Der griechische Schaukasten

Griechische Münzen des Altertums

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helcaraxe
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Beitrag von helcaraxe » Di 28.08.07 23:24

Um den Reigen der östlichen griechisch-geprägten (im doppelten Wortsinne) Münzen zu schließen, hier noch eine Münze aus einem der Nachfolgereiche der Indogriechen:

Die Indo-Skythische Dynastie

Historischer Hintergrund:

Als Indo-skythische Dynastie wird ein Königreich bezeichnet, das im ersten vorchristlichen bis zur Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts in Nordindien bestand, sowie in Nordpakistan und Teilen von Afghanistan. Die Beziehung der Indo-Griechen zu den Skythen ist unklar. Die frühere Forschung ging davon aus, dass die Indo-Griechen von den Skythen geschlagen und vernichtet wurden. Es gibt jedoch auch Anzeichen von einer Koexistenz, wofür auch spricht, dass die Indo-skytischen Münzen nach griechischen Vorbildern erstellt wurden. Einige Indo-griechische Herrscher scheinen zu Vasallen der Indo-Skythen geworden zu sein und prägten weiterhin eigene Münzen und konnten diese auch zeitweise zurückdrängen.
Im ersten nachchristlichen Jahrhundert wurden die Indo-Skythen langsam von den Kuschan und Indo-Parthern verdrängt, wobei sich die letzteren in der Münzprägung stark an die Indo-Skythen anlehnten.

Azes II. (es ist nicht restlos geklärt, ob es wirklich zwei Herrscher dieses Namens gab) folgte dem nur kurz regierenden Azilises im Norden des Reiches. Azes II. scheint er das Industal verloren zu haben, konnte aber Dschalalabad and Ab Gard erobern. Am Ende der Regierungszeit von Azes II. machten sich die Satrapen Jihonika und Rajuvula unabhängig und prägten eigene Münzen.
Azes II. ist fast nur von seinen Münzen bekannt. Sein Name wird auch mit der Bimaranreliquie (eine der ältesten Buddhadarstellungen) verbunden. Es handelt sich um ein rundes Goldkästchen, das mit Darstellungen des Buddha dekoriert ist. Mit dem Kästchen fanden sich Münzen von Azes II., was einen Hinweis auf die Datierung des Stückes liefert.

Die Münze:

Azes II., ca. 35-12 v. Chr.
AR-Drachme; 1,96 g; dm = 15 mm.
Av.: [ΒΑΣΙΛΕΩΣ ΒΑΣΙΛΕΩN MEΓAΛOY AZOY]. König mit Peitsche n. re. reitend. Im Feld Karosthizeichen (Monogramm?).
Rv.: Zeus n. li. mit langem Szepter in der Linken und Nike (die wiederum ein Thymaterion [Weihrauchbrenner] in hält) in der Rechten.
knapp ss, dunkle Tönung.
Mitchiner ?.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es sich wirklich um ein offizielles Stück ist, oder möglicherweise um eine „Barbarisierung“, soweit diese Bezeichnung hier angewendet werden darf – der Stil ist jedoch etwas unbeholfen und die Legende ist zum Teil verwildert, wie es auch auf Imitaten römischer Bronzen der Völkerwanderungszeit und auf späten Drachmen der Parther zu finden ist.

Außerdem wäre ich noch um ein Literaturzitat dankbar, wenn jemand ein solches zufällig besitzt! :-) Herzlichen Dank!
Viele Grüße
helcaraxe
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Beitrag von taurisker » Di 28.08.07 23:41

Hallo Mattias,
das sind ja sehr interessante und feine Stücke aus dem Osten die Du uns da zeigst ... gratuliere zu diesen Münzlein!
Herzliche Grüße
Herfried

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helcaraxe
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Beitrag von helcaraxe » Mi 29.08.07 07:41

Lieber Herfried,
herzlichen Dank - diese Münzen machen mir auch viel Spaß! :-) Es war mir ein Vergnügen, mich ein wenig in diese Zeit und die Prägungen einzulesen. Es muss eine unruhige Zeit damals gewesen sein, wie ja auch heute noch....

