5 $ Canada 1998 - Dr. Norman Bethune

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5 $ Canada 1998 - Dr. Norman Bethune

Beitrag von Canadian Coins » Fr 21.02.03 22:29

Nachdem ich nun auf "canadian-coins.de" die Seite zu diesem Set fertiggestellt habe, möchte ich die Hintergrundgeschichte zu dieser Prägung auch hier mit einbringen.
Auch an dieser Stelle möchte ich an Dr. Gerd Hartmann nochmal meinen Dank aussprechen, dass er mir die freundliche Genehmigung gab, für die Erstellung dieser Seite, seinen Text zu verwenden. Nun aber los:

Dr. Norman Bethune Set - Kanada / China
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Ausgabe Kanada : 5 Dollar 1998 - Dr. Norman Bethune - PP - Gewicht: 31,39 gr. - Feinheit: 9999 Silber
Ausgabe China : 10 Yuan 1998 - Dr. Norman Bethune - PP - Gewicht: 31,39 gr. - Feinheit: 999 Silber


Dr. Norman Bethune alias Pai Chiu-en
Arzt und Humanist


© Dr. med. Gerd Hartmann

Fragen Sie einen Kanadier nach Dr. Norman Bethune, Sie ernten in der Regel nur Kopfschütteln. Fragen Sie einen Chinesen nach Bai Jiu'en (Pai Chiu-en), so hören Sie einen Lebenslauf. Dies ist Mao zu verdanken, der Bethune seinerzeit als großen Kämpfer und Vorbild würdigte. Die Verehrung für Bai Jiu'en (Pai Chiu-en) überlebte Mao und die wechselvollen Perioden Chinas jüngerer Geschichte.
Henry Norman Bethune wurde am 03. März 1890 in Gravenhurst, einem kleinen Ort im Norden der kanadischen Provinz Ontario als Sohn eines prebyterianischen Pfarrers geboren. Dieses Haus wurde in den siebziger Jahren restauriert und dient heute als einziges Museum in Kanada, wo Dr. Bethune gewürdigt wird.

Von 1909 bis 1916 studierte Bethune Medizin an der Universität von Toronto, unterbrochen vom 1. Weltkrieg, wo er als Sanitäter in einem Feldlazarett in Frankreich eingesetzt und in der Nähe von Ypres schwer verwundet wurde.

Nach der Dissertation im Dezember 1916 arbeitete Bethune in einer Privatpraxis, auf einem Flugzeugträger und an Kliniken in England und Kanada.

In England blieb er einige Jahre und heiratete dort, inzwischen 33jährig, die 12 Jahre jüngere Frances Campbell Penny, Ableger einer vermögenden Edinburgher Familie. Nachdem deren Erbe ausgegeben war – man lebte nicht gerade bescheiden – schlugen sich beide nach Detroit durch und Bethune eröffnete hier eine Praxis, wo er durch seine Patienten erstmalig mit sozialer Not konfrontiert wurde. Übermäßige Arbeit zehrte an Bethunes Kräften, er infizierte sich und bekam eine schwere Lungentuberkulose. Den Tod vor Augen, zwang er Frances zu Scheidung. In einem Zimmer des Trudeau Sanatoriums in Saranac Lake warteten 1926 vier Patienten, darunter drei Ärzte auf den Tod. Bethune bemalte die Wände des Zimmers mit einer Serie von Zeichnungen mit dem bezeichnenden Titel: "Der Verlauf einer Tuberkulose – Drama in einem Akt und neun schmerzhaften Szenen."

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Eines Tages fand Bethune in der Bibliothek des Sanatoriums ein neues Buch "Die Chirurgie der Lungentuberkulose" von Dr. J. Alexander. Die Erkenntnis, daß evtl. eine Operation sein Leben retten könnte, richtete Bethune auf. Nach dem Studium aller erreichbaren Literatur überzeugte er die Ärzte des Sanatoriums. Am 27. Oktober 1927 führte Dr. Warren bei Bethune eine operative Stillegung der betroffenen Lungenhälfte und eine Quetschung des Zwerchfellnerves durch (artifizieller Pneumothorax + Quetschung des N. phrenicus), eine Methode, die zu diesem Zeitpunkt revolutionär, heute im Zeitalter der Tuberkulostatika natürlich überholt ist. Das Wunder geschah und Bethune begann sein zweites Leben.

