Historisch interessante französische Medaillen

Diskussionen rund um Medaillen, Medailleure, Jetons, Rechenpfennige

Moderator: Lutz12

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chinamul
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Beitrag von chinamul » Sa 16.12.06 13:15

Medaille (42 mm) auf die Krönung von Charles X am 29. Mai 1825 in der Kathedrale von Reims durch Kardinal de la Fare. Er ist zu diesem Zeitpunkt bereits 67 Jahre alt. Die feierliche und mit großem Pomp verbundene Krönung ist ein traditioneller religiöser Akt des Ancien Régime, der zwischenzeitlich nicht mehr stattgefunden hatte und auch später nie mehr wiederholt wurde. Mit ihm hob Charles sich demonstrativ von seinen Vorgängern ab.

Av.: CAROLVS • X • - REX • FRANCIAE • - Kopf links ohne Lorbeer; unten am Rand signiert mit AYRARD • F •
Rv.: CORONAM FAVENTE DEO SVSCIPIT ("Durch die Gunst Gottes erhält er die Krone.") Charles kniet mit gefalteten Händen und im Krönungsornat nach links vor dem Kardinal und empfängt von diesem die Krone. Die leichten Streifen von oben bei ca. 1 Uhr sind erhaben und also keine Kratzer, sondern sollen wohl den Gnadenschein des Himmels symbolisieren, der auf Herrscherhaupt und Krone fällt.
Im Abschnitt: REMIS • XXIX • DIE • MAII / M • D CCC • XXV •

Das Stück hat wohl einen Brand mitgemacht und danach durch eine ziemlich scharfe Reinigung etliche Kratzer davongetragen.

Auf dem Gemälde ist Charles in dem Ornat dargestellt, in dem er auch gekrönt wurde, wie ein Vergleich mit der Medaille deutlich zeigt.

Gruß

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Beitrag von chinamul » Mi 14.02.07 15:27

Medaille zur Verfolgung der französischen Protestanten
Ø 73 mm / 217 g
Av.: Oben RECISTER in unsicheren Buchstaben, unten SOCIETÉ • DE • L'HISTOIRE • DU • PROTESTANTISME • FRANÇAIS
Gottesdienst einer protestantischen Gemeinde unter freiem Himmel versteckt in einer Schlucht; darüber ein sogenanntes Malteserkreuz, ein christliches Symbol, dessen acht Spitzen die acht Seligpreisungen der Bergpredigt symbolisieren sollen, und die Taube, die für den Heiligen Geist steht.
Rv.: Oben RÉVOCATION DE L'ÉDIT DE NANTES, unten 1685 - 1985
Ein brennender Scheiterhaufen, darüber ein Rad, auf dem Ketzer gefoltert wurden, rechts Protestanten, die in Gefangenschaft geführt werden, links protestantische Flüchtlinge, die unter Zurücklassung ihrer Habe Frankreich verlassen. Im Hintergrund brennende Häuser und Ruinen. Rechts am Rand signiert mit J. C. AMMANN (Jean-Christophe?)
Auf dem Rand gepunzt mit 1985 - Füllhorn - BRONZE

