Trajan Sesterz

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

Benutzeravatar
mias
Beiträge: 580
Registriert: Fr 27.06.03 21:45
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

jetzt Caligula Sesterz

Beitrag von mias » Do 24.07.03 09:07

Liebe MünzsammlerInnen,

Mein Unterbeitrag passt jetzt zwar nicht mehr zu Trajan, wohl aber zu Sesterz und Fälschung. Deswegen setze ich ihn hier rein. :roll:

Jemand bietet bei Ebay einen Caligula Sesterz in der Qualität eines Kabinettstückes für 950 Euro an.

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... gory=19453

[ externes Bild ]

Der Preis macht natürlich stutzig. Warum sollte jemand für 950 Euro etwas verkaufen, wenn er bei Gorny den drei - bis vierfachen Preis erhalten würde? :?

Meiner Meinung nach ist das Münzbild zu verschwommen, als dass es sich um eine geprägte Münze handeln könnte. Auch stimmt irgendetwas mit der Patina nicht. Auf der Vorderseite scheint Grünspann "aufgekleckst" worden zu sein.

Jetzt sagt mir mal, woran Ihr erkennt, dass es sich bei dem Stück um eine Fälschung handelt. Ich bin für Eure Hinweise dankbar.

Gruss,

Matthias

secundus
Beiträge: 542
Registriert: Mo 22.07.02 10:19
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von secundus » Do 24.07.03 15:18

Hi Matthias,

Deiner Meinung zu dem schwarzen "Kabinettstück" kann ich mich nur anschliessen.
Merkwürdig ist, weshalb der Verkäufer diese Münze mit der Bemekung " ECHTHEIT IST WIE IMMER GARANTIERT ! " anpreist, während er in einer früheren Auktion eine Fälschung auch als solche ausweist -vielleicht ist er diesmal selbst einem Irrtum aufgesessen.
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... 3323196969

Bei Coinarchives findet sich ein ähnliches Stück (abweichende Legende ) in einer solch fantastischen Erhaltung -kann mich nicht daran erinnern, jemals etwas besseres gesehen zu haben-, was die Frage aufwirft, unter welchen Bedingungen es die Zeit unbeschadet überdauert hat. Vorausgesetzt, es handelt sich hier nicht um ein restauriertes und repatiniertes, sondern nur gereinigtes Stück, könnte es dann als Grabbeigabe (war das bei den Römern üblich ?) gedient haben, in einem gut verschlossenen Gefäss überdauert haben oder wurde es gar in Olivenöl eingeweckt um der Nachwelt eine Freude zu bereiten ? :D
http://www.coinarchives.com/lotviewer.p ... 46&Lot=818

berenike
Beiträge: 251
Registriert: Mi 12.02.03 10:27
Wohnort: Basel
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von berenike » Fr 25.07.03 08:44

Ja, Münzen wurden in römischer Zeit als Grabbeigabe benutzt. Erster literarischer Beleg stammt aus dem späten 5. Jahrhundert v. Chr. Was natürlich nicht heißt, daß es nicht schon vorher üblich war, den Charonspfennig mit ins Grab zu geben. Damit sollte der Lohn für den Fährmann bezahlt werden. In der Kaiserzeit übernahm man die griechische Sitte auch in Rom. Diese Münze wurde dem Toten in den Mund gelegt, was gewiefte Archäologen damit erklären wollten, daß die antike Kleidung keine Taschen kannte. Allerdings findet man neben dieser Münze noch gelegentlich noch weitere Beigaben, wobei Sinn und Zweck dessen noch nicht ganz geklärt ist. Häufig werden Geldstücke in die Hände gelegt, auf die Augen, auf die Brust, das Becken oder die Füße. Es gibt Münzhäufungen im Bereich des Beckens, wo dann wahrscheinlich ein Geldbeutelchen gehangen haben muß.
Die Grabbeigabe der Münze als "Fährlohn" gilt als "die" mediterrane Begräbnissitte schlechthin und wird in der Provinzialarchäologie häufig als Indikator für die Romanisierung angenommen.
Beste Grüße
:D
Berenike

secundus
Beiträge: 542
Registriert: Mo 22.07.02 10:19
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von secundus » Mo 28.07.03 03:28

Danke für die ausführliche Antwort :!:
Wenn man das, was Du in diesem Forum bereits geschrieben hast, zusammen fasst, dann wird ein Buch daraus...fast.

