Schöne und seltene Stücke des Constantin I.
Moderator: Homer J. Simpson
- kc
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Re: Schöne und seltene Stücke des Constantin I.
Krass, wunderbare Münze, der Stil ist auch exzellent.
- didius
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Re: Schöne und seltene Stücke des Constantin I.
Herrliches Teil, sowas möchte ich auch mal in meinen Büchern finden.
- Homer J. Simpson
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Re: Schöne und seltene Stücke des Constantin I.
Irgendwie lese ich scheint's die falschen Bücher...
Homer
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- Lucius Aelius
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Re: Schöne und seltene Stücke des Constantin I.
Wer tut den Münzen in Bücher packen?
Ein wirklich tolles Stück von feinem Stil, Gratulation!
Mir gefallen diese Büsten der Constantin-Ära mit dem auf dem Unterarm liegenden Schwert ganz besonders. Bei deinem Stück scheint's nur ein Knauf zu sein und kein Adlerkopf.
Ein wirklich tolles Stück von feinem Stil, Gratulation!
Mir gefallen diese Büsten der Constantin-Ära mit dem auf dem Unterarm liegenden Schwert ganz besonders. Bei deinem Stück scheint's nur ein Knauf zu sein und kein Adlerkopf.
Gruss
Lucius Aelius
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- pottina
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Re: Schöne und seltene Stücke des Constantin I.
Hatte wohl kein anderes Lesezeichen zur Hand
Die Münze war in einer Münztasche aus Papier. Geschadet hat es ihr nicht.
Auf jeden fall war die Freude gestern größer die Münze wieder zu sehen als wenn ich sie in den letzten Jahren immer wieder angeschaut hätte
Gruß, PoTTINA
- kc
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Re: Schöne und seltene Stücke des Constantin I.
Dann aber auch fürs regelmäßige Betrachten und nicht wieder leichtfertig irgendwo verbaseln
VG
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Re: Schöne und seltene Stücke des Constantin I.
@ Pottina
Sehr schön! Das ist doch einer dieser begehrten Stücke, die wohl in Verbindung
mit einer Serie von Billon-Münzen von Licinius & Maximinus Daia steht. Anlass für diese
Prägungen war wohl eine Gedenkfeier. Oft werden diese Exemplare wegen dem hohen
Silberanteil im Vergleich zum Folles auch als "Pseudo"-Argenteus" betitelt.
Hier noch etwas zum Lesen:
https://www.forumancientcoins.com/histo ... ll_arg.htm
http://www.constantinethegreatcoins.com/billon/
vg Laurentius
Sehr schön! Das ist doch einer dieser begehrten Stücke, die wohl in Verbindung
mit einer Serie von Billon-Münzen von Licinius & Maximinus Daia steht. Anlass für diese
Prägungen war wohl eine Gedenkfeier. Oft werden diese Exemplare wegen dem hohen
Silberanteil im Vergleich zum Folles auch als "Pseudo"-Argenteus" betitelt.
Hier noch etwas zum Lesen:
https://www.forumancientcoins.com/histo ... ll_arg.htm
http://www.constantinethegreatcoins.com/billon/
vg Laurentius
"CARPE DIEM"
Konstantinische Dynastie, Münzstätte Trier:
https://www.forumancientcoins.com/galle ... album=7436
Konstantinische Dynastie, Münzstätte Trier:
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- kc
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Re: Schöne und seltene Stücke des Constantin I.
Das nette Porträt hat mich zum Kauf bewogen..
Constantin I, Follis, Lyon.
19mm 3,66g
VG
kc
Constantin I, Follis, Lyon.
19mm 3,66g
VG
kc
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- Lucius Aelius
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Re: Schöne und seltene Stücke des Constantin I.
Ein nummus des Kaisers Constantinus vom Jahre 325 n.Chr. (Prägestätte: Antiochia) anlässlich seines Regierungsjubiläums emittiert.
Das Stück hat mich knapp 30 Euro gekostet. Ich war jahrelang auf der Suche nach einer solchen Münze in akzeptabler Erhaltung (ich mag Sandpatina auf den spätrömischen Bronzen überhaupt nicht und würde mir nie ein solches Stück in die Sammlung legen), denn früher waren soclhe Exemplare relativ teuer. Bemerkenswert bei der Münze ist das Krakenauge des Constantinus, ein künstlerisches Überbleibsel aus der Tetrarchie, wo solche "tellergrossen" Sehorgane ein Zeichen göttlicher Eingebung symbolisieren sollten.
