Vom großen Geschäft mit antiken Münzen

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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cepasaccus
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Beitrag von cepasaccus » Fr 22.01.10 23:22

tomate hat geschrieben:Meinst Du nicht, das diese Horte mitlerweile viel Tiefer lieben, als sie einst vergraben wurden?
Ich erinnere mich an einen Hortfund, der vom Bauern ueber den halben Acker verteilt wurde. Der kann nicht tief gelegen haben. Also alle koennen nicht viel tiefer liegen. Ob oder ob nicht liegt sicher an der Landschaft.

vale,
cepasaccus, der ja auch davon traeumt mal einen Beitrag fuer zukuenftige Schatzsucher zu leisten, vielleicht mit einer Glueckwunschkarte dabei
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kollman
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Beitrag von kollman » Fr 22.01.10 23:52

Hallo!

Wer ungereinigte Münzen verkauft , (Finder und Händler ) derjenige weiß,
daß sich der Aufwand der Reinigung nicht lohnt. Außerdem währen dann 90-95 %unverkäuflich. Die anderen Münzen werden privat verkauft , davon wieder die Besseren im Fachhandel. (jeder reinigt und sortiert um einen besseren Preis zu bekommen)
Bis zum Einzug der Metallsonde bei den Hobbysuchern 1960-1970 wurden Münzen vorwiegend bei der Feldarbeit der Bauern und ev.von Profis bei arch. Grabungen gefunden. Außer Schatzfunde also eine ganz geringe Anzahl.
Münzen aus dem Fachhandel, mit geringen Ausnahmen, haben somit irgend woher einen Persilschein aus der Illegalität bekommen.

Gruß Kollman

herrnielsson
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Beitrag von herrnielsson » Sa 23.01.10 06:50

wie tief ein hort liegt, hat wohl eher mit der topographie zu tun, zb wird er, wenn er am fuße eines hanges seicht vergraben wurde, mittlerweile von abrutschender erde überlagert sein. auch die dicke der humusschickt spielt eine rolle: seicht vergrabene horte können zb bis zum zwischenboden (bei uns selten tiefer als ca 30cm) absinken - weiter kaum. ich habe teilweise im wald auf buckeln schon münzen in 2cm tiefe gefunden, die dort genau an der grenze zwischen humus und unterboden seit sicher 2000 jahren lagen, ganz einfach, weil der sterile unterboden so seicht lag.

die meisten horte, die im ackerland gefunden werden, wurden übrigens vom pflug bereits zerstört, die münzen auf mehrere quadratmeter verstreut. und ein topf voll münzen (ach das wär mal was!), der vielleicht grad die entscheidenden cm tiefer liegt, dass ihm das NICHT passiert (also 25-30cm), den findet man mit jedem guten handelsüblichen detektor.

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areich
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Beitrag von areich » Sa 23.01.10 10:24

areich hat geschrieben:Aber wenn Du selber auch weißt, daß Deine Händler Münzen aus allen möglichen Quellen verkaufen, warum regst Du Dich denn hier so auf? Woher weißt Du, daß den anderen Sammlern, die ihre Münzen bei den gleichen Händlern kaufen wie Du "die offensichtlich illegale Herkunft ihrer "Schätze" völlig egal zu sein scheint"?
Könnte ich eine Antwort auf diese Frgage haben?
Ich finde es wichtig zu wissen, was ich tun kann, nach Deinem Vorbild Justus, um NICHT einer dieser Sammler zu sein, denen "die offensichtlich illegale Herkunft ihrer "Schätze" völlig egal zu sein scheint".

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Beitrag von Iulia » Sa 23.01.10 11:54

justusmagnus schrieb:
"Das Problem sind meiner Ansicht nach jedoch nicht diese korrupten Museumsbeamten oder bettelarme Bauern in Bulgarien, sondern Münzhandel und Sammler in Europa und den USA, denen die offensichtlich illegale Herkunft ihrer "Schätze" völlig egal zu sein scheint."

Staatliche Kontrolle und hier geforderte Selbstzensur der Münzsammler statt Bekämpfung von korrupten balkanischen Beamten und organisiertem Verbrechen? Das wird Raubgrabungen und Museumsplünderungen nicht beseitigen, sondern lediglich die Fälschung von Pedigrees fördern.
Dieser Vorschlag bringt rein gar nichts, hört sich aber gut an und liefert eine billige Pseudolösung des Problems.

herrnielsson
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Beitrag von herrnielsson » Sa 23.01.10 12:09

auch wenns weh tut: die einzige möglichkeit, die ein römermünzsammler hat, nicht mehr illegale grabungen zu fördern und zu sponsern ist, seine münzen dem nächsten museum zu schenken und auf überraschungseierfiguren umzusatteln. alles andre ist: wasch mich, aber mach mich nicht nass.

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Homer J. Simpson
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Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 23.01.10 13:12

1. Bei den heutigen Bodenverhältnissen (Kunstdünger, saurer Regen!) ist es um so besser, je eher die Artefakte aus dem Boden kommen. Fragt mal unsere Freunde aus Carnuntum, was man dort vor dreißig Jahren gefunden hat, und was heute.

2. Wie auf der vorigen Seite zu sehen: So sicher wie im Museum von Side (nur als Beispiel) sind meine Münzen bei mir allemal. Und wirklich interessante Stücke veröffentliche ich auch hier oder im US-Forum und mache sie damit der Wissenschaft zugänglich.

