Münzen und Scheine vom Teufel

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Münzen und Scheine vom Teufel

Beitrag von Mynter » Di 03.03.20 20:18

Lodz- Litzmannstadt- zusammen mit diversen Kantinenmarken aus verschiedenen Konzenrationslagern das Geld des Grauens . Ich muss gstehen, dass ich über die entsprechenden Seiten in den Katalogen immer hinwegblättere. Das auch Artefakte aus der Hölle Teil des zivilisierten Zeitvertreibs des Sammelns sein können,mutet beinahe bizarr an.
Heute habe ich zum ersten Mal einen Artikel über diese Zahlungmittel ohne ihn wegzulegen gelesen. In der aktuellen Ausgabe der GN ( GN 308, S. 24 ff. ) steht der hochinteressante Artikel " Münzenprägung im Getto Lodz- Quittungen von Litzmannstadt " von Michaek M. Zugorowski, der sich mit der Enstehung und Fertigung der dort verausgabten Banknoten und Münzen beschäftigt.
Die eigentliche Sensation - einer der direkt Beteiligten, der heute 93 Jahre alte Mordechai Brown lebt heute noch. Und die Stichel, mit denen der im Getto die Prägstempel für die Mark- Quittungen nachgraviert hat, befinden sich noch in seinem Besitz, nachdem er in Israel ein ganzes Arbeitsleben als Graveur mit ihnen gearbeitet hat.
Ein sehr lesenswerter Artikel, den die GN-Redaktion Interessenten vielleicht auf Anfrage zur Verfügung stellt.
Grüsse, Mynter

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Re: Münzen und Scheine vom Teufel

Beitrag von Numis-Student » Mi 04.03.20 20:55

Hallo Mynter,

Münzen sind geprägte Geschichte, und die Geschichte war immer wieder von Elend, Krieg, Not, Diktatoren, durchgeknallten Machthabern und Krankheiten geprägt.

Wenn man da anfängt zu werten, sollte man gewisse römische Kaiser nicht in die Sammlung aufnehmen, man muss bei mittelalterlichen Herrschern immer aufpassen, wer Kriege führte... Medaillen auf den Hungerwinter 1816/1817 sind genauso mit Elend verbunden wie Medaillen mit den Pestheiligen Sebastian und Rochus, die Medaillen aus dem ersten Weltkrieg und die Propaganda des zweiten Weltkriegs, oder der Militarismus im 19. Jhdt.

Aus dokumentarischen und wissenschaftlichen Gründen sollten also auch solche Stücke in einer Sammlung vertreten sein; es bringt nichts, vor unschönen Aspekten der Geschichte die Augen zu verschließen.

Natürlich kann trotzdem jeder selbst entscheiden, was er sammeln will, und im extremsten Fällen kommt man dann zB zu einer Motivsammlung mit Pflanzen, Tieren oder zu einer Spezialsammlung Taufmedaillen. ;-)

Ich halte es auch für wichtig, gerade diese Objekte aus zB dem dritten Reich zu erhalten, weil Originaldokumente eins der wichtigsten Werkzeuge gegen Holocaustleugner oder Geschichtsverdrehung sind.

Schöne Grüße,
MR
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Numis-Student für den Beitrag:
Snake20115 (Do 05.03.20 12:00)
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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Re: Münzen und Scheine vom Teufel

Beitrag von Mynter » Fr 06.03.20 08:13

Volle Zustimmung, rein intellektuell betrachtet habe ich da keine Einwände. Es ist nicht die Aufgabe von historischen Fakten und Artefakten, nett zu sein. Allein; Adolf ist in seiner Bosheit so singulär, dass einem schon das Blut stockt,vielleicht grade dann, wenn man es mit Gegenständen zu tun hat, die den Anschein von Normalität vermitteln.
Grüsse, Mynter

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Re: Münzen und Scheine vom Teufel

Beitrag von Numis-Student » Fr 06.03.20 21:32

Aber gerade das Gettogeld vermittelt doch genau das Gegenteil von Normalität, die Opfer der Nationalsozialisten wurden sogar vom Normalsten überhaupt, dem Gebrauch von Bargeld, ausgeschlossen...

Wenn man sich vor Augen führt, wie in Litzmannstadt unter widrigen Umständen die Münzen durch die Gefangenen selbst hergestellt werden mussten.

Schöne Grüße,
MR
Immerhin ist es vorstellbar, dass wir vielleicht genug Verstand besitzen, um,
wenn nicht ganz vom Kriegführen abzulassen, uns wenigstens so vernünftig zu benehmen wie unsere Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert. (A.H. 1949)

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