Und vielleicht findet sich auch noch ein Literaturzitat für die letzte, dann ist die Beschreibung komplett.
Viele Grüße
helcaraxe
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Beitrag von gorostiza » So 02.09.07 18:37

Noch vor meinem Aufenthalt im Spital ist mir in eienm kleinen Lot dieses Teil untergekommen.

Karien, Satrapen, Hidrieos, 351-344 v. Chr.
AR-Drachme 15/17 mm, 3.12 gr.
AV: Drapierte Büste des Apollo en face, leicht nach recht gewendet
RV: HIDRIEOS, Zeus Labraundos mit geschulterter Doppelaxt in der Rechten, umgekehrte Lanze in der Linken, nach rechts gewendet; zwischen den Beinen des Zeus und der Lanzenspitze E

Sehr schön erhaltenes Stück mit etwas rauher Oberfläche und dunkler Patina.
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w2170.jpg

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Beitrag von taurisker » So 02.09.07 18:44

Noch vor meinem Aufenthalt im Spital ist mir in eienm kleinen Lot dieses Teil untergekommen.
Ein interessantes und höchst ansprechendes Stück!
Welcome back !!!
LG
Herfried

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Beitrag von taurisker » So 02.09.07 19:08

Dieser Adler ist mir vor einigen Tagen zugeflattert:

Pergamon Mysia, ca. Mitte 2.Jhd. vuZ.
Av. Asklepios ЄΠIΠЄPΓAMOY
Rv. Adler auf Blitzbündel ΠЄPΓAMNΩN
22,3mm 7,96g
BMC 15. 128, 147f SNG Kop. 377 Sear 3976
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asklep_perg.jpg

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Beitrag von taurisker » So 02.09.07 19:37

Dieses Stück von der Krim ist eine meiner Lieblingsmünzen:

Pantikapaion ca. 350-300 vuZ.
Av. Büste des Pan links
Rv. Löwenkopf links, darunter Stör ΠAN
20,1mm 6,87g
SNG Kop. 35 SNG BlackSea 883ff SNG Stancomb 552ff

Pantikapaion war eine antike Stadt auf der Halbinsel Krim. Sie befand sich an der Stelle der heutigen Stadt Kertsch. Sie wurde auch Bosporus genannt (nach der Bezeichnung Kimmerischer Bosporus für die Straße von Kertsch).

Pantikapaion wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. von Griechen aus Milet als Kolonie gegründet und war dann Sitz der Könige des Bosporanischen Reiches. Die Stadt befand sich mitten in Skythischem Gebiet. Mit den Skythen wurde vor allem Handel getrieben. Nach dem Bosporanischen Reich übernahmen die Könige von Pontos die Griechenstädte auf der Krim.
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pantikapaion.jpg

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Beitrag von Pscipio » So 02.09.07 19:56

Sehr hübsch, sowohl die Satrapenmünze wie auch die Panti! @Roland: herzlich willkommen zurück im Forum!

Lars
Nata vimpi curmi da.

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Beitrag von taurisker » Mo 03.09.07 19:31

Weiter gehts, mit einer Kleinbronze:

Sardeis Lydia, Mitte 2. Jhd. vuZ.
Av. belorbeerte Büste des Herakles rechts
Rv. nackter Apollon links, hält Raben davor Monogramm , das Ganze im Lorbeerkranz ΣAPΔIANΩN
17mm 5,19g
SNG Kop. 484ff BMC 22. 240, 33 Sear 4734

Sardes (Sardis, Sardeis) war die Hauptstadt des antiken Königreichs Lydien, später Sitz eines römischen conventus und Hauptstadt der Provinz Lydia in spätantiker und byzantinischer Zeit.

