Portraits vor und nach der Reform des Diocles

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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Julianus v. Pannonien
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Portraits vor und nach der Reform des Diocles

Beitrag von Julianus v. Pannonien » Mi 08.04.09 19:28

Salve, Römerfreunde

In letzter Zeit hab ich mir des öfteren mal die Portraits der Tetrarchie genauer angesehen, und die Münzen der Tetrarchen vor und nach der Münzreform des Diocles verglichen.

Dabei fiel mir auf, dass wohl das Idealbild des Kaisers verändert wurde.
Jeder von euch hat sicherlich schon einmal die dazumal noch grossen Folles des Diocles gesehen. Auf denen ein grosser Kopf auf einem
überdimensionierten Halse ruht.
Durch diese Tatsache, stellte ich mir vor wie die Einführung der Reform ( dieses Portraittypes) wohl abgelaufen sein könnte.
Eine Überlegung von mir war: Wurden mit der Einführung des neuen Systems direkt auch die Stempelschneider ausgewechselt,
oder wurde den Graveuren ein Neues Idealbild des Kaisers als Vorlage gegeben.

Denn es wird wohl kaum die Tatsache sein, das die Tetrarchen nach der Reform so übergewichtig /
oder wütend waren dass, diese so einen dicken Hals bekamen. ;)

Gerne würde ich eure Meinung / euer Wissen über die Portraitveränderung während der Reform erfahren.
Auch wären weitere Stücke zum Vergleiche sehr intressant.

Anbei 2 Stücke aus meiner Sammlung als vergleich.

Ein Prereformer Antoninian, und ein Postreformer Follis

Viele Grüsse

Julianus v. Pannonien
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McBrumm
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Beitrag von McBrumm » Mi 08.04.09 20:57

Meiner persönlichen Meinung nach wurden die Stempelschnitzer nicht ausgewechselt. Die neuen müssten ja wieder langwierig eingelernt werden. :D

Ich denke, daß die Portraits der 4 Tetrarchen deswegen Einheiltlich sind, um dem Volk Einheit zu demonstrieren.
Anbei 2 Portraits meiner Sammlung

lg
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Chippi
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Beitrag von Chippi » Mi 08.04.09 21:25

Ein Professor hat mir mal erzählt, dass die breite Hälse Stärke zeigen soll.

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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areich
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Beitrag von areich » Mi 08.04.09 21:36

Was sagt dieser Hals über den Besitzer aus?
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beachcomber
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Beitrag von beachcomber » Mi 08.04.09 21:41

sagt wohl mehr was über den stempelschneider aus :)
grüsse
frank

emieg1
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Beitrag von emieg1 » Mi 08.04.09 21:58

Mich würden insbesondere auch die Rückseiten der Diocletianosschätzchen interessieren... bei den Antoninianen tippe ich prägestättenmässig auf Siscia (Julianus) und Rom (McBrumm) :)

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Beitrag von McBrumm » Mi 08.04.09 22:01

Rom ist korrekt :D

Revers: IOVI CONSERVAT AVGG
lg
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quisquam
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Beitrag von quisquam » Mi 08.04.09 22:24

Ähnlich wie Chippi denke ich, dass diese mit Einführung des Follis in Mode gekommenen, stilisierten Kaiserportraits durch ihre Wuchtigkeit Eindruck schinden sollten.

Wohl wegen dieser Wirkung hat man sich bei den deutschen Hindenburg-Reichsmark-Silbermünzen der NS-Zeit ganz offensichtlich von diesen antiken Portraits inspirieren lassen.

Gruß, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Beitrag von kc » Mi 08.04.09 22:33

wart ihr noch nie in nem fitnessstudio? da laufen haufenfeise muskelprotze rum, die nen fetten hals haben, wenn die mal so richtig loslegen, schwillen ihre halsschlagadern um ein vielfaches an. daher kommt wohl auch der spruch: "ich krieg' nen dicken hals".

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Beitrag von Julianus v. Pannonien » Do 09.04.09 07:12

Vielen Dank für eure bisherigen eindrücke und aussagen!

@ Nummis werde dir die rückseite gerne heut noch zeigen ;)
Der Antoninian hat denselben Revers wie der von McBrumm ;)
Siehe Anhang.

@ KC denke nicht, das dei Tetrarchen solche Protzen waren:D

Hoffe auf weitere Intressante Vorschläge oder direktes Wissen über diese Porträtierart. natürlich am liebsten noch mit Bildern

Grüsse JvP
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Beitrag von Peter43 » Do 09.04.09 10:35

Ich hatte auch immer die Auffassung, die quisquam geäußert hat. Oder weißt Du mehr als wir?

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von Julianus v. Pannonien » Do 09.04.09 13:07

Hallo Peter43,

Ich hatte auch schon mit dem gedanken gerungen, ob dieser mächtige Hals, die Stärke und Macht des Kaisers demonstrieren soll,

Aber war dies wohl so angeordned worden?!
denn nach der Tetrarchie, oder auch während dieser siehe Allectus, Carausius, wurde ja das Portrait nicht in der Art geschnitten.
Auch Constantin der grosse, lies sich ja wieder etwas naturgemässer darstellen, was dannach aufkommt, ist ja nicht grade besser ;)

Grüsse

JvP.
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Beitrag von gallienvs » Fr 10.04.09 15:46

Hallo Tetrarchenfreunde,

In " Deutsches Jahrbuch für Numismatik" München 1938 Jahrgang 1
ist zu diesem Thema eine interessante Abhandlung nachzulesen.
Titel :" Studien über die Münzportraits der tetrarchischen und der constantinischen Kaiser".
Ebenfalls empfehlenswert ,wenn auch nicht ausschließlich auf numismatischen Portraits basierend, ist : H.P. L' Orange: "Studien zur Geschicht des spätantiken Portraits"
Anbei noch ein präreformatorischer Antoninain aus Cyzicus aber hier mit breitem Kopf und Hals.
Kann es sein das man an einer
Zunahme des Kopf -und Halsumfangs erkennt, das man sich münzstättentechnisch immer weiter östlich bewegt. Ich kenne z.B. keine breiten Antoninane und Folles aus Trier,jedenfalls nicht mit östlichen Exemplaren vergleichbar.Einfach gesagt
WESTEN-schmaler. OSTEN-breiter.Klingt sehr allgemein.Ich denke da ist aber einiges dran.
Was meint ihr dazu? gruß gallienvs
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Beitrag von Julianus v. Pannonien » Sa 11.04.09 09:19

Hallo Gallienus!

Danke für deinen intressanten beitrag und das vorgezeigte stück, welches einmal so ein Tetrarchen Portrait vor der Reform zeigt,

Eben so einen prereformen Antoninian mit überdimensioniertem Constantius Chlorus portrait liegt in meiner Sammlung ;)
Im Abschnitt ALE


Weitere vergleiche/ interpretationen und Bilder sind natürlich immer noch willkommen :D

Grüsse JvP
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Beitrag von gallienvs » Sa 11.04.09 13:47

Hallo Julianus!
Ich glaube bei deinem abgebildeten Exemplar handelt es sich schon um einen im" RIC" sogenannten "Radiate Fraction", also nach der Reform.
Müsste RIC 48a sein. gruss gallienvs

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