Titus Sesterz: Gut, im Kern ist die Münze original, die Legenden erscheinen unverfälscht, und es könnte sein, dass zumindest die
Rückseite nur "geglättet" und nicht "geschnitzt" ist. Insofern kann man natürlich von wissenschaftlicher Verwertbarkeit des Stückes
sprechen. Ich füge dem hinzu, dass aus der vorderseitig gezeigten Haarpracht nicht irrtümlicherweise wissenschaftliche
Rückschlüsse auf antike Modetrends geführt werden sollten.
Auch wäre die Authentizität der Rückseitendarstellung
prinzipiell in Frage gestellt worden, wenn es da nicht noch ein stempelgleiches, ehrliches Exemplar geben würde. Das wäre
aufgrund der historischen Bedeutung, die dieser Münztyp hat, aus wissenschaftlicher Sicht übrigens bedauerlich gewesen.
Prinzipiell gebe ich Dir jedoch in Deiner Grundaussage vollkommen Recht: Bearbeitete Münzen können interessant sein, sie
können sogar im wissenschaftlich numismatischen Sinne durchaus noch verwertbar sein. Selbstverständlich tut auch ein
gefülltes Korrosionsloch der Wissenschaft erst mal nur einen kleinen Abbruch. Auch ist der Lanz Aureus ein wunderbarer,
historischer Beleg dafür, dass für Plotina auch Aureii geprägt wurden. Nur - und da komme ich mit meiner Sammlerseele -
wird es den geleimtem Käufern kaum vertrösten, später gesagt zu bekommen, dass sie ein wissenschaftlich - unter Umständen -
noch verwertbares Belegstück besitzen, dessen Wert aber deutlich unter dem gezahlten Preis liegt. Auch werden Münze nicht
aufgemotzt, um der lieben Wissenschaft einen Dienst zu erweisen, sondern schlicht und ergreifend zur kurzfristigen
Gewinnoptimierung, wobei man achselzuckend in Kauf nimmt, dass ahnungslose Sammler betrogen werden.
Dennoch finde ich es wirklich gut - und ich meine es ernst - , dass uns da doch der eine oder andere Händler uns Sammlern
zumindest zuhört.
Vielleicht sollte man in nicht allzu ferner Zukunft von Händlerseite mal darüber nachdenken, wie
man das Gemüt der zweifellos verunsicherten Sammlerschaft beruhigen kann. Das Thema Münztuning ist durchaus ernst.
Aber ein erster wichtiger, erster Schritt ist ja zunächst mal dem anderen überhaupt ein Gehör zu schenken.
chinamul hat geschrieben:Titussesterz:
Wenn man denn davon ausgehen darf, daß das Stück tatsächlich für den Preis von 200.000 CH-Franken einen Käufer gefunden hat, was aus dem Link allerdings nicht eindeutig hervorgeht, kann man den Ersteigerer wirklich nur von Herzen bedauern. Er ist mit Sicherheit weder ein Kenner noch ein Liebhaber von antiken Münzen, sondern muß wohl als bloßer Anleger gesehen werden. Man kann ihm nur wünschen, daß er die Münze niemals wieder verkaufen muß, denn dann würde er vermutlich sein blaues Wunder erleben.
Ja, ja und ja. Da hat - aus unser beider Sicht - jemand sehr vorschnell gehandelt. Gier frisst Hirn halt.
Schliesslich gehören zum Betrug immer zwei: Der, der betrügt und derjenige, der sich gerne betrügen lassen will.