Beitrag
von chinamul » Di 22.11.11 13:49
Einige Äußerungen zu Franks sensationellem Aureus in diesem Thread veranlassen mich dazu, dieses vielleicht doch etwas tröstliche Posting einzustellen:
Es ist geradezu verblüffend, wie genau schon vor Jahrtausenden große Geister die Gemütslage von Münzensammlern mit beschränktem Budget vorausahnten. Wohl jeder von uns hat schon gelegentlich ein gewisses Maß an Frustration und - seien wir mal ganz ehrlich – auch an Neid verarbeiten müssen. Insofern leisten die folgenden drei Klassiker Lebenshilfe bei der Überwindung entsprechender negativer Gefühle, wenn man mangels Kaufkraft wieder einmal bei einem Angebot nicht zum Zuge gekommen ist oder ein finanziell besser ausgestatteter Sammler sich ein für einen selbst unerschwingliches Stück leisten konnte.
Epikur beispielsweise sagt: „Man soll nicht die vorhandenen Dinge beleidigen durch das Verlangen nach den nicht vorhandenen, sondern daran denken, daß auch diese einmal zum sehnlich Gewünschten gehört haben.“ - Was für ein kluger Satz!
Horaz deutet sehr verkürzt etwas sehr Ähnliches an mit dieser Passage aus der Satire 2,6: „Si, quod adest, gratum iuvat …“ („ … wenn ich mich, was da ist, freuen lasse, …“)
Marcus Aurelius sagt dann sehr explizit: „Nicht an die nicht vorhandenen Dinge denken, als ob sie schon da wären, sondern von den vorhandenen die meistgebrauchten herausgreifen und in Hinblick auf sie sich vergegenwärtigen, wie sehnlich sie gewünscht würden, wenn sie nicht vorhanden wären.“
Wenn man diese Mahnungen beherzigt, kann es meiner Meinung nach durchaus zum Seelenfrieden eines Sammlers beitragen, daß er aus seinen schon vorhandenen Schätzen Trost und Befriedigung ziehen kann, wenn er sich mal wieder von Fortuna benachteiligt fühlt.
Die Anregung für dieses Posting verdanke ich übrigens der Ausgabe 6/2011 der Zeitschrift „Antike Welt“, die auf Seite 97 einen lesenswerten Text zu diesem Thema enthält.
Gruß
chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit