Mythologisch interessante Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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Peter43
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Do 17.11.11 16:39

Janus - der Gott mit den 2 Gesichtern

Den Numismatikern und Münzsammlern ist der Doppelkopf des Janus bekannt von den republikanischen Asses.

1. Münze:
Römische Republik, A. Caecilius, gens Caecilia
AE - As, 22.99g, 33mm
Rom, 169-158 v.Chr.
Av.: Doppelkopf des bärtigen Janus, belorbeert, darüber I (Wertzeichen)
Rv.: Prora n.r.
darüber A.CAE (AE als Ligatur), davor I (Wertzeichen), darunter ROMA
Ref.: Crawford 147/1; Sydenham 355; BMC 811; Caecilia 8; Albert 653
fast SS
Pedigree:
gekauft bei Kricheldorf/Stuttgart, vor 1970
Anm.: Die Prora auf der Rs. soll nach einigen eine Anspielung darauf sein, daß Janus über das Meer aus Griechenland nach Rom gekommen ist.

Als zweite Münze die etwas ungewöhnlichere Darstellung des Janus als frontal stehende Gottheit. Siehe dazu die Anmerkung.

2. Münze:
Geta, 209-211
AR - Denar, 19.8mm, 3.02g, 0°
Rom, 209-211
Av.: P SEPT GETA PIVS AVG BRIT
bärtiger Kopf, belorbeert, n.r.
Rv.: TR P III COS II PP
Janus(?), in Himation, nackt bis zur Hüfte, Gewand über dem li. Arm, frontal stehend,
seine 2 Gesichter nach li. und re. blickend, hält im li. Arm Blitzbündel und stützt sich mit
der erhobenen Rechten auf umgekehrten Speer.
Ref. RIC IV/1, 79; C. 197; BMCR 13 var., pl. 65, 8 (Scepter)
nicht häufig, SS, leicht getönt

Anmerkung: Mit dem Blitzbündel zeigt Janus einige Ähnlichkeit mit Juppiter! Cohen schreibt sogar: "Janus oder Jupiter." Mattingly: "Der 'Janus' mit Blitzbündel und Szepter ist sicherlich ein phantasievoller Ausdruck für die Dualität des Reiches. Der kaiserliche Jupiter ist nun 'zweiköpfig (biceps)'. Dies war sicherlich eine Vorstellung, die Geta besser gefallen hat als seinem Bruder. Caracalla haßte die Idee einer vollständigen Gleichheit der Herrschaft und bestand immer auf seinem eigenen Vorrang. Auf die Dauer war er nicht gewillt, einen Kollegen an seiner Seite zu dulden, unter welchen Umständen auch immer."

Und als dritte Münze eine Beispiel aus der berühmten Serie des Janustempels unter Nero:

3. Münze
Nero, 54-68
AE - Dupondius, 13.3g, 27mm
Rome, ca. 65
Av.: NERO CLAVD CAESAR AVG GER PM TRP IMP PP
Kopf mit Strahlenkrone n.r.
Rv.: PACE PR TERRA MARIQ PARTA IANVM CLVSIT
Tempel des Janus mit vergitterten Fenstern li. und geschlossener, mit Girlanden
verzierter Doppeltür re.
im li. und re. Feld großes S - C
Ref.: RIC I, 284; C.150; BMCR 198 (Var.1, li. Seite des Tempels)
SS, dunkelbraune Patina mit irdenen Glanzlichtern um die Darstellungen herum,

Auflösung der Legende: "Nachdem er dem Römischen Volk zu Wasser und zu Lande den Frieden bereitet hat, hat er den Janustempel geschlossen"
pace parta terra marique in Zusammenhang mit der Schließung des Janustempels wurde zuerst erwähnt in Texten von den Inschriften des Siegesdenkmal von Actium, obwohl App. B.C.5.130 es wahrscheinlich macht, daß diese Phrase bereits nach dem Sieg über Sextus Pompeius 36 v.Chr. benutzt worden war. terra marique sei eine hellenistische Phrase, zusammen mit pace parta erscheint sie zuerst unter Oktavian.
(Quelle: Carsten Hjort Lange, Res Publica Constituta: Actium, Apollo and the accomplishment of the Triumviral, Brill 2009; zitiert Momigliano 1941

Die große Bedeutung des Gottes steht im krassen Mißverhältnis zu unserer Kenntnis über ihn. Das gilt bereits für die antiken Mythologen. So wurde in ganz Italien bisher nur eine einzige Inschrift mit seinem Namen gefunden (von 2 Sklaven aus Assisi). Bei anderen Inschriften aus Africa und den Donauprovinzen handelt es sich um die interpretatio Romana für einheimische Götter (Der Kleine Pauly). Das führte natürlich dazu, daß die Lücken mit phantasievollen Geschichten gefüllt wurden.

Mythologie:
Die Eltern des Janus sollen Apollo und Kreusa, die Tochter des Königs Erechtheus von Athen, gewesen sein. Kreusa hatte ihn heimlich zur Welt gebracht und zum Aufziehen nach Delphi gebracht. Als sie mit Xipheus verheiratet wurde, stellte es sich heraus, daß sie keine Kinder bekommen konnte. Xipheus befragte das Orakel und erhielt den Befehl, das erste Kind zu adoptieren, das ihm am nächsten Tag begegnen würde. Das aber war der kleine Ianus. Ihn nahm er als Sohn an (Aur. Victor de O.G.R. c.2). Diese Geschichte kann allerdings nicht stimmen, weil Ianus erheblich älter als Erechtheus und sogar Apollo ist (Anna Fabra ad Victor. I.c). Deshalb behaupten andere, daß seine Eltern Uranos und Hekate gewesen seien. Da Uranos auch als der Osten an sich galt, meinten diese, daß Ianus aus dem Osten gekommen sei. Andere behaupten, daß er der Sohn des Saturn und der Entoria gewesen sei.

Jedenfalls war er nach dem Tod des Xipheus unzufrieden mit dessen Hinterlassenschaft und machte sich mit einer großen Flotte auf nach Italien. Dort besetzte er einen Berg und baute darauf eine Stadt, die nach ihm Ianiculum genannt wurde. Man erzählt, daß er dort so fromm und gütig regiert habe, daß es ganz ohne Gesetze keine Verbrechen gab. Er habe als erster den Göttern Tempel gebaut und Opfer gebracht. Diese bestanden aus Getreide und Wein.

Er gilt auch als großer Erfinder. So ließ er die Städte mit Mauern umgeben und ordnete an, die Häuser mit Türen und Schlössern zu versehen. Er habe die Schiffe erfunden und das erste Geld eingeführt. So machte er aus den barbarischen Einwohnern Italiens, auf die er getroffen war, zivilisierte Menschen und brachte ihnen den Ackerbau bei, was nach anderen Saturn gewesen sei. Aber er soll den Saturn, der von Juppiter vertrieben worden war, aufgenommen und ihm erlaubt haben, in der Nähe von Ianiculum die Stadt Saturnia zu bauen. Andere behaupten, daß zuerst Saturn in Italien regiert habe, und Ianus sein Statthalter gewesen sein soll. Es war die Zeit, die als 'Goldenes Zeitalter' in das Bewußtsein der Römer einging.

Da aber Saturn und Ianus nicht gleichzeitig gelebt haben, was jedoch im Altertum geglaubt wurde, gab es die Theorie, daß Saturn tatsächlich Sterkes, der Vater des Picus, des Königs von Laurentum, gewesen sei, der erst nach seiner Vergöttlichung Saturn genannt wurde.

Später weitete sich die Bedeutung des Janus aus. Nach der Erschaffung der Welt sollen Himmel, Erde, Meer und alles andere nach seinem Willen geschlossen oder geöffnet worden sein. Er sei der Hüter der Welt gewesen und habe Krieg und Frieden geschickt. Zusammen mit den Horen habe er die Pforten des Himmels bewacht (Ovid, Fasten). Deshalb wurde er für den Aufseher über die Haustüren und für den Gott des Jahres gehalten.

Er soll auch identisch mit dem Chaos gewesen sein, also identisch mit dem Urgrund.

Bei allen Opfern wurde dem Ianus zuerst geopfert. So war ihm auch der 1. Tag des Jahres heilig.

Dargestellt wurde er als ehrwürdiger König mit 2 Gesichtern, wovon das eine normal nach vorne sah, daß andere aber im Nacken saß und nach hinten sah. Dazu hielt er einen Schlüssel in der re. Hand zum Aufschließen des Tempels und in der li. Hand einen Stab. Zu seinen Füßen wurden ihm 12 Altäre gesetzt.

In der etruskischen Stadt Phalerae (Faleri) fanden die Römer eine Statue des Ianus mit 4 Gesichtern. Deshalb sollen die späteren Tempel in Rom 4 Türen gehabt haben. Er wurde aber auch so dargestellt, daß das eine Gesicht das eines jungen Mannes, das andere das eines alten Mannes gewesen ist. Plinius schreibt, daß er eine Hand erhoben und die Finger so gebogen habe, daß sie nach einer alten Zählweise die Zahl 365, die Zahl der Tage eines Jahres, dargestellt haben.

Es heißt, daß Janus aus Perrhaibia in Nordgriechenland stamme. Dort habe er seine Schwester Kamese zur Frau genommen und mit ihr den Aithex und die Olisthe gezeugt. Er sei 150 Jahre vor Aeneas nach Italien gekommen und habe dort 16 Jahre regiert. Die 2 Gesichter habe er bekommen, weil er über 2 verschiedene Völker geherrscht oder weil er sein Reich zusammen mit Saturn regiert habe. Plutarch meint, daß die 2 Gesichter bedeuteten, daß er aus einem barbarischen, grausamen Volk ein zivilisiertes, sittsames Volk gemacht habe, dies auch durch die Hilfe des Saturn. Andere meinen, daß die 2 Gesichter den Anfang und das Ende bedeuteten, oder den Aufgang der Sonne und ihren Untergang. Oder das eine Gesicht bedeute den Orient, das andere das Abendland. Die 4 Gesichter sollen dann die 4 Erdteile der Welt bedeuten. Mit dem Schlüssel aber schließe er morgens den Himmel für die Sonne auf und abends wieder zu. Die 12 Altäre zu seinen Füßen seien die 12 Monate (Hederich).

Daß er seine Schwester zur Frau genommen habe,bezweifeln andere. So weiß z.B. Augustinus von keinen moralischen Vergehen, wie sie bei vielen Göttern üblich waren. Dennoch meinen einige, daß er die Nymphe Karne in Liebe verfolgt habe.

Exkurs:
Bei Ovid (Fast.) finden wir die Geschichte der Nymphe Cardea, die im Hain des Helernus am Tiber lebte. Diese machte sich ein Spiel mit ihren Verehrern: Sie schickte sie jeweils zum Stelldichein voraus zu einem Platz in den Büschen, weil sie sich angeblich unter offenem Himmel schäme. Hatten ihre Verehrer sie aus den Augen verloren, entwischte sie ihnen. Das aber gelang ihr bei dem doppelgesichtigen Ianus nicht, und so musste Cardea sich ihm ergeben. Ianus verlieh ihr aber zum Dank die Herrschaft über Schwellen, Türscharniere und Türgriffe. Dies scheint aber eine Verwechslung mit der Nymphe Karne (Carne) zu sein.

Der Janustempel:
Als die Römer nach dem Raub der Sabinerinnen mit den Sabinern im Krieg waren, ereignete sich folgendes: Als die Sabiner versuchten in Rom einzudringen, wollten die Römer das Stadttor am Viminalis schließen. Das gelang ihnen jedoch nicht. Jedesmal öffnete sich das Stadttor wieder. Als aber die Sabiner durch dieses Tor in die Stadt eindrangen, ergoß sich aus dem Tempel des Janus ein solch großer Strom siedenden Wassers über sie und zum Stadttor hinaus, daß die Sabiner verbrannten oder ertranken.

In Erinnerung an den Sieg über die Sabiner wurde der Ianustempel des Romulus immer dann, wenn die Römer sich im Krieg befanden, geöffnet, in der Hoffnung, daß Ianus ihnen wie damals gegen die Sabiner helfen würde. Herrschte aber im gesamten Römischen Reich Friede, wurde dieser Tempel in einer feierlichen Zeremonie geschlossen. Dies aber hat sich in 700 Jahren nur dreimal ereignet: das erste Mal unter Numa, dann nach dem ersten punischen Krieg und zuletzt unter Augustus nach der Schlacht von Actium. Dieser Tempel hatte 2 gegenüberliegende Türen (Plutarch).

Es heißt aber auch, daß Romulus erst nach dem Friedensschluß mit Titius Tatius dem Janus auf dem Forum den ersten Tempel in Rom gebaut habe (Varro). Ein zweiter Tempel wurde ihm später von C. Duilius am Forum Holitorium errichtet und dann ein weiterer von Augustus auf dem Forum Romanum. Die Tempel des Duilius und des Augustus hatten vier Türen (Serv. ad Virgil). Außerdem wurde dem Janus ein Aedem von Horatius errichtet, das den Namen des curiacischen Ianus trug, zur Erinnerung an den Sieg des Horatius über die Curatier. Siehe weiter unten!

Beschreibung des Tempels auf den Münzen des Nero (nach Jordan in Roscher):
Auf den Münzen des Nero erscheint der geschlossene Ianus als ein würfelförmiges Gebäude, von dem die Front und eine Seite sichtbar sind. Jene besteht aus einem Tor mit geschlossenen valvae, welches von zwei einen Bogen tragenden korinthischen Säulen gebildet wird; von dem unzweifelhaft die Rückseite bildenden gleichen Tor sieht man die Ecksäule; die beide Tore verbindende Seitenwand ist quadriert und erreicht nur 3/4 der Höhe der Tore, das offene obere Viertel schließt ein Gitter, auf den Säulen ruht vorn wie zur Seite ein zweigliedriges Gebälk, darüber aber liegt kein Dach mit Fastigium. Unzweifelhaft also ist das Gebäude kein aedes, sondern ein doppelter ianus, dessen Seitenwände plutea bilden."

Hintergrund:
Janus ist der Schirmherr der öffentlichen Tore und Durchgänge, die ebenfalls ianus heißen (aber nicht der privaten! Für die war Portunus zuständig.). Er war auch der Gott allen Anfangs und wurde in den Gebeten stets an erster Stelle genannt. Wie die Verbindung zwischen Anfang und Durchgang zustandegekommen ist, ist unklar. Am berühmtesten war der Ianus Geminus. Das waren zwei an der Seite verbundene Torbögen an der Nordseite des Forums und bildeten den Durchgang zum Argiletum und zum Quirinal. Der Annalist Piso bei Varro berichtete, daß Numa bestimmt habe, der Torbogen solle nur geschlossen werden, wenn im Reich Frieden herrsche. Bis Augustus, der ihn 3x schließen ließ, hören wir nur einmal von einer kurzen Schließung 235 v.Chr. nach dem 1. Punischen Krieg. Doch dieser Krieg war bereits 241 beendet, so daß wahrscheinlich eine Verwechslung des T. Manlius T. f. Torquatus, cos. 235, mit A. Manlius T.f. Torquatus, cos. 241 vorliegt. Augustus spricht in seinem Monumentum Ancyranum (2, 42) von zweimaliger Schließung, wobei er die unter Numa wohl mitrechnete. Der Brauch scheint also alt gewesen zu sein, aber erst Augustus hat ihn aus politischen Gründen wiederentdeckt. Es gibt aber auch die Meinung, daß Augustus erst diese Sitte eingeführt habe! Nero und Vespasian schlossen ebenfalls den Ianustempel, wobei Nero den Tempel nach dem verlorenen Armenierfeldzug schließen ließ, obwohl er von den Parthern besiegt worden war! Diese Schließung wird auf seinen Münzen dargestellt.

Der letzte Kaiser, der den Janustempel geöffnet hat, war nach Eutrop Gordian III. bevor er gegen die Parther in den Krieg zog, in dem er den Tod fand.

Über den Symbolgehalt dieser Handlung gibt es verschiedene Deutungen: Vergil (Aeneis) schreibt, der Krieg werde eingeschlossen, Ovid (Fast.) und Horaz (Epistulae) waren der Meinung, der Friede werde dadurch festgehalten. Die Legende erzählt: Hier wurden durch heiße Schwefelquellen die Sabiner zurückgehalten (Ovid met. 14, 781 ff. u.a.) Daß dort einst heiße Quellen waren, sagt auch Varro. Roscher meint, der Tempel sei im Kriegsfall offengehalten worden, damit zur Gewährleistung einer erfolgreichen Rückkehr die Soldaten jederzeit heimkommen konnten, und ihnen die Stadt nicht versperrt wurde.

