Welche Münzen waren in Marsberg/Westfalen im Umlauf

Wie zahlten unsere Vorfahren? Was war überhaupt das Geld wert? Vormünzliche Zahlungsmittel

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oller Feudel
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Welche Münzen waren in Marsberg/Westfalen im Umlauf

Beitrag von oller Feudel » Do 05.07.07 10:58

Hallo,

Ich beschäftige mich mit Familienforschung. Meine Ahnen stammen über Jahrhunderte aus Marsberg/Westfalen. Da Familiengeschichte nicht bloß eine Anhäufung von Geburts- und Sterbedaten sein sollte, beschäftige ich mich auch mit kleinen Anekdoten, welche meine Großeltern noch zu erzählen wussten. Zum Beispiel war hin und wieder die Rede von den Funden in ihrem Gemüsegarten in Obermarsberg. Die Herkunft der Keramik und der Brünnenringe war anhand der vorhandenen Heimatliteratur einfach zu klären. Aber mit den Münzfunden stehe ich vor einem Rätsel.
Natürlich hatte mein Großvater die Münzen gleich „versilbert“. Viel kam dabei nicht rum, aber da meine Großeltern nicht unbedingt wohlhabend waren, bezeichneten sie den Erlös als „stattliche Summe“. Leider weiß keiner mehr, um was für Münzen es sich handelte, noch nicht mal aus welcher Zeit sie stammten.
Die „alte Münze“ war nur ein paar Häuser entfernt und ihr Grundstück befindet sich auf dem sog. Mönchshof. Wahrscheinlich waren über die Zeit immer mal wieder Münzen durch Ritzen im Holzfußboden gekullert.

Da ich von Numismatik keine Ahnung habe sind meine Fragen nun:
Welche Münzen waren im Laufe der Jahre in Westfalen, speziell in Marsberg im Umlauf? Marsberg hatte eigene Münzen. Heißt das, dass in Marsberg auch vorwiegend Marsberger Münzen im Umlauf waren? Mit was zahlte man, in der Zeit als keine eigenen Münzen geprägt wurden?

Im Folgenden habe ich die Handelswege, welche Marsberg berührten, sowie die Münzgeschichte aufgeführt. Natürlich nur in dem Maß, wie es mir die vorhandene Literatur zuließ. Vielleicht hilft das Weiter!?!


Die Wirtschaftliche Lage Marsbergs

In Marsberg herrschte seit jeher reger Handel. Bereits 900 bekam Marsberg das Markt- und Zollrecht verliehen. Vor allem dürfte aber die Geografische Lage wirtschaftsförderlich gewesen sein. Marsberg war der Knotenpunkt einiger wichtiger Handelswege.
1. Frankfurt – Mainz – Marburg – durch Waldeck – MARSBERG – Paderborn
2. Neuß – Essen – das Ruhrtal herauf über die Briloner Wasserscheide – an MARSBERG vorbei durchs Diemeltal – zur Weser. Wichtig waren hier die Verbindungen mit Brilon und Korbach und mit den Städten im Wesergebiet von Kassel bis nach Bremen.
3. In diese beiden Hauptstrassen mündete noch eine Dritte, weniger bedeutende, welche nach Arolsen führte.

Besonders Bremer Kaufleute wählten die Straßen über Marsberg nach Frankfurt und ins Ruhrgebiet. Natürlich wurde das ausgenutzt und ein Zoll auf passierende Wagen erhoben. Außerdem besaßen die Marsberger das Recht des „Vorkaufs“. Eingeführt wurde vor allem Getreide von Korbach her, von Bremen Räucherfisch und Käse. Ausgeführt wurden Eisen und Geschütze.


Münzgeschichte Marsbergs

826 – Kaiser Ludwig der Fromme schenkt Ober- und Niedermarsberg der Abtei Corvey
900 – Ludwig das Kind verleiht Niedermarsberg (Horhusen) das Markt-, Münz- und Zollrecht
1180 – Das Herzogtum Westfalen und Engern kommt politisch an den Kurfürsten und Erzbischof von Köln.
1060 – Münzfunde Marsberger Münzen. „Heresburg“
1191 – Nennung von Horhusener Denaren, danach zieht die Münze wohl mit einem Großteil der Niedermarsberger nach Obermarsbert (Eresburg).
1226-1228 – Die Eresburg befindet sich in Hand des Erzbischofs von Köln, muss aber zurückgegeben werden.
1229 – Erster Münzmeister in Obermarsberg wird genannt.
1230 – Abt Hermann von Corvey verkauft die hälfte der Stadt, sowie das ganze Münzrecht an den Erzbischof von Köln.
1280 – Letzte Erwähnung eines Münzmeisters in Marsberg. Die Münze ruht bis 1605.
1325 – Obermarsberg tritt dem Westfälischen Städtebund bei.
1507 – Der Abt von Corvey verkauft „seine“ Hälfte der Stadt an den Erzbischof und Kurfürsten zu Köln.
1605 – Wiederaufnahme der Münze, keine Urkunde.
1615 – Gesuch an die Kammerräte zu Bonn, wieder gute Apfelgroschen prägen zu dürfen.
1629 – Kurfürst Ferdinand bestätigt das Münzrecht und empfiehlt dies seinen Untertanen und den benachbarten Fürsten.
1636 – Schweden und Hessen in Marsberg.
1758 – Franzosen, Sachsen, Engländer, Hessen und Braunschweiger durchziehen Marsberg
1802 – Pariser Vertrag. Das kurköln. Hzgtm. Westfalen fällt an Hessen-Darmstadt.
1816 – Wiener Kongress. Das Hzgtm. Westfalen geht in die preuß. Provinz Westfalen über.


