vom compitum zum Herd, denkbar ist, wenn man sie als Schützer und Abgrenzer des gesamten fundus* ansieht. Der Vorstellung, daß die Laren mit der Unterwelt zusammenhängen - so soll Mania die mater larum gewesen sein, diese sei aber eine Fratzengestalt und mit den Manen verwandt, auch die begleitenden Hunde hätten einen Bezug zum Totenreich (Hekate) -
kann nicht gefolgt werden, weil die Laren niemals etwas Unheimliches hatten, bei Tageslicht verehrt wurden und selbst beim Umzug der Familie in die Stadt die Schutzgeister des fundus blieben. Deshalb gilt heute Wissowas Ansicht als die herrschende. Der Hunde wird dann eher Ausdruck der Wachsamkeit sein, der nach innen freundlich, gegen Fremde aber feindlich gesonnen ist.
Die Penaten
Die Penaten (lat. dii penates) werden im Hause, besonders am Herde, verehrt. Ihr Name ist zwar nicht unmittelbar von penus 'Vorrat für den Gebrauch des Hausherrn' herzuleiten, aber inhaltlich nicht davon zu trennen. Sie waren also zuständig für die Vorräte, die Lebensmittel und die Getränke. Die Penaten waren alte römische Gottheiten, sie gehören zu den cives Romani und zum pater familias. Aeneas holte die Penaten (nicht die Laren!) von Troja nach Lavinium, von wo aus sie sich weder nach Alba Longa, noch nach Rom bringen ließen. Schon Timaios kennt Penaten (Heroldsstäbe aus Eisen und Erz sowie troische Tonware) in Lavinium. Die römischen Beamten mit imperium opferten seit alters her in Lavinium beim Amtsantritt. Später erhalten die Penaten ein am 14. Dezember geweihtes kleines Heiligtum im Bezirk der Velia (siehe Monumentum Ancyranum) mit Bildern zweier lanzentragender sitzender junger Männer in Militärkleidung, die entweder in regia (Beteiligung der Salier) oder vor dem Hafen von Samothrake standen. Neben Jupiter waren sie Eidgötter, bei denen geschworen wurde.
Die Manen
Die Manen (lat. manes) waren die Totengeister der verstorbenen Vorfahren. Der Name dieser Gottheiten ist ungeklärt. Beliebt ist heute, es von 'manare', entschwinden, oder von 'manus', gut, abzuleiten. Doch dies ist sicher falsch. Ursprünglich war es adjektivisch gebraucht z.B. als 'ab dis manibus'. Nach spätantiker Auffassung werden die Toten zunächst 'lemures', dann entweder als gute Geister 'lares' oder als böse 'larvae'. Die unbestimmten wurden Manes. Aber oft wurden diese auch mit den Lemuren oder Larvae gleichgesetzt. Gut paßt der Begriff Manes als 'die Kleinen, Dünnen' zu den Larven, die etymologisch verwandt sind mit griech. chloros und so 'die Bleichen' bedeuten'. Sie benennen also die von den di parentes verschiedenen unbestimmten Totengeister. Seit Numa Pompilius sorgt der Pontifex für ihre Verehrung an den Festen der Lemuriae und der Feralia; sie erhalten Feralia*; wenn sie vernachlässigt werden, schicken sie böse Träume.Sie wurden angerufen beim Opfertod des Curtius, zusammen mit Tellus bei der Devotion* der Decier und Karthagos. Der Begräbnisplatz ist Dis Manibus geweiht, was später oft als DM abgekürzt wurde. Später gebrauchte man Manes für die Totengeister eines einzelnen Toten, für den Leichnam und schließlich für das Jenseits und die dortigen Strafen, wie es bei Horaz im Carminum Liber I, IV heißt:
Pallida mors aequo pulsat pede pauperum tabernas
regumque turris. O beate Sesti,
vitae summa brevis spem nos vetat incohare longam.
Iam te premet nox fabulaeque Manes.
