Severer-Special
Moderator: Homer J. Simpson
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Re: Severer-Special
Kürzlich war es mir möglich diese eher seltene Bronze zu erwerben.
AE des Caracalla (196 - 217) aus Dardanos/Troas
AV: AY KAI AYPH - ANTΩNINOC - Drapierte und kürassierte Büste des Caracalla mit Lorbeerkranz von hinten gesehen nach rechts
RV: ΔAP - ΔANIΩN - Caracalla (?) reitet auf Pferd nach rechts, Speer über der linken Schulter und Palladium in der Rechten haltend
gepr.: 196 - 206 in Dardanos / Troas
Durchmesser: 30,5 - 32 mm Gewicht: 15,86 g Stempelstellung: 12 h
Imhoof-Blumer, Griechische Münzen 221 var. (AV-Legende) = Münzkabinett Berlin 18222175 (https://ikmk.smb.museum/object?id=18222175)
Gorny & Mosch 152 (10/2005) 1789 var. (AV-Legende) = https://www.asiaminorcoins.com/gallery/ ... p?pid=5209
BMC -, SNG Cop -,
Von Dardanos zu Troja
Die Stadt Dardanos in der Troas, direkt am Hellespont gelegen, wurde der Sage nach von Dardanos, einem Sohn des Zeus mit der Elektra (einer Tochter des Atlas mit Pleione) gegründet. Aus der Beziehung von Zeus und Elektra gingen außerdem noch sein Bruder Iasion und Harmonia hervor, wenn man nach Diodor und Apollodor geht. Zunächst lebte Dardanos mit seiner ersten Frau Chryse (die Goldene), einer Tochter des Titanen Pallas in Arkadien. Nach einer Darstellung ist Chryse es, die die Palladien, welche später zentraler Bestandteil des Heiligtums von Troja wurden, von Athene selbst als Mitgift für die Ehe erhält. Aus dieser Ehe gehen zwei Kinder hervor; Idaios, der Namensgeber des Idasgebirges in der Troas und Deimas, von dem wir sonst nichts wissen. Dardanus sah sich - nachdem sein Bruder Iasion von Zeus’ Blitz erschlagen war (er hatte es gewagte ein Verhältnis mit der Göttin Demeter einzugehen) und seine Land von Überschwemmungen und Hungersnot heimgesucht wurde - gezwungen zusammen mit seinem Sohn Idaios in See zu stechen. Über die ägäische Insel Samothrake gelang er schließlich nach Phrygien, dessen König Teukros ihm freundlich gesonnen war und ihm sogar seine Tochter Bateia zur Frau gab. Er gründete die nach ihm benannte Stadt Dardania/Dardanos, während sein Sohn aus erster Ehe Idaios sich im weiter südöstlich gelegenen Gebirge niederließ, und so dafür sorgte, dass es noch heute nach ihm Idasgebirge heißt. Aus der Ehe mit Bateia gingen insgesamt drei Kinder hervor: Zakynthos, Ilos und Erichthonios. Zakynthos gilt als Gründer der gleichnamigen Insel im ionischen Meer. Ilos war als ältester der drei Söhne mit Bateia Nachfolger als König der Stadt. Als dieser kinderlos verstarb wurde sein Bruder Erichthonios neuer König. Zusätzlich erbte dieser noch Königstitel und Land (Phrygien) von seinem Großvater Teukros, sodass er als einer der reichsten Männer der Welt galt. Mit Astyoche hatte er einen Sohn, Tros. Dieser ist es durch den die umliegende Landschaft Troas ihren Namen hat. Tros wiederum hatte vier Kinder mit seiner Gattin Kallirrhoe: Assarakos, Ganymed, Ilos und Kleopatra. Dieser Ilos ist es nun, der nicht weit von Dardanos entfernt eine neue Stadt (Troja/Illion) gründet und ihr erster König wird.
