Pscipio hat geschrieben:Die Münzprägung von Quietus und Macrianus ist sicher keine normale Produktion, das zeigt schon der unbeholfene Stil. Hier wurden Amateure eingesetzt, jedenfalls keine regulären imperialen Stempelschneider. Aber sie sind stilistisch einheitlich und nicht gefüttert!
Die römische Münzprägung ging über Jahrhunderte, Subaerate kennen wir aus der frühen Republik und aus der späten Kaiserzeit. Das zu gewissen Zeit jenes zu anderen Zeiten dieses Mittel verwendet wurde, beweist doch nichts. Ich behaupte ja nicht das jeder Konsul / Kaiser so handelte, das Kaiser anders handelten sagt doch nicht aus, dass zu keiner Zeit so gehandelt wurde.
Pscipio hat geschrieben:Den Hinweis aus subaerate Münzen von schlechtem Stil bezog sich nur auf deine Behauptung, die Herstellung von Subaeraten sei für Fälscher zu aufwendig!
Subaerate sind in der Herstellung sehr aufwendig. Extrem viel aufwendiger als Gussfälschungen, und sehr viel aufwendiger als Prägefälschungen welche man nachträglich silbern erscheinen lässt ( z. B. Weißsotten ). Warum sollten Fälscher dieses teure aufwendige Herstellungsverfahren immer wieder im großen Stil angewandt haben, wenn es auch einfacher geht. Sie hatten kein Interesse das das Stück zehn Jahre unerkannt bleibt, ein Jahr reichte ihnen locker um unerkannt zu bleiben.
Pscipio hat geschrieben:Gegenfrage: hätten wir eine Silberwährung, würdest du dich in gefütterten Münzen bezahlen lassen? Würdest du nicht, selbst wenn du es vielleicht unbemerkt ausgeben könntest. Und schon gar nicht würdest du für gefütterte Münzen in den Krieg ziehen.
Im Deutschen Kaiserreich gab es Goldwährung, bis 1918 ( vor der Inflationszeit ) wurden die Edelmetalle eingezogen. Die Leute und Soldaten nahmen das Geld, da sie dafür einkaufen konnten, und Geld ist besser als kein Geld. Erst zu Inflationszeiten wandelte sich das. Als die Silbernen 5DM Stücke eingezogen wurden, murrten die Leute zwar aber nahmen die Cu-Ni-Stücke doch an. Natürlich hätten alle lieber Edelmetall, aber die Frage war nicht Edelmetall oder Gefüttert, sondern Sold nehmen oder nicht. Wenn das Geld gängig war, warum sollte ich es nicht annehmen ?
Der normale Soldat bekam Sold, und konnte dafür beim Händler zum vollen Kurs kaufen. Selbst wenn er Gerüchte gehört hätten, diese Stücke hätten weniger Silber als normal, solange er auf dem Markt die gleiche Ware bekam, warum sollte er einen Aufstand machen ?
Pscipio hat geschrieben:Du bist also der Meinung, dass dieses Phänomen (sofern es richtig ist - ich kann es nicht überprüfen) nicht darauf zurück zu führen ist, dass die Fälscher ihre Fälschungen dort absetzten, wo es am leichtesten war (bei den Soldaten, ihren Familien und dem ganzen mit der Armee verbundenen Gewerbe), sondern dass über Jahrzehnte und Jahrhunderte weg in grenznahen Notprägestätten gefütterte Münzen unterschiedlichster Qualität und Stils zur Bezahlung der Soldaten geprägt wurden?
Ich gehe nicht von einer durchgängigen Prägung der Subaerate aus. Ich kann mich noch genau daran erinnern, das in einem Artikel stand ( für die Republikanische Zeit ) : Subaerate wurden nie in der Stadtrömischen Münze geprägt, sondern immer von den mobilen Münzstätten der Feldherren. Also offiziellen Münzstätten des Heeres. Wann ein Kaiser warum wie in Geldnöten kam, und möglicherweise zu diesem Mittel griff, kann ich ohne intensives Studium so auch nicht sagen, nur das Fälscher über Jahrhunderte immer nur an Soldaten ihre Fälschungen weiterleiteten ist auch nicht schlüssig, es gab auch in den Großstätten viel Geldbedarf, und man konnte bestimmt leichter untertauchen als in Militärlagern.
Pscipio hat geschrieben:Wieso existieren keine literarischen Hinweise auf die angeblich regelmässige Emission von gefütterten Münzen als Notgeld an der Grenze?
Es ist nicht gesagt das man das an die große Glocke hing. Aus dem mittelalterlichen Münzvereinen, sind z. B. Geheimzusatzverträge erhalten, das man sich nicht an die offiziellen in den Verträgen festgelegten Edelmetallgehalte halten will.
