Augustus-Sphinx mit Loch - kann man das noch Münze nennen?

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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justus
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Re: Augustus-Sphinx mit Loch - kann man das noch Münze nenne

Beitrag von justus » Mo 04.09.17 19:33

Interessante Münze mit noch interessanterer Symbolik.
Larry J. Kreitzner schreibt zur propagandistischen Bedeutung der Sphinx auf Chistophoren des Augustus (in: Striking New Images, S. 51): „For instance, one of the reverses shows a seated sphinx. It is known, that Augustus used the Sphinx as his regal symbol and carried a ring with a sphinx emblem as his official document seal." (Suetonius, Augustus 50; Plinius, Naturalis historia 37.4.10).
mit freundlichem Gruß

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Chandragupta
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Re: Augustus-Sphinx mit Loch - kann man das noch Münze nenne

Beitrag von Chandragupta » Do 07.09.17 08:21

Auch noch mein "Senf" dazu: Klar gibt es diese Münze auch in sehr viel besserer Erhaltung (und mit dazu passendem Preis...) - z.B. hier: https://www.acsearch.info/search.html?id=66988

Aber gerade dieses Stück hier erzählt durch die offensichtliche, sehr, sehr lange, neuzeitliche Zweitverwendung als Anhänger (nämlich bis oben am immer ovaler werdenden Loch das "Fleisch" endgültig ausgerissen ist) eine eigenständige Geschichte. Wobei die eigenartige Position des Loches sowie die beide Seiten gleichermaßen betreffende Abnutzung (modernes "Blankscheuern" aller erhabenen Partien, während im Feld noch alte Oberflächenkorrosionen zu erkennen sind) eher für die Verwendung in einem Münzgürtel o.ä. spricht, nicht unbedingt an einer Halskette (denn dann stünden sowohl Vs. als auch Rs. völlig schief).

Ein weiterer Vorteil: Die Chancen stehen gut, daß diesem Stück "von interessierter Seite" nicht unterstellt werden dürfte, ein "archäologisches Kulturgut" i.S. des KGSG zu sein, denn jeder vernünftige Gutachter wird bestätigen können, daß diese Münze möglicherweise schon seit Jahrhunderten (aber auf jeden Fall länger als diese merkwürdige BRD existiert...) aus dem Boden ist, und daß deshalb hier ggf. tatsächlich die Möglichkeit in Betracht kommt, daß eine "Ersitzung" stattgefunden haben könnte und es somit theoretisch denkbar ist, daß auch ein BRD-Bürger daran nicht nur Besitz-, sondern sogar "richtige" Eigentumsrechte erwerben kann. :D

Wäre ich Spezialist für die frühe Kaiserzeit, täte ich mir das Teil sofort in die Sammlung legen. 8)
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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Re: Augustus-Sphinx mit Loch - kann man das noch Münze nenne

Beitrag von richard55-47 » Do 07.09.17 09:24

@Chandragupta:
Die "eigenartige Position des Loches" ist der Absicht seines Urhebers geschuldet, das Haupt des Augustus nicht zu beschädigen, gleichwohl die Münze möglichst mit senkrechtem Gesicht zu tragen. An einer Befestigung an einem Münzgürtel o. ä. glaube ich nicht. Ich glaube eher, dass die Münze am Hals getragen wurde.
do ut des.

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Re: Augustus-Sphinx mit Loch - kann man das noch Münze nenne

Beitrag von Numis-Student » Do 07.09.17 19:58

Homer J. Simpson hat geschrieben:Wo kriegst Du die Münze für hundert Euro??? 8O

Homer

Ganz im Ernst: Trotz des Loches eine prima Münze, sowohl das Porträt als auch die Sphinx.
Sicher wurde diese Münze so lange als Schmuck getragen, bis das Loch ausriß.
stimmt, capricorn und Sphinx ist ja nicht das gleiche Vieh :roll:

Da habe ich bei der Suche im coinarchives nicht mehr richtig auf die Rückseiten geachtet. Daher muss ich korrigieren, der Wert liegt selbst in diesem Zustand noch über 500 €, eher noch bei 750 €.

Sorry für diese Verwirrung.
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Chandragupta
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Re: Augustus-Sphinx mit Loch - kann man das noch Münze nenne

Beitrag von Chandragupta » Do 07.09.17 20:43

richard55-47 hat geschrieben:@Chandragupta:
Die "eigenartige Position des Loches" ist der Absicht seines Urhebers geschuldet, das Haupt des Augustus nicht zu beschädigen, gleichwohl die Münze möglichst mit senkrechtem Gesicht zu tragen. An einer Befestigung an einem Münzgürtel o. ä. glaube ich nicht. Ich glaube eher, dass die Münze am Hals getragen wurde.
Hmmmm, ein berücksichtigenswerter Denkansatz. Allerdings halte ich die Lochung für modern - und genau die von Dir genannte Denke kenne ich eher nur aus der Antike. Aber jetzt wo Du's sagst: Ich habe mich immer gewundert, warum mein olles Familienerbstück - Sterbetaler vom Alten Fritz - genauso gelocht ist (also bei 11h im Av hinterm Kopf). Nur hat der eine Stempelstellung von ca. 1h, und deshalb ist dann der Rv exakt senkrecht. Wie an der Abnutzung ersichtlich wurde die Münze jedoch immer mit dem Porträt nach vorn getragen, und damit ebenfalls mit etwas schief nach unten geneigtem Kopf des perücketragenden Herrn aus dem 18. Jh. mit seiner markanten Spitznase und dem zerfurchtem Gesicht. Der Revers mit dem preußischen Adler auf seiner Kanone ist ja motivmäßig als Anhänger nicht gerade prickelnd, auch wenn er dann am Hals getragen perfekt senkrecht steht... ;)

Könnte diese Vorgehensweise auch für die Neuzeit vor dem 20. Jh. (ab dann henkelte man ja Münzen als Anhänger eher, als sie barbarisch zu lochen) typisch gewesen sein?! :?:
Numismatische Grüße,

Euer Chandra

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