Weitere Kultstätten im Zusammenhang mit Janus:
In Rom befand sich eine weitere Kultstätte, die Tigillum sororium hieß: Ein Balken über einer Straße am Mons Oppius war an gegenüberliegenden Häusern befestigt. An den Seiten befanden sich Altäre des Ianus Curiatius und der Iuno Sororia. Dort wurde am 1. Oktober ein Opfer gebracht. H.J.Ross hat dargelegt, daß sororius zu sororiare 'anschwellen' (nämlich der mammae, der Brüste) gehört und Curiatius dann mit curia verbunden werden muß. Es scheint sich um einen Durchgangsritus bei der Pubertät gehandelt zu haben, wenn die früher bedeutenden Curien neue Mitglieder aufnahmen. Die aitiologische Legende, die die Namen mit dem Kampf der Curiatier und Horatier verband, hat das nicht mehr gewußt. Diese Legende erzählt vom Joch unter dem Horatius täglich hindurchgehen mußte, weil er nach seinem Sieg über die 3 Curatier im Zorn seine Schwester getötet hatte. Roscher spricht aber von Sühneopfern wegen des Schwesternmordes. Mit Juno ist hier übrigens der weibliche Genius gemeint (siehe den Artikel über den Genius in diesem Thread!)

Ianus hatte auf dem Forum Holotorium beim Marcellus-Theater einen Tempel, der in der Seeschlacht von Mylae 260 v.Chr. von C.Duilius gelobt worden war (Tac. ann. 2,49). Stiftungstag war der 17. August. Er wurde von Augustus restauriert und 17 n.Chr. von Tiberius erneut geweiht, wobei der Festtag auf den 18. Oktober verlegt wurde. Ein Fest des Ianus steht nicht in den alten Kalendern, aber das Agonium am 9. Januar galt ihm. Unbeweisbar, und höchstwahrscheinlich falsch, ist die immer wiederholte Behauptung, daß der rex sacrorum Eigenpriester des Ianus gewesen und dem Ianus an allen Kalenden geopfert worden sei. Macrobius spricht nur von 12 Altären des Ianus. Neben dem Ianus Geminus ist der bekannteste der Ianus Quadrifons, gestiftet von Domitian auf dem Forum Transitorium. Dies war ein viertoriges Heiligtum mit einer viergesichtigen Statue, die angeblich aus Falerii stammte (falls sie wirklich aus dieser Stadt stammte, wurde sie nur wegen der 4 Gesichter Ianus genannt. Ihre wirkliche Bedeutung ist unbekannt). Ein anderer, noch heute teilweise erhaltener Ianus Quadrifons stand auf dem Forum Boarium über der Cloaca maxima, ein vierbogiger Marmorbogen. Dieser Tetrapylon hat allerdings mit Janus nichts zu tun. Der Name entstammt einer Fehlinterpretation aus der Renaissance. Wahrscheinlich wurden früher die Eingänge zum Forum durch Janusbögen gebildet. Jordan nennt ihn deshalb den 'Patron des Marktes'.

Janus steht in der römischen Mythologie ziemlich isoliert da. In der griechischen Mythologie und im Pantheon der griechischen Götter ist er unbekannt.
Dargestellt wird er stets doppelgesichtig. Dieser Typus, schon vom alten As bekannt, kann aber durchaus die Übernahme des doppelgesichtigen Hermes oder Apollo sein. Als Attribute kommen Schlüssel und Stab vor. Seine Bronzestatue im Ianus Geminus, dem Zwillingstor, soll mit den Fingern die Zahl 365 dargestellt haben. Das ist aber schon wegen der Zahl, die die Tage des Sonnenjahres, nicht des numanischen, angibt, phantastisch und konnte erst aufkommen, als Ianus in Beziehung zu Sonne und Jahr gesetzt wurde.

Janus war nicht einfach eine Personifikation des Eingangs, sondern ein lebendiges Numen, von dessen Walten das Schicksal der Menschen abhing. Türen und Schwellen waren heilig. Wir erinnern uns an den Mord des Romulus an seinem Bruder Remus. Türpfosten wurden bei Hochzeiten gesalbt, die Braut über die Schwelle getragen. Das Forum war durch die Janusbögen quasi gleichgestellt dem privaten Atrium (Roscher)

Etymologisch ist Janus natürlich verwandt mit ianua, = Tür. Aber deren Etymologie ist bis heute ungeklärt. Cicero nahm an, daß es eine Verwandtschaft mit ire, = gehen, gäbe.

Warum aber der 11. Monat des alten Jahres Ianuarius hieß, ist unklar, sogar ob er überhaupt nach diesem Gott benannt worden ist.

Unsere Unkenntnis verleitete zu weitreichenden Spekulationen: Ianus sei ein Himmelsgott gewesen und über Etrurien habe ein syrisch-hettitischer Gott Einfluß genommen. Er sei ursprünglich ein Gott der Wasserübergänge gewesen. Als Gott des Anfangs wurde er schon in der ausgehenden Republik zum Schöpfer und Erfinder. Realistischer aber ist die Auffassung, daß sich am Ianiculus wichtige italienische Handelsstraßen kreuzten, und alles neue und fremde hier nach Rom kam, weswegen dann Ianus zu ihrem Erfinder gemacht wurde. Ihm wurde der ehrenvolle Beiname pater verliehen. Die Bezeichnung als deus deorum aber ist ganz unrömisch.

Leider ist vom römischen Janustempel nichts übriggeblieben. Aber wir kennen die Beschreibung des Janustemples des Duilius von Plinius:
Dieser Tempel war der nördlichste auf dem Forum Holitorium, dem Getreidemarkt.
Er war ein Peripteros ohne Säulen auf der Rückseite (Tempel mit umlaufenden Säulen). Er befand sich auf einem 26 Meter langen und 15 Meter breiten Podium und besaß sechs Säulen im ionischen Stil. Er wurde 267 v. Chr. von Gaius Duilius erbaut.
Heute sind noch einige Säulen und Teile des Podiums erhalten. Die Überreste sind neben der Kirche San Nicola in Carcere zu sehen, was aber nicht unumstritten ist.

Kunstgeschichte:
In der bildenden Kunst der Neuzeit wurde Janus nur selten dargestellt. Eine Säule mit Januskopf erscheint auf der linken Seite in Nicolas Poussins' "Tanz des Lebens“, um 1638, einer Zusammenstellung von verschiedenen Allegorien der Zeit. In ähnlichem Zusammenhang erscheint Janus als Gestalt mit zwei Köpfen, einem jugendlichen und einem greisenhaften, im "Triumph der Geschichte über die Zeit“, einem Fresko von Anton Raphael Mengs (1772-1773), Vatikanische Bibliothek, Rom.
Zwei Gemälde von Louis de Boullogne, 1681, und Charles Andre van Loo "Auguste faissant fermer le temple de Janus“, um 1750, beide heute im Musée de Beaux-Arts in Amiens, haben die Schließung des Janus-Tempels durch Augustus zum Thema. Eine mehr allegorische Darstellung des gleichen Vorgangs zeigt ein Gemälde von Peter Paul Rubens, 1635, heute in der Eremitage, St. Petersburg. Im Web habe ich nur das Gemälde von Rubens gefunden.

Hinzugefügt habe ich
[1] ein Bild der Überreste des Janustempels des Duilius auf dem Forum Holitorium
[2] ein Bild des Gemäldes von Rubens

Quellen:
[1] Augustus, Res gestae (Monumentum Ancyranum)
[2] Vergil, Aeneis
[3] Ovid, Fasten
[4] Ovid, Metamorphosen
[5] Horaz, Episteln
[6] Tacitus, Annalen

Literatur:
[1] Der Kleine Pauly
[2] Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon, 1770 (auch online)
[3] Wilhelm Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen
Mythologie, 1886 (auch online)

Online-Quellen:
[1] Wikipedia
Janustempel!
[2] http://www.neue-akropolis.de
[3] http://www.theoi.com
[4] http://www.stefan-ramseier.ch

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Fr 25.11.11 18:58

Exkurs: 'Die Trauernde Penelope' - Ein Nachtrag zur 'Tyche'

Vor kurzem habe ich in einem Buch meines Schulkameraden Volker Sinn, Einführung in die Klassische Archäologie, eine interessante Überlegung zur Darstellung der sitzenden Stadttyche gefunden, die ich euch nicht vorenthalten will.

Im Jahr 1930 wurde bei Ausgrabungen in Persepolis die griechische Marmorstatue einer sitzenden Frau mit übergeschlagenen Beinen gefunden, die ihren Kopf in die Hand stützt. Es war zwar nur noch der sitzende Torso vorhanden, aber aufgrund von Stilbetrachtungen konnte festgestellt werden, daß sie um die Zeit von 440-430 v.Chr. gearbeitet worden war und aus einer Werkstatt von den ägäischen Inseln oder der kleinasiatischen Küste stammte. Diese Abbildung war bereits um 470 v.Chr. bekannt für Darstellungen der Penelope oder der Elektra. Von der gefundenen Statue gibt es nämlich einige Kopien in Bronze und Marmor aus der römischen Kaiserzeit. Hier scheint es sich um das Originalwerk zu handeln. Es ist bekannt unter dem Namen ''Trauernde Penelope'.

Die Statue wurde im sog. Schatzhaus des Dareios unter einer meterhohen Schuttschicht gefunden und ist 330 v.Chr. zerstört worden. Das ist sehr merkwürdig. Haben doch die Griechen alle von den Persern verschleppten Kunstwerke wieder zurückgeholt, wie z.B. das Denkmal des 'Tyrannenmörders' oder den 'Apollo Philesios' aus Didyma. Und das geschah mit allem Beutegut. Die Folgerung muß sein, daß diese Statue der 'trauernden Penelope' kein Beutegut gewesen sein kann!

Und damit kommen wir zum Verhältnis der Griechen auf den ägäischen Inseln und der kleinasiatischen Küste zu den Persern. Die in den schriftlichen Quellen geschilderte Feindschaft zwischen den Griechen und den Persern ist die Sicht der Festlandgriechen insbesondere der Athener. In Kleinasien sah es ganz anders aus: Hier gab es propersische Strömungen, besonders seitdem unter dem Attisch-Delischen Seebund die Pflichtabgaben immer höher wurden und oft auch die Eigenständigkeit verlorenging. So ist es verständlich, daß viele griechische Städte sich - auch aus Opportunismus - den Persern zuwandten.

Welche Bedeutung haben Penelope und Elektra in der griechischen Mythologie? Penelope war nach den ethischen Vorstellungen der damaligen Adelsgesellschaft als Witwe zur Wiederverheiratung verpflichtet. Sie war 10 Jahre lang den frechen Nachstellungen der Freier ausgesetzt, die sich in ihrem Palast breitgemacht hatten.Nur die Hoffnung auf die Rückkehr des Odysseus läßt sie diese Entwürdigungen ertragen. Durch ihre unbeugsame Haltung trägt sie endlich den Sieg über ihre Peiniger davon. Elektra, die Tochter des Agamemnon, des Königs von Mykene, und seiner Frau Klytaimnestra, war nach der Ermordung des Agamemnon durch Klytaimnestra und Aigisthos schlimmsten Erniedrigungen ausgesetzt, die sie jahrelang erduldete in der Hoffnung auf die Rückkehr ihres Bruders Orestes und die dann folgende Rache. Erst danach wendet sich ihr Schicksal wieder zum Guten und durch Pylades kehrt sie in die verdiente Geborgenheit zurück. So haben wir hier 2 Parallelschicksale, die bei den Griechen als 'Sinnbilder unbeugsamer Haltung gegenüber Anfechtungen und Anfeindungen' gelten. Elektra steht für Familiensinn, Penelope für Treue und Gattenliebe (Sinn). Wir können versttehen, warum ihre Darstellungen so ähnlich sind.

Diese Bedeutung kann aber auch gut politisch gemeint sein. Zuerst gaben die Thebaner ihrer Stadt die Gestalt der unbezwingbaren mythologischen Frauen. Dann wird dieses Motiv zur Ikonographie für die Stadtgöttin (Tyche) vieler Städte. Das bekannteste Beispiel ist die sog. Tyche von Antiocheia. Es ist also denkbar, daß dieses Bildmotiv von kleinasiatischen Griechenstädten benutzt wurde, um ihren Widerstand gegen die Unterordnung unter eine fremde Macht zu symbolisieren. Das aber war für sie Athen und der 'Attisch-Delische Seebund'! So ist es möglich, daß eine Statue mit dem Sinngehalt der Penelope nach Persepolis gesandt wurde, um das Gesuch um persische Unterstützung zu unterstreichen.
Und damit wird auch klar, warum dieses Standbild von den Truppen Alexanders des Großen 330 v.Chr. zerstört worden ist: Es konnte nicht auf Schonung hoffen!

Hinzugefügt habe ich 2 Bilder:
[1] Statue der 'Trauernden Penelope' aus dem Iranische Nationalmuseum in Teheran,
Dies ist die Statue die 1930 in Persepolis gefunden wurde. Das Bild stammt von livius.org
[2] 'Trauernde Penelope'. Eine römische Kopie der Originalstatue naus dem Bodemuseum,
Berlin. Bild von commons.wikimedia.org. Hier sieht man deutlich die Ähnlichkeit mit dem
Typ der sitzenden Tyche.

Quellen:
[1] Volker Sinn, Einführung in die Klassische Archäologie, Beck 2000
[2] http://www.livius.org/pen-pg/persepolis ... asury.html
[3] http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... nelope.jpg

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
penelope.jpg
600px-Sonnenschein_Trauernde_Penelope.jpg
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Di 31.01.12 20:31

Phrixos und Helle

Münze:
Thessalien, Halos, 400-344 v.Chr.
AE 15 (Dichalkon?), 2.33g, 14.57mm, 315°
Av.: Kopf des Zeus Laphystios, diademiert, n.l.
Rv.: ALE - W[N]
Phrixos, nackt, mit wehender Chlamys hinter sich, sich an den Hörner festhaltend, fliegt
auf Widder mit goldenem Vlies n.r.; am unteren Rand 3 Wellen (leider außerhalb des
Schrötlings)
Ref.: Rogers 240 var.
selten, SS
Anm.: Diese Type gibt es auch mit der Abbildung der Helle auf dem Widder. Diese ist aber immer drapiert (HN). Auf den Münzen, die ich gesehen habe, sitzt sie stets im sog. Damensitz. Phrixos und Helle sind die Hauptmünzmotive von Halos.

Mythologie:
Der Vater des Phrixos war Athamas, der Sohn des Aiolos. Er war König in Orchomenos in Böotien. Von seiner Frau Nephele hatte er zwei Kinder: Phrixos und Helle. Später verstieß er die Nephele und nahm Ino zur Frau, die Tochter des Kadmos. Mit Ino hatte er auch zwei Kinder Learchos und Melikertes. Ino aber haßte die Kinder der Nephele und sandte eine Dürre (oder überredete die Frauen des Landes, den Samen zu rösten, um dasd Land unfruchtbar zu machen). Um dies Unheil zu beseitigen, wurde ein Bote zum Orakel nach Delphi geschickt. Ino aber bestach den Boten, den Orakelspruch zu fälschen, indem nun Phrixos und Helle geopfert werden mußten, um die Dürre zu beenden.

Eine andere Variante erzählt, daß Ino sich in ihren Stiefsohn Phrixos verliebt hatte, dieser sie aber abwies. Dadurch entstand in ihr ein großer Haß auf Phrixos und sie wünschte seinen Tod. (Nat. Com. Mythol.lib.I.VI. c.9). Sie erreichte, daß Phrixos geopfert werden sollte. Hier haben wir also das klassische Potipharmotiv.

Hyginus erzählt in seinen Fabeln, daß Phrixos sich selbst als Opfer anbot. Dabei wurde die Bosheit seiner Stiefmutter entdeckt, obwohl Dionysos sie vor ihm beschützte. Zusammen mit seiner Schwester Helle täuschte er eine Blendung vor und die beiden verirrten sich in einem Wald.

Wie es auch gewesen sein mag, jedenfalls schickte seine Mutter Nephele ihm einen Widder namens Chrysomele mit goldenem Fell, ein Geschenk des Hermes, der den Auftrag hatte, ihn nach Kolchis zu bringen. Dieser Widder soll ein Sohn des Poseidon gewesen sein und konnte sprechen.

Zusammen mit seiner Schwester Helle, die sich nicht von ihm trennen wollte, bestieg er das Wundertier. Als sie gerade über dem Meer zwischen dem thrakischen Chersonnesos und dem sigäischen Vorgebirge waren, fiel Hellen vom Widder herab ins Meer und ertrank. Nach ihr erhielt es den Namen Hellespont, d.h. Meer der Helle. Helle sei später den Argonauten als Meernymphe erschienen. Sie soll auch den Poseidon geheiratet haben und selbst göttlich geworden sein.

Phrixos aber kam glücklich in Kolchis an. Dort opferte er den Widder - nach einigen auf dessen Befehl - dem Zeus Phrixios und schenkte das Fell Aietes, dem König von Kolchis. Der hängte es im Hain des Ares an einen Baum und gab ihm seine Tochter Chalkiope zur Frau. Apollodor aber erzählt, daß er zunächst zu Dipsakos, dem Sohn des Phyllis, gekommen sei, wo er den Widder dem Zeus Laphystios geopfert habe. Dieses Fell spielt dann später eine wichtige Rolle in der Argonautensage. Der Widder wurde von Zeus an den Sternenhimmel versetzt.