Die Hintergründe der Medaille:
Die blutige Bartholomäusnacht (23./24. August 1572 in Paris), in deren Verlauf Tausende Protestanten getötet wurden, bildete einen Höhepunkt bei der Verfolgung der nichtkatholischen calvinistischen Minderheit. Viele der Überlebenden verließen daraufhin das Land. Erst das von Henri IV (le Grand) erlassene Toleranzedikt von Nantes vom 13. April 1598 beendete für eine Weile die Hatz auf die Protestanten.
Spätestens mit der Thronbesteigung von Louis XIV im Jahr 1661 jedoch wurden die Protestanten dann wieder systematisch verfolgt. Die dadurch ausgelöste Fluchtwelle versuchte der König 1669 mit einem Emigrationsverbot zu beenden, aber trotzdem verließen im Laufe der Zeit etwa eine halbe Million Flüchtlinge ihre Heimat. Am 18. Oktober 1685 widerrief Louis mit dem Edikt von Fontainebleau schließlich das ohnehin längst wirkungslos gewordene Edikt von Nantes. In der Folgezeit wurden die Protestanten gnadenlos gejagt, und wieder brannten die Scheiterhaufen.
Die vielen Verfolgten, denen die Flucht aus Frankreich dennoch gelang, wurden von den Herrschern der protestantischen Länder Europas mit offenen Armen aufgenommen, bildeten sie doch die Elite der französischen Bevölkerung.
Das "krakelige" RECISTER (gemeint ist wohl résister = widerstehen) auf dem Avers befindet sich eingeritzt im Tour de Constance (Turm der Standhaftigkeit), dem größten Wehrturm der Stadtmauer der südfranzösischen Stadt Aigues-Mortes, in dem protestantische Frauen unter schlimmsten Bedingungen eingekerkert waren. Es heißt, die Inschrift stamme von Marie Durand (1715 - 1776), die im Alter von 15 Jahren dort eingesperrt wurde und dann volle 38 Jahre im Turm zubrachte. Sie tat alles, um ihren Leidensgefährtinnen die Gefangenschaft ein wenig erträglicher zu machen, und blieb auch nach ihrer Begnadigung noch weitere acht Jahre bis zu ihrem Tode im Turm, wenn auch nicht mehr im Kellerverlies.

Gruß

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Beitrag von chinamul » Fr 02.03.07 20:01

Die folgende Medaille (52 mm / 64 g) hat wie die vorige einen religiösen Bezug, und wieder wird erinnert an ein ausgesprochen düsteres Kapitel in der Geschichte des Christentums.
Im Jahr 1095 rief im mittelfranzösischen Clermont Papst Urban II anläßlich einer Synode zum ersten Kreuzzug auf. Eine große Menge von hohen kirchlichen Würdenträgern, Rittern und einfachen Bürgern brach daraufhin in den begeisterten Ruf „Deus le vult“ (frz. „Dieu le veut“) = „Gott will es!“ aus. Eine Zeit unendlicher Leiden und Verbrechen folgte, die in Europa und anderswo nicht nur viele Menschenleben kostete, sondern auch zu wirtschaftlichen Verlusten in kaum verkraftbarem Ausmaß führte. Felder blieben unbestellt, Handel und Wandel lagen darnieder, Familien blieben schutzlos zurück, als die Männer nach Jerusalem aufbrachen, um die heiligen Stätten der Christenheit von den „Ungläubigen“ zu befreien. Aber nicht nur von heiligem Eifer erfüllte Menschen machten sich auf den Weg, sondern auch allerlei zwielichtige Gestalten wie Glücksritter, Spitzbuben, die hofften, auf diese Weise der Gerichtsbarkeit in ihren Heimatländern zu entkommen, Prostituierte und Arme, die nichts zu verlieren hatten und hofften, es auf dem Zug irgendwie zu etwas Besitz zu bringen. Die unzähligen, kaum vorstellbaren Grausamkeiten, die im Verlaufe der Kreuzzüge im Namen Christi verübt wurden, können wohl zum Teil auch die Seelenlage der heutigen Moslems erklären.

Av.: DIEU LE VEUT – im Abschnitt: CLERMONT 1095 – 1895
Rechts Papst Urban II mit Kreuzstab übergibt dem mit Hirtenstab vor ihm knieenden Bischof Ademar (Aimar) von le Puy das Kreuz als Zeichen des Auftrags zum Kreuzzug. Links zeigt ein Mönch der jubelnden Menge das Kreuz. Links die Kirche Notre-Dame du Port, im Hintergrund wohl der erloschene Vulkan Puy de Dôme (1465 m), an dessen Fuß Clermont liegt.
Signatur unter dem rechts stehenden Ritter: A. PONCET
Rv.: SALVE SANCTA PARENS („Sei gegrüßt, heilige Gebärerin!“)
Im Abschnitt SALVE REGINA („Sei gegrüßt, Königin“) – Mit „Salve Regina“ beginnt ein wohl von Bischof Ademar verfaßter Lobgesang auf Maria.
Maria mit dem Jesuskind als gekrönte Himmelskönigin auf einer Wolke über dem mittelalterlichen Stadtbild Jerusalems schwebend - Randpunze CUIVRE

Gruß

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Beitrag von *EPI* » Di 06.03.07 15:45

Ich hoffe, dass ich Deine Kreise nicht störe, chinamul.

