Streifzug durch den Orient

Alles vom Asiatischen Kontinent bis nach Australien
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KarlAntonMartini
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Beitrag von KarlAntonMartini » Fr 22.02.08 14:43

Ich hab das von Klaupo vorgestellte Rätsel mal im Pridmore nachvollzogen. Das Stück wird dort als Nr. 403 unter Bengal Presidency beschrieben. Über die Gründe für die Entstehung und Verwendung dieser Stücke berichtet er umfangreich. Es sind Kopien von Juwelieren, die wohl zu Schmuck- und Geschenkzwecken gefragt waren. Denn die Rupien nach europäischem Design gefielen nicht. Es gibt die Kopien in gutem Silber, schlechtem Silber und aus White Metal. Der Begriff Token scheint mir nicht ganz zu passen, denn als Zahlungsmittel waren diese Kopien nicht gedacht. - Jetzt weiß ich natürlich nicht, ob die heutige numismatische Diskussion schon über den Kenntnisstand von Pridmore hinaus ist. Grüße, KarlAntonMartini
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Afrasi
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Beitrag von Afrasi » Fr 22.02.08 18:52

Moin KAM!

Dank dem Pridmore-Besitzer! Bei dem link von klaupo gibt Jan van Lingen die entscheidenden Auskünfte. Er ist ohne jeden Zweifel auf dem neuesten Stand der Diskussion. Er ist gewissermaßen der Curtis Clay für Süd- und Südostasien, die letzte Instanz.

Tschüß, Afrasi
Ich könnte mich über Vieles aufregen, aber zum Glück bin ich nicht verpflichtet dazu. :-)

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Beitrag von dionysus » Do 25.09.08 13:29

Um den Streifzug weiter fortzusetzen stell ich hier mal eine aktuelle Neuerwerbung von mir vor.

Indien, Vertrags- und Vasallenstaaten (Princely States)
Alwar State
unter der Herrschaft von
Shri Sawai Maharaja Sir "Mangal Singh" Virendra Shiromani Dev (1874-1892).

1 Rupie 1880,
11,66 gr. - Ag. .917, Aufl. 196 Tsd. Ex.

Alwar liegt in Nordwest Indien und gehört seit 1949 zu Rajastan. In der Vergangenheit wurde Alwar immer wieder von Wasserknappheit geplagt. Seit Mitte der achtziger Jahre wurde der Grundwasserspiegel dort gezielt erhöht so das heute eine geregelte Wasserversorgung der dort lebenden Menschen möglich ist. Die Stadt Alwar hat heute etwa 260.000 Einwohner.
Maharaja Mangal Singh, unter dem diese Rupie geprägt wurde, starb übrigends 1892 an einer Alkoholvergiftung.
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Tripura

Beitrag von klaupo » So 02.11.08 18:48

Da wir uns derzeit im Norden Indiens befinden, möchte ich mit dem folgenden Typ auf dieser Höhe bleiben. Tripura war ein kleines Königreich im Nordosten in der Nachbarschaft des Sultanats Bengalen. Krause erwähnt u.a., es sei bekannt gewesen für seine wildlebenden Elefanten, aber die schönsten Elefanten-Münzen Indiens wurden weiter im Süden geprägt. Die "Rupien" von Tripura zeichnen sich durch einige Eigenheiten aus. Geprägt wurde dort seit dem 14. Jh. nach dem Gewichtsstandard der Tankah des benachbarten Sultanats Bengalen. Überwiegend zeigen sie im Avers einen Löwen - zum einen als Symbol königlicher Macht, zum anderen wird er bei den Münzen von Tripura als Reit- und Begleittier der kriegerischen Göttin Durga gedeutet.

Durga? Sie war nach der Überlieferung eine Manifestation, geschaffen von der vereinten indischen Götterwelt aus purer Not, als man sich keinen Rat mehr wußte, wie man den Mahisha - einen Dämon - bezwingen konnte, der in einen gewaltigen Büffel gefahren war und die Welt zu beherrschen drohte. Durga wurde als Kriegerin aus dem Licht geboren, sie hatte acht Arme, und die Götter stellten ihr für den Kampf ihre acht eigenen Waffen zur Verfügung, mit denen sie schließlich den Dämon besiegen konnte. Es gibt zahlreiche Darstellungen dieses Zweikampfs, z. B. diese aus dem British Museum:

http://www.asiantribune.com/files/images/Durga3.jpg

Den Löwen muß man man etwas suchen!