Das weitere Schicksal des Phrixos:
Diodoros Sikolos erzählt, daß Phrixos später wieder Kolchis verlassen habe und nach Griechenland zurückgekehrt sei, wo er das Reich seines Vaters Athamas in Besitz nahm. Hyginus dagegen behauptet, daß ihn Aietes habe hinrichten lassen, da er fürchtete, Phrixos wolle ihn vom Thron stoßen.

Von seiner Frau Chalkiope soll er mehrere Kinder bekommen haben, deren Namen unterschiedlich angegeben werden: Argos, Phrontis, Melas und Kylindros, oder Argos, Melas, Phrontis und Kytiloros, oder auch Argos, Melias, Katis und Soros. Diese erst hätten Kolchis verlassen und sich auf den Weg nach Griechenland gemacht. Unterwegs aber erlitten sie einen Schiffbruch und retteten sich auf die Insel Areteias. Dort wurden sie von den Argonauten gefunden, die sie als Führer wieder zurück nach Kolchis nahmen (Apollonius).

Das Schicksal des Athamas:
Athamas und Ino wurden von Hera verfolgt. Näheres kann man nachlesen in den Artikeln über Melikertes und über Ino-Leukothea in diesem Mythologiethread. Mit Blutschuld beladen floh Athamas aus Böotien und kam nach Thessalien, wo er die Stadt Halo gründete und Themisto, die Tochter des Hypseus, zur Frau nahm. Diese Sage wurde von Euripides zu einem Intrigenstück verarbeitet, in dem er die Kinder der Themisto durch die Ränken der Ino durch die eigene Mutter töten ließ. Dieses Stück beruht auf einer Überlieferung, nach der Athamas von Anfang an König zu Halos in den 'athamantischen Gefilden' des südlichen Thessaliens war. Nach dieser Sage sollte er selbst dem Zeus geopfert werden und wurde nach Herodot nur durch die Ankunft seines Enkels, des Sohnes des Phrixos, aus Kolchis, oder nach Sophokles durch Herakles gerettet. Beide Stücke sind verloren gegangen.

Anmerkungen:
(1) Bei Nephele, der Frau des Athamas, handelt es sich nicht um die Nephele, die durch Ixion zur Mutter der Kentauren wurde. Oft allerdings werden sie vermengt, so z.B. bei Kerenyi und Hederich.
(2) Nat. Com. Mythol. = Natalis Comitis Mythologiae. Natalis Conti (1520-1582), ein venezianischer Gelehrter, schrieb ein zehnbändiges mythographisches Handbuch.

Hintergrund:
Der erste Teil der Sage spielt in Orchomenos in Böotien, wo Athamas König war. Dort wollte er Phrixos und Helle dem Zeus Laphystios opfern. Laphystios ist der Name eines Berges bei Orchomenos. Nach seinem Wahnsinn und dem Tod von Ino und Melikertes (siehe die
betreffenden Artikel in diesem Thread!) wurde ihm vom delphischen Orakel aufgetragen, nach Thessalien zu gehen, wo er die Stadt Halos gründete. Halos war eine schon von Homer genannte Stadt der Phthiotis, in der athamantischen Ebene am Othrys, an der Westküste des pagasäischen Golfs gelegen, Athamas nahm die Verehrung des Zeus Laphystios aus Orchomenos mit nach Halos, das dann zum Hauptkultort des Zeus Laphystios wurde, eines dunklen Sturm- und Wettergotts mit altertümlichen Riten, zu denen wohl auch Menschenopfer gehörten. Laphystios heißt der Verschlinger. Ein Heiligtum erwähnt bereits Herodot 7, 197, aber inschriftlich ist es bisher noch nicht bezeugt. (Pauly).

Der Kern der Sage ist das Aition der athamantischen Sitte. Diese Sitte bestand darin, daß in der Stadt Halos die jeweils ältesten Nachkommen des Athamas dem Zeus Laphystios geopfert wurden, wenn sie ein bestimmtes Gebäude betraten. Hier zeigen sich Motive alter Riten, die das Opfer des Sakralkönigs beinhalteten, um dem Land die Fruchtbarkeit zu erhalten (von Ranke-Graves).

Die Opferung des Widders kann dann aufgefaßt werden als Ablösung der Menschenopfer durch Tieropfer. Zeus waren Menschenopfer verhaßt!

Helle ist die Eponymin des Hellespont. Die Hochzeit mit Poseidon und die Geburt mehrerer Kinder ist eine spätere Erfindung. Bei Val. Flaccus erscheint sie den Argonauten als Meeresgöttin.

Etymologie:
Halos bedeutet wohl Tenne, Hof, wie z.B. in Delphi, wo es einen praecinctus, einen ummauerten Bezirk darstellt. Das würde dann auch gut zur Gründungsmythe passen. Einen Zusammenhang mit dem griechischen Wort für Salz, wie ihn Tilos vorgeschlagen hatte, sehe ich nicht. Nach Ranke-Graves soll Halos von Alos kommen, dem Namen einer Dienerin!

Palaiphatos:
Und noch einmal unser Freund Palaiphatos, der wie üblich rationalistisches Wasser in den mythologischen Wein gießt, indem er folgende Einwände bringt:
Der Widder hätte schneller als ein Schiff sein müssen. Zudem hätte er neben den zwei Menschen noch Speisen und Getränke tragen müssen. Dann hätte Phrixos den Widder, der ihn gerade gerettet hatte, undankbarerweise geschlachtet. Dem Aietes hätte er das abgezogene Fell als Brautgabe überreicht. Hielt der seine Tochter für so wertlos? Um diese Unglaubwürdigkeit zu kaschieren, wurde behauptet, das Fell sei golden gewesen.
Wahr sei vielmehr folgendes gewesen:
Krios (griech. Widder) war der Verwalter des Königs Athamas von Phthia. Krios erfuhr, daß die 2. Frau des Athamas gegen Phrixos, den Sohn des Athamas, intrigierte, beschloß er, ihn zu retten. Er besorgte ihm ein Schiff, belud es mit Wertsachen, darunter einer Statue, die die Mutter des Merops und Tochter des Helios, die Kios (griech. Vlies) hieß, von sich aus Gold hatte machen lassen. Dann machte er sich mit Phrixos und Helle auf die Fahrt nach Kolchis. Helle wurde auf der Fahrt krank und starb. Phrixos aber kam an den Fluß Phasis, ließ sich dort nieder und heiratete die Tochter des Aietes, des Königs von Kolchis. Die goldene Statue aber überreichte er ihr als Brautgabe. Nach dem Tod des Athamas segelte Jason mit der Argo nach Kolchis, um diese Goldstatue der Kos zu holen.

Der Orden vom Goldenen Vlies:
In diesem Zusammenhang sollte man auch den Orden vom Goldenen Vlies erwähnen. Dieser Orden wurde 1430 durch Philipp den Guten, Herzog von Burgund, anläßlich seiner Hochzeit mit Isabella von Portugal gestiftet. Dabei handelt es sich um einen Ritterorden, dem der Schutz der Kirche oblag. Sein Abzeichen ist das Bild eines Widderfelles, das an einer Kette um den Hals hängt. Heute gibt es 2 Linien des Ordens, den bourbonischen in Spanien und den habsburgischen in Österreich. Berühmte Großmeister außer den burgundischen und spanischen Königen waren die Habsburgerkaiser des Deutschen Reiches. Bekannte Namen sind der deutsche Kaiser Wilhelm II. und sein Onkel Edward VIII. von England, Otto von Habsburg und Juan Carlos, der jetzige König von Spanien.

Es gibt aber auch noch eine andere Erklärung. Da geht der Orden zurück auf das Begnadungswunder des Gideon im Buch der Richter im Alten Testament.

Kunstgeschichte:
Der Flug der Geschwister und der Absturz der Helle waren in der Antike beliebte Themen der Kunst. Eigenartigerweise wurde sie später nur noch selten dargestellt.
Auf einer Amphora aus dem 3.Viertel des 5. Jh., heute im Nationalmuseum in Neapel, wird Phrixos von Ino verfolgt, die in der erhobenen Hand eine Doppelaxt schwingt.
Ein melisches Relief aus der Mitte des 5. Jh. und ein apulischer Napf, beide in der Antikensammlung in Berlin, zeigen Phrixos hoch über dem Meer an der Flanke des Widders, wie er sich an Horn und Fell klammert. Diese Darstellung ähnelt sehr dem Münzbild!
Sie findet sich auch auf einer Pelike als attische rotfigurige Malerei des Phrixos-Malers, ca.450-400 v.Chr., aus den Nationalmuseum in Athen.
In Berlin steht auch der Phrixos-Krater, ein apulischer Volutenkrater, um 340 v. Chr., dem Dareios-Maler zugeschrieben. Die Vorderseite zeigt die Szene, in der die
Vorbereitungen für die Opferung von Phrixos und Helle getroffen werden.
Beide Geschwister auf dem Widder finden sich auf einem Krater aus Paestum, Mitte des 4. Jh., Nationalmuseum in Neapel, und auf einem pompejanischen Wandgemälde (1. Jh. n.Chr., Neapel, MN) und einem Mosaik (2. Jh. n.Chr., Villa d'Este, Tivoli) streckt Phrixos die Hand nach der in den Fluten versinkenden Helle aus.

Aus der Neuzeit habe ich nur noch ein Deckengemälde gefunden. Es stammt aus der Werkstatt von Pinturicchios und wurde für den Palazzo des Pandolfo Petrucci in Siena (um 1590, in New York, MM) angefertigt.

Angefügt habe ich:
(1) Ein Bild des Phrixos-Kraters mit der Opferszene: In der unteren Mitte, alle mit Namen
bezeichnet, steht Phrixos aufgestütztem Fuß und bekränzt den Widder. Li. neben ihm
Ino, re. Athamas mit erhobenem Opfermesser. Re. neben ihm teilt ein greiser Gelehrter
Helle mit, daß nicht der Widder, sondern ihr Bruder Phrixos geopfert werden soll. Darüber
schaut eine Versammlung von Göttern auf die Szene herab: 2. von links ist Nephele. Re.
neben ihr teilt Hermes ihr offenbar mit, daß ihre Kinder gerettet werden sollen.
(2) das Bild der attischen Pelike des Phrixos-Malers aus dem Nationalmuseum Athen
(3) ein Bild des pompejanischen Wandgemäldes aus dem 1. Jh. n.Chr.

Quellen:
(1) Herodot
(2) Apollodor, Bibliotheka
(3) Apollonius Rhodios, Die Argonautensage
(4) Pausanias, Reisen durch Griechenland
(5) Euripides: Phrixos
(6) Ovid, Metamorphosen
(7) Palaiphatos, Unglaubliche Geschichte (griech./deutsch), Reclam 2002

Sekundärliteratur:
(1) Karl Kerenyi, Die Mythologie der Griechen, Band II: Die Heroen-Geschichten, dtv 1966
(2) Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen
Mythologie (auch online)
(3) Benjamin Hederich, Gründliches mytologisches Lexikon, Leipzig 1770 (Facsimile)
(auch online)
(4) Robert von Ranke-Graves, Griechische Mythologie, rororo 2003
(5) Who is who in der Mythologie?
(6) Der Kleine Pauly
(7) Aghion/Barbillon/Lissarrague, Reclams Lexikon der antiken Götter und Heroen in der
Kunst
(8) Udo Reinhardt, Der Antike Mythos

Online-Quellen:
(1) Wikipedia
(2) http://www.theos.com
(3) gutenberg.spiegel.de/buch/4908/78
(4) http://www.antikesboiotien.unimuenchen. ... thamas.htm

Mit freundlichem Gruß
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » So 01.04.12 21:04

Exkurs: Die Dardanellen

Als Verbindung vom Mittelmeer zum Schwarzen Meer spielten die Dardanellen bereits in der Antike eine bedeutende Rolle. Sie waren der wichtigste Transportweg für das Getreide aus der heutigen Ukraine, von dem Griechenland abhängig war. Die Meerenge ist 65km lang und verbindet die Ägäis mit dem Marmarameer.. Die schmalste Stelle bei Canakkale ist nur 1.3km breit. Benannt sind sie nach dem mythischen König Dardanos. Leider besitzen sie eine so starke Oberflächenströmung, die vom Marmara-Meer in die Ägäis gerichtet ist, daß ein günstiger Wind nötig war, um gegen sie anzukommen. Solange man noch nicht gelernt hatte zu kreuzen, mußten die Schiffe in den Häfen auf diese Winde warten. Dies trug zur großen wirtschaftlichen und strategischen Bedeutung von Troja bei, das in der Antike einen wichtigen Hafen besaß. Kreuzen, also gegen den Wind zu segeln, lernten die Seefahrer und Schiffsbauer erst viel später. So konnten die portugiesischen Karavellen zwar 'hoch am Wind' segeln, aber richtig kreuzen konnten sie noch nicht.

Die Dardanellen waren aber auch eine bedeutende Verbindung zwischen Europa und Asien.
Im 2. Perserkrieg überschritt Xerxes 480 v.Chr. mit seinem Riesenheer die Dardanellen auf 2 Schiffsbrücken von Abydos nach Sestos. Diese Überschreitung wurde von Aischylos in den 'Persern' als Sakrileg bezeichnet und wurde von ihm als der Grund angesehen, daß die Götter auf Seiten der Griechen gegen Xerxes eingriffen.

150 Jahre später, 334 v.Chr., überschritt das 35000 Mann zählende Heer Alexander des Großen die Dardanellen in umgekehrter Richtung von Sestos nach Abydos. Alexander selbst überquerte sie getrennt von seinem Heer von Elaios nach Ilion. Damit begann die Eroberung des Perserreiches und die Hellenisierung der antiken Welt.

Vielleicht ist noch erwähnenswert, daß 278/277 v.Chr. die Galater (Gallier) die Dardanellen überschritten und die Küstenstädte verheerten (Liv. 36, 16, 2).

Alle diese Ereignisse aber werden überschattet von der Schlacht bei den Dardanellen, einer der größten Schlächtereien des 1. Weltkriegs, vergleichbar nur mit Verdun und der Somme.
Die Idee stammte von Churchill, dem damaligen Marineminister. Nachdem sich die Heere im Westen festgerannt hatten, wollte er versuchen, die Mittelmächte von Süden her auszuhebeln. Sein Ziel war die Eroberung von Istanbul und die Ausschaltung des Osmanischen Reiches. Dann konnte man Verstärkungen nach Rußland schicken, das in großer Bedrängnis war. Zumindestens aber würde dann Bulgarien auf der Seite der Entente in den Krieg eintreten. Das ganze Unternehmen wurde jedoch durch die Unfähigkeit der Militärführer zu einem der größten Desaster des Weltkrieges. Insgesamt gab es dabei Verluste von fast einer halben Million Soldaten. Am Ende trat Bulgarien zu den Mittelmächten über und Rußland brach zusammen. Churchill mußte seinen Hut nehmen.

Ablauf des Unternehmens:
1. Phase: Der Angriff auf Gallipoli begann im Februar 1915 mit starken Marineverbänden britischer und französischer Kriegsschiffe, die die türkischen Artilleriestellungen beschossen. Auf dem Rückweg allerdings liefen sie in ein Minenfeld, das die Türken ausgelegt hatten und zahlreiche der 18 Kampfschiffe sanken oder wurden schwer beschädigt.

2. Phase: Daraufhin schickten die Alliierten im April eine große Invasionsstreitmacht aus Briten, Indern, vor allem aber aus Australiern und Neuseeländern, zu den Dardanellen, um die Halbinsel von Gallipoli zu erobern und dann auf Istanbul zu marschieren. Sie landeten an mehreren Stellen der Halbinsel, hatten jedoch nicht mit dem hartnäckigen Widerstand der Türken gerechnet. Die wurden von Kemal Pascha geführt, der später unter dem Namen Atatürk die moderne, säkulare Türkei gründete. Beraten wurde er von seinem deutschen Generalsstabschef Otto Limon von Sanders. Ihnen gelang es rechtzeitig, die Höhen des Küstengebirges zu besetzen und trotz schwerster Verluste bis zum Ende des Feldzugs zu halten. Dadurch wurden die alliierten Truppen auf den Stränden festgehalten. Da die Türken die Meerenge vermint hatten, gelang auch nicht der Durchbruch mit Seestreitkräften. Im Januar 1916, nach 10 Monaten des Kampfes, brachen die Alliierten die Schlacht ab und evakuierten die restlichen Truppen.

In dieser Zeit entstand so etwas wie ein australisches Nationalgefühl. Seltsamerweise ist Liman von Sanders im Gedächtnis der Deutschen nicht verankert. Eine Rolle spielt dabei sicherlich mit, daß er jüdischer Abstammung war. Und Atatürk hatte auch kein Interesse daran, seine eigenen Verdienste zu schmälern.

