Intensive Reinigung ... Entsetzen bei den Fundamentalisten?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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areich
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Beitrag von areich » Sa 23.05.09 16:25

Ich mag glattes Messing sehr gern.
Ob diese Münze nie eine Patina hatte oder ob sie mal entfernt wurde, weiß ich nicht
aber die Oberfläche ist glatt, anders als bei einem durchschnittlichen, schlecht gereinigten Spätrömer. Das Ergebnis ist sehr attraktiv.

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emieg1
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Beitrag von emieg1 » Sa 23.05.09 16:35

Die zahlreichen, wenn auch kleinen Haarkratzer lassen doch auf eine Entpatinierung schliessen, oder?! Aber trotzdem eine sehr attraktive Münze, sie ist ja auch schon gehörig nachgedunkelt...

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chinamul
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Beitrag von chinamul » Sa 23.05.09 16:42

Beim Julia-Mamaea-Sesterz ist es eindeutig die originale Münzoberfläche, die sich in eine glatte Patina verwandelt hat. Hier gibt es nichts zu "verbessern". Für meinen Geschmack wird aber allzu häufig jede Dreckschicht oder krustige Auflagerung als Patina bezeichnet, vor allem von denjenigen, die das Stück verkaufen wollen.
Ich halte es so, daß ich jede Neuanschaffung unter das Mikroskop lege und bei Bedarf behutsam reinige, aber - was nicht geht, geht eben nicht. Dann muß ich die Münze akzeptieren, wie sie auf mich gekommen ist. Besonders bei meinen Alexandrinern, die ja sehr oft von recht mäßiger Erhaltung sind, mache ich dann bereitwillig Konzessionen.
Alles in allem aber gilt für mich nach wie vor: Ich sammle antike Münzen und keinen antiken Dreck, von dem ich ja nicht einmal weiß, wie antik er denn tatsächlich ist.

Gruß

chinamul
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 23.05.09 17:00

@Beachcomber: Sicher nimmt man einer Münze, deren Patina man entfernt, nicht ihre Geschichte. Aber doch einen Teil ihrer Geschichte, und das sollte man nicht ohne guten Grund tun - z.B. bei einer schadhaften Patina mit zusätzlichem Bronzefraß oder ähnlichem.

Aus demselben Grund wäre mir (Konjunktiv - ich habe noch keine) eine Goldmünze mit antikem Loch viel lieber als eine mit gestopftem Loch, da die antike Lochung ein Teil der Lebensgeschichte dieser Münze, sozusagen ihrer Rezeption, ist. Das Stopfen des Loches hingegen ist eine moderne, künstliche, wenn nicht gar betrügerische Aufhübschung, eine Scheinverbesserung wie ein Silikonbusen.

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Beitrag von emieg1 » Sa 23.05.09 17:17

Homer J. Simpson hat geschrieben:Das Stopfen des Loches hingegen ist eine moderne, künstliche, wenn nicht gar betrügerische Aufhübschung, eine Scheinverbesserung wie ein Silikonbusen.

Homer
Also dieser Vergleich hinkt jetzt in meinen Augen ein wenig...

Ein Loch in einer antiken Münze geht für mich persönlich irgendwie gar nicht, weil ich erstens nicht weiss, WANN es dort hineingebohrt wurde, zwotens die Münze als Schmuckstück irgendwie "zweckentfremdet" und drittens sowieso ;-)

Das Lochstopfen würde ich nicht als Schönheits-OP betrachten, sondern eher als zwingend notwändiger Eingriff, um den Gegenstand wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zuzuführen.

Die Tütenvergrösserung hingegen ist IMHO ein Vorgang, den solche herbeiführen, die erstens glauben, dass ein Großteil der Männlichkeit auf prallvolle Kunsttittis steht und zwotens, dass die Erde auch nur 'ne Scheibe ist ;-)

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Beitrag von areich » Sa 23.05.09 17:36

Natürlich ist Patina nichts Heiliges, was um jeden Preis erhalten werden muß
aber totgereinigte Münzen sind meist aus Faulheit oder Unkenntnis so behandelt worden, nicht weil es nicht besser ging.

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Beitrag von beachcomber » Sa 23.05.09 18:23

aber totgereinigte Münzen sind meist aus Faulheit oder Unkenntnis so behandelt worden, nicht weil es nicht besser ging.
das steht leider zu vermuten! :(
grüsse
frank

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Beitrag von richard55-47 » Sa 23.05.09 23:50

Puristen mögen mich steinigen, aber die von mir - so gut wie alle bei ebay - erworbenen Stücke weisen eine so gut wie nicht vorhandene Patina auf.
Wenn ich Bilder sehe, die entweder eine Münze mit sehr viel (Schutz?-)Lack oder eíner wild wuchernden Patina sehe (Lanz hat da einige im Angebot, bei ebay.fr. gibt es "Experten", die nur dicke Tünche im Angebot haben), ziehe ich das nackte Metall vor.
do ut des.