Münzprägungen in Marsberg

Ca. 1060-1230 – Münzprägungen unter Corvey – Denare.
1226-ca. 1312 – Münzprägungen unter Köln – Denare und Oboli und Vierlinge. 1312 ist zum letzten Mal von sog. „Marsberger Währung“ die Rede.
1605-1618 – Städtische Prägungen – Groschen, Dreier und Elflinge. Jakob Pfahler ist Münzmeister. Die Annahme Marsberger Groschen von 1618 wird durch den Kurfürsten Verboten. Die Münze ruht für 12 Jahre.
1630-1638 – Städtische Prägungen – Kupferpfennige, 1/28 Taler. Urban Felgenhauer ist Münzmeister.

Ein in Erlinghausen (nahe Marsberg) nach 1511 vergrabener, 1948 gehobener Schatz lässt darauf schließen, dass besonders Münzen von Osnabrück, Dortmund, Kleve-Mark, Jülich-Berg und Goslar in Gebrauch waren.
Welche Münzen wurden nun danach benutzt? Brachten die Durchziehenden Truppen ihr eigenes Geld mit?
Urkunden geben größere Beträge in rheinischen Goldgulden an. Sonst ist meist die Rede von Gulden, Talern, Groschen etc. Mit was aber zahlten die einfachen Handwerker und Bauern? Waren 1802-1816 haupts. hessische und nach 1816 haupts. preußische Münzen in Umlauf?

Ich hoffe mein „Sack“ voll Fragen ist nicht unverschämt! Ebenso hoffe ich, dass meine Ausführungen konkrete Antworten zulassen! Für Hilfe zu diesem Thema wäre ich ausgesprochen dankbar.

Viele Grüße,

Daniel

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Münz-Goofy
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Beitrag von Münz-Goofy » So 08.07.07 14:52

@ oller Feudel,

zum Thema Marsberg gab es schon mal was im Forum:

http://www.numismatikforum.de/ftopic184 ... t=marsberg

Das dort angesprochene Buch von Gerd Dethlefs, "Das Marsberger Münzwesen im Mittelalter", Verlag Joh. Schulte, Marsberg 2000 (ISBN 3-9806428-5-2) beantwortet sicher viele Deiner Fragen. Ich habe es mir vor einiger Zeit mal zugelegt und für jemanden, der sich für Marsberger Münzen interessiert, ist das Buch sicher ein Muß. Und sicher auch nicht schwer über amazon oder ebay zu beschaffen.
Um Deine Fragen zu beantworten, wann wo welche Marsberger Münzen umgelaufen sind, müßte ich mir es nochmal von vorn bis hinten durchlesen. Leider habe ich im Moment keine Zeit dazu.

Trotzdem schönen Sonntag
MG :black:
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Beitrag von oller Feudel » Do 12.07.07 20:37

Vielen Dank für den Tip!
Das Buch ist bestellt aber leider noch nicht eingetroffen. Bin mal gespannt...

Viele Grüße,

Daniel

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Beitrag von Münz-Goofy » Fr 13.07.07 19:30

Hallo alter Putzlappen,
Du hast ja offenbar eine Quelle für das Buch über die Marsberger Münzen gefunden. Wenn Du es erhältst, solltest Du mit leerem Magen an die Lektüre gehen. Das Buch entstand 1984 als Hausarbeit für die Magisterprüfung an der Uni Münster, und der Text ist in manchen Abschnitten entsprechend schwer lesbar und verdaulich. Du wirst trotzdem Deine Freude daran haben, dafür garantiere ich.

Herzliche Grüße
Dietmar :lol:
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Beitrag von Schwarzbart » So 04.11.07 23:45

Es gibt noch ein weiteres Buch, welches sich mit der marsberger Münzgeschichte auseinandersetzt und zwar:

Stadelmaier, Rupert: Von der Münzgeschichte an Diemel und Glinde, Verlag Joh. Schulte, Niedermarsberg.

Gruß Schwarzbart

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