Hinzugefügt habe ich
(1) eine Karte der Dardanellen mit den Minenfeldern
(2) ein Photo der alliierten Seestreitkäfte in den Dardanellen
(3) ein Photo, das zeigt, wie der alliierte Feldzug genauso im Grabenkrieg erstarrte, wie der
Krieg an der Westfront
(4) ein Bild Liman von Sanders

Literatur:
(1) John Keegan, Der Erste Weltkrieg, Eine europäische Tragödie, Rowohlt 2006
(2) Geoffrey Regan, Narren, Nulpen, Niedermacher, Militärische Blindgänger und ihre
größten Schlachten, zu Klampen 1998 (aus dem Englischen, sehr zu empfehlen!)

Online-Quellen:
(1) de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Gallipoli
(2) en.wikipedia.org/wiki/Naval_operations_in_the_Dardanelles_Campaign
(3) http://www.myvideo.de/watch/4091259/Sch ... oli_TEIL_1
http://www.myvideo.de/watch/4091540/Sch ... oli_TEIL_2
http://www.myvideo.de/watch/4091648/Sch ... oli_TEIL_3

Mit freundlichem Gruß
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » So 01.04.12 21:05

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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von didius » Do 10.05.12 09:40

Falls jemand am 24.5. in Berlin weilt gibts es einen "hoffentlich" spanndene Vortrag im Münzkabinet von
Dr. Angelo Geissen, Köln:
Mythen und Münzen. Zur Interpretation einiger Darstellungen auf Bronzedrachmen des Antoninus Pius in Alexandria
"Vorstellung und Interpretation derjenigen seltenen Drachmen des Antoninus Pius, die mythologische Themen vor Augen führen. Es handelt sich hierbei um die Serie mit den 'Taten des Herakles', den sog. Dodekathlos, sowie einige Einzelmotive..."
näheres unter http://www.fam-online.de/
Viele Grüße
didius

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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Mo 25.06.12 19:55

Der stehende Wassergott von Savatra

Übernommen aus dem historischen Thread:

Lykaonien, Savatra, Antoninus Pius, 138-161
AE 28, 9.57g
Av.: AVT KAIC ADR - ANTWNINOC - CE
Kopf, belorbeert, n.r
Rv.: CAOV - TREWN
Bärtiger Wassergott, nackt, steht frontal, Kopf n.l., hält in der gesenkten li Hand
Getreideähren und stützt sich mit der Linken auf hohes Schilfpflanze, re daneben noch
eine kleinere Pflanze; li unten vor ihm ein Fisch n.l.
Ref.: SNG von Aulock 5406; Aulock Lykaonien 166; SNG Copenhagen 16; SNG France
2330/2331; Rec.Gen. 4797
Selten, S+/fast SS, grün-braune Patina

Die Rs. der Münze zeigt eine auffällige Darstellung. Wir haben eine männliche Figur vor uns, die eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Aussehen des Zeus hat, aber die Attribute eines Flußgottes besitzt, doch dabei nicht liegt, wie üblich, sondern steht. Es fragt sich, wen die Figur darstellt.

Savatra, beim heutigen Yaghli-Baiyat, lag nordöstlich von Iconium im Herzen von Kleinasien. In der Literatur erscheint sie unter den Namen Soatra (Strabo), Sautra, Sauatra, Savatra, Sabatra oder Sabatka, Über diese Stadt ist wenig bekannt, was schon die vielen unterschiedlichen Namen zeigen. Sie wird aber erwähnt von Strabo, Ptolemaios, und Hierokles. Auch in den Tabula Peutingeriana ist sie verzeichnet. Sie lag also an einer römischen Straße, nämlich der, die von Laodikeia über Hyde nach Koropissos führte. Von Trajan bis Philipp I. gab sie eigene Münzen aus (HN). Eine Zeit lang war sie auch der Sitz eines Bischofs: 381 n.Chr. des Aristophanes, der auf dem 1. Ökumenischen Konzil in Constantinopel anwesend war, und 451 n.Chr. des Eusthatius.

Die hervorstechendste Eigenschaft dieser Stadt war jedoch der Wassermangel, für den sie berühmt war (Strabo). An ihrer Stelle steht heute das kleine Dorf Su Vermeß(?), was 'kein Wasser' bedeuten soll. Es ist eine wüstenähnliche Region. Die Flüsse verlieren sich in mehreren Landseen, von denen der Tattasee (heute Dusgköl), ein Salzsee, der größte ist. Er ist so salzig, daß es hieß, alles, was man hineinwerfe, überziehe sich sofort mit Salzkristallen. Wenn ein Vogel das Wasser mit den Flügeln berühre, hänge sich das Salz an die Flügel und diese würden so schwer, daß der Vogel versinken müßte.

Wegen seiner Attribute handelt es sich bei der dargestellten Figur mit Sicherheit um eine Wassergottheit. Da die Region um Savatra aber wasserlos ist, wird es sich um einen der Salzseen in der Nachbarschaft handeln (Hill, BM). Hill vermutete den Tatta-See, und betonte die Tatsache, daß die Figur steht und nicht liegt, wie es üblicherweise ein Flußgott tut. Obwohl der Tatta-See fast 70km entfernt ist, ist er eine so beeindruckende Erscheinung in dieser Region, daß das Erscheinen seiner Schutzgottheit auf einer Münze von Savatra ohne weiteres verständlich wäre, wenn wir sicher wären, daß der Distrikt von Savatra bis an seine Ufer gereicht hätte. Das aber war wohl nicht der Fall. Es gibt jedoch eine Alternative: den Salzsee von Obroklu, das abhängig von Savatra gewesen sein muß (Ramsay). Da nun gewöhnlich auf Münzen nur dargestellt wird, was auf dem Territorium der Stadt liegt, wird es nicht der Tatta-See sein, den die Figur darstellt, sondern der kleinere See neben dem Ort Obroklu.

Quellen:
Ludwig Georgii, Alte Geographie (über books.google)
H. S. Cronin, First Report of a Journey in Pisidia, Lycaonia, and Pamphylia, 1902
Wikipedia

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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Di 26.06.12 16:39

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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Fr 29.06.12 22:34

Übrigens habe ich noch einige Exemplare der Zweitauflage des Buches "Münzen und antike Mythologie". Ein Exemplar hat gerade das Staatliche Münzkabinett in München gekauft. Interessenten können mir ja eine PN schicken.

Danke
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Mi 01.08.12 12:14

Zeus Olybrios

Diese wunderschöne Münze lag schon lange wie Blei in meiner Sammlung.

Münze:
Kilikien, Anazarbos, Commodus, 177-192
AE 26, 12.84g, 225°
geprägt 180/81 (Jahr 199)
Av.: AVTO K ΛO A - KOMOΔEΩ CEB
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n. r.
Rv.: ANAZAPBE - ΩN ETOVC ΘQΠ (= 199)
Büste des Zeus Olybrios, diademiert, mit Halsband, nach vorne, Kopf n .r.
Ref.: SNG Levante Supp. 325 (diese Münze); SNG Paris 2041 var. (Legende, Jahreszahl)
selten, SS, dunkelgrüne Patina, Vs. etwas rauh
Pedigree:
ex CNG electronic auction 134, 2006, Lot 156

Anazarbos pros Pyramo, das heutige Anavarza, ist ein Ort in Kilikien, gelegen am mittleren Pyramos, genannt nach einem benachbarten Berg, dem heiligen Berg Zarbos, einem 220m hohen Ausläufer des Taurusgebirges. Augustus erhob Anazarbos zur Stadt und taufte es um in Kaisareia pros Anazarbo. Es erreichte fast die Bedeutung von Tarsos, wurde aber im 6.Jh. n.Chr. durch ein Erdbeben zerstört. Justinian baute es als Justinianopolis wieder auf und es diente als byzantinische Grenzfestung. Heute finden in Anazarbos Ausgrabungen statt unter Leitung des Deutschen Archäologischen Instituts.

Olybris oder Olybrios war der Stadtgott und Patron von Anazarbos, wahrscheinlich auch ihr Gründer. Zeus Olybrios erscheint in einer Inschrift auf einer schmalen Marmorstele vom Esquilin in Rom als kilikischer Gott. In einer Inschrift in Ankara wird er als Zeus Olybris bezeichnet. In lateinischen Inschriften heißt er Jupiter Olybraeus. Diese wurden gefunden in der Region von Syria und Palaestina, wohin ihn wahrscheinlich Soldaten gebracht hatten

Die auf dem Esquilin in Rom gefundene Weihinschrift (C.I.L. 2823) lautet ΔΙΙ ΟΛΥΒΡΙ[Ω] ΤΟΥ ΚΙΛΙΚΩΝ ΕΘΝΟΥΣ ΤΗΣ Λ(ΑΜΠΡΟΤΑΤΗΣ) Μ(ΗΤΡΟΠΟΛΕΩΣ) ΑΝΑΖΑΡΒΕΩΝ ΑΥΡ(ΗΛΙΟΣ) ΜΑΡΚΟΣ ΣΤΑΤΩΡ ΕΥΧΗΣ ΧΑΡΙΝ Deutsch: "Dem Zeus Olybrios des Ethnos der Kilikier (und) der glänzendsten Metropolis Anazarbus (von) Aurelius Marcus, dem Stator (Amtsdiener), auf Grund eines Gelübdes (gewidmet)". Hier wird Olybrios nicht nur als kilikischer Gott bezeichnet, sondern als Gott der Kilikier, ein Name, der nach Roscher mit Olymbros zusammenhängt.

Diesen Olymbros erwähnt Stephanus Byzantius. Danach war Olymbros einer der älteren Titanen, der Sohn der Gaia und des Uranos, der Bruder des Adanos, des Gründers von Adana in Kilikien, des Ostasos, Sandes, Kronos, Iapetos und der Rhea.

Daß die Titanen die eigentlichen Stammesgötter Kilikiens sind, sagt Dio Prus. 33 (II.p.1.Dind.). Deshalb ist Olybrios der Stammgott des ganzen kilikischen Volkes und Anazarbos die besondere Stätte seiner Verehrung (Domaszewski).

Beide sind kilikische Götter. Beide sind Städtegründer. Nun hat sich die griechische Mythologie dieser Götter angenommen. Nach Imhoof-Blumer erscheint Kronos bereits im 4.Jh. v.Chr. auf Münzen von Mallos. Das bedeutet aber, daß bereits damals die Gleichsetzung der kilikischen mit den griechischen Göttern geläufig war und die Griechen beim Zusammentreffen mit den fremden Völkern diese Genealogie geschaffen haben.

Und es geht weiter: Salmasius hatte bereits Olympos für Olymbros vermutet, was M. Mayer, Giganten und Titanen 55, 11 (vgl. Schömann, Opusc. acad. 2, 121, 47) billigte. Doch ist die Richtigkeit der Überlieferung durch den inschriftlich bezeugten kilikischen Beinamen des Zeus Olybri(os) erwiesen. Aber es ist gut möglich, daß es sich bei Olymbros um den kretischen Lehrer des Zeus handelt. Der ist in der Mythologie aber auch unter dem Namen Olympos bekannt!

Mythologie:
Nach allgemeiner Auffassung wird Zeus mit dem Beinamen 'der Olympier' bezeichnet, weil er der Vater der olympischen Götter ist, die oben auf dem Berg Olymp ihrem sorgenlosen Leben nachgehen. Aber es gibt überraschenderweise auch andere Meinungen:

Die Mythologie erzählt von einem Olympos (I), einem Kreter oder Sohn des Kres, den Kronos dem Zeus als Lehrer und Erzieher zur Seite stellte. Dieser zog ihn auf und unterrichtete ihn in der Religion. Als aber Zeus ihn im Verdacht hatte, daß er die Giganten zum Kampf gegen seine Herrschaft aufstachelte und ihn vom Thron stoßen wollte, habe er ihn mit dem Blitz erschlagen. Danach habe Zeus seine Tat sehr bereut, und da er den Olympos nicht wieder lebendig machen konnte, so habe er ihm wenigstens seinen eigenen Namen gegeben und ihn sogar auf dessen Grab schreiben lassen, weshalb man nachher glauben wollte, als ob das Grab des Olympos das Grab des Zeus selbst sei (Ptolem. Nov. Hist.; Prol. Hephaest.I.II p.311)

Es gibt aber noch einen anderen Olympos (II), der dem ersten in seiner väterlichen Rolle sehr ähnlich ist: Diodorus Siculus erzählt von Berichten der Libyer und griechischer Schriftsteller, insbesondere des Dionysios von Milet, daß Dionysos den jungen Zeus als König in Ägypten eingesetzt habe. Wegen seiner Jugend habe er ihn dem Olympos anvertraut. Dieser war ein weiser Mann und unterrichtete ihn in den Wissenschaften und erzog ihn zu den höchsten Tugenden. Von diesem Lehrer habe Zeus selbst den Beinamen Olympios erhalten (Diod. Sic. I.III.c.73)

Zusammenfassung:
Wir sind ausgegangen von Olybrios oder Olybris, dem Stadtgott und Gründer von Anazarbos, der sich dann als Gott aller Kilikier herausgestellt hat. Dieser Name hängt nach Roscher mit Olymbros zusammen, der in der griechischen Mythologie einer der älteren Titanen war. Das paßt zu Dio von Prusa, nach dem Kilikien das Land der Titanen gewesen ist. Olymbros aber gilt als der kretische Erzieher des Zeus. Der Lehrer des Zeus ist aber auch unter dem Namen Olympos bekannt. Und so schließt sich der Bogen

Um diesen Artikel abzurunden, möchte ich noch daraufhinweisen, daß nahe des Dorfes Areni in Armenien ein kleiner Altar aus dem 2.Jh. n.Chr. gefunden wurde mit einer 6-zeiligen griechischen Inschrift. Dort wird die ΓΗ ΜΗΤΕΡ ΟΛΥΒΡΙΣ ΘΕΑ ΔΕΣΠΟΙΝΑ (Ge Mutter Olybris Göttin und Herrin) genannt. Dieser Altar wurde von einem römischern Legionär gestiftet (Vinogradov). Da ist nicht nur der Fundort interessant, sondern die Tatsache, daß hier eine weibliche Gottheit als Olybris bezeichnet wird. Auch dies ein Hinweis darauf, daß Olybris für das ganze kilikische Volk stand.

Anmerkungen:
(1) Claudius Salmasius, französisch Claude de Saumaise (* 15. April 1588 in
Semur-en-Auxois; † 3. September 1653 in Spa), war ein französischer Altphilologe
und Universalgelehrter.
(2) Stephanus Byzantius, Grammatiker in Constantinopel im 6,Jh. n.Chr., schrieb ein
geographisches Wörterbuch, die Ethnika, die als Epitome, kompiliert durch Hermolaus,
vorliegt.
(3) Diodorus Siculus, griech. Geschichtsschreiber aus dem 1.Jh. v..Chr., sein Werk,
Bibliotheca historica, ist eine Universalgeschichte in 40 Büchern, von denen
allerdings nur 14 erhalten sind
(4) Dion von Prusa (Chrysostomos), griech. Redner und Philosoph des 1. Jh. n.Chr.
(5) Ptolemaios Hephaistionis (Chennos), Sohn des Mythographen Hephaistion aus
Alexandria, griech. Geschichtsschreiber, 2. Hälfte des 1. Jh. n.Chr., von Hederich zitiert:
Historia nova ad varium eruditionem.Seine Glaubwürdigkeit ist umstritten.
(6) Hephaestion von Theben, während der Regierungszeit des Theodosius, schrieb 3 Bücher
über Astrologie, das 1. Buch enthielt Prolegomena, wurde u.a. von Salmasius (Saumaise)
benutzt

Kunstgeschichte:
Abbildungen des Zeus Olybrios außer denen auf Münzen habe ich nicht finden können.
Deshalb habe ich hinzugefügt
(1) ein Bild der Münze Anazarbos, Trajan, Ziegler 977 ff. Auf der Rs. mit dem Kopf des
Zeus Olybrios sieht man im Hintergrund die Felsen des heiligen Berges Zarbos und
oben die Akropolis von Anazarbos mit 2 Gebäuden. Das re. ist wahrscheinlich der
Tempel des Zeus Olybrios.
(2) ein Bild des Triumphbogens aus Anazarbos, welches später als Südtor diente. Dahinter
sieht man die armenische Bergfestung

Quellen:
(1) Diodorus Siculus, Bibliotheca historica
(2) Stephanus Byzantius, Ethnica, 24.19
(3) Ptolem. Nov. Hist.
(4) Prol. Hephaest.I.II p.311
(5) Dio von Prusa

Sekundärliteratur:
(1) Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Wörterbuch (auch online)
(2) Wilhelm H. Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen
Mythologie (auch online)
(3) William Smith, A Dictionary of Greek and Roman biography and mythology.
London.
(4) Der Kleine Pauly
(5) Alfred Domaszewski, Zeus Olybrios, in Numismatische Zeitschrift 44 (1911), S.9-
12 (über SUBITO)
(6) Benjamin Isaac, Dedications to Zeus Olybris, in: Zeitschrift für Papyrologie und
Epigraphik 117 (1997), S.126–128 (auch online)
(7) Vinogradov, J.G., The Goddess Ge Meter Olybris. A New Epigraphic Evidence from
Armenia, in East and West Y. 1992, vol. 42, No. 1, pages 13-26

Online-Quellen:
(1) Wikipedia
(2) http://www.theoi.com

Mit freundlichen Grüßen
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Mi 01.08.12 12:15

Philoktetes - die Geschichte eines Einsamen und Gequälten

Münze:
Thessalien, Lamia, im Namen der Malienser, 400-344 v.Chr.
AE 14, 2.19g, 14.34mm, 195°
Av.: Kopf der Athena n. r., mit korinthischem Helm und Halskette
Rv.: MALIEWN (im li. Feld von unten nach oben)
Philoktetes, nackt, mit Ausfallschritt n. r. stehend, in der vorgestreckten Linken Bogen
haltend und mit eingelegtem Pfeil auf Vögel schießend, von denen einer vor ihm zu
Boden fällt; re. vor ihm der Köcher
Ref.: SNG Copenhagen 87; Rogers 384, fig. 197; SNG Evelpidis 1540; Moustaka 41;
Georgioiu, mint 16; BCD Thessaly II, 125; Lindgren II, 1397
Selten, S+, schwarzgrüne Patina mit helleren Auflagerungen

Anm.: Lamia war die östliche Stadt der Malienser in der Phthiotis in Thessalien. Sie lag am Fuß des Gebirges am nördlichen Ende der Ebene, die vom Spercheios durchflossen wird (Wikipedia). Heute heißt sie Zeitun oder Zeituni. Eigenartigerweise schreibt der Kleine Pauly Lamis, was ich sonst nirgends gefunden habe. Es kann vielleicht ein Dreckfuhler sein.
Der Eponym von Lamia war Lamos oder Lamios, ein Sohn des Herakles und der Omphale, wohl ein Versuch, die Fürstenhäuser von Omphalion und Lamia auf Herakles zurückzuführen.