(Der bleiche Tod klopft mit gleichem Schritt an die Hütten der Armen
wie an die Paläste der Reichen. O glücklicher Sestus,
die kurze Länge des Lebens verbietet uns, uns lange Hoffnung zu machen.
bald schon bedrängt Dich die Nacht und die Manen der Fabel.)
Erläuterungen:
compitum: Kreuzweg
Devotion: Selbstaufopferung, um sich dadurch die Götter zu verpflichten
Feralia: Totenfest am 21. Februar; auch Totenspenden
fundus: Grundstück
vicus: Stadtteil
vilica: Verwalterin
vilicus: Verwalter (oft Freigelassener oder Sklave)
Bilder:
Abgebildet ist hier das Lararium aus der Casa dei Vettii in Pompeji. Wir sehen in der Mitte den Familiengenius in der Gestalt eines Jugendlichen, der zwischen 2 Laren eine Libation anbietet. Darunter derselbe Genius in der Gestalt einer Schange. Der Altar trägt Essensopfer, die hier nicht klar zu sehen sind. Die dargestellten Laren sind Lares familiares. Sie sind in der Regel sehr jugendlich - oft noch mit Bulla - und werden wie hier oft tanzend gezeigt.
Dann ein Bild der Penaten, wie ich sie bereits kennengelernt habe, bevor ich zur Schule kam. Man beachte den Hund!
Quellen:
Der kleine Pauly
Benjamin Hederich, Gründliche griechische Mythologische
Karl Kerenyi, Die Mythologie der Griechen
NumisWiki http://www.forumancientcoins.com/numiswiki/view.asp
MfG
Nachdem die meisten Beiträge sich mit griechischer Mythologie beschäftigt haben, hier einmal ein typisch römisches Thema: Die Laren! Wenn man über die Laren spricht, gehört auf jeden Fall diese Münze dazu:
Lucius Caesius, gens Caesia
AR - Denar, 3.87g, 21mm
Rom, 112/111 v.Chr.
Av.: Heroische Büste des jugendlichen Apollo Vejovis n.l., diademiert und mit Draperie auf
der li Schulter, von hinten gesehen, ein Blitzbündel schleudernd.
dahinter AP als Monogramm (für ARGENTVM PVBLICVM)
Rv.: Die Lares Praestites sitzen 3/4 n.r., nackt bis zu den Hüften(?), unten mit Hundefell
bedeckt, mit Hüten und Halbstiefeln, zwischen ihnen ein Hund n.r. stehend; beide halten
einen Stab in der Linken, der re. hat die re Hand auf dem Hundekopf, der li hält seine re
Hand im Schoß.
im Feld oben Kopf des Vulcan n.l., daneben seine Zange
im Feld li LA als Ligatur, re RE als Ligatur (LARE!)
im Abschnitt L.CAESI
Crawford 298/1; Sydenham 564; RSC Caesia 1; Kestner 2520; Albert 1089; BMCRR Italy 585; RCTV 175
gutes SS, schön zentriert, breiter Schrötling
Die Laren (lat. lares) gehören zusammen mit den Penaten und Manen zu den römischen Schutzgeistern. Als Göttin gehört vielleicht noch Ceres zu dieser Gruppe.
Der Name Laren soll aus dem Etruskischen kommen von Larth, was Herrscher, König bedeutet. Aber ganz sicher ist das nicht. Der Sage nach sollen ihre Eltern die Nymphe Acca Larentina und Mercur gewesen sein. Es gibt verschiedene Lares, je nach dem Ort, den sie beschützen:
Lares compitales beschützen die Staßenkreuzungen,
Lares permarini sind die Schützer der Schiffsreisenden,
Lares praestites beschützen eine Stadt, und
Lares Hostili, Volusani u.a. beschützen den namentlich genannten Besitzer eines Ortes.
Die Lares familiares (vor der Augusteischen Reform stets im Singular) waren ursprünglich alle am Herd verehrten Gottheiten, also neben den Lares auch die Penaten und die Göttin Ceres. Der Herd war bei den Römern der Mittelpunkt der Familie und er war auch die Stätte ihrer Verehrung. Ihr Kult bezog auch die Unfreien mit ein; für die Laren darf der vilicus* selbständig ein Opfer am compitum* oder am Herd bringen. An Kalenden, Iden, Nonen oder anderen Festen bekränzt die vilica* den Herd und betet zu den Laren. Den Lar familiaris begrüßt man, wenn man nach Hause kommt oder weggeht, ihn bedenkt man täglich mit Gaben.
