Schaukasten: Britische Token und Marken
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Im Jahr 1809 verstarb Joseph Haydn, weshalb heuer in musikinteressierten Kreisen das Haydn-Jahr begangen wird. Auch weniger musikinteressierten Zeitgenossen dürfte er wenigstens als Komponist des Deutschlandliedes bekannt sein. Natürlich war es zunächst noch nicht das Deutschlandlied, 1797 wurde es uraufgeführt als "Kaiserhymne" mit dem Text "Gott erhalte Franz den Kaiser", den meine Großmutter noch 1900 in der Volksschule in Pöchlarn lernte. Haydn genoß schon zu Lebzeiten eine große Popularität, seine Werke wurden auch im Ausland publiziert, z.B. in London von einem exklusiven Musikverleger William (II.) Forster (1739-1808). Haydn hatte von ihm schon mehrfach größere Summen erhalten und als er 1794 London besuchte, lernten sich Komponist und Verleger persönlich kennen. Bei diesem London-Besuch war Haydn ganz hingerissen von der englischen Hymne "God save the King" und er wollte seinen Landsleuten auch so ein patriotisches Lied geben. Mit Hilfe des Textdichters Haschka und Haydns Gönner, dem jüngeren van Swieten, gelang dies dann auch. Dieser Verleger, William II. Forster, war eigentlich als Geigenbauer zu Ruf und Geld gekommen. Er war schottischer Herkunft, schon Großvater und Vater hatten neben Spinnrädern für den lokalen Bedarf auch Geigen gebaut. 1759 zog der junge William II. - zur Ersparung der Reisekosten als Viehtreiber - nach London, begann dort als angestellter Geigenbauer und konnte sich schon 1762 mit einem kleinen Geschäft selbständig machen. Seine Geigen, Bratschen und Celli gefielen und er wurde zum Hoflieferanten des Königsbruders, des Duke of Cumberland und des Prince of Wales. Ca. 1784 bezog er größere Geschäftsräume in 348 Strand, City of Westminster. William II. verstarb 1808, das Geschäft wurde bis mindestens 1829 von seinem Sohn William III. (1764-1824) und dem Enkel Simon Andrew Forster an dieser Stelle fortgeführt. Das Grab Williams II. befindet sich - passenderweise - in der Kirche St. Martin-in-the-Fields, ob Neville Marriner allerdings an den großen Geigenbauer dachte, das weiß ich nicht. Ach ja, 1795 hat der "Old Forster" einen Token herausgegeben, wohl weniger als Zahlungsmittel, eher als geprägte Business card gedacht, D&H Middlesex Nr. 302, voilà:
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Hawkins, ein Kirchenvater der britischen Tokenologie, schreibt über solche Stücke, die er "Market Tallies" oder "Container Tallies" nennt, sie seien als Pfandmarken für Verpackungen (Kisten, Steigen etc.) auf Londoner Gemüsemärkten verwendet worden. Der Spitalfields Market war Nähe Liverpool Street Station gelegen und diente dem Kartoffel- und Gemüsegroßhandel. Es war ein Konglomerat von Markthallen, das 1970 abbrannte. Inzwischen gibt es einen New Spitalfields Market. - Die eine Marke trägt die Signatur C. Neal, diese Firma und die des Vaters Ralph Neal stellten das Gros dieser Pfandmarken her. C. Neal wurde 1936 gegründet, die Marken wurden nach gleichem Design immer wieder nachgeprägt, in der Kriegszeit aus Zink. Grüße, KarlAntonMartinidiwidat hat geschrieben:Von den englischen Token haben sich bei mir auch ein paar angesammelt.
Von diesem "Marktgeld" ist mir erzählt worden , dass auf den Großmärkten die Tagelöhner kein richtiges Geld in die Hand bekamen, sondern nur dieses Marktgeld, um bei der Arbeit zu bleiben und nicht in den nächsten Pub abzudriften.