Frühzeit: In hethitischer Zeit hieß die Stadt vermutlich Uda, unter den Herakliden Hyde. Tissaphernes, seit etwa 413 vuZ. Satrap in Sardeis, unterstützte durch Vermittlung des Alkibiades die Spartaner im Peloponnesischen Krieg. 401 kämpfte der mächtige Satrap von Sardes gegen den aufständischen Prinzen Kyros. Mit dem Sieg von Alexander des Großen bei der Schlacht am Granikos im Jahre 334 vuZ. gelangte Sardes in den hellenistischen Machtbereich.

Ab 133 vuZ. wird Sardes Teil der römischen Provinz Asia, das später besonders unter Tiberius (er unterstützte den Wiederaufbau der Stadt, nach dem verheerenden Erdbeben im Jahre 14 uZ.) und später unter den Severern besondere materielle und kulturelle Förderung empfing.
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sard_herakl.jpg

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Beitrag von taurisker » Mi 05.09.07 19:21

Hallo Griechenfreunde, eine weitere hübsche Nike aus meinem Kästchen:

Aegae Aeolis, 2.-1. Jhd. vuZ.
Av. Athenabüste mit korinthischem Helm rechts
Rv. Nike im Chiton mit Kranz und Palmzweig links zwischen Monogrammen AIΓAIΩN
16,5mm 4,31g
BMC 17. 96, 14 SNG v. Aulock 1598 Sear 4169
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aeg_aeol.jpg

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Beitrag von taurisker » Mi 19.09.07 21:25

Damit hier mal wieder etwas Neues reinkommt:

Philippos II, Bronze posthum, 315-295 Amphipolis
Av. Büste des Apollon mit Diadem rechts
Rv. Reiter auf Pferd rechts, darüber ΦIΛIΠΠOY darunter Monogramm Beizeichen
SNG Cop. 604 18,5mm 6,15g
Das Stück hat eine traumhafte dunkelbraune Glanzpatina, kommt auf dem Bild gar nicht so schön rüber!

Gruß
taurisker
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phil_reiter.jpg
Zuletzt geändert von taurisker am Mi 19.09.07 22:54, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von helcaraxe » Mi 19.09.07 22:00

@taurisker:
Woran macht man fest, welche dieser Stücke posthum sind. Am Beizeichen? Ich habe nämlich auch einige dieser Bronzen, leider nicht so schön erhalten wie Deine.
Viele Grüße
helcaraxe
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Beitrag von taurisker » Mi 19.09.07 22:48

helcaraxe,
quer durch die ehemaligen Alexanderlande tauchen diese Prägungen im o. genannten Zeitraum auf ... am Nominal hängt sich das auf, denke ich, zu Lebzeiten Philipps des Einäugigen war dieser Münztyp nicht im Umlauf.
Gruß
taurisker

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Beitrag von helcaraxe » Mi 19.09.07 23:06

Ahso. Er wird halt oft Philipps Zeiten einsortiert, zum Beispiel hier:

http://www.coinarchives.com/a/lotviewer ... 209&Lot=67

Sear ist ja leider völlig unergiebig, was das angeht. Welcher SNG ist denn dazu zu empfehlen? SNG Cop?
Viele Grüße
helcaraxe
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Beitrag von taurisker » Mi 19.09.07 23:15

... jaja, es wird sehr oft "übersehen", dass diese Stücke nicht zu Philipps Lebzeiten geprägt wurden. Die meisten dieser Prägungen stammen aus ungesicherten makedonischen Münzstätten, was die zeitliche Zuordnung ziemlich erschwert. Sear ist nicht sehr bis gar nicht ausführlich, stimmt, die Verzeichnisse aus dem SNG Copenhagen sind mit vielen Referenzstücken dazu versehen. Ich habe mal von einem befreundeten Sammler Kopien dieses Referenzwerkes erhalten (mit anderen auch, z.B. SNG München, Black Sea, BMC, etc. etc.), bin sehr froh dass ich mir den Stuff nicht teuer im Original kaufen musste!

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