gallienus-special

Kaiser, Dynastien und Münzstätten

Moderator: Homer J. Simpson

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beachcomber
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Re: gallienus-special

Beitrag von beachcomber » Fr 05.02.16 15:59

tja, leider nix zu machen! :wink:
heute gab's diesen gallienus. wie man sieht, hat die büste keine bandschleifen! hat der stempelschneider halt gepennt, sollte man meinen. meinte auch herr Göbl, und sortierte das stück das er kannte unter technica ein, wo auch andere schreib- und sonstige technische fehler landeten.
das sehe ich allerdings etwas anders, denn die einzige prägestätte wo so etwas vermehrt auftritt ist Siscia! nur von dort kenne ich prägungen mit nur einer, bzw. keiner bandschleife, und das aus verschiedenen stempeln! daraus schliesse ich, dass dort auch mit diesen varianten experimentiert wurde.
vielleicht habt ihr ja auch die eine oder andere mit so einer besonderheit?
grüsse
frank
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Re: gallienus-special

Beitrag von justus » Fr 05.02.16 18:54

Aber ist da nicht vielleicht nur der Wunsch "Vater des Gedankens" ? :wink:
mit freundlichem Gruß

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Homer J. Simpson
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Re: gallienus-special

Beitrag von Homer J. Simpson » Fr 05.02.16 19:59

Ich habe da, muß ich zugeben, noch nie drüber nachgedacht, aber es stellt sich natürlich die Frage:

Warum hat eine Strahlenkrone überhaupt Bänder?

Ich meine, ein Lorbeerkranz ist aus Lorbeerzweigen, klar, die müssen zusammengebunden und mit den Bändern zu einem Kreis gezwungen werden. Woraus ist eine Stahlenkrone? Ist das nur eine fiktive Kopfbedeckung aus Sonnenstrahlen, oder haben Kaiser das zu bestimmten Anlässen wirklich getragen? Wenn ja, stelle ich mir eine Strahlenkrone als Metallreifen mit Metllzacken vor. Ein solcher könnte aus einem Stück geschmiedet oder aber zusammengebogen und vernietet sein - in jedem Fall wären Bänder zum Schließen des Kreises nicht notwendig. Weiß jemand von Euch Genaueres über die Strahlenkrone und ihre tatsächliche Verwendung? Der "Kleine Pauly" schreibt dazu nur einen Halbsatz: "..., die Kaiser trugen sie aber frühestens im 3.Jh."

Bin gespannt! Viele Grüße,

Homer
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Re: gallienus-special

Beitrag von beachcomber » Fr 05.02.16 23:49

ich denke schon, dass diese krone getragen wurde, und denkbar wäre ein relativ dünnes metallblech. ob das dann geschlossen war, oder auch am hinterkopf zusammengebunden wurde weiss ich nicht, halte das aber aus anpassungsgründen für wahrscheinlich.
grüsse
frank

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Re: gallienus-special

Beitrag von richard55-47 » Sa 06.02.16 09:47

Ich nehme auch an, dass die Strahlenkrone nicht ein geschlossene Reif war, sondern hinten offen war und zum besseren Halt mittels Bändern befestigt worden ist. Das erlaubte je nach Beanspruchung (durch Kopfbewegungen, Gehen, Reiten, Bücken etc.) ein flexibles Andrücken auf den Kopf. Auch konnte so diese Krone "vererbt" werden. Es wurde also das passgenaue Anfertigen jeweils neuer Kronen für die oft schnell wechselnden Herrscher vermieden.
do ut des.

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Re: gallienus-special

Beitrag von antoninus1 » Sa 06.02.16 10:07

Eine interessante Frage: haben Kaiser die Strahlenkrone getragen?
Gibt es Beispiele plastischer Kunst, die Kaiser mit Strahlenkrone zeigen oder sieht man diese nur auf Münzen?
Ich kenne Potraits mit Kränzen (z.B. Corona Civica des Augustus) und Diadem (die Tetrarchen), aber auf die schnelle fällt mir keines mit Strahlenkrone ein.
Gruß,
antoninus1

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Re: gallienus-special

Beitrag von richard55-47 » Sa 06.02.16 10:56

Die Krone wird sicherlich zu besonderen Anlässen getragen worden sein. Ich beziehe mich da auf http://www.imperiumromanum.com/militaer ... gen_03.htm.
Karl der Große und heute die Queen werden auch nicht ständig mit dem unpraktischen Ding herumgelaufen sein, aber sicherlich dann, wenn Eindruck geschunden werden musste/muss.
do ut des.

