Heute traf dieses Stück ein:
Denar des
Otho
RIC 6
Bloßer Kopf des Kaisers mit Perücke nach rechts
IMPERATOR
OTHO CAESAR AVGVSTVS
TRIBVNICIA
POTESTATE
(Der Pax-orbis-terrarum-Typ mit Averslegende IMP
M OTHO CAESAR AVG TR P - RIC 4, Cohen 3 - scheint wesentlich häufiger zu sein wie dieses Stück ohne Marcus in der Legende)
Pax steht nach links, in der Linken Caduceus (= felicitas temporum), in der Rechten Olivenzweig (= pax) haltend
PAX ORBIS TERRARVM
Zum Münzportrait:
Entgegen den (idealisierenden?) Büsten von Otho ähneln seine Gesichtszüge (Nase, fleischiges Doppelkinn) stark an Nero. Dass die Stempelschneider während der Übergangsphase zu einem neuen Kaiser gelegentlich Portraits schnitten, welche dem Vorgänger stark ähnelten, kann hier nicht der Fall gewesen sein. Einerseits war Otho von Anfang an in Rom (und hätte jederzeit problemlos portraitiert werden können), andererseits war Nero Otho's Vorvorgänger und der gänzlich anders aussehende Galba der Vorgänger. Hier scheint man wohl bewusst eine Paralelle zu Nero herausgestellt zu haben. Tatsächlich war es so, dass Otho als neuer Kaiser von der römischen Plebs auch „Nero“ gerufen wurde und er selbst Schriftstücke mit diesem zusätzlichen Namen unterschrieb. Außerdem setzte er viele unter Nero gediente Statthalter wieder auf ihre früheren Posten und bewilligte 50 Mio. Sesterzen für die Vollendung von Nero’s Goldenem Haus.
Zum Münzmotiv:
Des Kaisers Wunsch nach Frieden auf dem Erdkreis und Sicherheit für das römische Volk (SECVRITAS P R), dem die Erhebung des Vitellius und der sich daraus ergebende neue Bürgerkrieg entgegen stand, war keine propagandistische Phrase, sondern entsprach sicherlich Otho’s innerer Einstellung.
So schrieb Sueton (Otho, 10) über seinen Vater Suetonius Laetus, der als Tribun bei der 13. Legion am Bürgerkrieg zwischen Vitellius und Otho teilnahm: „Er pflegte häufig später zu erzählen: Otho habe auch vor seiner Thronbesteigung einen derart großen Abscheu vor Bürgerkrieg gehabt, daß er einmal bei Tisch bei der bloßen Erwähnung vom Ende der Caesarmörder Cassius und Brutus zusammengeschauert sei. Auch würde er sich nie gegen Galba erhoben haben, wenn er nicht fest geglaubt hätte, die Sache könne ohne Krieg abgemacht werden. Nach der Schlacht von Betriacum aber sei Otho zu dem Entschluss, sein Leben wegzuwerfen, durch das Beispiel eines gemeinen Soldaten angespornt worden. Als dieser die Niederlage des Heeres meldete und niemand ihm Glauben schenkte, … stürzte er sich vor Othos Füßen in sein Schwert. Bei diesem Anblick habe der Kaiser, pflegte mein Vater zu sagen, ausgerufen: ,Nicht länger will ich so tapfere und um mich verdiente Männer der Gefahr aussetzen!‘“
Otho schickte auch eine Gesandschaft zu Vitellius, um ihm – vergebens - die Heirat seiner Tochter und die kaiserliche Mitherrschaft anzubieten.