Ich habe nun keine Lust mehr mich im Kreis zu drehen und muss erkennen, dass ich mich einfach nicht mehr mit den Ansichten einiger Sammler - zu denen ich Jahrelang gehörte - identifizieren kann. Darum ein Wort zum Abschluss.
Der internationale Handel mit antiken Münzen zerstört Kulturgut in einem Maße, wie es sich kaum jemand - der nicht unmittelbar davon betroffen ist - vorstellen kann. Münzhandel ist ein Millionengeschäft und verfügt über eine starke und aggressive Lobby - besonders in Westeuropa und den USA. Jährlich werden Millionen von antiken Münzen illegal ausgegraben und verkauft. Besonders betroffen von Raubgrabungen sind strukturschwache Gegenden im Balkanraum, Vorderasien und Nordafrika.
Ich halte es aber für den falschen Weg die Schuld zuerst bei den Sammlern zu suchen, sofern diese ihre Sammlung über seriöse Quellen aufbauen. Die Auseinandersetzung mit antiken Münzen, weckt das Interesse vieler Sammler an Kultur und Geschichte, was wiederum der Forschung und den Museen zu Gute kommt. Forschung sollte keinen Selbstzweck haben, sondern jedem Menschen von Nutzen sein. Das Sammeln von Münzen ist eine ideale Möglichkeit, um jeden Interessierten an einer lebendigen Geschichte Teil haben zu lassen und hat auch eine lange Tradition. Auch kann man nicht von jedem Sammler erwarten, dass er sich von Antiken Münzen, die in den letzten 10 bis 15 Jahren überall verfügbar geworden sind, aus kulturpolitischen Gründen fern hält. Münzgeschichte ist Teil unserer Geschichte und die Wissenschaft sollte kein Monopol auf diese Geschichte haben. Es kann auch nicht die Aufgabe eines einzelnen Sammlers sein gegen illegale Machenschaften in anderen Ländern vorzugehen.
Jeden Tag wird Kulturgut zerstört - in jedem Land unserer Erde und aus den unterschiedlichen Gründen. (Katastrophen, Baumaßnahmen, Umwelteinflüsse, archäologische Ausgrabungen usw.) Dagegen kann niemand etwas unternehmen, denn es liegt in der Natur der Dinge, dass alles einem ständigen Wandel unterworfen ist. Diese Zerstörung in überschaubare Bahnen zu lenken und unnötige Zerstörungen aufzuhalten liegt zuerst in der Verantwortung offizieller Stellen. Leider fehlen dort oft die nötigen Mittel oder die rechtlichen Grundlagen. Hier sollte zunächst der Gesetzgeber ansetzen und klare Verhältnisse schaffen. Dabei dürfen weder der anständige Sammler kriminalisiert, noch die Zerstörung antiken Kulturgutes banalisiert werden.
Es muss Wege geben antike Münzen auf legalem Wege zu sammeln, im Interesse der Wissenschaft, im Interesse der Sammler, im Interesse der Händler und im Interesse der Millionen von Antiken Münzen, die sich bereits über der Erde befinden. An diesem Ziel müssen Wissenschaftler, Sammler und der Kunsthandel gemeinsam arbeiten! Die Münzen haben ihren Teil ja schon getan.
Die Aufgabe des Sammlers liegt darin, sich über die Konsequenzen seines Hobbys Gedanken zu machen. Gerade der Sammler antiker Münzen hat eine enorme Verantwortung, da diese Münzen fast nie aus völlig legalen Quellen stammen. Doch wir können diese Münzen weder in Museen lagern noch zurück in die Erde bringen. Jeder Sammler sollte sich dieser Tatsache bewusst sein und sich für einen weltweiten Stopp illegaler Ausgrabungen einsetzen. Schlimmstenfalls würden dann die Preise für die vorhandenen Münzen steigen, doch wen von uns würde das wirklich ärgern?
Das soll es erstmal von mir gewesen sein. Mein Standpunkt als ehemaliger Sammler, der sich mittlerweile der numismatischen Forschung verschrieben hat. Natürlich könnte ich noch viel mehr schreiben und natürlich könnte ich meine Meinung auch irgendwann mal ändern, wenn ich zum Beispiel merken würde, dass eine der genannten Parteien kein ernsthaftes Interesse an der Lösung des Problems hat. Noch bin ich zuversichtlich, denn ich weiß dass Wissenschaftler nur durch die Zusammenarbeit mit dem Kunsthandel die Zerstörung von Kulturgut aufhalten können und, dass Sammler nur durch die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern die Zukunft ihres Hobbys sichern können.
Danke für Eure Aufmerksamkeit. Liebe Grüße, Jakoha