Bronzemedaille (42mm) von Rogat 1844:
55-Jahrfeier des Sturms auf die Bastille (siehe Vorderseite)
Ansicht des neuen Staatsgefängnisses "le donion" in Vincennes (Rückseite)

Was will uns aber Rogat sagen? ..., dass man sich nach 55 Jahren unter Louis Philippe in einem Zustand wie vor der Revolution wieder befindet (Zensur, Repression etc.)? Die Medaille ist von der MdP. Welche Interpretation habt Ihr? Zumindest 4 Jahre später gab es Louis Philippe als König nicht mehr.

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Beitrag von chinamul » Di 06.03.07 17:16

Du störst meine Kreise überhaupt nicht, *EPI*. Auf genau diese Medaille hatte ich auch schon mal geboten, habe sie jedoch nicht gekriegt. Deshalb ist es schön, sie auf diesem Wege noch einmal vorgeführt zu bekommen.
Was nun die historische Implikation betrifft, so könnte ich mir schon vorstellen, daß der Medailleur damit eine dezente Warnung ausdrücken wollte, denn der mit hohen Idealen von Gleichheit und Brüderlichkeit gestartete Louis Philippe war im Laufe seiner Regentschaft doch ziemlich selbstherrlich geworden.
In meinen Augen haben die beiden Seiten des Stückes unterschiedliche Botschaften: Die Erstürmung der Bastille zeigt, wo L. Ph. politisch herkommt (er hatte mit der Revolution und deren Zielen sympathisiert), und der Donjon könnte andeuten, worauf er andererseits eventuell zusteuert.
All das ist zugegebenermaßen Spekulation, aber möglicherweise ließen die politischen Verhältnisse eine deutlichere Mahnung nicht zu.

Gruß

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Beitrag von chinamul » Fr 16.03.07 11:33

Eine kleine (Ø 18,5 mm / 3,56 g) Medaille auf die Inthronisierung des "Bürgerkönigs" Louis Philippe I (1830 - 1848).

Der Text der Rückseite verweist ausdrücklich auf das auf dem Volkswillen beruhende Herrschermandat dieses Königs.

Av.: LOUIS PHILIPPE IER - ROI DES FRANÇAIS - Kopf rechts; unter dem Halsabschnitt signiert mit BARRE
Rv.: Fünfzeilige Inschrift umgeben von einem Eichenkranz (corona civica der Antike für Rettung der Bürgerschaft aus Gefahr!):
ÉLU / PAR LE VOEU / DES FRANÇAIS / LE 7 AOUT / 1830 (Gewählt aufgrund des Volkswillens am 7. August 1830)

Gruß

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Beitrag von chinamul » So 25.03.07 15:19

Das Jahr 1960, in dem diese Medaille entstand, hatte es politisch wirklich in sich: Der amerikanische Pilot Francis Gary Powers wird mit seinem Spionageflugzeug des Typs U-2 aus großer Höhe über dem Gebiet der damaligen Sowjetunion abgeschossen. Das nimmt Chruschtschow auf der Gipfelkonferenz der vier Großmächte am 16./17. Mai in Paris zum Anlaß für heftige Angriffe gegen die USA und läßt die Konferenz scheitern.
In seiner Abwesenheit versuchen die westlichen Großmächte die Konferenz noch zu retten, während Chruschtschow sich auf einen Ausflug in die Provence begibt.
Am 14. Oktober nimmt Chruschtschow an der UN-Vollversammlung teil. Im Verlauf der überaus heftigen Debatte um die Entkolonialisierung kommt es dann zu dem legendären Wutausbruch Chruschtschows, bei dem er mit dem Absatz seines Schuhes auf sein Pult hämmert und dann die Sitzung verläßt.
Auf der Vorderseite der laut Datierung im März herausgegebenen Medaille sehen wir einen jovial und milde dreinblickenden älteren Herrn, während die Rückseite mit dem Sputnik die technischen Leistungen der Sowjetunion würdigt und mit der Friedenstaube den Frieden beschwört. Die späteren Ereignisse des Jahres werfen auf diese positive Aussage der Medaille freilich ein anderes Licht.