Pscipio hat geschrieben:Wieso sollte man die Münzen füttern, wenn man einfach den Silbergehalt der Münzen reduzieren könnte?
Genau das ist der Punkt. Die Frage kann ich zurückgeben, warum sollten Fälscher ihre Münzen füttern wenn sie sie billiger weißsotten können ?
Pscipio hat geschrieben:Wieso hat die angeblich regelmässige offizielle Herstellung von subaeraten Münzen nicht zu einer umgehenden massiven Geldentwertung geführt? (bad money drives out good money)
Vermutlich wurden die meisten nicht erkannt. Die Republik musste einige Zeit lang ausdrücklich darauf hinweisen das ihre Münzen keinen Kern hatten.
Pscipio hat geschrieben:Wieso existieren keine grösseren Gruppen von stilistisch einheitlichen und durch Stempelkoppelungen verbunden Fourrée's?
Weil es eben nur Ausnahmen waren, keine regelmäßige offizielle Prägung, sondern lokale Notlösungen.
Pscipio hat geschrieben:Schauen wir uns griechische Münzen an: die Tatsache, dass viele Tetradrachmen, Statere etc. Prüfhiebe aufweisen, beweist, dass a.) gefüttertes Geld nicht als gleichwertig angesehen wurde, b.) gefüttertes Geld nicht offiziell ausgegeben, sondern Falschgeld war,
zu a) Zu einer Zeit als Rom noch nicht die halbe bekannte Welt beherrschte, hatte auch die Republik ja die gleichen Probleme. Wer will bei unzähligen Stadtstaaten schon minderwertiges Geld eines anderen Staates annehmen. Aber das Römische Reich bestand über Jahrhunderte und war Garant für sein Geld, da war man eher geneigt eine Art Kreditmünze zu akzeptieren. Diese Frage kann ich zurückgeben : Die meisten der Subaerate die wir heute haben, stammen aus den Zeiten wo weniger Prüfhiebe vorkommen. Wenn das Fälschungen waren, warum sind dann Prüfhiebe auf den Münzen der Kaiserzeit nicht mindestens so häufig wie auf den Griechischen oder Republikanischen Münzen ? Offensichtlich haben sich die Händler zu dieser Zeit sich nicht so sehr daran gestört. Oder warum haben sie trotz dessen Subaerate häufiger waren seltener danach getestet als zu früheren Zeiten. Offensichtlich scheint es nicht so wichtig gewesen zu sein, was für ein offizielles Zahlungsmittel spricht.
Zu b)Das Stater untergewichtig waren und deshalb nicht genommen wurden, muss zu Zeiten vieler Stadtstaaten, nicht heißen, das es Fälschungen sind.
Pscipio hat geschrieben:c.) die Herstellung von gefüttertem Geld für Fälscher technisch machbar war und sich lohnte (schon von den frühesten Elektronmünzen existieren gefütterte Fälschungen
Möglich ja, aber teurer, warum für minderwertige Silbermünzen (Antoniniane) ein so teures Fälschungsverfahren.
Pscipio hat geschrieben:Dass auf gefütterten Antoninianen keine Prüfhiebe zu finden sind, ist zweifellos darauf zurück zu führen, dass man diese dünnen Münzen mit einem Prüfhieb halb oder ganz zerstören würde.
Als ich fragte, warum sollten Soldaten ihren Sold zerstören, wenn er doch als Geld marktgängig ist, sagtest du das Gegenteil
Pscipio hat geschrieben:Im übrigen beweist die Tatsache, dass Germanen, Thraker und Inder bei Handelstransaktionen die Zahlungen in guthaltigem republikanischen oder frühimperialen Silber verlangten, dass diese (ausserimperialen!) Völker sich selbst der über die Jahre hinweg geringen Silberverschlechterung der ersten 2. nachchristlichen Jahrhunderte bewusst waren. Man kann den Soldaten, die für Geld ihren Kopf hinhalten mussten, also sicherlich ein ähnliches, wenn nicht ausgeprägteres Bewusstsein für gutes und schlechtes Geld unterstellen.
Es ist immer die Frage was ich als Gegenleistung anzubieten habe. Habe ich eine junge blonde Sklavin, kann ich vom Händler gutes Silber ( braucht kein Geld sein, da ich es eh ausführen werde ) verlangen. Will ich Soldat im Reich werden, muss ich zu dem mir vom einzig möglichen Arbeitgeber angebotenen Sold ja oder nein sagen, und dieser Sold sollte gängiges Geld sein, damit ich mir ohne komplizierte Wechsleraktionen was kaufen kann.