Für die, die es gerne übersichtlich und noch ausführlicher haben, sei dieser Stammbaum empfohlen: https://www.greekmyths-interpretation.c ... stammbaum/
AE des Caracalla (196 - 217) aus Dardanos/Troas
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gepr.: 196 - 206 in Dardanos / Troas
Durchmesser: 30,5 - 32 mm Gewicht: 15,86 g Stempelstellung: 12 h
Imhoof-Blumer, Griechische Münzen 221 var. (AV-Legende) = Münzkabinett Berlin 18222175 (https://ikmk.smb.museum/object?id=18222175)
Gorny & Mosch 152 (10/2005) 1789 var. (AV-Legende) = https://www.asiaminorcoins.com/gallery/ ... p?pid=5209
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Von Dardanos zu Troja
Die Stadt Dardanos in der Troas, direkt am Hellespont gelegen, wurde der Sage nach von Dardanos, einem Sohn des Zeus mit der Elektra (einer Tochter des Atlas mit Pleione) gegründet. Aus der Beziehung von Zeus und Elektra gingen außerdem noch sein Bruder Iasion und Harmonia hervor, wenn man nach Diodor und Apollodor geht. Zunächst lebte Dardanos mit seiner ersten Frau Chryse (die Goldene), einer Tochter des Titanen Pallas in Arkadien. Nach einer Darstellung ist Chryse es, die die Palladien, welche später zentraler Bestandteil des Heiligtums von Troja wurden, von Athene selbst als Mitgift für die Ehe erhält. Aus dieser Ehe gehen zwei Kinder hervor; Idaios, der Namensgeber des Idasgebirges in der Troas und Deimas, von dem wir sonst nichts wissen. Dardanus sah sich - nachdem sein Bruder Iasion von Zeus’ Blitz erschlagen war (er hatte es gewagte ein Verhältnis mit der Göttin Demeter einzugehen) und seine Land von Überschwemmungen und Hungersnot heimgesucht wurde - gezwungen zusammen mit seinem Sohn Idaios in See zu stechen. Über die ägäische Insel Samothrake gelang er schließlich nach Phrygien, dessen König Teukros ihm freundlich gesonnen war und ihm sogar seine Tochter Bateia zur Frau gab. Er gründete die nach ihm benannte Stadt Dardania/Dardanos, während sein Sohn aus erster Ehe Idaios sich im weiter südöstlich gelegenen Gebirge niederließ, und so dafür sorgte, dass es noch heute nach ihm Idasgebirge heißt. Aus der Ehe mit Bateia gingen insgesamt drei Kinder hervor: Zakynthos, Ilos und Erichthonios. Zakynthos gilt als Gründer der gleichnamigen Insel im ionischen Meer. Ilos war als ältester der drei Söhne mit Bateia Nachfolger als König der Stadt. Als dieser kinderlos verstarb wurde sein Bruder Erichthonios neuer König. Zusätzlich erbte dieser noch Königstitel und Land (Phrygien) von seinem Großvater Teukros, sodass er als einer der reichsten Männer der Welt galt. Mit Astyoche hatte er einen Sohn, Tros. Dieser ist es durch den die umliegende Landschaft Troas ihren Namen hat. Tros wiederum hatte vier Kinder mit seiner Gattin Kallirrhoe: Assarakos, Ganymed, Ilos und Kleopatra. Dieser Ilos ist es nun, der nicht weit von Dardanos entfernt eine neue Stadt (Troja/Illion) gründet und ihr erster König wird.
Für die, die es gerne übersichtlich und noch ausführlicher haben, sei dieser Stammbaum empfohlen: https://www.greekmyths-interpretation.c ... stammbaum/
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Re: Severer-Special
Nein, du hast (ausser meiner zu flüchtigen Analyse) nix verpasst.Homer J. Simpson hat geschrieben: ↑Sa 16.03.24 22:18Wieso Laodicea? Nach meiner Einschätzung ist das ein RIC 3 aus Rom. Oder habe ich irgendwas verpaßt?