Chruschtschow 1960 in Paris
Medaille (Ø 77 mm / 222 g)
Av.: NIKITA SERGUEIEVITCH KHROUCHTCHEV MCMLX - Kopf frontal
Rv.: PARIS / MARS (= März) 1960 - Oben Sputnik, unten Friedenstaube mit Ölzweig nach links fliegend, links oben die Kathedrale Notre-Dame, rechts oben das Panthéon, rechts unten die Monnaie de Paris (Münze) und quer durch das Bild der Pont Neuf (= „Neue Brücke“), trotz seines Namens die älteste Seinebrücke in Paris.
Die Medaille ist nicht signiert. Auf dem Rand ist sie mit BRONZE und einem Füllhorn gepunzt.

Gruß

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Zuletzt geändert von chinamul am Mi 09.05.07 19:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von tournois » So 25.03.07 15:52

Lieber @chinamul,
ich muß Dir an dieser Stelle einmal herzlich für die hochinteressanten Beiträge und wunderbaren Bilder danken!
Auch möchte ich Dir mein Kompliment für die tollen Stücke aussprechen!
Wenn ich nicht schon ein Sammelgebiet hätte das meinen Geldbeutel strapaziert, so könnte ich mich dazu hinreißen lassen einen Schuber für Medaillen zu beginnen! ;)
[b]tournois[/b]
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"Wir leben in einem Zeitalter, in dem die überflüssigen Ideen überhand nehmen und die notwendigen Gedanken ausbleiben!"
Joseph Joubert 1754 - 1824

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Beitrag von chinamul » Di 03.04.07 18:12

Die "Monnerons"

Bei diesem Stück handelt es sich strenggenommen nicht um eine Medaille, sondern um eine Notmünze der Zeit unmittelbar nach der französischen Revolution.
Um die Staatsschulden abzutragen und dem Mangel an Münzgeld abzuhelfen, wurden Ende 1789 sogenannte Assignaten ausgegeben, also Staatsschuldscheine, die dem Inhaber Anteile am Erlös aus den beschlagnahmten Kirchengütern sichern sollten, sobald der Staat diese verkauft haben würde. Dieses Papiergeld wurde zunächst verzinst, schon bald aber unverzinst ausgegeben und wurde schnell Objekt von Spekulationen und Manipulationen, besonders monarchistischer Kreise, die es massenhaft nachdrucken ließen. Das Ersatzgeld verfiel dadurch rapide im Wert, und 1791 erhielten die Brüder Monneron (Gaspard François Monneron 1741-1825, Jean Louis Monneron 1742-1805, Pierre Antoine Monneron 1747-1801 und Joseph-François-Augustin Monneron 1756 – 1824) die Erlaubnis, Notmünzen zu zwei und fünf Sols zu prägen. Die Herstellung wurde nach Birmingham in England vergeben, wo mit der dampfgetriebenen Prägemaschine des Matthew Boulton dann an die 2.500.000 Stück geprägt wurden. Ende 1793 wurden die Münzen allerdings wieder außer Kurs gesetzt, und es darf angenommen werden, daß viele von ihnen daraufhin eingeschmolzen wurden. Daher sind gut erhaltene Exemplare heute nicht ganz billig.
Wie die „Monnerons“ verloren auch die Assignaten schließlich ihre Gültigkeit (21. Mai 1797).