Er entschloß sich, dieses der Lungenchirurgie zu widmen. Zwischen 1927 und 1935 wurde Dr. Bethune einer der bekanntesten und erfolgreichsten Lungenchirurgen Nordamerikas. Dabei entwickelte er neue Operationsmethoden und Instrumente und veröffentlichte mindestens 16 Artikel in renommierten Fachzeitschriften. Bethunes Eifer, seine Ungeduld, sein mitunter durchbrechender Jähzorn, die unkonventionelle Art, das Hinwegsetzen über alle Bedenken und Ratschläge im Interesse einer in Angriff genommenen Sache und nicht zuletzt Versuche an sich selbst brachten ihm nicht nur Freunde unter den Kollegen ein. Aber er trug mit seinem Engagement wesentlich zur Entwicklung der Lungenchirurgie bei.

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Von 1933 an war er Chefarzt der Lungenabteilung des Sacre Coeur Hospitals bei Montreal sowie Gastdozent und –operateur in vielen renommierten Kliniken Nordamerikas. Zunehmend aber kam er zu der Erkenntnis, daß die Tuberkulose, deren bakterielle Erreger der Deutsche Robert Koch Jahre zuvor entdeckt hatte, vor allem soziale Ursachen hat. Er versuchte, diese sozialen Ursachen zu ergründen und forderte eine gesetzliche Krankenversicherung (die es damals in Kanada noch nicht gab) und die Verbannung des Profits aus der Medizin. Eine Teilnahme an einem Fachkongreß 1935 in der Sowjetunion ließ ihn erkennen, daß dieses Land zwar arm war, aber sich entsprechend seinen Möglichkeiten um alle Menschen kümmerte.

Zurückgekehrt nach Kanada wurde er 1935 Mitglied der KP. Zwei Jahre später auf einer Kundgebung als "Knecht Moskaus" verteufelt, antwortete er: "Ich bin sicher, man würde auch Christus einen Knecht Moskaus nennen, sollte er je wieder auf Erden erscheinen, um den Menschen Nächstenliebe zu predigen." 1936 errang die Volksfront einen Sieg bei den Parlamentswahlen in Spanien, Franco nahm mit Unterstützung Deutschlands und Italiens den Sturz der Regierung in Angriff. Auf Bitte des kanadischen "Committee to Aid Spanish Democracy" gab Bethune über Nacht alle seine bestbezahlten Positionen und Ämter auf und ging an der Spitze einer Ambulanz nach Spanien. Als Oberst der Republikanischen Armee organisierte er einen mobilen Blutspendedienst. Nach Irritationen, die nicht zuletzt auf Bethunes Charakter zurückzuführen waren, kehrte er 1937 nach Kanada zurück.

Inzwischen hatte sich die Lage in China verschärft. Die japanischen Aggressoren rückten Schritt für Schritt nach Süden vor und die Guomindang-Truppen unter Chiang Kaichek (Jiang Jieshi) zogen sich an allen Fronten zurück.
Am 08.Januar 1938 verließ Bethune den amerikanischen Kontinent, den er nie wiedersehen sollte. In China traf Bethune mit Zhou Enlai und Mao Zedong zusammen. Hierbei unterbreitete er Vorschläge für die Entwicklung des Sanitätsdienstes der 8. Roten Armee. Mao war insbesondere davon angetan, daß nach Bethunes Ansicht 75 Prozent der Schwerverwundeten durch sofortige Operation wieder hergestellt werden könnten. Bethune arbeitete in China unter unsagbar komplizierten Bedingungen. Es fehlten Medikamente und Instrumente sowie ausgebildetes Personal, die hygienischen Bedingungen waren katastrophal. General Nie Rongzhen ernannte Dr. Bethune zum Chefarzt der 8. Roten Armee und zum Ärztlichen Berater der Regierung für den Bezirk von Jin Cha Ji. Neben der täglichen Versorgung der Verwundeten und Kranken bildete er medizinisches Personal aus, erarbeitete schriftliche Anleitungen und richtete ein Musterspital ein. Innerhalb von 4 Monaten operierte Bethune nahe dem Schlachtfeld 315 Patienten und baute 13 Sanitätsstellen auf. Einmal versorgte er 69 Stunden hintereinander 115 Verwundete, ein anderes Mal spendete er sein eigenes Blut. Am 3. März 1939, seinem Geburtstag, operierte er bis zum kommenden Morgen 19 Schwerverletzte.

In einem aus China nach Kanada gelangten Artikel, der in "The Clarion" erschien, schrieb Bethune: "Eine Million Menschen kommen von Japan, um eine Million chinesischer Menschen zu töten. Hat der Japaner einen Nutzen vom Tod des Chinesen? Wie ist es möglich, daß ein paar reiche Menschen eine Million arme Menschen davon überzeugt haben, daß sie eine andere Million von Menschen töten, die genau so arm wie sie selber sind, damit die Reichen noch reicher werden? Sie finden es billiger, zu stehlen als zu handeln, leichter, zu töten als zu kaufen. Das ist das Sekret dieses Krieges. Es ist das Sekret aller Kriege. Profit... blutiges Geld."