Homer
Es ist natürlich Rom und nicht Laodicea
Asche auf mein Haupt & Danke für's Aufpassen
Grüsse
Rainer
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Re: Severer-Special
Caracalla und der König der Tiere, ausgegeben im letzten Lebensjahr des Kaisers:
Die Historia Augusta erwähnte eine schon früh einsetzende Begeisterung Caracallas für Alexander den Großen, was einen großen Einfluss auf die heutige Interpretation des Reversmotivs hatte:
„Entgegen dem Wunsch seines Vaters ließ sein Sohn Caracalla das Alexandergrab wieder öffnen und hinterlegte dort seinen Purpurmantel, seine Ringe und seinen Gürtel sowie andere Wertgegenstände. Er scheint der letzte römische Kaiser gewesen zu sein, der das Grab besucht hat. Zu Beginn des dritten Jahrhunderts n.Chr. erlebte Alexander erneut eine Renaissance. Jedoch waren es dieses Mal nicht die Schriftsteller, sondern der Kaiser selbst, der durch eine ganz bewusst angelegte imitatio Alexandri das Bild Alexanders wieder lebendig werden ließ. Dies lässt sich nicht allein auf rein persönliche Motive oder Empfindungen zurückführen, sondern ist ein Indiz dafür, dass Caracalla die Figur Alexanders auch politisch zu nutzen verstand“.
Wie David Woods (From Caracalla to Carausius: The radiate lion with thunderbolt in its jaws, 2018) anmerkte, erscheint das Löwenmotiv stets unter Auflistung der kaiserlichen Ämter Pontifex Maximus, Tribun, Konsul und Vater des Vaterlandes bei folgenden Kaisern: Caracalla 215-217 n.Chr., Postumus 259 n.Chr., Gallienus 264 n.Chr., Aurelian 270 n.Chr., Probus 278-279 n.Chr., Diocletian 292 n.Chr. und Maximianus 293 n.Chr. Einzig Carausius wich hiervon ab, denn er verwendete beim Löwenmotiv VIRT CARAVSI AVG (der Mut des Carausius Augustus) bzw. VIRTVS SAECC (der Mut der beiden Zeitalter).
Lichtenberger (Severus Pius Augustus, 2011) präsentierte zwei Vorschläge, wie der Löwe mit Strahlen und Blitzbündel interpretiert werden könnte.
Der erster Erklärungsversuch lautete, der Löwe stünde für das Sternzeichen, unter dem Alexander der Große einst geboren war (20. Juli). Unterstützung fand diese These einerseits durch den Löwen mit Strahlenhaupt = Alexanders Identifikation mit dem Sonnengott Helios und andererseits durch Caracallas (bereits oben erwähnte) imitatio Alexandri. Diese Meinung vertraten bislang auch andere Forscher: „Der sogenannte ,Sonnenlöwe’ auf den Münzen des Caracalla ist, obwohl dies auf den ersten Blick den Anschein hat, nicht ausschließlich auf die Verehrung von Astralgottheiten zu beziehen, sondern eine weitere Ausprägung der imitatio Alexandri” (Berrens / Geske, Sonnenkult und Kaisertum von den Severeren bis zu Constantin I., 2004, S. 49). In diesem Sinne hatte sich schon Baldus (Uranius Antoninus, 1971) ausgesprochen, der den Sonnenlöwe als Abbildung des Geburtshoroskops Alexanders des Großen interpretierte und eine Inszinierung Caracallas als Helios-Alexander ableitete. Wood sah in solch einer Auslegung aber zwei Probleme: erstens wurde das Blitzbündel im Löwenmaul nicht erklärt und zweitens kann man Herrscher wie Maximianus oder Carausius wohl kaum mit einer Alexanderverehrung in Verbindung setzen. Zudem stelle ich mir dann auch die Frage, warum nicht Kaiser Alexander Severus, ebenfalls ein verbürgter Alexanderverehrer, auf das Motiv „Sonnenlöwe“ zurückgegriffen hat.