Das Jahr des zwanzigjährigen Regentschaftsjubiläums (vicennalia) endete in einer Trägodie: Constantins ältester Sohn und designierter Nachfolger Crispus wurde 326 n.Chr. auf väterlichen Befehl hingerichtet, ebenso ein Neffe des Kaisers namens Licinianus und viele andere Personen aus dem kaiserlichen Umfeld; auch Constantins Frau Fausta fand unter ungeklärten Umständen den Tod.
Die anläßlich der vicennalia verausgabten dynastischen Prägungen – nur in Gewicht und Größe den Standardbronzen gleich, in der Gestaltungsform völlig anders – waren Schenkungen bzw. Auswurfmünzen und sollten für die Mitglieder der kaiserlichen Familie werben. Zschucke (Medaillons für die Menschen, 1989) führte für diese Bronzen den Begriff „Schaudenare“ ein. Die spärliche und verzögerte Silberproduktion und die Reduzierung oder sogar Hemmung von vicennalia-Goldmünzen aus Rom zeigen, dass jene Familientragödie die Feierlichkeiten erheblich gestört haben musste.
Am 25. Juli 325 n.Chr. begannen in Nicomedia (Die Stadt war bereits unter Diocletianus zu einer glanzvollen Kaiserstadt ausgebaut worden), im Beisein des Kaisers, die Festlichkeiten zu seinem Regierungsjubiläum. Der Kaiser hatte zuvor am 22. Juni 325 n.Chr. in Nicaea beim Konzil geweilt (Codex Iustiniani 1.19.2), welches am 21. Juli (nach Ramskold) endete.
Die triumphalen Abschlussfeiern sollten ein Jahr später, am 25. Juli 326 n.Chr., in der Hauptstadt Rom beginnen, wohin Constantin auf dem Landwege reisen wollte.
Die im Codex Theodosianus 11 angegebenen Daten und Orte geben einen Überblick zur mehrmonatigen Reise dorthin; wo der Codex Lücken oder Unklarheiten enthält, helfen numismatische Beweise weiter. Neben Nicomedia und Trier (die Residenzstadt des Crispus) gaben die auf der Route des Kaisers liegenden Münzstätten Thessaloniki, Sirmium und Ticinium Goldmünzen aus, zudem emittierten Constantinopel, Cyzicus, Siscia und Rom dynastische Bronzen, die ebenfalls zum Münzprogramm der vicennalia gehörten; an diesen Orten wurde aber nur während der Dauer des kaiserlichen Aufenthalts geprägt.
1961 erklärte Brunn (Studies in Constantinian Chronology, in: Numismatic Notes and Monographs. 146), dass im Constantinischen Reich die Goldprägung eng mit dem kaiserlichen Hof verbunden war. Die meisten Gold- und Silbermünzen wurden nicht für den allgemeinen Geldumlauf hergestellt, sondern als Schenkung des Kaisers bzw. seines Stellvertreters an verdiente Personen. Sirmium, so Brunn, fungierte von der Späthälfte 320 n.Chr. bis zum Frühjahr 324 n.Chr. als Hauptstadt Constantins, und während dieser ganzen Zeit war es – neben Trier – die einzigste Münzstätte, die Gold ausgab. Es ist wichtig zu beachten, dass Constantin in vielen Provinzen niemals Gold- und Silbermünzen produzieren ließ oder es lagen lange Pausen (die Jahrzehnte dauern konnten) zwischen den gelegentlichen Ausgaben von Edelmetall. Ein großer Teil der Reichsbestände an Gold und Silber lagerte nicht in den Münzstätten, sondern wurde vom umherziehenden Hofstaat des Kaisers mitgeführt. Kam der Kaiser in eine Stadt mit Münzstätte, begann man dort unter Aufsicht des Hofes Gold und Silber zu prägen; reiste der Kaiser ab, hörte auch die Emission auf. So verhielt es sich auch mit der dynastischen Bronzeserie, während die allgemeine Bronzeprägung durch den Hofbesuch nicht beeinträchtigt zu worden scheint.
