Elberfelder Brotmarken zu Armenpflege und Fürsorge
Die Stadt Elberfeld (ebenso wie die Nachbarstadt Barmen) war ein Zentrum im 18 und 19 Jahrhundert ein Zentrum der Textilindustrie. Die hier ansässigen Fabriken nutzen die die Wasserkraft der Wupper und das Wasser selbst zum Bearbeiten der Rohstoffe und zum Färben der Textilien. Leider war die Industrie auf Importe des Rohmaterials angewiesen, die fertigen Produkte wurden dann vor allem nach Frankreich verkauft. Mit beginn der Französischen Revolution brach dieser Absatzmarkt weg, da dort die Gelder für den Krieg benötigt wurden, die Arbeitslosigkeit und Armut stieg daher in Elberfeld und Barmen stark an, dazu kommt noch der Umstand, das die Bauern der Umgebung schon lange nicht mehr in der Lage waren, den Bedarf an Nahrungsmitteln der Städtischen Bevölkerung zu decken. Infolge der Kriegshandlungen und von Missernten stieg der Preis für die Notwendigen Nahrungsmittelimporte stark an, was im Jahr 1816 und 1817 dazu führte, das man in Elberfeld einen Kornverein gründete um die Not der ärmsten zu Lindern. Vor der Teuerung kostete ,im Februar 1816, ein Brot noch 14 ½ Stüber, den Tageslohn eines Webers, im Juli bereits 23 Stüber.
Die Not der Bevölkerung war so groß, das im Vergleich zum Jahr 1815, 1818 die Sterberate um 35% anstieg und die Geburtenrate um 35% sank
Der Elberfelder Kornverein wurde unter Führung von Jakob Aders (Bankier und Bürgermeister von Elberfeld) im Juli 1816 gegründet. 56 Bürger zeichneten Anteile (verzinst zu 5%) in Höhe von 74.000 Talern, einhundert weitere Bürger sicherten das Projekt mit 50.000 Talern gegen Verluste.
Mit dem Geld wurde im Norden billigeres Getreide eingekauft und unter Marktwert als Mehl an die Elberfelder Bäcker abgegeben, der Preisunterschied zu nicht subventionierten Brot betrug 5 Stüber, manche Bäcker haben durch Strecken des Mehls (etwas mit Gips) und durch kleinere Brote versucht einen größeren Gewinn zu erzielen auch der Verkauf ins Umland war keine Seltenheit. Dies machte die Ausgabe von Kupfermarken nötig, die Bäcker bekamen dann nur noch pro Kupfermarke eine entsprechende Menge Mehl zugeteilt, damit wurde dem Betrug ein wirksamer Riegel vorgeschoben.
Der Kornverein Stellte 1817 seine Tätigkeit ein, als die Situation sich besserte. Mit dem Gewinn von 13.000 Talern wurde das erste elberfelder Krankenhaus in gebaut.
Kupfermarke 1816/17
Vorderseite mit Umschrift "KAUFE IN DER ZEIT 1816" in der Mitte "ELBER FELDER KORN VEREIN" in 4 Zeilen
Rückseite mit Umschrift "SO HABT IHR IN DER NOTH 1817" in der Mitte "1 BROD" in zwei Zeilen
Knappe 30 Jahr später trat erneut eine Missernte und die Folgen der Kartoffelfäule die Bevölkerung schwer, die Lebensmittelpreise stiegen erneut in unerschwingliche Höhen. Ein Normaler Arbeiter hatte in dieser Zeit einen Wochenlohn von 3 Talern (360 Pfennige), 1835 kostete ein 7pfündiges Brot noch 35 Pfennige, 1846 bereits 90 Pfennige. Diese Situation führte dazu, das man sich entschloss den Brotpreis zu subventionieren.
In Elberfeld wurde an Angehörige der untersten Steuerklasse und nicht Steuerpflichtige, Brotmarken ausgegeben, bei Vorlage dieser Brotmarke wurde der Brotpreis um 30 Pfennige reduziert, was im Zenit der Krise einen Brotpreis von 75 Pfennig entsprach.
Anbei auch ein Bild dieser Brotmarke.
Auf der Vorderseite das Wappen der Stadt Elberfeld mit dem bergischen Löwen in den Pfoten ein Färberwerkzeug als Symbol für die Textilindustrie. Auf der Rückseite in Verzierungen „1 Brod“ (Die Diskussion um diese Rechtschreibreform haben wir glücklicherweise verpasst

Von dieser Marke gibt es noch zwei weitere Ausführungen in deren Besitz ich leider nicht bin.
Weiterführende Links:
http://www.historisches-zentrum-wuppert ... pflege.pdf
Historische Informationen zu Wuppertal:
http://www.wolfgang-mondorf.de/geschichtew.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Elberfeld