Die zweite von Lichtenberger ins Spiel gebrachte Interpretation ging dahin, dass der Löwe einen militärischen Aspekt besitze, was er aber nicht näher erklären konnte. Er bezog sich vage auf die Legionsantoniniane des Galliens (der „Strahlenlöwe“ trägt jedoch kein Blitzbümdel) und die leones (Löwen), Caracallas neue Militäreinheit. Lichtenbergers Inspiration ging da wohl auch auf einen der Legionsantoniniane unter Gallienus (COHH PRAET).
Auch Manders (Coining images of power, 2012) lehnte Lichtenbergers These ab. Für sie bezogen sich die Strahlen mit Sol und das Blitzbündel mit Jupiter. Sie kam zu dem Schluss, dass die beiden Attribute „ein Zeichen der römischen Herrschaft über den Osten“ oder „ein Symbol der vereinten Herrschaft von Jupiter und Sol als Oberherren von Welt und Kosmos“ versinnbildlichen. Ihre erste Auslegung beantwortete aber nicht die Frage, wieso die westlichen Usurpatoren Postumus und Carausius an einer Herrschaft im Osten interessiert gewesen sein sollen. In der Bildersprache wäre zudem der Adler als Zeichen der römischen Herrschaft zutreffender gewesen wie ein Löwe. Was die zweite Möglichkeit betrifft, so bleibt unklar, wieso ein Löwe die Gestalt eimer universellen Göttlichkeit annahm, zumal das Tier auch keinen Bezug zu Jupiter und/oder Sol hatte (obgleich die beiden Götter durch ihre Attribute vertreten waren).
Es bleibt festzuhalten, dass sich das Motiv „Sonnenlöwe“ über das gesamte 3. Jh. n.Chr. erstreckte. Der Bezug zu Alexander dem Großen ist für Caracalla zutreffend, aber für Carausius äußerst fraglich; Sol (Invictus) lässt sich mit Aurelian in Verbindung setzen, trifft aber bei Philippus Arab nicht zu. PS: Postumus hat mehrere Rückseiten von Gallienus übernommen, was wohl auch hier der Fall gewesen ist.
Aufgrund dieser Beobachtung böte sich ein anderer Lösungsvorschlag für das Löwenmotiv an: Wegen der VIRTVS-Legenden bei Carausius wäre als Schlussfolgerung denkbar, dass der Löwe die kaiserliche Tapferkeit symbolisieren soll, die Strahlen entweder den nimbus oder die aeternitas des Kaisers versinnbildlichen und der Blitz für die dem Kaiser übertragene göttliche Exekutive steht.
Als problematisch könnte sich hier aber wieder erweisen, dass die Iterationszahlen auf einen klar abgegrenzten Zeitraum weisen, der im Zusammenhang mit Konflikten im Osten stand:
Caracalla – TR P XVIII bis XX (215 bis 217 n.Chr.) – Partherfeldzug
Philippus Arab – TR P VI (10. Dez. 248 n.Chr.) – nach der These von Curtis L. Clay verlor Philipp um die Jahreswende 248/49 die Herrschaft im Westen an seinen Gegenspieler Decius (es gibt keine TR P VI-Münzen aus Rom, wohl aber aus Antiochia im Osten).