Die dynastischen Bronzenserien mit ihrem neuen Gestaltungskonzept (bei keinem früheren Kaiser gab es Vergleichbares) wurden wohl zuerst in Antiochia emittiert. Sie waren die erste Bronzeausgabe der Stadt nach der Niederlage des Licinius. Zschucke datierte die erste Serie (officinae: A, B, Γ, Δ, Є, S, Z) auf Dez. 324 n.Chr., die zweite (zu den bisherigen sieben officinae kam jetzt noch officina H hinzu) anläßlich der vicennalia-Feier im Juli 325 n.Chr.; allerdings gibt es keine Hinweise auf die Reihen-folge der beiden Serien oder ob sie zeitlich getrennt waren. Die Antiochia-Ausgaben sind mit Abstand am häufigsten unter den dynastischen Bronzen vertreten. Sieben oder acht officinae prägten für Kaiser Constantin, mindestens sechs für Constantin Caesar, vier für Constantius Caesar, drei für Crispus und jeweils eine für Fausta und die Kaiserin-mutter Helena. Antiochia war die einzigste Münzstätte, welche für die beiden Frauen prägen ließ; zudem wurden hier kleinsten Büsten der jüngeren Caesaren geschnitten. Das legt den Schluss nahe, dass die dynastische Serie in Antiochia ihren Anfang nahm.
Nicomedia ließ vier seiner sechs officinae eine kleine Bronzeserie für den Kaiser und die drei Caesaren produzieren (lt. Zschucke im Juli 325 n.Chr.).
Cyzikus prägte die drittgrößte Ausgabe (nach Antiochia und Rom), welche Zschucke in die Zeit bis Juli 325 n.Chr. datierte. Geschlagen wurde sie ausschließlich in der officina Є.
Constantinopel emittierte nur eine ganz kleine Bronzeserie. Brunn kannte nur eine einzige Münze für Constantin und ein oder zwei für Constantin Caesar. Heute sind weitere Stücke bekannt, darunter für Constantius Caesar.
Dynastische Bronzemünzen aus Thessaloniki sind ebenfalls selten.Brunn kannte nur Stücke mit SMTSA aus der officina A sowie Gold- und vicennalia-Silbermünzen mit Kennzeichnung SMTS ohne Angabe der officina. Inzwischen ist aber auch eine Bronze ohne officina-Kennzeichnung aufgetaucht. Die fehlende officina-Marke ist bemerkenswert, es gibt keine vergleichbaren Beispiele während der gesamten Bronzeprägung Constantins. Derzeit ist es nicht möglich zu sagen, ob die Bronzetypen SMTSA und SMTS zwei aufeinanderfolgende Emissionen oder eine Variation innerhalb einer Emission darstellen. Variationen mit und ohne officina-Buchstaben sind dagegen bei vielen typengleichen Gold- und Silbermünzen bekannt.
Für Siscia nannte Brunn nur fünf Münzen für die vier männlichen Mitgleider des Kaiserhauses (alle im KHM Wien). Zschucke ordnete die Dynastie-Ausgabe dem Mai 326 n.Chr. zu.
Im RIC sind keine dynastischen Bronzeausgaben aus Ticinum aufgeführt. Hill und Kent führten aber eine dynastische Münze für Kaiser Constantin mitKennzeichnung P Halbmond T auf. Inzwischen ist bekannt, dass die Ausgabe auch Crispus und Constantin Caesar umfasste.
Bei den Bronzen aus Rom ist die Sachlage hingegen verworren: die erste dynastische Ausgabe wurde während des vicennalia-Besuches Konstantins im Juli 326 n.Chr. geprägt, Jahre später folgte eine weitere Emission und es kursierten zahlreiche zeitgenössische, inoffiziellen Imitationen im Geldverkehr. Die meisten wurden in Trier kopiert, der Rest in Rom. Die 20 dynastischen Bronzemünzen im Hortfund von Nether Compton (der Hort umfasste 22.670 Münzen, sein Schlussdatum latg bei 335-340 n.Chr.) teilte Harlick (Anepigraphic Bronze Coins of Constantine, 2007) in 2 offizielle Prägungen (Trier, RIC 484, offina S) und 18 Imitationen ein. Seiner Meinung nach ahmten 13 die Trierer und 4 die stadtrömische Münzstätte nach, bei der letzten Imitation konnte er die kopierte Münzstätte nicht feststellen.
Constantins Rückreise verlief sehr langsam und dauerte zehn Monate. Ende Okt. 326 n.Chr. wurde seine Anwesenheit in Mediolanum bezeugt, zwei Monate später in Sirmium, Ende Februar in Thessaloniki, im Frühsommer in Constantinopel und Ende Juli 327 n.Chr. in Nicomedia.