Eine besondere Eigenart der Münzen von Tripura liegt auf ganz anderem Gebiet: Sie nennen in der Legende neben dem Namen des Königs fast durchgängig auch den Namen der Königin! Die indische Numismatik kennt außerhalb von Tripura nur fünf Fälle, wo dies der Fall ist, und in diesen Fällen handelte es sich bei den Frauen fast immer um dominante Persönlichkeiten in einem befristeten Zeitraum. Weder die Numismatik noch die Sozialwissenschaft fand für dieses Phänomen der Münzen von Tripura bisher eine schlüssige Erklärung.

Die abgebildete Rupie / Tankah (Mitchiner NIS&WC 2522) zeigt für meine Begriffe eine sorgfältige Arbeit mit ansprechendem Münzbild. Sie wurde unter dem Herrscher Amar Manikya geprägt, der mit Unterbrechungen 1499 und 1502-1503 S.E. regierte. In Tripura verwendete man die Saka Zeitrechnung, das entspricht nach unserer Zeitrechnung 1577-1581 AD. Das Prägejahr findet man unter dem Löwen: Es ist das Jahr 1502 SE. Im Revers ist neben dem Herrscher seine Königin Amaravati Devi genannt. Und weil ich gern wissen wollte, wo diese Namen in der Legende zu finden sind, habe ich ein wenig geschnipselt. :wink:

Gruß klaupo
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trip_NIS2522-n.jpg
Zuletzt geändert von klaupo am Mi 17.12.08 14:51, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von dionysus » Mi 03.12.08 23:05

Nachdem ich dieses fiese viereckige Teil aus dem anderen Thread nun entnervt aus der Hand gelegt habe, habe ich eine ganz andere Münze zu Gange, die zum Glück ganz einfach zu bestimmen war. Nämlich ganz einfach Schön #9 bzw. KM #13.

Indien, Vertrags- und Vasallenstaaten.
Bahawalpur State.
Al-Haj Sadiq Mohammed V. Abbasi (1907-1955)

1/4 Anna, 1940

Bahawalpur wurde 1748 von Daud Muhammad Bahawal Khan Abbasi I. als souveräne Herrschaft gegründet.
1833 unterwarf Muhammad Bahawal Khan Abbasi III. den Staat dem Schutz der Britischen Ostindien Companie.
1947 schloss sich Bahawalpur formell Pakistan an. Die endgültige Eingliederung in die damalige Provinz Westpakistan erfolgte jedoch erst 1955. Heute gehört Bahawalpur zur Provinz Punjab.
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bahawalpur.jpg
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Beitrag von dionysus » Mi 09.09.09 18:41

Um diesen schönen Thread mal wieder aus dem Schlaf zu reißen, möchte ich eine Münze vorstellen, die ich heute meiner Sammlung hinzufügen konnte.
Diesmal führt der Streifzug uns ins westliche Indien, an den Golf von Kachchh.

Indien, Vertrags und Vasallenstaaten.
Fürstentum Kutch ( Kachchh )

Kengarji III. (1875-1942)

2 1/2 Kori (Adadhia), 1882.
Silber, 21 mm./ 6,9 gr.

Eine kompositorisch durchwegs gelungene Münze, wie ich finde
- besonders die Seite die ich linksstehend abgebildet habe (und mal wieder wird der Scan dem Stück nicht gerecht).

Mit lieben Grüßen,
Maico
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Kutch.jpg
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Beitrag von dionysus » Di 03.11.09 15:47

Vom Westen geht die Wanderung nun nach Zentralindien.

Vertrags und Vasallenstaaten,
Fürstentum Indore

Maharadscha Schiwadschi Rao Holkar (1886-1903)

1/4 Anna, 1887 (1944 nach Samwat-Zeitrechnung).