Gallienus – TR P XIII COS VI (264 n.Chr.) - sein östlicher "Vasall" Odaenathus von Palmyra hat die Perser erfolgreich in die Schranken verwiesen
[Aurelianus – COS (1. Jan. 271 n.Chr.) – Im Frühjahr 271 n.Chr. zog Aurelian von Rom nach Osten gegen das Palmyrische Sonderreich. Hier gibt es wohl Unklarheiten bei der Einordnung: Wood datiert lt. Ex Numismatica Ars Classica 99, 29 May 2017, lot 32 auf 270 n.Chr., im Netz steht beim entsprechenden Los allerdings "early 272". Allerdings wäre 272 auch kein Problem, da Aurelian 271 an der unteren Donau in Kämpfe verwickelt war und erst 272 gegen den palmyrischen General Zabdas antrat.
Probus – COS III (1. Jan. 279 n.Chr.) – Probus wandte sich 279 n.Chr. nach Osten und bekämpfte rebellierende isaurische Stämme in Kleinasien; ferner wurden 279 n.Chr. die nubischen Blemmyer in Ägypten, die schon die Städte Koptos und Ptolemais eingenommen hatten, besiegt.
Die Historia Augusta erwähnte eine schon früh einsetzende Begeisterung Caracallas für Alexander den Großen, was einen großen Einfluss auf die heutige Interpretation des Reversmotivs hatte:
„Entgegen dem Wunsch seines Vaters ließ sein Sohn Caracalla das Alexandergrab wieder öffnen und hinterlegte dort seinen Purpurmantel, seine Ringe und seinen Gürtel sowie andere Wertgegenstände. Er scheint der letzte römische Kaiser gewesen zu sein, der das Grab besucht hat. Zu Beginn des dritten Jahrhunderts n.Chr. erlebte Alexander erneut eine Renaissance. Jedoch waren es dieses Mal nicht die Schriftsteller, sondern der Kaiser selbst, der durch eine ganz bewusst angelegte imitatio Alexandri das Bild Alexanders wieder lebendig werden ließ. Dies lässt sich nicht allein auf rein persönliche Motive oder Empfindungen zurückführen, sondern ist ein Indiz dafür, dass Caracalla die Figur Alexanders auch politisch zu nutzen verstand“.
Wie David Woods (From Caracalla to Carausius: The radiate lion with thunderbolt in its jaws, 2018) anmerkte, erscheint das Löwenmotiv stets unter Auflistung der kaiserlichen Ämter Pontifex Maximus, Tribun, Konsul und Vater des Vaterlandes bei folgenden Kaisern: Caracalla 215-217 n.Chr., Postumus 259 n.Chr., Gallienus 264 n.Chr., Aurelian 270 n.Chr., Probus 278-279 n.Chr., Diocletian 292 n.Chr. und Maximianus 293 n.Chr. Einzig Carausius wich hiervon ab, denn er verwendete beim Löwenmotiv VIRT CARAVSI AVG (der Mut des Carausius Augustus) bzw. VIRTVS SAECC (der Mut der beiden Zeitalter).
Lichtenberger (Severus Pius Augustus, 2011) präsentierte zwei Vorschläge, wie der Löwe mit Strahlen und Blitzbündel interpretiert werden könnte.
Der erster Erklärungsversuch lautete, der Löwe stünde für das Sternzeichen, unter dem Alexander der Große einst geboren war (20. Juli). Unterstützung fand diese These einerseits durch den Löwen mit Strahlenhaupt = Alexanders Identifikation mit dem Sonnengott Helios und andererseits durch Caracallas (bereits oben erwähnte) imitatio Alexandri. Diese Meinung vertraten bislang auch andere Forscher: „Der sogenannte ,Sonnenlöwe’ auf den Münzen des Caracalla ist, obwohl dies auf den ersten Blick den Anschein hat, nicht ausschließlich auf die Verehrung von Astralgottheiten zu beziehen, sondern eine weitere Ausprägung der imitatio Alexandri” (Berrens / Geske, Sonnenkult und Kaisertum von den Severeren bis zu Constantin I., 2004, S. 49). In diesem Sinne hatte sich schon Baldus (Uranius Antoninus, 1971) ausgesprochen, der den Sonnenlöwe als Abbildung des Geburtshoroskops Alexanders des Großen interpretierte und eine Inszinierung Caracallas als Helios-Alexander ableitete. Wood sah in solch einer Auslegung aber zwei Probleme: erstens wurde das Blitzbündel im Löwenmaul nicht erklärt und zweitens kann man Herrscher wie Maximianus oder Carausius wohl kaum mit einer Alexanderverehrung in Verbindung setzen. Zudem stelle ich mir dann auch die Frage, warum nicht Kaiser Alexander Severus, ebenfalls ein verbürgter Alexanderverehrer, auf das Motiv „Sonnenlöwe“ zurückgegriffen hat.