Ein kleiner Exkurs zu Constantinopel:
Der Kaiser gründete Constantinopel 324 n.Chr. auf dem Boden von Byzantion, nachdem er hier den entscheidenden Sieg über seinen Rivalen Licinius errungen hatzte (nach Alföldi in der Seeschlacht vor Chrysoolis [18. Sep. 324 n.Chr.] in Sichtweite zu Byzantion, nach Piepenbruck soll sich Licinius hingegen in Byzantion verschanzt haben). „In unterschiedlichen Quellen wird aufgeführt, dass Konstantinopel nicht die allererste Wahl Konstantins war. Vielmehr zog er mehrere Stellen im oströmischen Teil des Reiches in Erwägung, beispielsweise Thessalonike, Chalkedon oder auch die Gegend in der Nähe vonTroja … denn Aeneas, der mythische Urahne aller Römer, stammte aus Troja. Sowohl in christlichen als auch in heidnischen Quellen wird geschrieben, dass er dort schon begonnen hatte zu bauen, bis er seine Meinung änderte und sich gen Byzantion … wandte“ (Böss, Konstantinopel als Residenzstadt, Seminararbeit 2014).
Man sieht hier sehr schön, wie Constantin von der Christenlehre instrumentalisiert worden ist. Wenn man überhaupt von einem ersten christlichen Kaiser sprechen darf, so träfe das eher auf seinen Sohn Constantius II zu, der später im Ostteil des Reiches residierte und 25 Jahre lang den Aufbau kirchlicher Strukturen förderte.
Das Stück hat mich knapp 30 Euro gekostet. Ich war jahrelang auf der Suche nach einer solchen Münze in akzeptabler Erhaltung (ich mag Sandpatina auf den spätrömischen Bronzen überhaupt nicht und würde mir nie ein solches Stück in die Sammlung legen), denn früher waren soclhe Exemplare relativ teuer. Bemerkenswert bei der Münze ist das Krakenauge des Constantinus, ein künstlerisches Überbleibsel aus der Tetrarchie, wo solche "tellergrossen" Sehorgane ein Zeichen göttlicher Eingebung symbolisieren sollten.
Das Jahr des zwanzigjährigen Regentschaftsjubiläums (vicennalia) endete in einer Trägodie: Constantins ältester Sohn und designierter Nachfolger Crispus wurde 326 n.Chr. auf väterlichen Befehl hingerichtet, ebenso ein Neffe des Kaisers namens Licinianus und viele andere Personen aus dem kaiserlichen Umfeld; auch Constantins Frau Fausta fand unter ungeklärten Umständen den Tod.
Die anläßlich der vicennalia verausgabten dynastischen Prägungen – nur in Gewicht und Größe den Standardbronzen gleich, in der Gestaltungsform völlig anders – waren Schenkungen bzw. Auswurfmünzen und sollten für die Mitglieder der kaiserlichen Familie werben. Zschucke (Medaillons für die Menschen, 1989) führte für diese Bronzen den Begriff „Schaudenare“ ein. Die spärliche und verzögerte Silberproduktion und die Reduzierung oder sogar Hemmung von vicennalia-Goldmünzen aus Rom zeigen, dass jene Familientragödie die Feierlichkeiten erheblich gestört haben musste.
Am 25. Juli 325 n.Chr. begannen in Nicomedia (Die Stadt war bereits unter Diocletianus zu einer glanzvollen Kaiserstadt ausgebaut worden), im Beisein des Kaisers, die Festlichkeiten zu seinem Regierungsjubiläum. Der Kaiser hatte zuvor am 22. Juni 325 n.Chr. in Nicaea beim Konzil geweilt (Codex Iustiniani 1.19.2), welches am 21. Juli (nach Ramskold) endete.
Die triumphalen Abschlussfeiern sollten ein Jahr später, am 25. Juli 326 n.Chr., in der Hauptstadt Rom beginnen, wohin Constantin auf dem Landwege reisen wollte.