3. Schätze zu suchen liegt in der Natur des Menschen. Wenn Menschen wo leben, wo im Boden Interessantes zu finden ist, werden sie es suchen. Da kommt auch kein Sozialismus dagegen an. Wenn Staaten Schwachsinnsgesetze erlassen ("Gib uns alles, und du kannst froh sein, wenn wir dich dann nicht ins Gefängnis stecken. Bei uns vermodert das Zeug dann im Keller, oder wir verhökern es unter der Hand weiter."), wird eben illegal gesucht und gehandelt. Auch hier wieder der Hinweis auf das positive Beispiel Englands, siehe vorige Seite unten.

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Beitrag von herrnielsson » Sa 23.01.10 13:32

siehe die kommentare zu folgendem artikel:

http://science.orf.at/stories/1636990/

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mias
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Beitrag von mias » Mo 15.02.10 04:27

Hallo zusammen,

Ist nun schon eine Weile her, seitdem der letzte Beitrag zu diesem Thread gemacht wurde, den ich mir mit Interesse durchgelesen habe. Mir ist klar, dass es ein komplexes Thema ist, und die Wahrheit mag aus mehreren Teilen bestehen - wie so oft im Leben.

Nun, vergangene Woche, da besuchte ich hier in Kamakura ein Museum, wo zahreiche, japanische Bronzestatuen aus dem Mittelalter ausgestellt war, da ging mir wieder dieser Thread durch den Kopf, und ich habe meine Meinung doch etws geaendert.

Also meine Meinung: Man sollte sich als Sammler roemischer Muenzen immer bewusst sein, dass dem Land, in welchem die Muenzen gefunden werden, beim Handel wohl doch ideelle Werte, die man nicht in Geld aufwiegen kann, verloren gehen. Das Land wird spaeter kaum mehr die Gelegenheit bekommen spaeter an diese Kulturgueter wiederzugelangen und diese der heimischen, interessierten Oeffentlichkeit zu praesentieren.

Es geht bei Muenzen um Kulturgueter und nicht etwa um Massenfabrikate, und das ist eben ein Teil der Wahrheit - ein wichtiger sogar, so finde ich. Deswegen verstehe ich in gewisser Weise Leute, die uns Sammlern "kritisch" gegenueberstehen.

Gruss,

Mias

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quisquam
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Beitrag von quisquam » Mo 15.02.10 08:54

Das sehe ich ganz ähnlich, allerdings hat mich dieser Artikel samt Kommentare doch sehr ans Nachdenken gebracht:
http://www.muenzenwoche.de/de/Archiv/8?&id=65&type=n
Für den Fall, dass sich die Adresse zum Artikel in der Münzenwoche ändert und nicht mehr funktioniert:
http://www.nytimes.com/2009/11/17/scien ... l?_r=2&hpw
http://tierneylab.blogs.nytimes.com/200 ... 1#comments

Kulturgüter sind nicht unbedingt im Ursprungsland am besten aufgehoben und vieles hat sogar nur deshalb die Zeiten überdauert, weil es wie auch immer außer Landes gebracht wurde. Und ein Interesse an fremden Kulturen verbunden mit einer Stärkung derselben erzielt man nicht dadurch, dass betreffende Objekte nur im Ursprungsland zu finden sind.

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Beitrag von Peter43 » Mo 15.02.10 12:01

Vielen Dank besonders für den Artikel aus der New York Times vom 16. 11. 2009. Besonders gefallen haben mir die Kommentare. Ich finde sie alle objektiv und nicht durch politische Korrektheit ideologisch verzerrt. Sie entsprechen genau meiner Meinung. Einige Argumente waren mir neu, aber haben mich auch überzeugt.

Mit freundlichem Gruß
Omnes vulnerant, ultima necat.

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Beitrag von areich » Mo 15.02.10 12:40

Vergleiche das mal mit Kommentaren auf den Webseiten sämtlicher deutscher Zeitungen. Nur Spinner, Nazis und Verschwörungstheooretiker.
Nicht zu vergessen die 'Leistungsträger'.

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Re: Vom großen Geschäft mit antiken Münzen

Beitrag von Comthur » Sa 01.10.16 17:21

Da haben wohl unsere Politiker ein par US-Vorschläge in das neue Kulturgutschutzgesetz einfließen lassen ... .
HONOR MAGRI JVDICIVM DILIGIT

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Re: Vom großen Geschäft mit antiken Münzen

Beitrag von chinamul » So 02.10.16 13:59

Immer wenn ich vom "Großen Geschäft" höre, muß ich zunächst an den Euphemismus für den Toilettengang zur Darmentleerung denken. Und da fällt mir, wenn dann auch noch alte Münzen mit im Spiel sind, sofort der sogenannte Dukatenscheißer am Hotel Kaiserworth in Goslar ein. Bei ihm kann man nun mit Fug und Recht von einem "Großen Geschäft mit antiken Münzen" reden :D !
Dukatenscheißer goslar kaiserworth.jpg
Diese Figur kann es wohl, wenn es um den weltweiten Bekanntheitsgrad geht, mühelos mit dem belgischen Manneken Pis aus Brüssel aufnehmen.

Gruß

chinamul
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