Mythologie:
Wie üblich gibt es auch von Philoktetes viele verschiedene Mythologien, die sich manchmal sogar widersprechen. Ich werde an verschiedenen Stellen daraufhinweisen. Eine besondere Stellung nimmt der Philoktetes des Sophokles ein, auf den ich in einem Exkurs eingehen werde.

Sein Name bedeutet wörtlich soviel wie "besitzliebend". Gemeint ist damit wahrscheinlich, daß er im Besitz von großen Rinderherden war.

Philoktet war der Sohn des Königs Poias von Meliboia in Thessalien, des Sohns des Thaumakos, und seiner Gemahlin Demonassa (Hyg. Fab. 102). Es heißt, daß er zu den Argonauten gehörte, als die auf der Suche nach dem Goldenen Vlies nach Kolchis fuhren. Später wurde er zum engsten Begleiter des Herakles und zu seinem Waffenträger.

Philoktetes und die Apotheose (Himmelfahrt) des Herakles
Deianeira hatte dem Herakles aus Eifersucht das Hemd des Kentauren Nessos gegeben, im Glauben, daß es einen Liebeszauber enthalte. Aber es war mit dem giftigen Blut des Kentauren getränkt. Als Herakles es anzog, wurde er durch den entstehenden brennenden Schmerz so gequält, daß er beschloß, zu sterben. Er ließ sich auf den Berg Oita bringen, wo sein Liebling Hyllos einen Scheiterhaufen anhäufte, auf dem er sich verbrennen wollte. Aber niemand war bereit, den Scheiterhaufen anzuzünden. Erst Philoktetes (nach anderen Quellen sein Vater Poias oder sein Begleiter Iolaos) überwand sich und nahm diesen letzten Freundschaftsdienst auf sich. Aus Dankbarkeit überreichte Herakles ihm seinen Bogen und die Giftpfeile, die in das Blut der Hydra getaucht worden waren. Philoktetes mußte den heiligen Eid ablegen, niemandem seinen Todesort zu verraten (Diodor. Sic.). Herakles aber wurde unter Blitz und Donner auf den Olymp entrückt (Apollodor, Bibliothek II, 128-167). Es gibt ein schönes Bild auf einer attischen Amphora, wo Herakles, jetzt wieder jung geworden, den Wagen der Athena besteigt, um in den Himmel gefahren zu werden.

Es wird auch erzählt, daß Philoktetes nach Sparta gereist sei, weil er um Helena freien wollte. Zu der Zeit muß er schon älter gewesen sein. Als Helena sich aber für Menelaos, den König von Mykene, entschied, hätten alle Freier auf den Rat des Odysseus hin einen feierlichen Eid geleistet, Helena immer zu beschützen. Das war der Grund, weshalb Menelaos Philoktetes aufforderte, mit nach Troja zu segeln, als Helena mit Paris davongelaufen war.

Philoktetes auf Lemnos
Als es nun zum Krieg der Griechen gegen Troja kam, führte Philoktet die Männer von Magnesia in Thessalien auf 7 Schiffen nach Troja (Ilias II, 71). Lamia selbst gehörte eigentlich nicht zu den dort erwähnten 4 Städten, war aber eng benachbart. Noch auf der Hinfahrt wurde er auf der Insel Chryse (nach anderen auf Tenedos) während eines Opfers an dem Altar des Apollo Smintheus, den Iason, der Anführer der Argonauten, aufgestellt haben soll, von einer Schlange in den Fuß gebissen. Die Wunde wollte nicht heilen, begann zu eitern und stank fürchterlich. Zudem waren seine Schmerzensschreie so laut, daß sie die Griechen bei Opfern und Gebeten störten. Weil Odysseus Angst um die Kampfmoral der Griechen bekam, überredete er sie, Philoktetes auf der Insel Lemnos auszusetzen. Seine Krieger aber wurden dem Medon übergeben

Warum er gebissen wurde, dafür gibt es verschiedene Erklärungen:
(1) Die Schlange sei von Hera geschickt worden, die ihn bestrafen wollte, weil er ihrem Todfeind Herakles auf dem Scheiterhaufen geholfen hatte.
(2) Er sei bestraft worden dafür, daß er entgegen seinem Versprechen den Ort des Herakles verraten hatte. Nach einer Version soll er das ohne zu sprechen nur
mit einer Bewegung des Fußes gemacht haben, weswegen er auch in den Fuß gebissen wurde.

Auf Lemnos lebte er 10 Jahre lang in Leid und Einsamkeit, wie Robinson Crusoe, allerdings ohne einen Freitag. Er zog sich in eine Höhle zurück und ernährte sich von Vögeln, die er mit seinen Pfeilen erlegte. Dies ist auch das Thema auf der Rückseite der abgebildeten Münze.

Nach anderen war er nicht allein, sondern wurde von Phimachos, einem Hirten des Königs Aktor, mit Nahrung versorgt (Hygin., Fab.). Jedenfalls sind sich alle einig, daß er auf Lemnos ein elendiges Leben führte. Und man darf nicht vergessen, daß er alle die Jahre von der Wunde, die nicht heilen wollte, entsetzlich gequält wurde. Er entwickelte dabei verständlicherweise einen Riesengroll auf die Griechen und verfluchte sie.

Die Griechen hatten währenddessen 10 Jahre Troja belagert, ohne es einnehmen zu können. Nach dem Tod des großen Ajas und nachdem Achilles durch Paris getötet worden war, waren die Griechen entmutigt und es gab bereits Bestrebungen, die Belagerung abzubrechen. Da gelang es ihnen, Helenos, einen Sohn des Priamos und Bruder der Kassandra, gefangen zu nehmen. Helenos war wie seine Schwester mit seherischen Fähigkeiten begabt und verriet nach Folterungen den Griechen, daß sie Troja nur einnehmen könnten, wenn sie 3 Bedingungen erfüllten:
(1) Neoptelomos, der Sohn des Achilles, mußte nach Troja geholt werden.
(2) Troja war im Besitz des Palladions, einer hölzernen Statue der Athena. Mit dieser Statue war Troja unbesiegbar.
(3) Troja konnte nur besiegt werden mit der Hilfe von Philoktetes und seinem Bogen.

Neoptolemos nach Troja zu holen, war einfach. Um das Palladion zu stehlen, schlichen sich Odysseus und Diomedes nachts nach Troja hinein und brachten es ins Lager der Griechen. Philoktetes und seinen Bogen zu holen, war schwieriger. Agamemnon schickte Odysseus und Diomedes (oder Neoptolemos, so Sophokles) nach Lemnos, um ihn zur überreden, nach Troja zu kommen. Auch hier gibt es verschiedene Versionen, die sich im Verhalten des Philoktetes unterscheiden:
(1) Es gelang ihnen, Philoktetes zu überreden, seinen Groll auf die Griechen zu vergessen, und ihnen in ihrer großen Not zu helfen. Diese
Gewissensentscheidung des Philoktetes ist das Thema der großen antiken Tragödien.
(2) Odysseus und Diomedes stehlen ihm den Bogen und die Pfeile.
Jedenfalls findet er sich endlich vor Troja und wird durch den griechischen Arzt Machaon (oder dessen Bruder Podaleirios) geheilt. Dann tötet er mit seinen Pfeilen im Zweikampf Paris, den Besitzer der Helena, und rächt so den Tod des Achilles. Das Ende ist bekannt: Troja fiel.

Das weitere Schicksal des Philoktetes
Es wird erzählt, daß Philoktetes nach der Heimkehr von Troja von Aufständischen aus seiner Heimnatstadt Meliboa vertrieben wurde und nach Italien ging, wo er in Kalabrien die Stadt Petilia und die Stadt Krimissa in der Nähe von Kroton gründete. Durch ihn wurden die Bruttii etabliert. Den Bogen des Herakles weihte er dem Apollo und hängte ihn im Apollotempel von Krimissa auf. Er sei dann in einem regionalen Krieg gegen die Pellenier gefallen und am Fluß Sybaris bestattet worden. Er soll dort sogar als Gott verehrt worden sein (Vergil)

Hintergrund
Die Sage von Philoktetes scheint vorhomerisch zu sein. Homer erwähnt ihn nur kurz in der Ilias im Schiffskatalog, und in der Odyssee (3, 190) wird erzählt, daß er in seine Heimat zurückkehrte.

Die großen Tragiker nahmen dann den Stoff auf. Aischylos, Euripides und Sophokles schrieben Tragödien über ihn. Die Geschichte wird auch erzählt von Virgil, Pindar, Seneca, Quintilian und Ovid. Die Werke von Aischylos und Euripides sind nicht überliefert. Aber glücklicherweise hat Dion von Prusa (Rede 52) ihren Inhalt zusammengefaßt und dem Werk von Sophokles gegenübergestellt. So kennen wir wenigstens die Intentionen dieser Werke. Mehr darüber im Exkurs über den Philoktetes des Sophokles.

Hederich hält das schlimme Schicksal des Philoktetes für eine gerechte Strafe für den gebrochenen Eid, den er dem Herakles geleistet hatte. Auch Toten habe man einen Eid zu halten.

Nach F.Marx (1904) ist Philoktetes auf Lemnos zuhause, und da sein Schicksal zu dem des Hephaistos Parallelen aufweist - beide wurden ausgestoßen und später wieder in die Gemeinschaft aufgenommen - sei er eine Hypostase des Feuergottes, der ja auch aus Lermnos stammte. L. Rademacher sieht in Schlangenbiß und Aussetzung eine Strafe für das Eindringen bei der Nymphe Chryse und vermutet im Zusamenhang mit dem Namen Φιλο - κτητης eine alte Schatzgräbersage(!) (Der Kleine Pauly).

Bemerkenswert ist, daß in der Gegenwart der antike Philoktetes-Stoff zur Bewältigung von post-traumatischen Erkrankungen bei amerikanischen Soldaten, z.B. Irak- und Afghanistanrückkehrern genutzt wird. Siehe Bryan Doerris: The Philoctetes Project (New York 2005 und 2008).

Kunstgeschichte:
Von Glaukos aus Nikopolis ist ein Epigramm bekannt, das ein Bild des griechischen Malers Parrhasios (um 400 v.Chr.) preist, das den Philoktetes zeigt. Das Bild selbst ist nicht überliefert, aber auf einem Silberbecher aus augusteischer Zeit (jetzt in Kopenhagen) scheint ein Nachhall zu sehen sein. Er zeigt Philoktetes auf einem Felsen sitzend, den verletzten Fuß von sich gestreckt und den Kopf von Odysseus abgewendet, der vor ihm sitzt. Sonst hat sich wenig erhalten (Aghion). Es gibt weiter eine attische Vase im Louvre und eine im Metropolitan Museum in New York:

(1) Detail von einer attischen rotfigurigen Stamnos des Hermonax, ca. 460 v.Chr., heute im
Louvre/Paris: Der verwundete Philoktetes wird von den Griechen auf Lemnos ausgesetzt.
Anm.:
Ein Stamnos war ein dickbauchiges, der Amphora ähnliches Vorratsgefäß. Er hatte einen
kurzen Hals und seitlich zwei horizontale Henkel am Gefäßkörper. Es diente der
Aufbewahrung von Wein und Öl. Entwickelt worden war es wahrscheinlich in Lakonien
oder Etrurien. Typisch war sein Deckel. Der Stamnos ist heute als Pelike bekannt.

(2) Attische rotfigurige squat Lekythos, ca. 420 BC, Metropolitan Museum of Art, New York:
Philoktetes auf Lemnos,
Anm.:
Ein Lekythos war eine antike griechische Vase zum Aufbewahren von z.B. Olivenöl. Der
Squat Lekythos ist gewöhnlich weniger als 20cm hoch, hat einen gewölbten Bauch und
eine flache Basis.

Das Motiv der Himmelfahrt des Herakles war natürlich geeignet für Darstellungen auf Gräbern. Im Museum Carnuntinum ( Niederösterreich ) befindet sich ein Grabrelief aus dem 2.Jhdt.: Der sterbende Herakles auf dem Scheiterhaufen überreicht seinen Bogen seinem Freund Philoktet. Rechts von Herakles wartet Athena darauf, ihn in den Himmel zu geleiten.
(Wiki)

In der Neuzeit wurde das Thema wieder aufgenommen. Hier eine Auswahl:
(1) Gemälde von J. Barry (1770; Bologna, PN)
(2) Nikolaj Abraham Abildgaard (1743-1809), Philoctetes, 1775, Statens Museum for
Kunst, Copenhagen: Philoktetes kniet mit gequältem gesich n. r. und hält sich den
schmerzenden Fuß.
(3) Germain-Jean Drouais (1763-1788), Philoctète dans l'île de Lemnos, 1788, Öl auf
Leinwand, Chartres, Musée des Beaux-Arts: Philoktetes sitzt mit schmerzverzerrtem
Gesicht in seiner Höhle und fächelt mit einem großen Vogelflügel seinem schmerzenden
Fuß Kühlung zu.
(4) Guillaume Guillon-Lethiere (1760-1832), Philoctetes on the Island of Lemnos
(1798, Louvre/Paris): Philoktetes mit Bogen und Köcher über dem Rücken klettert mit
schmerzverzerrtem Gesicht über Felsen auf der Jagd nach Vögeln. Dieses Bild habe ich
ausgewählt, weil es mit der Vogeljagd das Motiv auf meiner Münze wiederholt.
(5) P.-P. Proudhon (1807; Ponce, Mus.)
(6) und schließlich in einer Gipsskulptur von A. v. Hildebrands (1886; Florenz, S. Francesco)

Hinzugefügt habe ich:
(1) das Detail vom Stamnos aus dem Louvre.
(2) ein Bild des Lekythos aus dem Metropolitan Museum
(3) ein Bild des Grabreliefs aus Carnuntum
(4) ein Bild des Gemäldes von Guillaume Guillon-Lethiere

Literatur:
(1) Homer, Ilias 2, 716-725
(2) Homer, Odyssee 3, 190; 8, 219
(3) Hyginus, Fabulae
(4) Apollodor, Bibliotheke, Epitome 3, 14-27, 5, 8, 6, 15b
(5) Sophokles, Philoktetes, 1999 Insel
(in der Übersetzung von Wolfgang Schadewaldt)
(6) Ovid, Metamorphosen, 13, 46-55

Sekundärliteratur:
(1) Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon, 1770 (auch online)
(2) Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen
Mythologie, Teubnwr 1897-1902 (auch online)
(3) Der Kleine Pauly
(4) Karl Kerenyi, Die Mythologie der Griechen Band II: Die Heroengeschichten, dtv 1966
(5) Robert von Ranke-Graves, Griechische Mythologie, rororo 1960
(6) Aghion/Barbillon/Lissarrague, Lexikon der antiken Götter und Heroen in de Kunst,
Reclam 2000

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
lamia_SNGcop87.jpg
Hermonax-Philoctetes_Louvre.jpg
Lekythos_Philoktetes_at_Lemnos_Met.jpg
Carnuntum_Herkules_am_Scheiterhaufen.jpg
Guillaume_Guillon-Lethiere,_Philoctetes_on_the_Island_of_Lemnos.jpg
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Di 11.09.12 20:12

Midas (und Mida)

Die Münze

Pisidien, Kremna, Caracalla, 198-217
AE 19, 4.97g
Av.: IM - P C M AV - R ANT PF AV
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: COL.CREM. - MID.DEAE (von re. oben)
Göttin Mida in der Art der Kybele n. l. thronend, hält in der vorgestreckten
Rechten Patera
Ref.: Lindgren&Kovacs 1292 (diese Münze); Vs. stempelgleich mit asiaminorcoins #
4590
SS, dunkelgrüne Patina
Auflösung der Legende: Colonia Cremnensium Midae Deae
Anm.: Diesen Typ gibt es auch für Marcus Aurelius und Geta

Mythologie
Die älteste Erwähnung des Midas stammt von Herodot und ist eine nordgriechische Sage. Hier wurde in Makedonien unterhalb des Bermiosgebirges der Silen gefangen, an der Innaquelle, und hier wuchsen die sechzigblättrigen Wildrosen mit ihrem unvergleichlichen Duft, die in der ganzen Antike berühmt waren.
Aber bereits Herodot vermischt diese makedonische Lokalsage mit den phrygischen Königen, indem er Midas als den Sohn des Gordios und der Kybele bezeichnet. So wurde das Einfangen des Silen später nach Kleinasien verlegt. Ursprünglicher aber ist die makedonische Überlieferung, die sich beim Stamm der Briger abspielte, die aber mit ihrem Namen auch an die kleinasiatischen Phryger anklingen. So gibt es auch einen wenig bekannten nordgriechischen König Midas, den Karanos bei der Einnahme von Edessa geschlagen haben soll (nach Justin 7, 1).