Die im Codex Theodosianus 11 angegebenen Daten und Orte geben einen Überblick zur mehrmonatigen Reise dorthin; wo der Codex Lücken oder Unklarheiten enthält, helfen numismatische Beweise weiter. Neben Nicomedia und Trier (die Residenzstadt des Crispus) gaben die auf der Route des Kaisers liegenden Münzstätten Thessaloniki, Sirmium und Ticinium Goldmünzen aus, zudem emittierten Constantinopel, Cyzicus, Siscia und Rom dynastische Bronzen, die ebenfalls zum Münzprogramm der vicennalia gehörten; an diesen Orten wurde aber nur während der Dauer des kaiserlichen Aufenthalts geprägt.
1961 erklärte Brunn (Studies in Constantinian Chronology, in: Numismatic Notes and Monographs. 146), dass im Constantinischen Reich die Goldprägung eng mit dem kaiserlichen Hof verbunden war. Die meisten Gold- und Silbermünzen wurden nicht für den allgemeinen Geldumlauf hergestellt, sondern als Schenkung des Kaisers bzw. seines Stellvertreters an verdiente Personen. Sirmium, so Brunn, fungierte von der Späthälfte 320 n.Chr. bis zum Frühjahr 324 n.Chr. als Hauptstadt Constantins, und während dieser ganzen Zeit war es – neben Trier – die einzigste Münzstätte, die Gold ausgab. Es ist wichtig zu beachten, dass Constantin in vielen Provinzen niemals Gold- und Silbermünzen produzieren ließ oder es lagen lange Pausen (die Jahrzehnte dauern konnten) zwischen den gelegentlichen Ausgaben von Edelmetall. Ein großer Teil der Reichsbestände an Gold und Silber lagerte nicht in den Münzstätten, sondern wurde vom umherziehenden Hofstaat des Kaisers mitgeführt. Kam der Kaiser in eine Stadt mit Münzstätte, begann man dort unter Aufsicht des Hofes Gold und Silber zu prägen; reiste der Kaiser ab, hörte auch die Emission auf. So verhielt es sich auch mit der dynastischen Bronzeserie, während die allgemeine Bronzeprägung durch den Hofbesuch nicht beeinträchtigt zu worden scheint.
Die dynastischen Bronzenserien mit ihrem neuen Gestaltungskonzept (bei keinem früheren Kaiser gab es Vergleichbares) wurden wohl zuerst in Antiochia emittiert. Sie waren die erste Bronzeausgabe der Stadt nach der Niederlage des Licinius. Zschucke datierte die erste Serie (officinae: A, B, Γ, Δ, Є, S, Z) auf Dez. 324 n.Chr., die zweite (zu den bisherigen sieben officinae kam jetzt noch officina H hinzu) anläßlich der vicennalia-Feier im Juli 325 n.Chr.; allerdings gibt es keine Hinweise auf die Reihen-folge der beiden Serien oder ob sie zeitlich getrennt waren. Die Antiochia-Ausgaben sind mit Abstand am häufigsten unter den dynastischen Bronzen vertreten. Sieben oder acht officinae prägten für Kaiser Constantin, mindestens sechs für Constantin Caesar, vier für Constantius Caesar, drei für Crispus und jeweils eine für Fausta und die Kaiserin-mutter Helena. Antiochia war die einzigste Münzstätte, welche für die beiden Frauen prägen ließ; zudem wurden hier kleinsten Büsten der jüngeren Caesaren geschnitten. Das legt den Schluss nahe, dass die dynastische Serie in Antiochia ihren Anfang nahm.
Nicomedia ließ vier seiner sechs officinae eine kleine Bronzeserie für den Kaiser und die drei Caesaren produzieren (lt. Zschucke im Juli 325 n.Chr.).
Cyzikus prägte die drittgrößte Ausgabe (nach Antiochia und Rom), welche Zschucke in die Zeit bis Juli 325 n.Chr. datierte. Geschlagen wurde sie ausschließlich in der officina Є.
Constantinopel emittierte nur eine ganz kleine Bronzeserie. Brunn kannte nur eine einzige Münze für Constantin und ein oder zwei für Constantin Caesar. Heute sind weitere Stücke bekannt, darunter für Constantius Caesar.
Dynastische Bronzemünzen aus Thessaloniki sind ebenfalls selten.Brunn kannte nur Stücke mit SMTSA aus der officina A sowie Gold- und vicennalia-Silbermünzen mit Kennzeichnung SMTS ohne Angabe der officina. Inzwischen ist aber auch eine Bronze ohne officina-Kennzeichnung aufgetaucht. Die fehlende officina-Marke ist bemerkenswert, es gibt keine vergleichbaren Beispiele während der gesamten Bronzeprägung Constantins. Derzeit ist es nicht möglich zu sagen, ob die Bronzetypen SMTSA und SMTS zwei aufeinanderfolgende Emissionen oder eine Variation innerhalb einer Emission darstellen. Variationen mit und ohne officina-Buchstaben sind dagegen bei vielen typengleichen Gold- und Silbermünzen bekannt.