Kupferne Medaille (Ø 40 mm / 27,94 g)
Av.: Links und rechts VIVRE LIBRES – OU MOURIR • („Frei leben oder sterben!“) –
In einem Hochoval links Minerva (hier als Personifizierung Frankreichs) auf einem Podest sitzend, die die französische Verfassung mit der Aufschrift CONSTI / TUTION / DES / FRAN / ÇAIS zeigt. Vor ihr ein Sockel mit dem Porträt Louis XVI, neben ihr der Bourbonenschild mit den drei Lilien, ihr gegenüber uniformierte und bewaffnete Soldaten, die mit ausgestreckten Rechten auf die Verfassung schwören. Oben am Ovalrand PACTE FEDERATIF (Bündnisvertrag), auf der Tricolore über den Soldaten eine Jacobinermütze als Freiheitssymbol und die Aufschrift VIVRE LIBRES OU MOURIR. Im Abschnitt 14 JUILLET / 1790 (also einjähriges Revolutionsjubiläum)
Unten am Podium signiert mit DUPRÉ . F .
Rv.: Umschrift MONNERON FRÈRES NEGOCIANS À PARIS 1792 (Gebrüder Monneron, Kaufleute zu Paris) – Im Rund die neunzeilige Inschrift MEDAILLE / DE CONFIANCE / DE CINQ-SOLS / REMBOURSABLE / EN ASSIGNATS / DE 50 ET / AU DESSUS / L’AN IV. DE LA / LIBERTÉ („Vertrauensmedaille über fünf Sols, einlösbar gegen Assignaten zu 50 oder darüber“)
Randschrift vertieft: DEPARTEMENS DE PARIS – RHONE ET LOIRE . DU GARD .

Gruß

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Zuletzt geändert von chinamul am Mo 26.09.11 14:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von chinamul » So 15.04.07 10:27

Und hier eine weitere Medaille des von einem fanatischen Bonapartisten nach einem Theaterbesuch erstochenen Herzogs von Berry, dessen Tod die Monarchisten durch die Ausgabe verschiedenster Medaillen ebenso wie die einige Monate später erfolgte Geburt seines Sohnes Dieudonné propagandistisch weidlich für ihre Zwecke nutzten (s. frühere Beiträge in diesem Thread!).

Medaille Duc de Berry (41 mm / 41,1 g) aus Kupfer; zeitgenössisch
Av.: CH. FERDINAND – DUC DE BERRY – Uniformiertes Brustbild links; unten am Rand signiert mit GAYRARD F.
Rv.: In einem Kranz aus Lorbeer und Eichenlaub in acht Zeilen: PUGIONE / PERCUSSUS PERIIT / 14 FEB. 1820 - / - GALLIA SPEM SUAM / CONJUX AMANTEM / MILITES DUCEM / PAUPERES PATREM / PERDIDERE. (= „Von einem Dolch durchbohrt starb er am 14. Februar 1820 – Gallien verlor seine Hoffnung, die Gattin den Liebenden, die Soldaten ihren Führer und die Armen ihren Vater.“) – Unten am Rand signiert mit DE PUYMAURIN FECIT ET DIR.

Gruß

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Beitrag von chinamul » Di 08.05.07 19:31