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Da hier weiter oben ein Musiker vom Kontinent vorgestellt wurde, möchte ich einen weiteren anfügen, der es auf einem Token zu Ehren gebracht hat: Georg Friedrich Haendel (1685 - 1759). Die Darstellung ist allerdings ungewohnt, wenn er es denn sein sollte. Man kennt ihn eher mit Allonge-Perücke.
Der Bezug auf Händel ist jedoch eindeutig durch den Vers aus seinem Oratorium "Der Messias" zu ersehen, bei dessen Uraufführung 1742 in Dublin Sänger eines Waisenhauses auftraten.
Av. Büste l., Legende "I Know That My Redeemer Liveth" - G. F. Handel.
Rv. Legende im Feld: Benevolent Choralfund Instituted; 1791 Umschrift: For It’s Decay’d Members Widows And Orphans.
Rand glatt.
Zu diesem Wohlfahrts-Token fehlt mir leider jegliche Referenz.
Gruß klaupo
Der Bezug auf Händel ist jedoch eindeutig durch den Vers aus seinem Oratorium "Der Messias" zu ersehen, bei dessen Uraufführung 1742 in Dublin Sänger eines Waisenhauses auftraten.
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Rv. Legende im Feld: Benevolent Choralfund Instituted; 1791 Umschrift: For It’s Decay’d Members Widows And Orphans.
Rand glatt.
Zu diesem Wohlfahrts-Token fehlt mir leider jegliche Referenz.
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Zwei Sammler ein Gedanke! Ich hab heut früh diesen Token gesucht und auf die Schnelle nicht gefunden. Das ist D&H Middlesex Nr. 1022. Die Institution ist hier gut beschrieben: http://books.google.de/books?id=TZ6s3O2 ... &ct=result
Grüße, KarlAntonMartini
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Weil ich den Händel nicht gefunden habe, hat mich dann die Champions-League von gestern abend zu einem Stück aus Liverpool inspiriert. Es ist ein Farthing-Token, der von John Westwood, einem Medaillenhersteller aus Birmingham für den Verkauf an Sammler hergestellt wurde. Es gibt eine kleine Serie mit den von "echten" Token bekannten Darstellungen, jedoch im Farthing-Format und mit der Wertangabe HALF HALFPENNY. Daraus D&H Lancs. Nr. 153:
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@KarlAntonMartini,
nur mal ein kurzer Zwischenruf von mir. Ich finde Deine Idee zu diesem Schaukasten toll! Zwar kann ich hier nichts bieten, lese aber die lehrreichen Postings mit Genuß. Die Handvoll britischer Token, die ich mein Eigen nenne, habe ich irgendwann mal irrtümlich für Afrikaner gehalten und sind an dieser Stelle keiner Rede wert. Bitte weitermachen!
Viele Grüße
MG
nur mal ein kurzer Zwischenruf von mir. Ich finde Deine Idee zu diesem Schaukasten toll! Zwar kann ich hier nichts bieten, lese aber die lehrreichen Postings mit Genuß. Die Handvoll britischer Token, die ich mein Eigen nenne, habe ich irgendwann mal irrtümlich für Afrikaner gehalten und sind an dieser Stelle keiner Rede wert. Bitte weitermachen!
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Gott schuf das Meer, wir das Schiff. Er schuf den Wind, wir das Segel. Er schuf die Windstille, wir die Ruder (afrikanisches Sprichwort) [img]http://www.smiliegifs.de/SMILIES/Cartoon/416.gif[/img]
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Soll ich wirklich? Du meinst es sicherlich nicht ernst. Aber Du willst es ja nicht anders *lach*KarlAntonMartini hat geschrieben:@MG: danke für den Zwischenruf. Und wenn ich dich sehr bitte, diese Gruppe von Token hier mal vorzustellen? Wir werden den afrikanischen Bezug schon finden.
