Nochmals Beizeichen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

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alexander20
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Nochmals Beizeichen

Beitrag von alexander20 » So 24.05.09 09:43

Sehr geehrte Sammlerkollegen,

wir hatten - wenn ich mich recht erinnere- doch schon mal das Thema Beizeichen und würde ich mich freuen, wenn mir jemand bei der Erklärung der Beizeichen auf dem Revers dieses Licinius II. Follis helfen könnte.

Also die Rückseite weist insgesamt fünf bzw. sechs Beizeichen auf:

1.) ein "S" links neben der Fahne
2.) ein "F" rechts neben der Fahne
3.) ein Monogramm bestehend aus "H" und "L" rechts neben der Fahne unter dem F
4.) ein griechisches Gamma im Abschnitt links neben der Münzstättenbezeichnung
5.) ein Stern im Abschnitt rechts neben der Münzstättenbezeichnung

Die Münzstätte selbst ist Siscia (SIS). Das griechisische Gamma links neben der Münzstätte dürfte wohl die Offizinbezeichnung sein.

Ich bin sehr gespannt auf Eure Erläuterungen zu den Beizeichen Nr. 1,2,3 und 5. Insbesondere die Bedeutung des Monogramms würde mich interessieren. Könnte es das Monogramm eines Stempelschneiders sein?

alexander20
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quisquam
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Beitrag von quisquam » So 24.05.09 09:52

Das S F wird gerne als Saeculi Felicitas aufgelöst. Ob dies mehr als eine bloße Vermutung ist weiß ich allerdings nicht.
Was das ligierte HL angeht, so muss ich mal im RIC nachschauen, ob dort etwas zu finden ist.
Der Stern ist ein Serienkennzeichen.

Grüße, Stefan
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Beitrag von beachcomber » So 24.05.09 12:24

ich denke diese buchstaben kennzeichnen die verschiedenen emissionen und haben sonst keine weitere bedeutung.
grüsse
frank

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Beitrag von alexander20 » So 24.05.09 12:52

Hallo beachcomber,

also zu sagen, alle Beizeichen würden die Emissionen kennzeichnen, halte ich für zu vereinfachend. Wie wären denn nach deiner Meinung diese Beizeichen zu lesen?
Das Monogramm HL kennzeichnet doch wohl kaum eine Emissionen. Und was für einen Sinn würden denn die anderen Buchstaben machen?

Es würde mich ja interessieren, ob es Listungen von Beizeichen gibt und Fachliteratur zu den bezeichen. Ich kenne keine.

alexander20

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Beitrag von quisquam » So 24.05.09 13:37

Alle Münzen dieses Typs haben S F in den Feldern, weshalb ich nicht glaube, dass es sich hier um Emissionskennzeichen handelt. Beim HL sagt mir mein Gefühl, dass dies das Nominal bezeichnet, dies ist aber reine Spekulation meinerseits. An eine Signatur des Stempelschneiders kann ich nicht glauben. Dass Künstler ihre Werke signieren ist eine relativ junge Praxis. Bei antiken Münzen kenne ich dies nur von Syrakus, und dort auch nur sehr unauffällig, nur für eine kurze Zeit und nur von den allerbesten ihrer Zunft.

Grüße, Stefan
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Beitrag von alexander20 » So 24.05.09 14:27

Also die Auflösung von S und F in Saeculi felicitas finde ich recht überzeugend, vor allem in der Verbindung mit dem VOT X in der Fahne, das deutet ja auf Dezennalien hin.
Das mit der Auflösung des HL etwa als Inintialen eines Stempelschneiders ist natürlich auch nur reine Spekulation, aber ich meine mal gelesen zu haben, dass auch in der Spätantike Stempelschneider ihre Münzen mit Initialen versehen haben. Das war aber dann nicht "offiziell" genehmigt.

Das das HL das Nominal bezeichnet, finde ich eine interessante These. Aber was soll diese Abkürzung dann bedeuten. Das Stück ist ein Follis, der antike Name dieser Folles ist nicht bekannt, in der antiken Literatur kommt meines Wissens nur der Begriff "pecunia maiorina" vor.

