Halbierte Grossbronzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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chinamul
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Beitrag von chinamul » Mo 22.12.08 16:50

Wenn es überhaupt einen Hinweis darauf gibt, wer nach vorn und wer zurückschaut, dann könnte das allenfalls die Schreibrichtung sein, bei der ja auch links das liegt, was schon geschrieben ist und rechts das, was noch zu schreiben ist. Aber das ist wieder alles bestenfalls eine intellektuelle Spielerei auf ganz dünnem Eis (leider nicht ganz schlüssige Metapher :( )
Was nun die jeweilige Wertigkeit der Fragmente anbetrifft, so ergab mit Sicherheit ein annähernd in der Mitte geteiltes Stück zwei Halbstücke, da die Römer im täglichen Zahlungsverkehr sich wohl eher am ungefähren Aussehen als am Gewicht orientiert haben dürften. Auch die Sesterzgewichte etwa zur Zeit des Antoninus Pius schwankten ja um satte 10 g (ca. 20 bis über 30 g), ohne daß das vermutlich beim Bezahlen eine Rolle gespielt hat. Bei Gold und Silber wäre das natürlich entscheidend anders, aber solche geteilten Edelmetallmünzen kommen nach meiner Kenntnis praktisch nicht vor, es sei denn als Hacksilber bei den Barbaren.

Gruß

chinamul
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quisquam
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Beitrag von quisquam » Mo 22.12.08 17:02

Als Bindeglied zwischen Republik-As und Nemausus-Bronze kann man vielleicht die Asse mit den Gesichtszügen des Pompeius Magnus sehen. Hier hat der Januskopf unzweifelhaft irdische Züge. Und es gibt die (abwegige?) Theorie, dass sich des Nemausus-Krokodil aus der Galeere entwickelt hat:

http://www.in-medias.fr/sitecroco/pages ... roco1.html

Grüße, Stefan
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Pompeius Craw 479-1.jpg
Zuletzt geändert von quisquam am Mo 22.12.08 17:34, insgesamt 1-mal geändert.
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Beitrag von harald » Mo 22.12.08 17:28

chinamul hat geschrieben: Bei Gold und Silber wäre das natürlich entscheidend anders, aber solche geteilten Edelmetallmünzen kommen nach meiner Kenntnis praktisch nicht vor, es sei denn als Hacksilber bei den Barbaren.
chinamul
Da muß ich Dir leider widersprechen.

Ich habe in meiner Sammlung einen in der Mitte geteilten Republikdenar aus Carnuntum.
Ähnliche Exemplare sind mir auch schon in anderen Privatsammlungen untergekommen.
Der Mangel an Quinaren war sicher ähnlich groß, wie der an Kleingeld aus Kupfer.
Man kann wohl davon ausgehen, dass diese geteilte Edelmetallmünzen seltener vorkommen, aber in Ausnahmefällen wurden sie wohl doch verwendet.

Gruß

Harald

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harald
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Beitrag von harald » Di 23.12.08 10:39

Hier das Foto dazu.
Eine nähere Bestimmung war mir auf Grund des Erhaltungszustandes leider nicht möglich.

Gewicht: 1,48g

Gruß
Harald
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Münzteilung.JPG

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Beitrag von beachcomber » Di 23.12.08 10:46

hallo harald,
im gegensatz zu den asses aus nimes und anderen brozen des 1.jh wurde dieses stück aber sicher erst jahrhunderte nach der emission geteilt, zu einer zeit, als wirklich nur noch der silbergehalt der münze zählte.
erinnert mich an diese total gelutschten legionsdenare des marc anton, die häufiger zusammen mit kleinbronzen des 4.jh gefunden werden.
grüsse
frank

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Beitrag von harald » Di 23.12.08 11:17

Hallo Frank,
da muß ich Dir zweifellos Recht geben.
Dass zum Zeitpunkt der Teilung dieser Denar sicher schon gute 100 Jahre oder mehr im Umlaufwar ist richtig.

Jedoch bleibt eine Frage offen:
Wenn es nur um eine Art Wiederverwertung von Altmetall ging, warum wurde die Münze dann mittig geteilt?
Könnte Zufallsein, muß aber nicht.

Bei den Keltischen Hackmünzen aus Edelmetall ging es ausschließlich um den Metallwert.
Das charakteristische bei noch so kleinen Fragmenten keltischer Münzen ist, dass immer noch Teile des Randes erkennbar sind.
So wurde offenbar eine Art Sicherheit erreicht.

Im Gegensatz dazu sind alle mir bekannten Denare exakt mittig geteilt.
Auch bei den geteilten Bronzen des 1.Jh.v.Chr. und den des frühen 1.Jh.n.Chr.
ist zum Großteil ein sehr hoher Grad der Abnützung erkennbar.
Ich gehe eher davon aus, dass sowohl diese Bronzen, als auch die Denare in der frühen bis mittleren Kaiserzeit eine Wechselgeldfunktion gehabt haben.

