Die oft schlampig ausgeführten Prägungen sind - abgesehen von der Nachfrage - natürlich mit der Vielzahl an Beizeichen ein doch recht spannendes Gebiet.Zumindest spannender wie die hiesigen ermüdenden ellenlangen Diskussionen über Münzsärge, Versandzeiten, Händler et cetera. Wie kaum ein anderer Herrscher des späten 3. Jh. lassen sich Carausius-Münzen äußerst präzise chronologisieren. Viele Händler haben damit echte Probleme.
Die Revolte des Marcus Aurelius Mausius Carausius gegen Diocletianus und Maximianus fixierte Casey (Carausius and Allectus: The British Usurpers, 1994) auf das Jahr 286 n.Chr. Aurelius Victor und Eutrop gaben keine präzise Zeit an, von der knappen Erwähnung in der Hieronymus-Chronik ganz zu schweigen. Casey allerdings stützte sich auf die Tatsache, dass in britannischen Hortfunden wie dem von Frome keine nach 286 n.Chr. von Diocletian bzw. Maximianus selbst ausgegebenen Münzen vorkommen.
Carausius gehörte dem Menapier-Stamm in der Gallia Belgica an. Er hatte sich von der Pike auf hochgedient und wurde schließlich auf Grund einer Bewährung im Kampf gegen die Bagauden zum Flottenbefehlshaber an der belgischen Nordseeküste seiner Heimatprovinz befördert; gleichzeitig war er in den römischen Ritterstand aufgenommen worden.
Der Usurpationsgrund gründete sich wie bereits 26 Jahre zuvor bei Postumus darauf, dass Carausius die von eingedrungenen Feinden zurückgewonnene Beute hinterzogen hatte, um seine eigenen Soldaten zu versorgen – das galt in Rom als Hochverrat und Maximianus verurteilte ihn deswegen zum Tode. Anzumerken ist, dass die Erhebung in Nordgallien stattfand und die Einnahme Britanniens erst im Anschluss erfolgte – hier regierten Carausius und sein Nachfolger Allectus 10 Jahre lang.
Der 2010 gehobene
Münzhort von Frome umfasste 52.503 Münzen aus der Zeit 250 - 290/291 n.Chr., u.a. fünf hervorragend erhaltene Carausius-Denare, alle mit Münzzeichen RSR. Sam Moorhead kannte nur etwa 360 Denare (Stand 2015). Diese Münze waren aus hochwertigem Silber. Vielleicht sollten sie den Mangel an Goldmünzen ausgleichen, denn bislang kennt man nur von 26 Aurei aus der Regierungszeit des Carausius.
Der Rest der Carausius-Münzen waren Antoniniane. Ein einziger stammte aus
Rotomagus (Rouen / Nord-frankreich). Moorhead vermutete, dass diese kurzlebige Münzstätte mit Carausius 286 n.Chr. auf die britannische Insel übersiedelte.
Die meisten Carausius-Antoniniane von Frome tragen
kein Münzzeichen, was typisch für die frühen Ausgaben ist (Pax und Moneta sind hier beidie häufigsten Typen), ferner sehr seltene Stücke mit BRI[TANNIA?] und eine Reihe mit dem ersten Münzzeichen ML (= moneta Londiniensis), L (im Feld) / ML sowie F O (im Feld) / ML. Unter den ML-Exemplaren befanden sich vier Legionsantoniniane (Carausius ehrte insgesamt zehn Legionen durch Münzen; vermutlich gehörten sie bzw. ihre Vexillationen zu seinem Heer, als er in Nordgallien gegen Maximianus rebellierte). Die späten Carausiusmünzen des Horts tragen einerseits die Londoner Kennzeichnung B E (im Feld) /
MLXXI, andereseits das viel komplexere Spektrum einer zweiten Münzstätte: C, CXXI, MC, MSC, SMC, S C (im Feld) / C und SC. Auf Grund des „C“ verortete 1933 Percy Webb diese Stücke in seinem RIC-Band nach Camulodunum (Colchester).
Die Typen der Londoner Münzstätte sind eher langweilig mit wenigen interessanten Typen. Pax dominiert mit Laetitia, Salus und Virtus. Die Münzstätte „C“ emittierte dagegen eine viel größere Typenvielfalt, von denen einige sehr spezifisch auf den „Kaiser“ Carausius zugeschnitten sind. Moorhead vermutete deshalb, dass die vermeintliche Prägeanstalt Colchester eine den Carausius begleitende mobile Heeresmünzstätte gewesen sein könnte, ähnlich wie einst bei Octavianus oder Marcus Antonius.
Bei den frühen Ausgaben von Carausius fehlte der Titel Caesar fast völlig; er scheint erst kurz vor Hintelegung des Frome-Horts fester Bestandteil der Aversumschrift geworden zu sein. Auf den über hundert Londoner B E / MLXXI-Antoniniani taucht C[aesar] kein einziges Mal auf, dafür aber bei fünfzehn S C / C bzw. S C-Antoniniani. Wir wissen, dass Maximianus um 290 n.Chr. mit seiner Invasion nach Britannien kläglich scheiterte – eine spätere Lobrede auf Constantius Chlorus sprach davon, dass die militärische Unternehmung aufgrund des schlechten Wetters mißglückte (Panegyrici Latini 8, 12.2; 10, 12.1). Carausius schien zu jener Zeit Hoffnungen gehegt zu haben, von Diocletianus und Maximianus als legitimer Unterkaiser anerkannt zu werden, denn jetzt erschien der Titel Caesar als fester Bestandteil seiner Münzlegenden. Dass bezeugen Münzbotschaften wie PAX AVGGG oder CARAVSIVS ET FRATRES SVI (Carausius und seine Brüder).
Der obige Münztyp lässt sich somit in die
Prägezeit 291 bis Frühjahr 293 n.Chr. verorten.
Das Stück besitzt einen Silberanteil von über 5% und bringt stolze 5,7 g auf die Waage. Davon haben die Festlandantoniniane der Tetrarchen geträumt.