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Claudius
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Beitrag von Claudius » So 24.05.09 11:54

Hallo zusammen

Auch ich bin ein Freund einer schönen Patina, aber manchmal ist das halt nicht so einfach. Hier mal eine Münze aus meiner Sammlung. Mich quält schon lange die Frage, was ich hiermit machen soll. Die hässlichen Flecke waren einmal Stellen, wo der Bronzefrass zugeschlagen hat. Ich entschied mich damals, die Münze in eine 1% Salmiakgeistlösung zu schmeissen um zumindest den Frass aufzuhalten, was mir bisher auch geglückt ist. Nu gammelt die Münze in meiner Sammlung so dahin und ich bin immer mal wieder nahe dran, die Patina vollständig zu entfernen.

http://www.limesseiten.de/pius.jpg

An den Stellen, wo das Metall durchscheint ( VS: Ende der Legende ) sind die Buchstaben noch erhalten und auch am Kopf glänzt schon etwas das Metall durch. Die Frage ist natürlich, was sich unter dem Rest der Patina befindet. Eine schöne Oberfläche, dann würde eine Entpatinierung die Münze erheblich schöner machen, oder zerfressenes Metall, dann wäre die Münze ein Fall für den Mülleimer.

Ratlos

Claudius

PS: Falls das Bild nicht angezeigt wird, es liegt unter "www.limesseiten.de/pius.jpg"

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » So 24.05.09 12:09

nummis durensis hat geschrieben:Ein Loch in einer antiken Münze geht für mich persönlich irgendwie gar nicht, weil ich erstens nicht weiss, WANN es dort hineingebohrt wurde, zwotens die Münze als Schmuckstück irgendwie "zweckentfremdet" und drittens sowieso ;-)

Das Lochstopfen würde ich nicht als Schönheits-OP betrachten, sondern eher als zwingend notwändiger Eingriff, um den Gegenstand wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zuzuführen.
Ad 2.) Wieso? Ich will doch damit nicht mehr bezahlen?

Ad 1.) Na, bis zum Beweis des Gegenteils würde ich doch annehmen, daß das Loch noch in der Antike reingekommen ist. Bei Bronze- und Silbermünzen ist das natürlich im allgemeinen eindeutiger zu sehen als bei Goldmünzen. Und ein antikes Loch gehört für mich zur Geschichte der Münze. Bei der abgebildeten Münze kann man sich doch sehr gut vorstellen, wie sich jemand den kleinen Quinar, der wahrscheinlich eine Auswurfmünze gewesen war, als Glücksbringer an seinen Gürtel genäht hat. Vielleicht war er selber bei der Auswurfzeremonie dabei gewesen?

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Beitrag von quisquam » So 24.05.09 12:10

Hallo Claudius,

die mineralisierte Schicht scheint recht dick zu sein. Zumindest zu dick um eine schöne, glatte Oberfläche erwarten zu können, fürchte ich. Dies ist aber anhand des Fotos nicht ganz leicht zu beurteilen. Zumindest dort wo die roten Flecken sind dürften Krater entstehen.

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Beitrag von beachcomber » So 24.05.09 12:21

hallo claudius,
lass' es!
das problem sind ja nicht die stellen die noch mit patina versehen sind, da ist ja alles top erhalten und und sehr gut zu sehen, das problem sind die korrosionslöcher, und die werden eher noch tiefer.
sie sind erst entstanden als die schützende patina verletzt wurde.
die einzige lösung ist das stoppen der bronzepest mit BTA (benzotriazol).
grüsse
frank

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Beitrag von Claudius » So 24.05.09 14:09

Besten Dank für die Tipps. Ich werde die Münze so lassen. Da wo die Patina noch erhalten ist, ist die Münze ja auch noch sehr schön. Benzotriazol hätte ich genommen, aber der Anbieter, welcher hier schon öfter angesprochen wurde vertreibt das Zeug leider nicht mehr bzw. hat den Laden dichtgemacht. Im Moment ist die Pest auch nicht mehr aufgetreten ( 3 Monate nach der Behandlung )

Beste Grüsse

Claudius

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Beitrag von areich » So 24.05.09 19:22

Gibt's sowas evt. in der Apotheke oder gar im Baumarkt?

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Beitrag von Homer J. Simpson » So 24.05.09 19:29

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