Das Hauptfest der Laren waren die Compitalia am 22. Dezember nach Beendigung der Feldarbeit und die Laralia am 1. Mai. Eingesetzt wurden sie von Servius Tullius, erneuert von Tarquinius Superbus und Iunius Brutus. An den Straßenkreuzungen standen Kapellen, die soviele Öffnungen hatten, wie Grundstücke an sie stießen. Die Lares Praestites hatten einen Tempel auf dem Marsfeld und ein Heiligtum auf der höchsten Stelle der Via sacra. Sie sahen genauso aus, wie auf der Münze dargestellt (Ovid fast. 5, 129 ff.). Ein weiteres sei auf dem Palatin gewesen.
In der ausgehenden Republik waren die Feiern der Compitalia in Verruf geraten. Bei der Neugliederung der Stadt durch Augustus erhielt jeder vicus* ein compitum Larum als sakralen Mittelpunkt. Sie wurden jedoch zum Zentrum des Kaiserkults: Zwischen den Laren stand jetzt immer der Genius des Kaisers. An die Stelle des einzelnen Lar familiaris treten 2 Lares familiares, zwischen denen der Genius des Hausgeistes steht.
Hintergrund:
Ein noch ungelöstes Problem ist die Herkunft der Laren. Es gibt 2 Ansichten:
1. Sie stammen aus dem römischen Ahnenkult oder sie sind 2. Schutzgeister von Örtlichkeiten (Wissowa). In der Antike war man der Meinung, daß die Laren mit den Manen identisch seien. Daran sieht man, wie auch der Antike zuverlässige Kenntnisse fehlten. Die Meinung, daß der Lar familiaris wie der griech. heros archegetes der vergöttlichte Ahnherr der Familie ist und daher am Herd seinen Platz hat, hat das Problem, daß der Weg der Laren vom Herd zum compitum nur schwer zu erklären ist, umgekehrt aber, vom compitum zum Herd, denkbar ist, wenn man sie als Schützer und Abgrenzer des gesamten fundus* ansieht. Der Vorstellung, daß die Laren mit der Unterwelt zusammenhängen - so soll Mania die mater larum gewesen sein, diese sei aber eine Fratzengestalt und mit den Manen verwandt, auch die begleitenden Hunde hätten einen Bezug zum Totenreich (Hekate) -
kann nicht gefolgt werden, weil die Laren niemals etwas Unheimliches hatten, bei Tageslicht verehrt wurden und selbst beim Umzug der Familie in die Stadt die Schutzgeister des fundus blieben. Deshalb gilt heute Wissowas Ansicht als die herrschende. Der Hunde wird dann eher Ausdruck der Wachsamkeit sein, der nach innen freundlich, gegen Fremde aber feindlich gesonnen ist.
Die Penaten
Die Penaten (lat. dii penates) werden im Hause, besonders am Herde, verehrt. Ihr Name ist zwar nicht unmittelbar von penus 'Vorrat für den Gebrauch des Hausherrn' herzuleiten, aber inhaltlich nicht davon zu trennen. Sie waren also zuständig für die Vorräte, die Lebensmittel und die Getränke. Die Penaten waren alte römische Gottheiten, sie gehören zu den cives Romani und zum pater familias. Aeneas holte die Penaten (nicht die Laren!) von Troja nach Lavinium, von wo aus sie sich weder nach Alba Longa, noch nach Rom bringen ließen. Schon Timaios kennt Penaten (Heroldsstäbe aus Eisen und Erz sowie troische Tonware) in Lavinium. Die römischen Beamten mit imperium opferten seit alters her in Lavinium beim Amtsantritt. Später erhalten die Penaten ein am 14. Dezember geweihtes kleines Heiligtum im Bezirk der Velia (siehe Monumentum Ancyranum) mit Bildern zweier lanzentragender sitzender junger Männer in Militärkleidung, die entweder in regia (Beteiligung der Salier) oder vor dem Hafen von Samothrake standen. Neben Jupiter waren sie Eidgötter, bei denen geschworen wurde.