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Beitrag von quisquam » So 24.05.09 14:43

Es ist verlockend das HL als Zahl im Sinne eines Wertverhältnisses zu einem Leitnomial zu sehen, wie es ja vermutlich auch beim 12 1/2 (XIIu) bei den etwas früheren IOVI CONSERVATORI-Folles der Fall ist (übrigens dort ähnlich im Feld platziert). Jetzt ist aber dummerweise das H ein griechisches, und das L ein römisches Zahlzeichen...

Das bodenlose Fass centenionalis und maiorina machen wir hier besser nicht auch noch auf... :wink:

Grüße, Stefan
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Beitrag von Peter43 » So 24.05.09 15:43

Ich bin von dem Wertverhältnis nicht überzeugt. Aber ich möchte darauf hinweisen, daß das H nicht unbedingt griechisch sein muß. Bei der Abkürzung HS für Sesterz z.B. erscheint auch ein H, das zusammengezogen wurde aus II. Das S steht für Semis, und HS bedeutet 'semis tertius' (siehe deutsch = 'drittehalb').

Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von alexander20 » So 24.05.09 17:23

Sehr geehrte Sammlerkollegen,

also ich fasse mal zusammen, was ich so bisher verstanden habe. Klar scheint das S und das F zu sein mit der Bedeutung saeculi felicitas.

Das zusammengefasst H und L macht wohl Schwierigkeiten in der Deutung. Was soll es denn füe einen Sinn machen ein griechisches H mit einem römischen L als "Monogramm" darzustellen? Also dass es sich heirbei um eine Zahl handelt, glaube ich auch nicht. Was aber dann? Ich tendiere tatsächlich mehr und mehr dazu das HL doch als Monogramm eines sich verewigenden Stempelschneiders zu sehen. Ist das denn nicht viel wahrscheinlicher als alle anderen Theorien?

fragt sich

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Beitrag von beachcomber » So 24.05.09 18:03

Ich tendiere tatsächlich mehr und mehr dazu das HL doch als Monogramm eines sich verewigenden Stempelschneiders zu sehen.
des stempelschneiders ja wohl kaum, wohl eher des aufsicht-beamten dieser emission!
grüsse
frank

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Beitrag von quisquam » So 24.05.09 18:49

Nach der Tabelle für diesen Münztyp von Helvetica taucht dieses ligierte HL nur auf Münzen aus der Münzstätte Siscia auf. Von daher wäre dies möglich. Ich fürchte aber, dies bleibt ebenso spekulativ wie die Kennzeichnung des Nominals.

Grüße, Stefan
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Beitrag von alexander20 » So 24.05.09 19:06

Also das Monogramm eines Aufsichts-Beamten( danke für den Hinweis beachcomber) überzeugt mich am ehesten.

Hat denn jemand von Euch auch Stücke in seiner Sammlung, die solche oder ähnliche Monogramme neben anderen beizeichen auf der Rückseite zeigen. Das würde mich interessieren?

ich selbst besitze nur diese eine Stück eines Folles, mit so vielen Beizeichen und einem Monogramm.

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Beitrag von Peter43 » So 24.05.09 19:58

Diesen Typ gibt es auch ohne HL: RIC VI, Siscia 115; C.63.

Mit freundlichem Gruß
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liciniusII_siscia_115.jpg
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Beitrag von Chippi » So 24.05.09 21:03

Auch eine aus der dritten Offizine?

Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.

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Beitrag von Peter43 » So 24.05.09 21:25

Dieser Typ wurde in 3 verschiedenen Serien geprägt:
(1) Nur mit S-F, im Abschnitt ASIS * oder . ASIS .
in den Offizinen A, B, Gamma, D, E (für Licinius nicht in A)
(2) mit S-F und HL, im Abschnitt ASIS *
in allen 5 Offizinen
(3) mit S-F und HL, im Abschnitt ASIS * in liegender Mondsichel
in allen 5 Offizinen (für Licinius nicht in Gamma und D)
Alle geprägt 320.

Ich weiß nicht, ob man da etwas über einen Münzmeister namens Hans Lehmann herauslesen kann.

Mit freundlichem Gruß
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