Die statistische Auswerteung von Münzfunden in Gräbern könnten dann U.u. auch die Fragen klären helfen, wie beliebt die Regenten zu der damaliegen Zeit tatsächlich waren. Wer würde schon seinem lieben Anverwandten die Moneten eines gehassten Despoten in den Mund stopften, um ihm eine sichere Überfahrt zu ermöglichen ?

Nachdem das Geschichtsbild von Kaisern wie Nero und Domitian bereits einer Korrektur unterzogen wurde, scheint der jüngste Versuch des Autors Aloys Winterling dem Monster Caligula die Zähne zu ziehen, schon fast überfällig.
Kennt jemand das Buch, lohnt es sich zu lesen ?
http://www.amazon.de/exec/obidos/tg/sto ... -2563718#4

berenike
Beiträge: 251
Registriert: Mi 12.02.03 10:27
Wohnort: Basel
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von berenike » Mo 28.07.03 07:38

Nein, Ich kenne das Buch nicht. Ich habe seinerzeit noch eine Amerikanische Biographie benutzt, die - obwohl ich sonst ehrlich gesagt ziemlich skeptisch gegenüber US-Althistorikern bin - gar nicht schlecht war und vor allem die Quellen gut versammelte. Antony A. Barrett, Caligula - The Corruption of Power.
Aber wenn Du das Buch gelesen hast oder was sonst erfährst, bin ich neugierig. Irgendwann werde ich es mir sicher kaufen.
Beste Grüße
:D
Berenike

Benutzeravatar
norbert
Beiträge: 181
Registriert: Sa 15.02.03 22:27
Wohnort: Berlin
Hat sich bedankt: 26 Mal
Danksagung erhalten: 30 Mal

Beitrag von norbert » Mo 28.07.03 11:09

Ich habe das Buch von Winterling mit Vergnügen und Gewinn gelesen. Zumindest den Nicht-Historikern unter uns kann ich es uneingeschränkt empfehlen.

Winterling stellt Caligula als eine Herrscher da, der auf Angriffe von aussen (Senat aber auch persönliche Umgebung) mit Demütigung des Senates und zynischer Offenlegung der tatsächlichen Matchverhältnisse reagiert. Der Hass der so gedemütigten ist der Boden, auf dem später Dämonisierung und Verleumdungen gedeihen.

Das Buch ist interessant und gut lesbar geschrieben. Für den Historiker hat es eben dadurch den Nachteil, dass es sich auf eine durchgehende Deutung beschränkt und auf kontroverse Diskussionen und abweichende Standpunkte nicht eingegangen wird (was der Autor ausdrücklich zugibt). Ein Umstand, der dem Laien möglischerweise den falschen Eindruck vermittelt, nun <die Wahrheit> zu kennen.
Auch die Literaturhinweise sind eher dünn - aber immerhin ein Einstiegspunkt für den Laien.

Ob die Darstellung Caligulas >historisch korrekt< oder wenigstens in der Fachwelt halbwegs akzeptiert ist kann ich nicht sagen.

Zumindest hier in Berlin liegt das Buch bei den grösseren Buchhändlern aus. :idea:

Beste Grüße

Norbert

berenike
Beiträge: 251
Registriert: Mi 12.02.03 10:27
Wohnort: Basel
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

Beitrag von berenike » Mo 28.07.03 11:19

Wenn ich das so lese, ist das für mich eigentlich genau das Bild, das ich mir von Caligula gemacht habe.
Doch, klingt spannend. Ich werde mir das Buch wohl über kurz oder lang besorgen.
Beste Grüße
:D
Berenike

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
  • Denar von Trajan
    von kiko217 » » in Römer
    3 Antworten
    518 Zugriffe
    Letzter Beitrag von kc
  • Trajan Dupondius
    von dictator perpetuus » » in Römer
    6 Antworten
    487 Zugriffe
    Letzter Beitrag von Homer J. Simpson
  • Trajan braucht Hilfe
    von cmetzner » » in Römer
    8 Antworten
    402 Zugriffe
    Letzter Beitrag von Lackland
  • Trajan Drachme aus Bostra
    von Cheyenne2525 » » in Römer
    3 Antworten
    227 Zugriffe
    Letzter Beitrag von Cheyenne2525
  • Auflösung einer Trajan-Sammlung
    von klausklage » » in Römer
    6 Antworten
    1149 Zugriffe
    Letzter Beitrag von friedberg

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: jschmit und 29 Gäste