Für Siscia nannte Brunn nur fünf Münzen für die vier männlichen Mitgleider des Kaiserhauses (alle im KHM Wien). Zschucke ordnete die Dynastie-Ausgabe dem Mai 326 n.Chr. zu.
Im RIC sind keine dynastischen Bronzeausgaben aus Ticinum aufgeführt. Hill und Kent führten aber eine dynastische Münze für Kaiser Constantin mitKennzeichnung P Halbmond T auf. Inzwischen ist bekannt, dass die Ausgabe auch Crispus und Constantin Caesar umfasste.
Bei den Bronzen aus Rom ist die Sachlage hingegen verworren: die erste dynastische Ausgabe wurde während des vicennalia-Besuches Konstantins im Juli 326 n.Chr. geprägt, Jahre später folgte eine weitere Emission und es kursierten zahlreiche zeitgenössische, inoffiziellen Imitationen im Geldverkehr. Die meisten wurden in Trier kopiert, der Rest in Rom. Die 20 dynastischen Bronzemünzen im Hortfund von Nether Compton (der Hort umfasste 22.670 Münzen, sein Schlussdatum latg bei 335-340 n.Chr.) teilte Harlick (Anepigraphic Bronze Coins of Constantine, 2007) in 2 offizielle Prägungen (Trier, RIC 484, offina S) und 18 Imitationen ein. Seiner Meinung nach ahmten 13 die Trierer und 4 die stadtrömische Münzstätte nach, bei der letzten Imitation konnte er die kopierte Münzstätte nicht feststellen.
Constantins Rückreise verlief sehr langsam und dauerte zehn Monate. Ende Okt. 326 n.Chr. wurde seine Anwesenheit in Mediolanum bezeugt, zwei Monate später in Sirmium, Ende Februar in Thessaloniki, im Frühsommer in Constantinopel und Ende Juli 327 n.Chr. in Nicomedia.
Ein kleiner Exkurs zu Constantinopel:
Der Kaiser gründete Constantinopel 324 n.Chr. auf dem Boden von Byzantion, nachdem er hier den entscheidenden Sieg über seinen Rivalen Licinius errungen hatzte (nach Alföldi in der Seeschlacht vor Chrysoolis [18. Sep. 324 n.Chr.] in Sichtweite zu Byzantion, nach Piepenbruck soll sich Licinius hingegen in Byzantion verschanzt haben). „In unterschiedlichen Quellen wird aufgeführt, dass Konstantinopel nicht die allererste Wahl Konstantins war. Vielmehr zog er mehrere Stellen im oströmischen Teil des Reiches in Erwägung, beispielsweise Thessalonike, Chalkedon oder auch die Gegend in der Nähe vonTroja … denn Aeneas, der mythische Urahne aller Römer, stammte aus Troja. Sowohl in christlichen als auch in heidnischen Quellen wird geschrieben, dass er dort schon begonnen hatte zu bauen, bis er seine Meinung änderte und sich gen Byzantion … wandte“ (Böss, Konstantinopel als Residenzstadt, Seminararbeit 2014).
Man sieht hier sehr schön, wie Constantin von der Christenlehre instrumentalisiert worden ist. Wenn man überhaupt von einem ersten christlichen Kaiser sprechen darf, so träfe das eher auf seinen Sohn Constantius II zu, der später im Ostteil des Reiches residierte und 25 Jahre lang den Aufbau kirchlicher Strukturen förderte.
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- Numis-Student (Fr 22.09.23 08:33) • mike h (Fr 22.09.23 09:18) • Laurentius (Fr 22.09.23 09:40) • kc (Fr 22.09.23 09:57) • Chippi (Fr 22.09.23 17:17) • stmst (Sa 23.09.23 01:00) • aquensis (So 24.09.23 14:59)
Gruss
Lucius Aelius
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Re: Schöne und seltene Stücke des Constantin I.
Ich habe auch mal wieder einen nicht seltenen aber recht schönen Constantin I.