Die Ermordung Marats durch Charlotte Corday

Charlotte Corday, mit vollem Namen Charlotte Marie-Anne Corday d'Armont, wurde am 27.08.1768 geboren. Als Tochter aus adligem Hause genoß sie eine hervorragende Erziehung in einer Klosterschule und war auch schon mit den Idealen der Aufklärung vertraut. Sie glaubte, daß deren wesentliche Ideen mit der Revolution von 1789 verwirklicht würden. Schon bald aber mußte sie erkennen, daß die Revolution durch das Wüten der Jakobiner zu einem Blutbad ohnegleichen entartete.
Als besonders demagogischer Scharfmacher tat sich dabei Jean Paul Marat (geb. am 24.05.1743) hervor. Daher sah Charlotte in ihm jene Person, die es auszuschalten galt, um den schlimmsten Auswüchsen ein Ende zu bereiten und die Entwicklung wieder in ruhigere Bahnen zu lenken.
So beschloß sie, Marat zu töten. Mit einer List gelang es ihr, am 13.07.1793 bei ihm vorgelassen zu werden. Er saß wie meist aus gesundheitlichen Gründen – er litt an Skrofulose, einer Hautkrankheit – in seiner Badewanne, konnte sich daher gegen die Messerstiche Charlottes nicht zur Wehr setzen und starb sofort.
Charlotte ließ sich widerstandslos festnehmen und wurde an den beiden folgenden Tagen gründlich verhört. Am 19.07. wurde sie dann mit der Guillotine hingerichtet.
Die Tat schuf somit gleich zwei Märtyrer: Die Anhänger Marats sahen es als ihre Aufgabe, im Sinne des Toten mit der grausamen Verfolgung der politischen Gegner fortzufahren und wüteten nur um so schlimmer gegen sie. Charlotte hingegen wurde zur Märtyrerin der Opfer und Gegner der entarteten Revolution.

Medaille (Ø 30 mm / 10,98 g)
Av.: PERSONNAGES DE LA REVOLVTION FRANÇAISE - CHARLOTTE CORDAY - Brustbild der Charlotte Corday en face mit Haube
Rv.: In einem Eichenkranz neunzeilig UNITÉ / ET / INDIVISIBILITÉ / DE LA / RÉPUBLIQUE / LIBERTÉ / ÉGALITÉ / FRATERNITÉ / OU LA MORT = „Einheit und Unteilbarkeit der Republik, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit oder der Tod"; oben Jakobinermütze (Freiheitssymbol) flankiert von zwei langen Trikolorenwimpeln; unten der gallische Hahn vor einem Kanonenrohr, neben ihm Kanonenkugeln und ein Mörser

Bild Charlotte Corday: Wikipedia
Gemälde Marat von Jacques-Louis David: Wikipedia

Gruß

chinamul
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Beitrag von helcaraxe » Di 08.05.07 20:09

Lieber chinamul,

Deine französischen Medaillen sind wunderbar, ich freue mich immer wieder, wenn Du uns eine vorstellst. :-)

Bitte zeige uns noch viele schöne Exemplare.

Nebenbei: Wäre dieser Thread es nicht wert, unter "Wichtig" aufgenommen zu werden? (Nur ein Vorschlag... )
Viele Grüße
helcaraxe
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Beitrag von Torfstecher » Di 08.05.07 23:50

Wäre dieser Thread es nicht wert, unter "Wichtig" aufgenommen zu werden? (Nur ein Vorschlag... )
Bitte nicht!
Womit ich natürlich überhaupt nichts gegen die französischen Medaillen sagen will, im Gegenteil, ich finde Cinamuls Ausführungen dazu immer hochinteressant.
Aber es ist nichts, was unbedingt auf ewig oben stehen muß, auch wenn es mal wochenlang nichts Neues gibt.
Bei den Römern z.B. wirkt die lange Liste von "wichtigen" Threads für mich schon lange genau gegenteilig zum erwünschten Effekt: Da die sowieso immer oben stehen merke ich es nicht mehr, wenn Beiträge dazugekommen sind.

Ich meine, das Attribut wird hier im Forum allgemein viel zu großzügig verteilt und sollte besser auf Themen allgemeinerer Natur beschränkt bleiben, in der Art von "Wie erkenne ich Fälschungen" oder "Liste aller römischen Prägestätten" etc..

Gruß,
Torfstecher

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Beitrag von chinamul » Mi 09.05.07 19:43

Damit hast Du wohl recht, Torfstecher. Es liegt ja an mir, immer mal wieder den Thread durch einen neuen Beitrag nach oben zu hieven, was ich auch zu tun gedenke.

Gruß

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Beitrag von helcaraxe » Mi 09.05.07 20:07

Jedenfalls freuen wir uns schon drauf! :-)
Viele Grüße
helcaraxe
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