Jedenfalls sind alle diesen Mythologien später nach Kleinasien verlegt worden. König Midas hat den Silen wahrscheinlich eingefangen, um an seine Weisheit zu gelangen. Dies soll u.a. bei Ankyra stattgefunden haben. Darüber habe ich bereits ausführlich in dem Artikel über Silen und Dionysos in diesem Thread geschrieben, den ich hier empfehlen möchte. Am bekanntesten ist die Geschichte, die ausführlich von Ovid in seinen Metamorphosen erzählt wird: Nachdem sich Silen sechs Tage und Nächte bei König Midas aufgehalten hatte, wurde er von ihm wieder zurückgebracht zu seinem Pflegevater Dionysos. Aus Freude darüber versprach Dionysos ihm, einen Wunsch zu erfüllen. In seiner Verblendung wünschte sich Midas, daß alles was er berührte, zu Gold werden sollte. Erst als er essen wollte, merkte er seinen Fehler. Von Hunger und Durst gequält, rief er Dionysos um Hilfe an. Der Gott erbarmte sich seiner und trug ihm auf, im Fluß Paktolos zu baden. So wurde Midas gerettet. Der Paktolos aber wurde zum goldreichsten Fluß Kleinasiens.

Diese Sage ist eine Anspielung auf den sagenhaften Reichtum des Midas. Bereits in der Wiege ereignete sich ein Wunder. Da legten ihm Ameisen, die in der Antike als Wundertiere galten, Weizenkörner in den Mund. Dies wurde aufgefaßt als Weissagung für seinen späteren Reichtum (so z.B. Cicero, De divin.1, 36).

Es gibt eine zweite Geschichte, die Midas unglücklich aussehen läßt. Überdrüssig seiner Schätze habe sich Midas in die Wälder geflüchtet, um nur noch dem Pan zu dienen. Dabei kam er zum Berge Tmolos, als gerade Pan und Apollo einen Gesangswettbewerb austrugen, bei dem der Berggott der Schiedsrichter war. Als dieser den Apollo zum Sieger ausrief, widersprach Midas energisch. Aus Zorn darüber verpaßte Apollo ihm Eselsohren, die seine Dummheit kenntlich machen sollten. Um sie zu verbergen trug König Midas seitdem eine Tiara. Nur seinem Barbier war seine Mißgestalt bekannt, der von ihm zum Schweigen verurteilt worden war. Da er sein Geheimnis nicht für sich behalten konnte, grub er ein Loch, rief "König Midas hat Eselsohren" und schüttete es wieder zu. Schilfpflanzen in der Nähe hatten jedoch alles mitbekommen und vom Winde bewegt flüsterten sie das Geheimnis des Königs in alle Welt hinaus.

Hintergrund
Wir müssen uns fragen, auf welche Weise König Midas eine etwas lächerliche Gestalt geworden ist. Ursprünglich kann dies nicht gewesen sein, denn Midas war der Name mehrerer phrygischer Könige. Siehe dazu den Artikel über Gordios, den Gründer von Gordion, in diesem Thread. Roscher gibt als Erklärung an, daß die langen Ohren eine Mißbildung der phrygischen Könige gewesen seien, ähnlich wie wir es von den merowingischen Königen mit ihrer Ichthyosis kennen. Dann wäre die Sage ätiologisch zu sehen. Altertümlicher wäre dann auch die Darstellung in Myth. Vat. 3, 10,7, wo Midas nicht zufällig beim Gesangswettbewerb vorbeikam, sondern zum Richter bestimmt worden war, was seiner königlichen Stellung eher entsprach. Diese ganze Geschichte hat Anklänge an die Tragödie des Marsyas und scheint alexandrinisch zu sein. Midas soll auch die Flötenmusik bei Begräbnissen eingeführt haben, ja sogar die Querflöte erfunden haben. Gestorben soll er sein durch Selbstmord durch trinken von Stierblut, als die Kimmerieer ins Phrygerreich einfielen.

Tragen wir zusammen, was wir von Midas wissen: Die Eselsohren sind Reste einer theriomorphen Bildung, ähnlich den spitzen Ohren der Silene. Bedeutungsvoll ist sein Leben in Wald und Flur. Auch Beziehungen zu Quellen sind bekannt. Von Xenophon (Anab. 1, 2, 13) wird eine Midasquelle erwähnt, ebenso von Pausanias und Plutarch, und das Baden in der Quelle des Paktolos paßt genau dazu. So müssen wir Midas als segenspendende Naturgottheit sehen (Roscher). Ihm gehörten die üppigen Rosengärten von Edessa und er lebte an der Innaquelle, der Eselsquelle, in Makedonien. Die Erzählung vom Wispern des Schilfes ist nur eine märchenhafte Ausschmückung.

Midas soll einen Sohn namens Lityerses gehabt haben. Der forderte Gäste zum Wettkampf im Mähen auf und peitschte dann die Verlierer durch; bis er endlich von einem Stärkeren, wohl Herakles, besiegt wurde. Dies war das Thema von Euripides' "Theristai (Die Schnitter)", einem verlorengegangenen Satyrdrama. Ein ähnliches Stück gibt es von Sositheos aus Alexandria Troas. Hier schlägt er ihm beim Mähen den Kopf ab und wirft ihn in einer Garbe in den Mäander. Hervorgegangen ist diese Sage wohl aus einem Schnitterlied, das während der Arbeit gesungen wurde.

Ein anderer Sohn des Midas soll Anchuros gewesen sein. Als einmal eine furchtbare Überschwemmung Phrygien heimsuchte, verkündete ein Orakel, daß diese erst aufhören würde, wenn man das Kostbarste in den bei Kelainai (dem späteren Apameia)
entstandenen Erdspalt geworfen hätte. Als alles Gold und Silber nichts genutzt hatte, stürzte sich Anchuros selbst in den Schlund (Putarch).

Midas ist eine alte Gottheit der Briger in Nordgriechenland wie auch der kleinasiatischen Phryger. Von ihm leiteten sowohl ein makedonisches Herrschergeschlecht als auch die phrygischen Könige ihre Namen ab. Die Briger (= Phryger) werden ihren Midas mitgebracht haben, als sie nach Nordgriechenland wanderten. Dort machten sie die Bekanntschaft mit den makedonischen Silenen und Satyrn und glichen ihnen den Midas an. Dieser alte ursprünglichere Midas verblaßte dann bei den Griechen (Roscher) und machte Platz für die phrygischen Könige, die auch bei den Griechen berühmt waren. Bei den Assyrern war er bekannt als "Mita von Muschki".

Reste des nordgriechischen Namens sind übrigens noch zu erkennen im Namen zweier Heroinen namens Midea, einer böotischen und einer argivischen. Beide sind Eponymen zweier Städte namens Medeia (Roscher).

Und jetzt kommen wir zu meiner Münze:

MID.DEAE steht auf der Rs., MIDAE DEAE, der Göttin Mida gewidmet! Die Erklärung finden wir im sog. Midasgrab von Midas Sehri, der Midasstadt. Midas Sehri war neben der Hauptstadt Gordion die wichtigste Stadt in Phrygien. Dort hatte der englische Forschungsreisende William Martin Leake am 27. Januar 1800 die große Fassade entdeckt und aufgrund der phrygischen Inschrift als Midasgrab bezeichnet. Ramsay begann 1881 mit der intensiven Erforschung. Diese sog. Midasfassade ist die 16 m hohe und 16,40 m breite verzierte Front eines Gebäudes mit einer Kultnische in der Mitte über dem Boden, in der die Statue der Göttin Kybele stand. Ein aus konzentrischen Kreisen bestehender Akroter schmückt den flachen Giebel. Die Fassade ist mit einem geometrischen Ornament, und der Fassadenrahmen ist mit einem fortlaufendem Dekor aus vier eingetieften Rauten, die ein Quadrat umschließen, verziert. Die Tür in dem Fels hat einen doppelten Rahmen. An der Fassade sind Inschriften und Graffiti angebracht (arachne.uni-koeln.de).

Solche Fassaden sind eine phrygische Spezialität und finden sich auch in der Umgebung häufig. Ein weiteres Midasgrab, einen Tumulus, hat man in Gordion ausgegegraben. Das wurde dann dem Gordios zugeschrieben, dem Vater des historischen Königs Midas.

Allerdings wurde in Midas Sehri kein Raum gefunden,welches als Grab dienen könnte, so daß es sich hierbei eher um eine Kultstätte der Göttin Kybele handelt. Die Inschrift nennt nicht Midas, sondern Mida, eine Epistase der Kybele!

Mida, genauer Mιδα θεος, war eine Schwurgöttin des von König Midas beherrschten Volks, die von einigen für dessen Mutter gehalten wurde. Plutarch nennt sie korrekt phrygisch Mιδα μητερ, und setzt sie als "des Midas Mutter" einer der "Mütter des Dionysos" gleich, und zwar der Gynaikeia, der arretos und der römischen Bona Dea. Er erzählt, daß bei ihrem Kult die Frauen es unter sich trieben wie bei den orphischen Mysterien. Nach Hygin. (Fab.191) hat Midas die dea mater zur Mutter, nach Fab.274 die phrygische Kybele. Gemeint ist hier natürlich wie stets die alte Sagengestalt, die mit dem historischen König nur fälschlich zusammengeflossen ist.

So ist diese Muttergöttin des eselsohrigen, tiergestaltigen Berg- und Waldgottes keine andere als die große Berggöttin ο-Ρειη, Ιδαιη (von ιδη = Waldgebirge), und die Frauengebräuche sind, wie schon Plutarchs Erwähnung anläßlich des berüchtigten Skandals beim Feste der Bona Dea nahelegt, obszön. A. Dieterich, 1894, möchte Mida als Nominativ der Mise und Misme gleichsetzen, hinsichtlich des sprachlichen Verhältnisses der Namen neben der Möglichkeit ursprünglicher Gleichheit jedoch mit Recht auch den Ausweg offen läßt, daß diese Mιδα θεος (Mida jetzt als Genetiv) wirklich nur die Muttergöttin des Midaskults gewesen sei. Und tatsächlich gilt auch in dem Texte, dem Hesychios sein Lemma entnahm, dieses Wesen als 'Göttin des Midas' (Roscher).

Kunstgeschichte:
Angehängt habe ich
(1) ein Bild der Midasfassade in Midas Sehri
(2) ein Bild der phrygischen Inschrift auf dieser Fassade (für alle die des Phrygischen
mächtig sind!)
(3) ein Bild der Kybelestatue von Agoracritus, einem Schüler des Phidias, die durch die
Ausbreitung des Kybelekultes die am weitesten verbreitete Darstellung der Kybele
ist. Sie zeigt Kybele vermenschlicht aber immer noch auf einem Thron, eine Hand
auf einem begleitenden Löwen, die andere hält das Tympanon. Diese Statue ist
vom Stil hellenistisch, stammt aber aus Latium aus der Mitte des 3.Jh. n.Chr.,
heute im Museo Archeologico Nazionale in Neapel.
(4) ein Bild des Gemäldes "Midas und Bacchus", um 1624, von Nicolas Poussin
(1594-1665), heute in der Münchener Pinakothek. Es zeigt den phrygischen König
Midas, der Silen, der sich verlaufen hat, zu Bacchus zurückleitet und dafür belohnt
werden soll.

Literatur
(1) Herodot, Historien
(2) Xenophon, Anabasis
(3) Plutarch, Kaiserviten
(4) Ovid, Metamorphosen
(5) Cicero, Über die Natur der Götter
(6) Hesychios von Alexandria (Grammatiker), Alexandrini Lexicon (auch online)

Sekundärliteratur
(1) Der Kleine Pauly
(2) Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon (auch online)
(3) Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen
Mythologie (auch online)
(4) Dietrich Berndt, Midasstadt in Phrygien, von Zabern 2002
(5) Gemoll, Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
kremna_caracalla_Lindgren&Kovacs1292+.jpg
800px-MidasSehri_Tomb.jpg
281px-MidasSehri_TombDetail.jpg
448px-CybeleHellenistic.jpg
poussin_midas_und_Bacchus.jpg
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Di 09.10.12 15:58

Athena Itonia

Münze
Griechenland, Thesssalische Liga, 196 - 27 v.Chr.
AR - Stater, 5.79g, 24.83mm, 0°
geprägt unter den Magistraten (Strategoi) Polyxenos und Eukolos, ca. 44-40 v.Chr.
Av.: Kopf des Zeus von Dodona mit Eichenkranz n.r.
Rv.: li. ΘΕΣΣΑ (von unten), re. ΛΩΝ (von oben)
Athena Itonia n.r. stehend, behelmt , in langem gegürteten Doppelchiton und Palla,
Aegis auf der Brust, hält mit der li. Hand Schild waagerecht nach oben und in der
erhobenen Rechten waagerecht langen Speer stoßbereit zum Angriff
über dem Speer [Π]ΟΛV - ΞΕΝ[ΟV]
im Abschnitt ΕVΚΟΛΟ[Σ]
kein Beizeichen
Ref.: SNG Copenhagen 291; BMC Thessaly p.2, 21; BCD 878.1
fast SS, getönt
Anm.: Auffällig ist, daß der Name des Polyxenos im Genitiv, der des Eukolos aber im Nominativ steht. Man nimmt an, daß Polyxenos der Strategos, Eukolos aber ein niedrigerer Magistrat, vielleicht ein Tamias, zuständig für die Münzprägung, gewesen ist. Dies ist aber nicht unumstritten (Nicholas V. Sekunda).

Thessalien liegt im Norden Griechenlands und wird gebildet von einer fruchtbaren Ebene, die umgeben ist von Gebirgen, über die nur wenige Pässe führen. Durchflossen wird es vom Peneios und seinen Nebenflüssen. In der Antike war es bekannt für seinen Pferdereichtum und für seine Reiterei, die z.B. am Zug Alexander III. gegen die Perser teilnahm. Bei den Römern war Thessalien berüchtigt für seine Zauberer und Hexen (siehe Apuleius "Der goldene Esel" oder auch Goethe, Faust 2. Teil).
Die neue thessalische Liga, von der unsere Münze stammt, wurde 197 n.Chr. gegründet, nachdem die Römer im 2. Makedonischen Krieg Philipp V. von Makedonien besiegt hatten und Thessalien "frei" geworden war. Hauptstadt und Sitz des Synhedrion (des Rates) war Larissa in der Pelasgiotis. Die anderen Tetrarchien waren Hestiaiotis, Thessaliotis und die Phthiotis. An der Spitze des Bundes, der timokratisch verfaßt war, stand ein Archon. Die thessalische Liga bestand bis 146 v.Chr, als es ein Teil der römischen Provinz Makedonien wurde. Aber es gibt keinen Beweis, daß die Römer die Liga auflösten. Hortfunde beweisen, daß die thessalische Liga auch danach noch Münzen bis ins 1.Jh. hinein geprägt hat, bis ca. 30 v.Chr. (Klose).

Mythologie:
Athena Itonia war (neben Zeus Eleutherios) die Hauptgottheit der Thessaler und erscheint oft auf deren Münzen. Sie besaß mehrere Heiligtümer. Der bedeutendste Tempel stand in Iton in der Phthiotis. In ihm hatte Pyrrhos nach dem Sieg über Antigonos und seine gallischen Söldner die Schilde der gefallenen Gallier aufgehängt und der Athena Itonia gewidmet. Dort wurden in ihrem Namen Feste gefeiert, die Itonia, und nach Catull hieß es deshalb auch incola Itoni. Die Itonia waren aber auch panthessalische Spiele und wurden im thessalischen Monat Itonios in allen thessalischen Städten gefeiert.