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Re: gallienus-special

Beitrag von antoninus1 » Sa 06.02.16 13:15

Gibt es Belege, dass römische Kaiser (gelegentlich) eine Strahlenkrone trugen? Mir ist keiner bekannt.
Die Kolossalstatue von Nero in Rom trug eine Strahlenkrone, aber da wurde Nero als Sol dargestellt.
Gruß,
antoninus1

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Re: gallienus-special

Beitrag von quisquam » Sa 06.02.16 13:36

Hätte das reale Tragen der Strahlenkrone nicht bedeutet, dass man sich schon zu Lebzeiten als Gott betrachtet und wäre somit ruchlos gewesen? Die Historia Augusta soll Gallienus vorgeworfen haben, die Strahlenkrone getragen zu haben, wenn ich es richtig in Erinnerung habe. Dies war aber wohl eher üble Nachrede.

Grüße, Stefan
Eigentlich sammle ich nicht Münzen, sondern das Wissen darüber.

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Re: gallienus-special

Beitrag von Homer J. Simpson » Sa 06.02.16 14:38

Dann hätte aber auch jeder Dupondius bedeutet, daß der Kaiser sich als Gott darstellen läßt. Vielleicht haben ja auch deswegen Kaiser wie Hadrian mit Dupondien ohne Strahlenkrone experimentiert. Aber möglicherweise hat die Bedeutung als Divinitätssymbol auch im Laufe der Zeit nachgelassen. Augustus' postume Bronzemünzen unter Tiberius sind ja auch Asses trotz der Strahlenkrone, da ist sie noch ein Symbol der Göttlichkeit.

Homer
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Re: gallienus-special

Beitrag von beachcomber » So 07.02.16 18:08

diese münze ist ein problemfall, ich weiss nicht wo ich sie in Göbls system einordnen soll, und das kommt wahrlich selten vor!
das rv mit der legende CONSERV(!)T AVG gibt es nur als CONSERVT AVGG aus der letzten gemeinsamen emission mit Valerian, müsste dann allerdings die av-legende IMP GALLIENUS AVG haben!
ich habe erst gedacht es handele sich um eine hybride, mit dem rv der 5. und einem av der 6. emission. auch wenn der schrötling relativ klein und das rv leicht dezentriert ist, sehe ich trotzdem nicht, dass da noch ein zweites G auf dem stempel gewesen sein soll. ist es also eine bisher unbekannte prägung der 6. emission, oder doch eine hybride die auch noch mit einem rv mit schreibfehler kombiniert wurde?
grüsse
frank
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Re: gallienus-special

Beitrag von gallienvs » So 07.02.16 19:36

Ich denke es dürfte sich um eine hybride Prägung halten.Besitze selbst auch ein paar Kombinationen einer Alleinherrschaftbüste mit Reverse der Samtherrschaft.
Allerdings kommt bei deinem Stück noch hinzu ,dass der Stempleschneider der Rückseite wohl ein Anfänger war, oder einen im Tee hatte. So ungelenk wie das ausschaut. :D
gruß eric

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Re: gallienus-special

Beitrag von richard55-47 » Mo 08.02.16 08:39

:idea: Der Stempelschneider beherrschte m. E. Stenographie.
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Re: gallienus-special

Beitrag von beachcomber » Mo 08.02.16 14:44

gallienvs hat geschrieben:Ich denke es dürfte sich um eine hybride Prägung halten.Besitze selbst auch ein paar Kombinationen einer Alleinherrschaftbüste mit Reverse der Samtherrschaft.
Allerdings kommt bei deinem Stück noch hinzu ,dass der Stempleschneider der Rückseite wohl ein Anfänger war, oder einen im Tee hatte. So ungelenk wie das ausschaut. :D
gruß eric
ohne zweifel ist der stil des rvs krude. aber das erklärt immer noch nicht das fehlende G, und um hybrid zu sein, sollte es genau das haben!
alternative wäre das,was Göbl ZF (zeitgenössische fälschung) nennt, und siehe da, unter ZF41-45 finden sich 5(!) CONSERVT-exemplare, aber keine stempelgleiche!
solche münzen als fälschungen zu klassifizieren finde ich wirklich erstaunlich, denn die münze hat einen kompletten silbersud. bei vielen im Göbl abgebildeten ZFs erschliesst es sich mir sowieso nicht warum er dazu kam sie dort zu verorten.
ich glaube, dass alle diese münzen keine fälschungen, sonder lokale nachahmungen als notgeld sind.
grüsse
frank

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Re: gallienus-special

Beitrag von Numis-Student » Mo 08.02.16 15:18

beachcomber hat geschrieben:
gallienvs hat geschrieben: ich glaube, dass alle diese münzen keine fälschungen, sonder lokale nachahmungen als notgeld sind.
In dieser Frage ist es das Gleiche: echte Münzen sind die offiziellen Gepräge der offiziellen Münzstätten, die nach einem festen Schema ausgeprägt wurden. Imitationen, Beischläge, Fälschungen, lokales Ersatzgeld ist nicht offiziell, da weder die offiziellen Prägestätten beteiligt waren noch die Prägepläne berücksichtigt wurden.

MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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