Av.: Zeburind, Herrschername in Devanagari.
Rv.: Wertangabe und Jahreszahl umgeben von Rankendekor.

Y: 10.3; KM (alt) 33.1.

Indore war eigenständiger Fürstenstaat ab 1761 (Zuvor Fürstenstaat im Marathenreich) und Vertragsstaat des brit. Dominions von 1818 bis 1947.
Heute liegt Indore im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh.
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Indore.jpg
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Beitrag von KarlAntonMartini » Di 03.11.09 18:05

Zu der schönen Münze aus Kutch ein Nachtrag: Die links gezeigte Seite ist in persisch-arabischer Schrift geschrieben und enthält in Urdu folgende Inschrift: Victoria Kaiserin von Indien geschlagen in Bhuj 1882; die andere Seite ist in Nagari geschrieben und enthält in Sanskrit die Inschrift: Maharaja Dhiraj Mirjan Maharao Shri Khengarji Bahadur 2 ­­½ Kori geprägt in Kutch Bhuj 1938. Die Jahreszahl bezieht sich auf die Vikrama-Ära, die im Jahr 57 v. Chr. beginnt, der Jahreswechsel erfolgt etwa zur Mitte des AD-Jahres, so daß es auch bei dieser Münze zwei Varianten gibt, VS 1938 mit AD 1881 oder 1882. - Die nächste Prägung der 2 ­­½ Kori erfolgte erst 1894/95, mit geöffneter Mondsichel statt der geschlossenen hier. (Katalog: Bartonitschek Nr. 22.09, Y 36) Grüße, KarlAntonMartini
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Beitrag von dionysus » Di 03.11.09 18:25

Hallo KAM,

herzlichen Dank für diese Hintergrundinfos, da kommt einiges mit auf die Karteikarte.

Gruß
Maico
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Beitrag von dionysus » Fr 11.12.09 14:44

Und weiter geht es durch die indischen Vasallenstaaten.

Fürstentum Baroda
Savaji Rao III. (1875-1938)

2 Paisa, 1892 (1949 VS.)

KM 32.2a


Das Fürstentum Baroda lag etwa im Südwesten Indiens. Es bestand nicht aus einem zusammenhängenden Gebiet, sondern aus vielen, teils recht weit von einander entfernt liegenden, Teilstücken. Baroda war britisches Protektorat von 1780-1947, danach folgten 2 Jahre unabhängiges Dasein. Heute gehört Baroda zum Bundesstaat Gujarat.

Liebe Grüße
Maico
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baroda2.jpg
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Beitrag von KarlAntonMartini » Fr 11.12.09 17:37

Jaipur war ein Staat im heutigen Rajastan, seit 1819 unter britischer Schutzherrschaft. Die Maharajas prägten bis 1857 im Namen des Großmoguls, dann im Namen der britischen Könige. Es gab in diesem (und einigen anderen) Staat den Brauch, für Geschenkzwecke extra ordentliche Münzen zu prägen, bei denen der gesamte Stempel auf das Münzbild kam. Diese werden als Nazarana bezeichnet. Hier also eine Nazarana-Rupee aus Jaipur (11,5 g) aus dem Jahr 1911. Die Jahreszahl in arabischer Schrift ist auch für europäische Augen leicht erkennbar, das Regierungsjahr 32 des Maharajas Madho Singh (1880-1922) auch neben dem Jhar, das ist das blumenartige Symbol als Münzzeichen. Kurioserweise ließ Madho Singh II. seine Rupien auch nach ihrem Tod noch im Namen Victorias prägen, daß eigentlich schon Georg V. herrschte, ignorierte er. Also eine posthume Prägung von Victoria. - Grüße, KarlAntonMartini
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JaipurNazRup1911Rev.jpg
JaipurNazRup1911Av.jpg
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Beitrag von dionysus » Fr 11.12.09 22:22

Hallo KAM,

ein interessanter Beitrag mit einer sehr hübschen Münze.
Übrigends noch einen herzlichen Glückwunsch nachträglich.

Ein schönes Wochenende,
Maico
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