Die zweite von Lichtenberger ins Spiel gebrachte Interpretation ging dahin, dass der Löwe einen militärischen Aspekt besitze, was er aber nicht näher erklären konnte. Er bezog sich vage auf die Legionsantoniniane des Galliens (der „Strahlenlöwe“ trägt jedoch kein Blitzbümdel) und die leones (Löwen), Caracallas neue Militäreinheit. Lichtenbergers Inspiration ging da wohl auch auf einen der Legionsantoniniane unter Gallienus (COHH PRAET).
Auch Manders (Coining images of power, 2012) lehnte Lichtenbergers These ab. Für sie bezogen sich die Strahlen mit Sol und das Blitzbündel mit Jupiter. Sie kam zu dem Schluss, dass die beiden Attribute „ein Zeichen der römischen Herrschaft über den Osten“ oder „ein Symbol der vereinten Herrschaft von Jupiter und Sol als Oberherren von Welt und Kosmos“ versinnbildlichen. Ihre erste Auslegung beantwortete aber nicht die Frage, wieso die westlichen Usurpatoren Postumus und Carausius an einer Herrschaft im Osten interessiert gewesen sein sollen. In der Bildersprache wäre zudem der Adler als Zeichen der römischen Herrschaft zutreffender gewesen wie ein Löwe. Was die zweite Möglichkeit betrifft, so bleibt unklar, wieso ein Löwe die Gestalt eimer universellen Göttlichkeit annahm, zumal das Tier auch keinen Bezug zu Jupiter und/oder Sol hatte (obgleich die beiden Götter durch ihre Attribute vertreten waren).
Es bleibt festzuhalten, dass sich das Motiv „Sonnenlöwe“ über das gesamte 3. Jh. n.Chr. erstreckte. Der Bezug zu Alexander dem Großen ist für Caracalla zutreffend, aber für Carausius äußerst fraglich; Sol (Invictus) lässt sich mit Aurelian in Verbindung setzen, trifft aber bei Philippus Arab nicht zu. PS: Postumus hat mehrere Rückseiten von Gallienus übernommen, was wohl auch hier der Fall gewesen ist.
Aufgrund dieser Beobachtung böte sich ein anderer Lösungsvorschlag für das Löwenmotiv an: Wegen der VIRTVS-Legenden bei Carausius wäre als Schlussfolgerung denkbar, dass der Löwe die kaiserliche Tapferkeit symbolisieren soll, die Strahlen entweder den nimbus oder die aeternitas des Kaisers versinnbildlichen und der Blitz für die dem Kaiser übertragene göttliche Exekutive steht.
Als problematisch könnte sich hier aber wieder erweisen, dass die Iterationszahlen auf einen klar abgegrenzten Zeitraum weisen, der im Zusammenhang mit Konflikten im Osten stand:
Caracalla – TR P XVIII bis XX (215 bis 217 n.Chr.) – Partherfeldzug
Philippus Arab – TR P VI (10. Dez. 248 n.Chr.) – nach der These von Curtis L. Clay verlor Philipp um die Jahreswende 248/49 die Herrschaft im Westen an seinen Gegenspieler Decius (es gibt keine TR P VI-Münzen aus Rom, wohl aber aus Antiochia im Osten).