Am 28. Oktober 1939 glitt Bethune bei einer Operation mit dem Skalpell ab und schnitt sich in den dritten Finger der linken Hand. Es entwickelte sich eine Infektion, eine Sepsis, an deren Folgen Dr. Bethune im Alter von 59 Jahren am 12. November 1939 verstarb.

Antibiotika hätten ihn retten können, aber die gab es in China nicht. In einem seiner letzten Briefe schrieb Bethune: "Die letzten beiden Jahre waren die bedeutendsten und schönsten meines Lebens. Ich war manchmal einsam, aber an der Seite meiner prächtigen Kameraden habe ich das höchste Glück gefunden..."

Weitergehende Informationen finden Sie in dem Buch "Arzt auf drei Kontinenten" von Ted Allan und Sydney Gordon, welches in beiden deutschen Staaten erschien. 1990 wurde Bethunes Leben in einer Koproduktion Kanada/Frankreich/China verfilmt (Bethune: The Making of a Hero; in deutscher Synchronisation: Bethune: Ein Arzt wird zum Helden – 1997 z.B. im ZDF) mit Donald Sutherland als Dr. Bethune. Einige realistischere Bücher als das oben genannte erschienen in Kanada und sind teilweise im Museum in Gravenhurst erhältlich (in Englisch). Wenn Sie während einer Kanadareise durch Montreal kommen, so finden Sie dort in der Innenstadt eine Statue von Dr. Bethune. Dies ist keine Geste der kanadischen Regierung, den bekanntesten Kanadier zu ehren, sondern ein Geschenk der VR China an Kanada.

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Verschlägt es Sie einmal nach China, so finden Sie eine Gedenkstätte und das International Bethune Peace Hospital in Shijiazhuang, der Hauptstadt der Provinz Hebei, nur wenige Stunden Zugfahrt von Peking (Beijing) entfernt.


Text und Bilder mit freundlicher Genehmigung von Dr. med. Gerd Hartmann.
http://www.chinalink.de/kultur/medizin/bethune.html

Hartmann
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Dr. Norman Bethune

Beitrag von Hartmann » Do 10.04.03 21:19

Hallo!

Ich muß noch ergänzen, daß die beiden chinesischen Gemälde im vorstehenden Text natürlich nicht das "Drama in einem Akt und neun schmerzhaften Szenen" darstellen.
Bei dem Drama ging es um die Darstellung des Verlaufes einer Tuberkulose und es endet mit dem Tod. Gemalt wurde es an die Wände des Hospitals, heute ein Ding der Unmöglichkeit. Es sind Fotos überliefert.

Angesichts Irak sind die Worte, die Dr. Bethune 1937 in "The Clarion" schrieb, heute wieder von erschreckender Aktualität: "...Wie ist es möglich, daß ein paar reiche Menschen eine Million arme Menschen davon überzeugt haben, daß sie eine andere Million von Menschen töten, die genau so arm wie sie selber sind, damit die Reichen noch reicher werden? Sie finden es billiger, zu stehlen als zu handeln, leichter, zu töten als zu kaufen. Das ist das Sekret dieses Krieges. Es ist das Sekret aller Kriege. Profit... blutiges Geld."

Dr. med. G. Hartmann

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Beitrag von Canadian Coins » Fr 11.04.03 00:00

Hallo Herr Dr. Hartmann,

ich freue mich, Sie hier im Forum begrüßen zu dürfen und möchte mich auch hier nochmal für Ihre Unterstützung bedanken, die Sie mir für die Erstellung der Dr. N. Bethune Seite zukommen ließen.

Die Bethune Seite der Webseite wird in den nächsten Tagen noch entsprechend Ihrer Anmerkungen umgestaltet, sodaß die Bilder den entsprechenden Textstellen zugewiesen werden.
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Angesichts Irak sind die Worte, die Dr. Bethune 1937 in "The Clarion" schrieb, heute wieder von erschreckender Aktualität: "...Wie ist es möglich, daß ein paar reiche Menschen eine Million arme Menschen davon überzeugt haben, daß sie eine andere Million von Menschen töten, die genau so arm wie sie selber sind, damit die Reichen noch reicher werden? Sie finden es billiger, zu stehlen als zu handeln, leichter, zu töten als zu kaufen. Das ist das Sekret dieses Krieges. Es ist das Sekret aller Kriege. Profit... blutiges Geld."
Es wird zu befürchten sein, dass diese Worte auch zukünftig Ihre Gültigkeit haben werden und sich in kommenden Konflikten wieder bewahrheiten.
Traurig.

Grüße.

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