Ich stelle mal einen "PE" Token vor, der laut Händler ein Transport-Token aus Port Elisabeth hätte sein sollen. Er hat ihn jedenfalls aus Südafrika mitgebracht und ich glaube ihm das auch. Mir kam das ganze von Anfang an spanisch vor. Aber das Teil war ein Gimmick zu einem kleinen Lot von tatsächlich südafrikanischen Token. Ich habe daraufhin mal Paul Baker, einen ausgewiesenen Kenner afrikanischer Token angemailt, und er schreibt:
<<I have 10 or more different "P.E." - the British Machine Tokens book says "Phonographic Equipment" it will be correct.... although I think it is always just "P.E." that appears on the tokens - never the word "Phonographic" or the word "Equipment".<<
Auch unser lieber Afrasi hat schon P.E.-Token aufgefischt. Diese Teile sind offenbar nicht selten. Es wird sich wohl um Juke-Box-Token handeln, die möglicherweise mit den Maschinen auch irgendwann mal nach Südafrika gekommen sind. Soweit mein Beitrag zu britischen Token in Bezug auf Afrika.
Die Welt ist klein.
Liebe Grüße
MG
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@MG: da bin ich auf diese Seite gestoßen: http://fly.to/whtccc
Dort geht es nur um gelochte Token, Paul Baker stellt dort etliche mit PE drauf vor. Nur könnte deiner doch von einer anderen Gesellschaft stammen, PE kann ja vielerlei heißen. Grüße, KarlAntonMartini
PS: Grad in meiner Krabbelkiste gefunden:
Dort geht es nur um gelochte Token, Paul Baker stellt dort etliche mit PE drauf vor. Nur könnte deiner doch von einer anderen Gesellschaft stammen, PE kann ja vielerlei heißen. Grüße, KarlAntonMartini
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@KarlAntonMartini,KarlAntonMartini hat geschrieben:Grad in meiner Krabbelkiste gefunden:
ich hoffe, Du bist mittlerweile glücklich wieder aus Deiner "Krabbelkiste" herausgekrabbelt.
Herzlichen Dank für die Vorstellung dieses "PE-Duck-Shoot"-Tokens. Ich habe Paul Baker mal einen Link zu diesem Thread geschickt. Mal sehen, ob er auch noch andere ungelochte Token von P.E. hat.
Diese Diskussion soll natürlich nicht von älteren und seriöseren Token ablenken. Ich hoffe, weiteres zu britischen Token an dieser Stelle lesen zu dürfen.
Viele Grüße
MG
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Du weißt doch, daß für Franken G und K und so fort identisch sind
. Ich fin de diese Token durchaus seriös, alle Münzen (und Token etc.) waren mal neu. Bin mal gespannt, was Paul Baker dazu sagt. Ich habe ausführlich nach "Phonographic Equipment" gegoogelt, man findet nichts, jedenfalls keine Firma dieses Namens, nur Pauls Zitat. Das macht mich etwas skeptisch, denn so eine Fa. müßte doch irgendwo mal mit ihren eigentlichen Produkten auftauchen. Grüße, KarlAntonMartini

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Etwas halbseiden ist auch dieser Token, dieweil er nachträglich (wohl zeitgenössisch) versilbert wurde, warum wohl? Es ist der häufige D&H Middlesex Nr. 297, der von dem Bäcker Jonathan Dennis aus London herausgegeben wurde. Der Text auf der Rückseite lobt ein frühes Arbeitsschutzgesetz von 1794, das im Umkreis von zwölf Meilen um die City of London an Sonntagen das Backen und Verkaufen von Brot untersagte.
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Wie sich die Zeiten wandeln ... Möglicherweise stand dieser Token Pate, als vor gar nicht langer Zeit das Ladenschlussgesetz freigegeben wurde. In der Legende TO LESSEN THE SLAVERY OF SUNDAY BAKING AND PROVIDE FOR PUBLIC WANTS AN ACT WAS PASSED AD 1794 ist nur das zweite Wort durch ENCOURAGE und das Jahr durch AD 2006 zu ersetzen, und schon ist man aktuell.
Allerdings stand man damals bei der Versorgung der heimischen Bevölkerung oft auch vor Problemen, wie eine andere Serie von Token zeigt.
Gruß klaupo
Allerdings stand man damals bei der Versorgung der heimischen Bevölkerung oft auch vor Problemen, wie eine andere Serie von Token zeigt.
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