Gallienus – TR P XIII COS VI (264 n.Chr.) - sein östlicher "Vasall" Odaenathus von Palmyra hat die Perser erfolgreich in die Schranken verwiesen
[Aurelianus – COS (1. Jan. 271 n.Chr.) – Im Frühjahr 271 n.Chr. zog Aurelian von Rom nach Osten gegen das Palmyrische Sonderreich. Hier gibt es wohl Unklarheiten bei der Einordnung: Wood datiert lt. Ex Numismatica Ars Classica 99, 29 May 2017, lot 32 auf 270 n.Chr., im Netz steht beim entsprechenden Los allerdings "early 272". Allerdings wäre 272 auch kein Problem, da Aurelian 271 an der unteren Donau in Kämpfe verwickelt war und erst 272 gegen den palmyrischen General Zabdas antrat.
Probus – COS III (1. Jan. 279 n.Chr.) – Probus wandte sich 279 n.Chr. nach Osten und bekämpfte rebellierende isaurische Stämme in Kleinasien; ferner wurden 279 n.Chr. die nubischen Blemmyer in Ägypten, die schon die Städte Koptos und Ptolemais eingenommen hatten, besiegt.
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Gruss
Lucius Aelius
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Re: Severer-Special
Die Wege von Münzen sind manchmal schon kurios. Letztes Jahr in der Bucht ein Konvolut antiker Münzen ersteigert und diese war mit dabei. Auf der Suche nach einer Referenz bin ich über exakt diese Münze gestolpert, die ich ersteigert habe:
https://www.biddr.com/auctions/savoca/b ... &l=3878806. Erst im März versteigert worden, bevor ich sie im Dezember aus der Bucht gefischt habe. Leider ohne weitere Bestimmung bzw. Literaturzitat. Habe bisher auch nicht passendes gefunden.
AE19, Septimius Severus, Coela/Thrakien
AV: ....SEPT - SEVER[VS?]... - drapierte und kürassierte Büste mit Lorbeerkranz n.r.
RV: [AEL] MVN[ICIP...] - Schiffsbug n.r., darunter COEL
ca. 18-19mm; 3,28g
Gruß Chippi
https://www.biddr.com/auctions/savoca/b ... &l=3878806. Erst im März versteigert worden, bevor ich sie im Dezember aus der Bucht gefischt habe. Leider ohne weitere Bestimmung bzw. Literaturzitat. Habe bisher auch nicht passendes gefunden.
AE19, Septimius Severus, Coela/Thrakien
AV: ....SEPT - SEVER[VS?]... - drapierte und kürassierte Büste mit Lorbeerkranz n.r.
RV: [AEL] MVN[ICIP...] - Schiffsbug n.r., darunter COEL
ca. 18-19mm; 3,28g
Gruß Chippi
Zuletzt geändert von Chippi am Do 28.03.24 18:49, insgesamt 1-mal geändert.
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- Lackland (So 24.03.24 22:44) • Numis-Student (Mo 25.03.24 12:13)
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.
- Amenoteph
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Re: Severer-Special
Zur Abwechslung mal kein Beitrag bei den Alexandrinern. Aber mit Serapis möchte ich trotzdem eine Verbindung ziehen.
Caracalla 197 - 217
AR Denar Rom
Av.: ANTONINVS PIVS FEL AVG
Belorbeerte Büste n.r.
Rv.: PM TRP XVI COS IIII PP
Serapis nach links stehend, mit Polos und Zepter
3,4 g / 18 mm
Für ein Literaturzitat würde ich mich sehr freuen. Ebenfalls über eine Berichtigung wenn nötig.
Caracalla 197 - 217
AR Denar Rom
Av.: ANTONINVS PIVS FEL AVG
Belorbeerte Büste n.r.
Rv.: PM TRP XVI COS IIII PP
Serapis nach links stehend, mit Polos und Zepter
3,4 g / 18 mm
Für ein Literaturzitat würde ich mich sehr freuen. Ebenfalls über eine Berichtigung wenn nötig.