Die Manen
Die Manen (lat. manes) waren die Totengeister der verstorbenen Vorfahren. Der Name dieser Gottheiten ist ungeklärt. Beliebt ist heute, es von 'manare', entschwinden, oder von 'manus', gut, abzuleiten. Doch dies ist sicher falsch. Ursprünglich war es adjektivisch gebraucht z.B. als 'ab dis manibus'. Nach spätantiker Auffassung werden die Toten zunächst 'lemures', dann entweder als gute Geister 'lares' oder als böse 'larvae'. Die unbestimmten wurden Manes. Aber oft wurden diese auch mit den Lemuren oder Larvae gleichgesetzt. Gut paßt der Begriff Manes als 'die Kleinen, Dünnen' zu den Larven, die etymologisch verwandt sind mit griech. chloros und so 'die Bleichen' bedeuten'. Sie benennen also die von den di parentes verschiedenen unbestimmten Totengeister. Seit Numa Pompilius sorgt der Pontifex für ihre Verehrung an den Festen der Lemuriae und der Feralia; sie erhalten Feralia*; wenn sie vernachlässigt werden, schicken sie böse Träume.Sie wurden angerufen beim Opfertod des Curtius, zusammen mit Tellus bei der Devotion* der Decier und Karthagos. Der Begräbnisplatz ist Dis Manibus geweiht, was später oft als DM abgekürzt wurde. Später gebrauchte man Manes für die Totengeister eines einzelnen Toten, für den Leichnam und schließlich für das Jenseits und die dortigen Strafen, wie es bei Horaz im Carminum Liber I, IV heißt:
Pallida mors aequo pulsat pede pauperum tabernas
regumque turris. O beate Sesti,
vitae summa brevis spem nos vetat incohare longam.
Iam te premet nox fabulaeque Manes.
(Der bleiche Tod klopft mit gleichem Schritt an die Hütten der Armen
wie an die Paläste der Reichen. O glücklicher Sestus,
die kurze Länge des Lebens verbietet uns, uns lange Hoffnung zu machen.
bald schon bedrängt Dich die Nacht und die Manen der Fabel.)
Erläuterungen:
compitum: Kreuzweg
Devotion: Selbstaufopferung, um sich dadurch die Götter zu verpflichten
Feralia: Totenfest am 21. Februar; auch Totenspenden
fundus: Grundstück
vicus: Stadtteil
vilica: Verwalterin
vilicus: Verwalter (oft Freigelassener oder Sklave)
Bilder:
Abgebildet ist hier das Lararium aus der Casa dei Vettii in Pompeji. Wir sehen in der Mitte den Familiengenius in der Gestalt eines Jugendlichen, der zwischen 2 Laren eine Libation anbietet. Darunter derselbe Genius in der Gestalt einer Schange. Der Altar trägt Essensopfer, die hier nicht klar zu sehen sind. Die dargestellten Laren sind Lares familiares. Sie sind in der Regel sehr jugendlich - oft noch mit Bulla - und werden wie hier oft tanzend gezeigt.
Dann ein Bild der Penaten, wie ich sie bereits kennengelernt habe, bevor ich zur Schule kam. Man beachte den Hund!
Quellen:
Der kleine Pauly
Benjamin Hederich, Gründliche griechische Mythologische
Karl Kerenyi, Die Mythologie der Griechen
NumisWiki http://www.forumancientcoins.com/numiswiki/view.asp
MfG
Zuletzt geändert von Peter43 am So 20.08.06 19:28, insgesamt 2-mal geändert.
Omnes vulnerant, ultima necat.
- Peter43
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Zur weiteren Illustration:
Die unten abgebildete Statuette eines tanzenden Laren (83 mm) aus der Sammlung meiner Frau entspricht in Haltung und Gestus genau den Laren auf dem Lararium Vettii. Es handelt sich dabei um eine gängige Darstellung der betreffenden Hausgötter.