Gruß
Harald

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Beitrag von beachcomber » Di 23.12.08 13:00

warum wurde die Münze dann mittig geteilt?
Könnte Zufallsein, muß aber nicht.
nein, zufall war das sicher nicht. als diese münzen geteilt wurden, war der silbergehalt und das gewicht sicher bekannt, so dass dadurch eine relation zu den zu der zeit umgelaufenen münzen geschaffen werden konnte.
als beispiel mal 2 denare des marc anton, die bis fast zur unkenntlichkeit abgegriffen sind. die sind offensichtlich jahrhunderte benutzt worden, und ihr wert zu den jeweils aktuellen münzen muss ja immer bekannt gewesen sein.
grüsse
frank
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Beitrag von chinamul » Di 23.12.08 15:02

harald hat geschrieben:
chinamul hat geschrieben: Bei Gold und Silber wäre das natürlich entscheidend anders, aber solche geteilten Edelmetallmünzen kommen nach meiner Kenntnis praktisch nicht vor, es sei denn als Hacksilber bei den Barbaren.
chinamul
Da muß ich Dir leider widersprechen.
Ich habe in meiner Sammlung einen in der Mitte geteilten Republikdenar aus Carnuntum.
Ähnliche Exemplare sind mir auch schon in anderen Privatsammlungen untergekommen.
Der Mangel an Quinaren war sicher ähnlich groß, wie der an Kleingeld aus Kupfer.
Man kann wohl davon ausgehen, dass diese geteilte Edelmetallmünzen seltener vorkommen, aber in Ausnahmefällen wurden sie wohl doch verwendet.
Dein Bedauern, lieber Harald, dürfte sich da wohl in Grenzen gehalten haben :wink: .
Wenn ich das Wort "praktisch" in meinem Posting verwendet habe, so bedeutet das im deutschen Sprachgebrauch doch, daß es sich hier um eine zu vernachlässigende Größe handelt. Ich habe jedenfalls in den fünfzig Jahren meiner Sammeltätigkeit nur in äußerst seltenen Fällen geteiltes Silber angetroffen, wohl aber hunderte AE-Münzen aller Nominale. Daher scheint mir meine ohnehin eingeschränkte Aussage durchaus stichhaltig und wird durch ein vereinzeltes Beispiel keineswegs im Grundsatz widerlegt.
Ein Mangel an kleineren Silbermünzen läßt sich im Zahlungsverkehr leicht durch eine entsprechende Summe an den häufigeren AE-Münzen (Sesterz, Dupondius, As) ausgleichen. Das dürfte jedoch bei Teilbeträgen des As-Wertes wegen der offenbar seltener geprägten Semisses und Quadrantes wesentlich schwieriger gewesen sein.

Gruß

chinamul
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Beitrag von harald » Di 23.12.08 15:50

Eure Argumente sind so überzeugend, dass ich dem nichts mehr entgegenzusetzen habe.

Viele Grüße und schöne Feiertage

Harald

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Beitrag von justus » Fr 08.05.09 19:28

Heute hab' ich mit der Post eine sehr hübsche, kleine "Kuriosität" bekommen. Eine halbiertes Lugdunum-As des Tiberus. Das As weist ein halbes Dutzend Rillen auf, die von den Versuchen eines wohl etwas unerfahrenen Münzmeistergesellen zeugen, den As zu halbieren.

Tiberius

Münze: Æ As (halbiert), geprägt unter Augustus in der Münzstätte Lugdunum 8/12 – 14 n. Chr.
Av: TI CAESAR AVGVST - F IMPERAT (V oder VII) / Kopf mit Lorbeerkranz n. r.
Rv: Ohne Umschrift / Altar von Lugdunum. Im Abschnitt ROM ET AVG.
Gewicht: 6,61 g. Durchmesser: 26 mm.
RIC 238a/245; RSC 33/37, Kampmann 5.13.

mfg Justus
mit freundlichem Gruß

IVSTVS
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Beitrag von Homer J. Simpson » Fr 08.05.09 21:43

Daß da ein Münzmeistergeselle involviert war, glaube ich weniger - eher ein nicht mehr ganz nüchterner Einzelhändler mit Kleingeldmangel.

Homer
Wo is'n des Hirn? --- Do, wo's hiig'hört! --- Des glaab' i ned!

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Beitrag von chinamul » Fr 08.05.09 22:45

Den hätte ich auch sofort genommen! Gerade solche Stücke mit lesbaren Spuren antiker Eingriffe sind für mich besonders reizvoll.
Homer: Vielleicht war es gar nicht ein angesäuselter Krämer, der die zaghaften Trennhiebe ausgeführt hat, sondern sein Lehrling, und als der mit schwachen Kräften den As nicht geteilt kriegte, hat der Chef schließlich selbst mit einem einzigen herzhaften Hieb die Sache klargemacht. :D
Ja, so wird's wohl gewesen sein! :wink:

Gruß

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