Die sakrale Bedeutung des Heiligtums zeigt sich an diesem Beispiel: Als die Boioter einmal in einem Krieg in Thessalien von den Spartanern in die Flucht geschlagen wurden, flohen einige von ihnen in den Tempel der Itonia. Agesilaos, der König der Spartaner, in der Schlacht selbst schwer verwundet, verschonte daraufhin die Schutzflehenden (Pausan. 3, 9, 13)

Im Krieg der Phoker gegen die Thessaler war das von den thessalischen Heerführern ausgegebene Losungswort "Athena Itonia" (Pausan. 10, 1, 10).

Leider kennen wir bis heute nicht die genaue Lage dieses Heiligtums. Iton, zwischen Pherai und Larissa gelegen, galt als uralt und wurde bereits von Homer erwähnt (Il. 2, 696). Demnach wäre Athena Itonia die Athena von Iton.

Von Thessalien breitete sich ihr Kult nach Boiotien aus, wo sie die Hauptkriegsgöttin war, nach Bakchylides aber auch eine Göttin der Kunst und Poesie. Verehrt wurde sie im Heiligtum des Boiotischen Bundes in Koroneia, wo auch die Pamboiotia, die gesamtboiotischen Spiele, gefeiert wurden. Diesen Tempel, der bis heute (bis auf Probegrabungen) nicht ausgegraben ist, hatte ihr Itonos errichtet, der Eponym (Namensgeber) von Iton. Es heißt auch, daß sie von diesem ihren Beinamen bekommen habe (Schol. Apollon. ad I.I.v.551). Ihr Kult begegnet uns auch in Akesine, Amorgos und in Athen.

Der Kult der Athena Itonia ist in geheimnisvoller Weise verbunden mit dem Gott der Unterwelt, mit dem zusammen sie verehrt wurde. Strabo nennt ihn Hades, was einige als Falschlesung für Ares gehalten haben. Aber da Pausanias ihn Zeus nennt, ist die Lesart Hades wohl richtig. Ihn kann man mit Zeus verwechseln, aber nicht Ares. Jedenfalls besaß der Kult der Athena Itonia einen urtümlichen Charakter. Aber da sie auch eine Göttin war, die das Wachstum der Erde förderte, hatte sie eine gewisse Affinität zu den chthonischen Gottheiten (Lewis Richard Farnell, 1896). Bei Homer (Ilias, 5, 845) setzt sich Athena beim Kampf mit Ares die Hadeskappe auf, wahrscheinlich eine Kappe aus Hundefell, und der Sänger nennt sie Alalkomenes. Das uralte alalkomenische Heiligtum war dem itonischen eng benachbart. In Athen stand ihre Statue bemerkenswerterweise nicht zusammen mit Zeus, Hera und Apoll, sondern neben Hades und Poseidon. Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die Erörterungen von Furtwängler (Meisterwerke, S.114). Siehe unter "Kunstgeschichte".

Iodama
Im Zusammenhang mit Athena Itonia müssen wir über Iodama sprechen. Üblicherweise gilt Zeus als Vater der Athena. Aber es gibt auch die Mythologie, daß ihr Vater Itonos gewesen sei, König in Iton in der Phthiotis, ein thessalischer Urkönig. Dieser war der Sohn des Amphiktyon, und zeugte mit der Nymphe Melanippe den Boiotos, von dem die Boioter ihren Namen bekamen. Er hatte auch zwei Töchter, Athena und Iodama. Die letztere bekam von Zeus die Thebe, die später den Ogygios heiratete, nach welchem Theben Ogygia genannt wurde. Als Iodama einmal mit ihrer Schwester Athena beim Waffenspiel war, gerieten beide aus Eifersucht in Streit miteinander, und Athena tötete die Schwester.

Nach boiotischer Sage war Iodama eine Priesterin der Athena im Tempel bei Koroneia. Als sie einmal des Nachts in den Tempel ging, erschien ihr die Göttin leibhaftig mit dem Gorgoneion auf der Brust. Augenblicklich wurde sie in Stein verwandelt. Seitdem hatte sie in diesem Tempel einen Altar, auf dem täglich Feuer gemacht werden mußte, wobei eine Frau dreimal auf Boiotisch rief: "Iodama lebt und verlangt Feuer!" (Pausan. 9.34.1)

Der Kleine Pauly meint, Iodama sei die ursprüngliche Ortsgottheit von Koroneia gewesen, die dann von Athena verdrängt wurde.

Hintergrund:
Die Geschichte der Iodama hat viele Parallelen zu der von Pallas. Pallas war eine Tochter des Triton, deren Tod Athena indirekt verursachte, während sie Kampfspiele übten. Bei Apollodoros ist Pallas eine Art von Schwester der Athena. Beide wurden von Triton, dem Vater der Pallas, aufgezogen. Nach ihrem - unbeabsichtigten - Tod nahm Athena, um sie zu ehren, den Beinamen Pallas an. Diese enge, geschwisterliche Beziehung zwischen einer Göttin und einer Sterblichen ist außergewöhnlich. Nichts ähnliches findet man zwischen Göttern und Heroen, noch für irgendeine andere Göttin (Kerenyi).

Diese Dualität ist typisch für Athena. Oft besteht sie einfach in der Zweizahl ihrer Dienerinnen. So werden 2 Jungfrauen von Lokris nach Troja gesandt, um das Verbrechen des Ajas gegen das Palladium zu sühnen. Die Trojaner lauerten ihnen auf, töteten sie, und verbrannten sie dann. Dies ist ein Kennzeichen von Opfern für Gottheiten (insbesondere Göttinnen) der Unterwelt (Kerenyi).

Hätten die lokrischen Jungfrauen den Tempel der Athena erreicht, wären sie Priesterinnnen geworden. Als solche mußten sie den Tempel sauber halten, nur barfuß umherlaufen, und dies alles durften sie nur nachts tun. Ihnen war nicht erlaubt, vor die Göttin zu treten oder den Tempel zu verlassen. Die Opferung von mindest einer der Jungfrauen ist glaubwürdig. So wurde in Laodikeia in Syrien der Athena jedes Jahr eine Jungfrau als Opfer gebracht, später dann ein Reh.

Dieses Beispiel zeigt die Bedeutung von Menschenopfern für Pallas Athene, zumindest in archaischen Zeiten. Wahrscheinlich gehörten sie zu Initiationsriten, in denen junge Burschen (und Jungfrauen als Bräute) in die Gesellschaft aufgenommen wurden. Die Opfer wurden als Stellvertreter für die ganze Gruppe von jungen Leuten ausgesucht. Dazu gehörte auch das Scheren der Haare. 2 Vertreter opferten ihr Leben, die übrigen nur ihr Haar. Vielleicht stellt das Haaropfer auch den Übergang vom barbarisch-archaischen Menschenopfern zu zivilisierteren Riten dar.

Eine Methode des Tötens war in der Mythologie die Verwandlung des Opfers in Stein, wie wir es bei Iodama kennengelernt haben. Athena Itonia, die die ewiglebende, Feuer fordernde Iodama in Stein verwandelt hat, ist die Göttin von Alalkomena, der Nachbarstadt von Koroneia, und als Alalkomeneia ist sie eine Pallasfigur. Der Wunsch der Iodama nach Feuer - eigentlich im Namen der Athena - zeigt den Unterschied zu Hestia: Das Feuer brennt nicht ewig, sondern muß täglich erneuert werden, so wie es natürlich ist für eine Schaufel Kohlen, einer eschara. Das Heiligtum lag am Fluß Koralios oder Kuralios, vermutlich so genannt, weil die Göttin hier die Haaropfer der Jungen und Mädchen erhielt. Aus diesem Grund trug sie das Epithet Koria oder Koresia (Kerenyi).

Iodama (und in anderem Zusammenhang Aglauros), die geopferte, getötete, vernichtete - aber dennoch lebende! - stellt den einen Aspekt der Göttin dar, dem der andere Aspekt gegenübersteht: Pallas Athena. Beide Pole gehören in ihrer Gegensätzlichkeit untrennbar zusammen. "Erst eine defensive Jungfräulichkeit, die feindliche Angriffe durch Todesdrohungen fernhält, und eine Jungfräulichkeit, die Angriffen und Tod zum Opfer fällt, läßt Zeugung und Mutterschaft entstehen" (Kerenyi)

Kunstgeschichte:
Das Kultbild der Athena Itonia (und des Zeus Eleutherios) in Koroneia, eine Bronzestatue, hatte Agorakritos gefertigt (Paus. IX 34, 1). Agorakritos, Bildhauer aus Paros, war ein Schüler des Phidias. Als sein Hauptwerk gilt die Statue der Nemesis zu Rhamnos, das im Altertum lange Zeit für eine Schöpfung des Phidias selbst galt.
Furtwängler (Meisterwerke 113ff.) will in der Pallas Albani mit dem Fellhelm eine Kopie der Athena Itonia dieses Künstlers erkannt haben, aber das ist nicht allgemein anerkannt. So sind bis heute leider keine Statuen oder Abbildungen der Athena Itonia gefunden worden. Wir sind also auf die Darstellungen auf den Münzen angewiesen.

Hinzugefügt habe ich
(1) ein Bild der restaurierten Athena-Statue mit der Fellmütze aus der Villa Albani (Pallas
Albani). Diese Statue wird von einigen für eine Kopie der Athena Itonia des
Agorakritos gehalten.
(2) ein Bild der thessalischen Ebene (von Wikipedia)

Quellen:
(1) Homer, Ilias
(2) Pausanias, Reisen durch Griechenland, IX, 34, 1 (Bd. III, S.185)
(3) Stephanos Byzantios
(4) Scholiast ad Apoll. Rhod.
(5) Scholiast ad Lykophr.
(6) Strabo, Geographica
(7) Catull, Epithalamion

Sekundärliteratur:
(1) Wilhelm Heinrich Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen
Mythologie, 1884 (auch online)
(2) Benjamin Hederich, Gründliches Mythologisches Wörterbuch, 1770 (auch online)
(3) William Smith, Dictionary of Greek and Roman Biography and Mythology,
1870 (auch online)
(4) Adolf Furtwängler, Meisterwerke der griechischen Plastik: Kunstgeschichtliche
Untersuchungen, Leipzig 1893 (online bei digi.ub.uni-heidelberg.de)
(5) Lewis Richard Farnell, The Cults of the Greek States, Oxford 1896 (online bei
books.google.com
(6) Der Kleine Pauly, 1979
(7) Karl Kerenyi, Die Mythologie der Griechen I, dtv 1966
(8) Karl Kerenyi, Die Jungfrau und Mutter der griechischen Religion, eine Studie über Pallas
Athene, Rhein Verlag 1952
(9) Denver Graninger: Cult and Koinon in Hellenistic Thessaly, Leiden/Boston/Tokyo: Brill
Academic Publishers 2011
(10) Dietrich O. A. Klose, “Zur Chronologie der thessalischen Koinonprägungen im 2. und 1.
Jh. v.Chr.: Ein weiterer Schatzfund aus Südthessalien,” in Ulrike Peter, Stephanos
nomismatikos: Edith Schönert-Geiss zum 65. Geburtstag, Berlin 1998
(11) Nicholas V.Sekunda, The Kylloi and Eubiotoi of Hypata during the Imperial Period, in:
Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 118 (1997) 207-226 (online)

Online-Quellen:
(1) wikipedia.org
(2) wikisource.org (Artikel aus der RE)
(3) http://www.theoi.com/Cult/AthenaCult4.html

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
thessal_liga_SNGcop291.jpg
Athena Villa Albani.jpg
thessalische Ebene.jpg
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Re: Mythologisch interessante Münzen

Beitrag von Peter43 » Di 04.12.12 20:38

Herakles und der Kerberos

Herakleia Pontika hat in imperialen Zeiten Münzen herausgegeben, deren Rückseiten verschiedene Arbeiten des Herakles zeigen. Darunter findet sich diese mit einer ausgesprochen hübschen Rückseite:

Münze:
Bithynien, Herakleia Pontika, Septimius Severus, 193-211
AE 30, 17.23g, 30.09mm, 195°
Av.: .AV - T. - K.L.CEP. - CEVHROC P
Büste, drapiert und cürassiert, belorbeert, n.r.
Rv.: HRAKLHAC - EN PON - TW
Herakles, nackt, das Löwenfell über dem li. Arm, die Keule mit der li. Hand über den Arm
haltend, mit Ausfallschritt n.r. frontal stehend, den Kopf n.l., hält in der herabhängenden
Rechten an einem Strick den dreiköpfigen Kerberos, der li. neben ihm sitzt und zu ihm
aufblickt.
Ref.: SNG von Aulock 378 (Vs. stempelgleich; Rs. anderer Typ; zur Rs. vgl. #397 für
Macrinus); nicht in SNG Copenhagen, SNG Tübingen, SNG Lewis; nicht in Rec. Gen.
Extrem selten, fas SS, Rauhigkeit auf der Vs. oben
Pedigree:
ex lanznumismatik, E-Bay, 2008
ex coll. Andreas Kohn

Herakleia Pontika, das heutige Eregli, wurde im 6. Jh. v.Chr. von Griechen aus Megara und Tanagra gegründet. Es entwickelte sich zu einem wichtigen Handels- und Kulturzentrum an der Schwarzmeerküste. Man glaubte, daß sich in der Nähe einer der Eingänge zum Hades befinde, genau der Eingang zum Hades, den Herakles benutzt hatte, um den dreiköpfigen Kerberos aus dem Hades zu holen.

Mythologie:
Nach dem heute üblichen Kanon gilt die Geschichte von der Gefangennahme des Kerberos als die 12., letzte und schwerste Arbeit des Herakles. Es scheint, als habe Erystheus mit dieser Aufgabe versucht, Herakles für immer los zu werden. Für eine ausführliche Schilderung verweise ich auf den Artikel von kc in diesem Thread: Die 12. Aufgabe des Herakles - Gefangennahme des Höllenhundes Kerberos http://www.numismatikforum.de/viewtopic ... &start=285

Nur einige Anmerkungen: Es wird berichtet, daß Herakles erst in die Unterwelt absteigen konnte, nachdem er wegen der Tötung von Kentauren eleusinische Reinigungsrituale vollzogen hatte. Dabei habe ihm Eumolpos, der Begründer der Großen Mysterien (oder Musaios, der Sohn des Orpheus) geholfen, der deswegen die sog. kleinen eleusinischen Mysterien gegründet habe. Diese Einführung in die eleusinischen Mysterien gilt heute aber als ein Zusatz der Orphiker, gehört also nicht zur ursprünglichen Mythologie.
Dagegen ist die Befreiung des Theseus integraler Bestandteil der Höllenfahrt. Es wird erzählt, daß es Herakles gelang, seinen Freund Theseus von der Bank loszureißen, an die er durch Zauber gebunden war. Der Zauber war so groß, daß dabei Teile von Theseus' Hüfte an der Bank haften blieben. Das erklärt, warum die Abkömmlinge des Theseus alle schmale Hüfte hatten.

In diesem Beitrag möchte ich mich aber mehr auf Kerberos selbst konzentrieren. Leider fehlt eine einheitliche Vorstellung des Kerberos. Darauf werden wir zurückkommen.