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Re: Severer-Special
Ich wäre da bei RIC 208b, geprägt 213 n.Chr.
Gruß Chippi
Gruß Chippi
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- Amenoteph (Mo 25.03.24 20:05) • Numis-Student (Di 26.03.24 15:12)
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.
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Re: Severer-Special
Auch mal eine Provinzmünze von meinen Severern aus Hadrianopolis.
Wie ich finde ein schönes Porträt und eine nette Rückseite.
AE 26mm, 11.54 g
Obv: AV K Λ CЄΠT CЄVHPOC ΠЄP.
Laureate, draped and cuirassed bust right.
Rev: AΔPIANO / ΠOΛEITωN.
Galley with four rowers right.
Wie ich finde ein schönes Porträt und eine nette Rückseite.
AE 26mm, 11.54 g
Obv: AV K Λ CЄΠT CЄVHPOC ΠЄP.
Laureate, draped and cuirassed bust right.
Rev: AΔPIANO / ΠOΛEITωN.
Galley with four rowers right.
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Re: Severer-Special
Die Rückseite ist mehr als "nett". Ich liebe diese Schiffsdarstellungen.
Alles, was wir hören, ist eine Meinung, nicht ein Faktum. Alles, was wir sehen, ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit. (Marcus Aurelius)
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Re: Severer-Special
Sehr schön ist, daß man hier einmal sieht, wie das Schiff nach links fährt und die Ruderer nach rechts schauen. Wie in jedem modernen Ruderboot.
Homer
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Re: Severer-Special
Ich kann euch nicht nur spätrömische Ruinen zeigen, sondern auch mal hochkaiserzeitliche Ruinen. Für 8,60€ inkl. Versand konnte ich nicht wiederstehen.
Sesterz, Rom, 210-213 - Caracalla (198-217)
AV: M AVREL ANTONINVS PIVS AVG BRIT - Büste mit Lorbeerkranz n.r.
RV: PROVIDENTIAE - DEORVM - S C - n.l. stehende Providentia, hält Baton und Zepter, Globus zu ihren Füßen
RIC IV 511a; ca. 29-30mm; 21,87g
Gruß Chippi
Sesterz, Rom, 210-213 - Caracalla (198-217)
AV: M AVREL ANTONINVS PIVS AVG BRIT - Büste mit Lorbeerkranz n.r.
RV: PROVIDENTIAE - DEORVM - S C - n.l. stehende Providentia, hält Baton und Zepter, Globus zu ihren Füßen
RIC IV 511a; ca. 29-30mm; 21,87g
Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.
- Homer J. Simpson
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Re: Severer-Special
Ist doch prima - ein komplett erhaltener, bestimmbarer Caracalla-Sesterz, ordentliches Porträt, zum Gegenwert von anderthalb Dönern. Und solange Du ihn in der Sammlung hast, kann er nicht in die Hände von Sesterzenschnitzern fallen.
Homer
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Re: Severer-Special
Ja, da landet er bei mir definitiv nicht! Er bleibt wie er ist!Homer J. Simpson hat geschrieben: ↑So 31.03.24 17:47Ist doch prima - ein komplett erhaltener, bestimmbarer Caracalla-Sesterz, ordentliches Porträt, zum Gegenwert von anderthalb Dönern. Und solange Du ihn in der Sammlung hast, kann er nicht in die Hände von Sesterzenschnitzern fallen.
Homer
Gruß Chippi
Wurzel hat geschrieben:@ Chippi: Wirklich gute Arbeit! Hiermit wirst du zum Byzantiner ehrenhalber ernannt! ;-)
Münz-Goofy hat geschrieben: Hallo Chippi, wenn du... kannst, wirst Du zusätzlich zum "Ottomanen ehrenhalber" ernannt.
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