Einen Pompeiusdenar, auf dem beidseitig die
komplette Legende lesbar ist, ist bei den meist kleinschrötigen Stücken fast unmöglich zu bekommen.
Darüberhinaus steigen Stücke im Preis meist exorbitant in die Höhe, je besser die Erhaltung ist.
Dieses Stück von Sextus Pompeius kam 505,-€. Da braucht's nicht lange zu überlegen, sondern einfach zugreifen. Denn alles Wichtige ist auf diesem Stück erkennbar (bis auf die Krähenfüße des alten Pompeius
)
Avers:
Kopf von Pompeius Magnus n.r., li. sitella (Opferkrug), re. lituus (Krummstab der Auguren)
Die beiden liturgischen Gerätschaften stehen für das Augurat, welches Pompeius Magnus einst inne gehabt hatte. Typisch für sein Portrait ist neben der tief eingegrabenen Nasolabialfalte auch die Anastole, ein aufstehender Haarwirbel über der Stirn. Sie war eines der Hauptmerkmale von Alexander dem Großen und wurde von denjenigen, die sich mit dem Makedonier identifiziert sehen wollten, gerne imitiert.
MAGNVS • PIVS • IMPERATOR • ITERVM
Magnus Pius, Imperator zum 2. Mal
(die Legende bezieht sich auf Sextus Pompeius)
Revers:
Der unbärtige „Meeresgott Neptun“ steht nackt n.l., von seiner linken Schulter hängt ein (meeresblauer?) chlamys (umhangartiger Mantel) herab, welcher um den lin-ken Unterarm geschlagen ist und dann locker herabhängt, den rechten Fuß hat er auf eine prora (Schiffsbug) gesetzt, in der ausgestreckten Rechten hält er einen aphlaston (Heckzier eines Schiffes). Li. und re. von ihm zwei laufende männliche Gestalten, die bis auf ein umgehängtes Mäntelchen nackt sind; es sind die beiden Catanäischen Brü-der, die auf ihren Schultern ihre alten Eltern tragen, nachdem sie sie auf wundersame Weise aus den Flammen des ausgebrochenen sizilianischen Vulkans Ätna gerettet hatten: der Bruder li. (Amphinomos?) trägt den Vater (desseen Oberkörper nackt ist), der Bruder re. trägt die Mutter, deren "Kleid" und die damenhaften Nackenhaare noch schön erkennbar ist..
PRÆFECTVS CLASSIS • ET • ORÆ • MARITIMAE • EX • SENATVS • CONSVLTO
Kommandeur über die Flotte und die Küstengebiete aufgrund Senatsbeschlusses
Was offenbar bislang übersehen und falsch interpretiert wurde: Nicht Neptun, sondern der nackte Pompeius der Große steht hier reversseitig. Denn ein bartloser Neptun ist m.M. undenkbar, ebenso wie ein Kranz auf dem Haupt des Meeresgottes. Denn eine Ausschnitssvergrößerung bei gut erhaltenen Stücken zeigen eindeutig die Bartlosigkeit sowie die beiden herabwehenden Bandschleifen. Prora und aphlaston zeigen den Bezug zum Meer, so dass man gut argumentieren ann, dass es sich bei besagten Kranz auf dem Kopf um eine corona rostrata (corona navalis) handeln sollte. Der antike Ausspruch über Magnus, dass er, der einst über 1000 Schiffe gebot, in einem elendigen Boot endete, ist eine schaurige Poente zur dargestellten Statue auf der Rückseite dieses Denars.
Zur Datierung ist Woytek heranzuziehen, der Imperator iterum mit der Schlacht beim Kap Skyllaeum Mitte 38 v.Chr. in Verbindung bringt. Die zeitliche Einordnung dieses Denars sollte deshalb bei
37 bis Sep. 36 v.Chr. (showdown zwischen Sextus und Agrippa) liegen, denn nach der Skyllaeumschlacht sollte zuerst der Skyllatyp emittiert worden sein und danach dieser Denartyp.
(dieser Bildausschnitt vom unten aufgeführten Link)
Dass Magnus mit Neptun assimilierte ist nicht ungewöhnlich, denn Octavian ließ es bei seiner Münzausgabe auch dem Publikum ebenfalls kundtun
https://img.ma-shops.de/koelnermuenzkab ... 8240_c.jpg - hier setzt er aber den Fuss auf einen Globus zum Zeichen der römischen Herrschaft über den gesamten orbis und hält das lange Zepter als Zeichen der göttergewollten Herrschaft.