1. Geschichte:
Zuerst begegnet uns Kerberos in der Odyssee des Homer. Dort hat er noch keinen Namen, sondern heißt nur "Hund des Hades". Der Name "Kerberos" findet sich erst in der Theogonie des Hesiod. Da war er bereits der Wächter der Unterwelt. Von ihm lernen wir auch die Abstammung des Kerberos: Seine Eltern sind Typhaon und die Weltschlange Echidna, so wie auch die lernäische Hydra, der Hund des Geryon, die Chimaira, die Sphinx und andere Ungeheuer.
2. Ethymologie:
Es gibt mehrere verschiedene Erklärungen für seinen Namen. So soll er von kreas = Fleisch und boros = der Fresser kommen, also Fleischfresser bedeuten. Bei Wikipedia heißt er "Dämon der Grube". Aber wahrscheinlich hat der große Wilamowitz recht, der den Namen für lautmalerisch hält. Er soll das bösartige Knurren des Hundes nachahmen.
3. Aussehen:
Was uns beim Kerberos als erstes auffällt, sind seine 3 Köpfe. Aber gerade diese Eigenschaft hat sich erst im Laufe der Zeit herausgebildet. Bei Hesiod hatte er zunächst 50 Köpfe, später nur noch einen! Pindar schreibt von 100 Köpfen, ebenso Horaz. Dann soll sein Fell aus 100 Schlangen bestanden haben und er habe einen Schlangenschwanz besessen mit einem Kopf, der Herakles gebissen habe. Dies alles sind poetische Erfindungen. Die uns gewohnte Beschreibung mit den 3 Köpfen (triceps, triformis) stammt von den Tragikern und dann von Apollodor aus dem 2 Jh. v.Chr. Wir finden darin eine seltsame Verwandtschaft mit der dreigestaltigen Hekate triformis, die als Begleiter auch Hunde hatte! Die Verbindung mit Schlangen ist zurückzuführen auf deren sepulkral-chthonisches Wesen (sepulkral = zur Grabkultur gehörend).
Schon Roscher stellte fest, daß die Anzahl der Köpfe, überhaupt das ganze Aussehen des Kerberos, nicht dem Volksglauben entstammt, sondern dichterische Ausschmückung ist.
Auf frühkorinthischen Darstellungen hat Kerberos meist nur einen einzigen Kopf, auf attischen Vasen erscheint er meistens dikephalisch (mit 2 Köpfen).
4. Funktion:
Zunächst war Kerberos ein Begleiter des Hades, so wie der Adler der Begleiter des Zeus war (Bei Aischylos Prom. 1022 heißt der Adler "geflügelter Hund des Zeus"; siehe auch die Hunde der Hekate!). "Hund" tritt in archaischen Zeiten nämlich auch in der Bedeutung "Diener" auf.
In der Darstellung des Hades Borghese z.B. sitzt Kerberos friedlich angeschmiegt an die Beine des Hades. Eigentlich sollte Hades als chthonische Gottheit eine Schlange als Begleiter besitzen. Dazu passen Darstellungen, in denen Kerberos noch unverbunden von Schlangen umwunden ist. Der unten erwähnte Honigkuchen, mit dem Kerberos abgelenkt wurde, ist eigentlich auch eher ein Opfer für Schlangen. Darin zeigt sich ein hochaltertümlicher Rest der ursprünglichen Anschauung! Hekataios von Milet sagt, daß am Tanairon, dem Einstiegsort in den Hades, eine schreckliche Schlange gelebt habe, die Hadeshund genannt wurde, weil der Gebissene sofort an dem Gift sterben mußte. Diese Schlange habe Herakles zu Erystheus gebracht (Paus. III, 25.3). Dies entspricht am ehesten der archaischen Volksvorstellung. Es zeigt, daß der Kerberos, so wie wir ihn kennen, im Volksglauben nicht verankert war, und daß die Dichter ihn so gestalten konnten, wie es ihren Interessen am meisten diente. Der Dichter hascht nach Effekten, auch wenn diese manchmal nicht eben glücklich sind. Ein schwanzwedelnder Höllenhund ist schon etwas "abgeschmackt" (Roscher)
Dann wurde er vom Begleiter des Hades zum Wächter der Unterwelt. Es wird gesagt, daß er jeden Besucher mehr oder weniger freundlich begrüßt, ihn dann aber nicht mehr aus dem Hades entläßt. Durch unheimliches Knurren, lautes Gebell und selbst durch Bisse treibt er jeden wieder zurück, der entkommen will. Es heißt sogar, daß er sie zerreißt und frißt! Dante versetzte ihn wegen seiner Gefräßigkeit in den 3. Kreis des Infernos (Comedia Divina, Canto VI)
5. Überlistung:
Aber es gibt Beispiele dafür, daß er überlistet werden konnte. Orpheus gelang es durch seinen Gesang, als er Eurydike zurückholen wollte. Durch die Süße seines Gesanges eingelullt schlief Kerberos ein. Psyche und Aeneas gelang es mit Honigkuchen, für die Kerberos eine Leidenschaft gehabt haben soll. Dies wie bereits erwähnt eher ein Opfer für chthonische Schlangen! Hermes hat es geschafft mit seinem Kerykeion, oder mit Wasser aus Lethe, dem Fluß des Vergessens.
In christlich-byzantinischer Zeit werden weitere Besuche des Hades beschrieben:
Mazari ("blühte" ca. 1415) schrieb eine Satire: Mazaris Reise in den Hades, Gespräche mit Toten über gewisse Beamte am kaiserlichen Hof.
Dann der "Timarion", ein pseudo-lukianischer satirischer Dialog. Timarion , der Held der Geschichte, wird in den Hades entführt und trifft auf die Christen, die dort nur eine Sekte unter anderen sind (Autor vielleicht Michael Psellus, 11.Jh. n.Chr.)

Ich möchte erwähnen, daß es ähnliche Hunde auch in den indischen Veden und Upanishaden gibt. Diese haben aber keine Verbindung zu unserem Kerberos.

Eingänge zum Hades:
In der griechischen Mythologie gibt es zahlreiche Eingänge in die Unterwelt, die nicht nur mythologische Orte sind, sondern geografisch definiert sind. Die bekanntesten sind:
(1) am Kap Tainaron (Matapan), dem südlichsten Punkt der Peloponnes,
(2) bei Hermione (Ermioni) auf der südlichen Peloponnes
(3) bei der Stadt Herakleia (heute Eregli) an der Südküste des Schwarzen Meeres und
(4) am Avernersee bei der antiken griechischen Stadt Cumae in der Nähe von Neapel

Nach einem Bericht im Spiegel 3/64, S.80/81 haben die Archäologen Dr.Paget und Jones, zwei Nato-Marinesoldaten, den Eingang in den Hades beim Averner Kratersee in der Nähe von Neapel entdeckt, sind bis zur Styx hineingeklettert und haben den Fluß photographiert. "Die aufsehenerregendste archäologische Entdeckung des 20. Jahrhunderts!" Es soll sich dabei um vulkanische Höhlen handeln, die von Priestern als Zugang zum Hades ausgegeben worden waren. (Presseverlautbarung Nr. 201 des Nato-Hauptquartiers Südeuropa). :D

Allgemein wird als Ort des Abstiegs Tainaron genannt. Alle Berichte stimmen aber darin überein, daß Herakles beim Wiederaufstieg einen anderen Weg als beim Einstieg genommen hat.

Wiederaufstieg:
Für den Wiederaufstieg vom Hades werden zahlreiche Orte genannt. Der Grund für die vielen Orte ist wohl der Wunsch dieser Städte gewesen, mit den Taten des Herakles in Verbindung gebracht zu werden (von Ranke-Graves).
(1) häufig wird Troizen genannt, beim Heiligtum der Artemis Soteira (Pausanias, Apollodor)
(2) im chthonischen Bezirk von Hermione, wo der Weg in den Hades angeblich so kurz war, daß die Toten keine Fährgeld für Charon brauchten. Diese Örtlichkeit wird vom großen Wilamowitz als die ursprünglichste gehallten
(3) nach einer boiotischen Sage auf dem Gebiet des laphystischen Zeus auf dem Berg Laphystios. Dort steht eine Statue des Herakles Charops, des "Herakles mit den glänzenden Augen" (Pausanias, Ovid).
(4) die thesprotische Hadesregion am Acheron (wohl eher euhemeristisch)
(5) allerdings auch wieder Tainaron
(6) Besonders merkwürdig ist die Lokalisierung des Aufstiegsortes in Herakleia Pontika (heute Eregli). Dort am acherusischen Kap (heute Cap Baba) soll ein Arm des Unterweltflusses Acheron an die Oberfläche kommen. Daher die sprachliche Verwandtschaft mit dem Acheron und dem Acherusischen See in der epirotischen Thesprotis, der in der Antike als Totenfluß galt. In einer Schlucht befand sich eine tief in das Innere der Erde hinabgehende Höhle, welche von den Bewohnern 'die Grotte des Hades' genannt und als der Ort bezeichnet wurde, an dem Herakles mit dem Kerberos aus der Unterwelt gekommen sei. Dieser Platz soll nach Apollonios von Rhodos (Argonautika II, 726-749) von den Argonauten besucht worden sein. Auch Xenophon besuchte 355 v.Chr. auf dem Weg zurück nach Griechenland Herakleia und ließ sich auf der acherusischen Halbinsel diese Stelle zeigen. Die acherusischen Höhlen werden hier noch heute gezeigt. Sie sind ausgeschildert als "Cehennemagzı Magaralari" und sind ein touristischer Anziehungspunkt. Die byzantinischen Christen feierten hier Messen und heute finden hier noch zeitweise Konzerte statt.

Für die Wahl von Herakleia Pontika als Ausstieg aus dem Hades gibt es eine ätiologische Sage. Dort soll nämlich Kerberos wutschnaubend seinen Geifer versprüht haben, und wo der auf den Erdboden fiel, sproß dort der Eisenhut, Akoniton (lat. Aconitum), der bei Herakleia Pontika zahlreich vorkommt (Strab. XII 3,7; Plin. nat. XXVII 4). Der Name stammt von der Höhle von Akonai in der Nähe von Mariandyne am Schwarzen Meer oder dem Berg Akonitos.
Ovid bestätigt in seinen Metamorphosen diese Erzählung, versetzt die Tat des Herakles aber durch die Angabe, daß Medea das Akoniton ab oris Scythicis mitgebracht habe, an die Schwarzmeer-Nordküste (Ov. met. VII 406-413).
Der Eisenhut ist die giftigste Pflanze Europas. Er enthält das Pflanzenalkaloid Aconitin, eins der stärksten Pflanzengifte überhaupt, stärker als Strychnin. Bereits 3-6mg sind für einen Erwachsenen tödlich. Es wurde von den thessalischen Hexen als Flugsalbe benutzt. Da es Hände und Füße gefühllos macht, hatten sie wohl den Eindruck zu fliegen.

Der Eisenhut soll aber auch Hekateis geheißen haben, weil Hekate ihn als erste verwendete (Ranke-Graves).

Als Erystheus den an die Oberwelt gebrachten Kerberos sah, flüchtete er in einen Pithos (großes "Faß"), so wie schon einmal beim Anblick des Erymanthischen Ebers. Es wird erzählt, daß Herakles den Hund wieder in den Hades zurückgebracht habe. Nach einer Erzählung in den Oxyrhynchus Papyri soll er ihm an einem Brunnen bei Mykenai entlaufen sein, der seitdem Eleutheron Hydor heiße, "Wasser der Freiheit". Oder bei Argos, wo die Quelle Kynadra nach ihm benannt ist (von kynos = Hund).

Zum Schluß soll wieder der Rationalist Palaiphatos zu Wort kommen, der das Ganze völlig anders sieht:
Geryon hatte bei der Stadt Trikarenos für seine Rinderherde zwei Hunde, Orthos und Kerberos, die trikarenische Hunde genannt wurden. Dies wurde später als dreiköpfig mißverstanden. Als Herakles die Rinder des Geryon forttrieb, tötete er Orthos. Aber Kerberos folgte der Herde. Diesen Hund verlangte nun Molottos aus Mykene von Erystheus für sich. Als der sich weigerte, überredete er Rinderhirten, den Hund für ihn in eine Höhle beim spartanischen Tainaron zu bringen. Erystheus befahl daraufhin dem Herakles, ihm den Hund zurückzubringen. Nach langer Suche auf der ganzen Peloponnes fand Herakles die Höhle, stieg hinunter und holte den Hund wieder herauf. Die Leute aber sagten: "Herakles ist in den Hades herabgestiegen und hat den Hund zurückgebracht".

Hintergrund:
Herakles hat während seiner Arbeiten dreimal Unsterblichkeit erlangt: Die erfolgreiche Rückkehr aus dem Hades ist natürlich die Überwindung des Todes. Aber auch die Einführung in die Eleusinischen Mysterien versprach ein glückliches Leben nach dem Tod; ebenso die erfolgreiche Vollendung seiner Arbeiten, wie es das Orakel von Delphi ihm versprochen hatte. Dasselbe Motiv mit demselben Erfolg hatte auch das Trinken von Heras Milch und seine Suche nach den Äpfeln der Hesperiden. Und wir erinnern uns an die Himmelfahrt des Herakles auf dem Scheiterhaufen.

Eine Höllenfahrt als Überwindung des Todes kennen wir auch im Christentum in der Höllenfahrt Christi (Thomasevangelium). Im Mittelalter wurde Herakles als Präfiguration Christi selbst angesehen, eine Verheißung, die dann durch Christus vollendet wurde. Die Überwindung des Kerberos entsprach dabei der Überwindung Satans, und wie Christus hatte er teil an einer menschlichen und einer göttlichen Natur. Er erscheint in der frühchristlichen Katakombenmalerei als Heros, der durch Arbeit und Mühsal sich den Himmel erkämpft. Dort trägt er sogar einen Nimbus. Auch dies ein Beweis für das Fortwirken der Antike! Den Tod überwunden haben aber nicht nur Herakles und Christus, sondern eine sieghafte Auferstehung kennen wir auch von Dionysos, Mithras und Osiris.

Kunstgeschichte:
In der Antike gibt es eine unübersehbare Anzahl von Herakles-Darstellungen auf Schalen und Gefäßen, gerade auch auf Sarkophagen als Hoffnung auf Unsterblichkeit. Die erste Darstellung der 12 Arbeiten des Herakles finden sich auf den Metopen des Zeustempels in Olympia, der 456 v.Chr. vollendet wurde.

In der Renaissance werden seine Arbeiten dargestellt z.B. von G. Vasari an der Decke des Heraklessaales im Palazzo Vecchio in Florenz. Im Palazzo Farnese in Rom findet sich unter anderem auch eine Grisaille des Annibale Caracci mit dem Kerberos. Von Rubens gibt es das Bild "Herakles und Kerberos" im Prado in Madrid. Dantes Commedia Divina wurde illustriert von Gustave Dore, 1823-1883. Darin gibt es ein Bild von Vergil vor dem Kerberos. Dores Bilder sind so eng mit der Göttlichen Komödie verbunden, daß sie auch heute noch, nach 150 Jahren, unser Bild der Commedia Divina bestimmen.

Literatur:
(1) Homer, Odyssee
(2) Hesiod, Theogonie
(3) Apollonius von Rhodos, Argonautika
(4) Strabo, Geographika
(5) Vergil, Aeneis
(6) Ovid, Metamorphosen
(7) Plinius, Historia naturalis
(8) Palaiphatos, Unglaubliche Geschichten
(9) Dante, Göttliche Komödie

Sekundärliteratur:
(1) W. H. Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, 1894
(auch online)
(2) Benjamin Hederich, Gründliches mythologisches Lexikon, 1770 (auch online)
(3) Der Kleine Pauly
(4) Robert von Ranke-Graves, Griechische Mythologie, 1960
(5) Karl Kerenyi, Die Mythologie der Griechen, 1966
(6) Aghion/Barbillon/Lissarrague, Lexikon der antiken Götter und Heroen in der Kunst, 2000
(7) Maurice Bloomfield, The History of an Idea, Chicago 1905 (auch online)
(8) August Baumeister, Denkmäler des Klassischen Altertums, 1888 (bei Google books)

Online-Quellen:
(1) http://www.kimmerier.de/
(2) http://www.mlahanas.de/Greeks/Mythology/Cerberus.html
(3) http://www.perseus.tufts.edu/Herakles/cerberus2.html
(4) http://www.theoi.com
(5) http://www.hellenica.de/Griechenland/Pa ... usia2.html
(6) http://www.wikivoyage.org/de/Ere%C4%9Fli
(7) http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46162751.html

Hinzugefügt habe ich:
(1) das Bild von einer schwarzfigurigen Hydria aus Caere/Etrurien, ca. 525 v.Chr.,
zugeschrieben dem Eagle Painter, heute im Louvre. Sie zeigt Herakles mit dem
Kerberos, der hier bereits Schlangen besitzt, vor Erystheus, der sich in seinem Pithos
versteckt hat.
(2) Das Bild von einer schwarzfigurigen attischen Hydria, ca. 530-520 v.Chr., dem Karithaios
Maler zugeschrieben, heute im Toledo Museum of Art, Toledo, Ohio, USA
Dieses Bild stammt aus Baumeisters "Denkmäler des klassichen Alterthums" (1888):
Herakles mit erhobener Keule führt Kerberos aus dem Hades an einer Kette, die
durch den Rachen eines der Köpfe gezogen ist. Er ist gerade dabei, Kerberos durch
den Eingang zu führen, der durch eine ionische Säule angedeutet ist. Zu seiner
Rechten steht Persephone, die aus ihrem Palast herausgetreten ist und ihm die
Entführung zu verbieten scheint (wird aber manchmal auch als Gruß interpretiert).
Herakles, der sich umgewendet hat, scheint der Göttin zu drohen, während Hermes, zu
seiner Linken, seinen beschützenden oder zurückhaltenden Arm über ihn hält. Athena, die
ihr Gesicht abgewendet hat, ist bereit, mit ihrem Schützling davonzufahren. Sie steht vor
4 Pferden, die an ihren Wagen angespannt sind. Auf ihrem Schild verspricht der Adler
einen erfolgreichen Ausgang des ganzen Unternehmens.
(3) Ein Bild der Illustration zur Commedia Divina von Gustave Dore

Mit freundlichem Gruß
Dateianhänge
herakleia_pont_sept_severus_SNGaulock378.jpg
790px-Herakles_Kerberos_Eurystheus_Louvre_E701.jpg
Baumeister_Herakles und Kerberos.JPG
Dore_Dantes Inferno.JPG
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Astarte, oder Ba'alat Gebul, die Herrin von Byblos
Baetyl, der heilige Stein
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Philoktetes - die Geschichte eines Einsamen und Gequälten
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