Die Gegenüberstellung "gallisch" gegen "Imperium Romanum" funktioniert nicht, das hat schon Ingemar König in seiner Abhandlung zum "Gallischen" Sonderreich gezeigt. Am Gallischen Sonderreich war - abgesehen von der Geographie - sehr wenig gallisch im Sinne von nicht-römisch, und Postumus hätte uns wohl verständnislos angeschaut, wenn man ihn als nicht-römisch bezeichnet hätte Das zeigt sich in vielerlei Hinsicht, nicht zuletzt aber auch an der Titulatur und der Herrschaftsrepräsentation des Postumus. Dass sich Postumus Hercules als wichtigsten comes aussuchte, steht natürlich in alter römischer Tradition, die auf die Severer und Commodus (und noch weiter) zurück geht, man braucht hier aus der völlig römischen Münzdarstellung keine besonderen Annäherungsversuche abzuleiten.Invictus hat geschrieben:Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass Postumus am Ende seiner Regierungszeit sogar auf ein Herkulesmotiv des Kaisers Commodus zurück griff:
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Vielleicht liegt hier eine bewußt gewollte Annäherung des Sonderreiches an das Imperium Romanum vor, ohne das dabei auf den gallischen status quo verzichtet werden sollte?
Der Begriff des "Gallischen Sonderreiches" ist leider nicht sehr geschickt gewählt, sobald man ihn nicht mehr in erster Linie geographisch sondern politisch-kulturell zu verstehen beginnt. Und selbst geographisch passt der Begriff nicht vollständig, denn das tragende Element des Sonderreiches waren nicht die gallischen Provinzen, sondern die (geographisch) germanischen (und teilweise die britannischen und die spanische) Legionen.
Dagegen mag man anführen, dass Postumus sich als Restitutor Galliarum bezeichnet, aber das tat auch Gallienus, und wenn Aurelian sich als Restitutor Orientis bezeichnet, wird man davon ja auch keinen orientalischen Charakter seiner Herrschaft ableiten, sondern eben nur eine kaiserliche Selbstdarstellung mit regional-geographischem Bezug.
Gruss, Pscipio