19mm-3.21g
obv.CONSTANTI-NVS MAX AVG
diademed head right
rev. GLORIA EXERCITVS
Soldier standing facing, head right, holding spear and shield set on ground
Die Xe sehen schon fast wie Swastikas aus.
Ich überlege, ob ich da noch dran rumpidele. Auf der Rückseite erkennt man schon etwas Korrosion und es könnte durchaus möglich sein das es bei der Reinigung noch mehr wird.
Allen ein angenehmes Pfingstwochenende.
Holger
19mm-3.21g
obv.CONSTANTI-NVS MAX AVG
diademed head right
rev. GLORIA EXERCITVS
Soldier standing facing, head right, holding spear and shield set on ground
Die Xe sehen schon fast wie Swastikas aus.
Ich überlege, ob ich da noch dran rumpidele. Auf der Rückseite erkennt man schon etwas Korrosion und es könnte durchaus möglich sein das es bei der Reinigung noch mehr wird.
Allen ein angenehmes Pfingstwochenende.
Holger
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- Laurentius (Sa 18.05.24 17:15)
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Re: Schöne und seltene Stücke des Constantin I.
Die macht doch so, wie sie ist, einen prima Gesamteindruck. Meine Empfehlung: Laß sie so, wie sie ist.
Homer
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- hgwb (Sa 18.05.24 20:36) • Numis-Student (So 19.05.24 06:32)
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Re: Schöne und seltene Stücke des Constantin I.
Dann werde ich ihn so lassen.
Danke für die Empfehlung, Homer.
Danke für die Empfehlung, Homer.
- Numis-Student
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Re: Schöne und seltene Stücke des Constantin I.
Eine schöne Münze, alle Details erkennbar...Homer J. Simpson hat geschrieben: ↑Sa 18.05.24 14:16Die macht doch so, wie sie ist, einen prima Gesamteindruck. Meine Empfehlung: Laß sie so, wie sie ist.
Homer
Da kann ich Homer nur unterstützen.
MR
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- hgwb (So 19.05.24 06:47)
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)
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Re: Schöne und seltene Stücke des Constantin I.
Hier dachte ich zuerst an Constantius Chlorus, aber es ist doch Constantin I. Die Büste ist halt komplett ungewohnt.
Follis, Kyzikus, 313-315 n.Chr., Constantin I. (307-337)
AV: IMP C FL VAL CONSTANTINVS PF AVG - belorbeerter Kopf n.r.
RV: IOVI CONS-ERVATORI - Jupiter mit Chlamys über linker Schulter n.l. stehend, hält Victoria auf Globus und Zepter, links unten Adler mit Kranz im Schnabel, rechts im Feld B
Ex: SMK
RIC VII 3 (R1); ca. 19-20mm; 2,16g
Follis, Kyzikus, 313-315 n.Chr., Constantin I. (307-337)
AV: IMP C FL VAL CONSTANTINVS PF AVG - belorbeerter Kopf n.r.
RV: IOVI CONS-ERVATORI - Jupiter mit Chlamys über linker Schulter n.l. stehend, hält Victoria auf Globus und Zepter, links unten Adler mit Kranz im Schnabel, rechts im Feld B
Ex: SMK
RIC VII 3 (R1); ca. 19-20mm; 2,16g
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- Numis-Student (So 04.08.24 17:22) • Lackland (So 04.08.24 17:46) • Arthur Schopenhauer (So 04.08.24 19:32) • hgwb (Mi 14.08.24 16:19) • Laurentius (Mi 14.08.24 19:06)
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.
- mike h
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Re: Schöne und seltene Stücke des Constantin I.
Stimmt. Die Büste irritiert ein wenig.
Man möchte ihn automatisch einige Jahre früher einsortieren.
Ebenfalls aus Kyzikus hätte ich seine Gattin.
Dieses Stück soll ein Trümmerstück mit gleicher Rückseite aus meiner Sammlung ersetzen.
Martin
Man möchte ihn automatisch einige Jahre früher einsortieren.
Ebenfalls aus Kyzikus hätte ich seine Gattin.
Dieses Stück soll ein Trümmerstück mit gleicher Rückseite aus meiner Sammlung ersetzen.
Martin
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- Arthur Schopenhauer (Mi 14.08.24 16:06) • hgwb (Mi 14.08.24 16:19) • Chippi (Mi 14.08.24 16:34) • Laurentius (Mi 14.08.24 19:06)
131 Köppe /201 (Kampmann)
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