Gruß
chinamul
Die unten abgebildete Statuette eines tanzenden Laren (83 mm) aus der Sammlung meiner Frau entspricht in Haltung und Gestus genau den Laren auf dem Lararium Vettii. Es handelt sich dabei um eine gängige Darstellung der betreffenden Hausgötter.
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Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit
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Hallo Peter43!
Es wäre schön, wenn ich dann nicht Alleinunterhalter wäre, sondern auch andere Forenmitglieder ihre römischen Gegenstände zeigten. So ein Thread exklusiv für mich wäre mir doch ein wenig peinlich.
Überschreiben könnte man einen solchen Thread dann vielleicht mit "Römisch, aber keine Münze". Man könnte ja trotzdem, wenn es sich thematisch anbietet, auch mal mal die eine oder andere Münze mit einstellen.
Also, liebe Forumsfreunde, laßt mal Eure Meinung dazu hören!
Gruß
chinamul
Es wäre schön, wenn ich dann nicht Alleinunterhalter wäre, sondern auch andere Forenmitglieder ihre römischen Gegenstände zeigten. So ein Thread exklusiv für mich wäre mir doch ein wenig peinlich.
Überschreiben könnte man einen solchen Thread dann vielleicht mit "Römisch, aber keine Münze". Man könnte ja trotzdem, wenn es sich thematisch anbietet, auch mal mal die eine oder andere Münze mit einstellen.
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Ich schließe mich da an, hätte aber nur drei normale Ringe und Vulkanasche aus Pompeji zu bieten.
Gruß Chippi
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Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.
- richard55-47
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Ich habe eine kleine römische Silberente, vielleicht vom Schnabel bis zur Schwanzspitze 2 cm lang.
Die Echtheit wurde mir garantiert. Ich hoffe, dass ich auf dieser Garantie ein Haus bauen kann. Der Verkäufer - ein Händler römischer Münzen - ist mir bislang aber nur als seriös bekannt, so dass ich das gerne glauben will.
Ich kann ein Gruppenfoto von der Ente machen; sie muss sich nur im Halbkreis aufstellen. Das wirkt dann doch schon voluminöser unter den Sammlungsstücken von Chinamul seiner Frau, wie man "auf Schalke" formuliert.
Und ich habe eine Originalimitation eines römischen Öllämpchens, gekauft im Römerbad Zülpich.
Die Echtheit wurde mir garantiert. Ich hoffe, dass ich auf dieser Garantie ein Haus bauen kann. Der Verkäufer - ein Händler römischer Münzen - ist mir bislang aber nur als seriös bekannt, so dass ich das gerne glauben will.
Ich kann ein Gruppenfoto von der Ente machen; sie muss sich nur im Halbkreis aufstellen. Das wirkt dann doch schon voluminöser unter den Sammlungsstücken von Chinamul seiner Frau, wie man "auf Schalke" formuliert.
Und ich habe eine Originalimitation eines römischen Öllämpchens, gekauft im Römerbad Zülpich.
do ut des.
- helcaraxe
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Und ch hätte einen Original-Römertopf anzubieten, in dem ich mir abundzu etwas koche.
Zählt das auch schon? Ich habe ihn von meiner Oma geerbt, er ist also auch schon antik..
Zählt das auch schon? Ich habe ihn von meiner Oma geerbt, er ist also auch schon antik..
Viele Grüße
helcaraxe
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[i]Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Es mag zwar nichts drin sein, aber sie mildert die Stöße des Lebens.[/i] -- Arthur Schopenhauer
helcaraxe
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Hallo helcaraxe,helcaraxe hat geschrieben:Und ch hätte einen Original-Römertopf anzubieten, in dem ich mir abundzu etwas koche.
Zählt das auch schon? Ich habe ihn von meiner Oma geerbt, er ist also auch schon antik..
dann könnte ich auch die Römer (Gläser) meine Uroma zeigen! Na gut, nur im Singular - einer existiert noch.
Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.
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