römische Objekte und Artefakte

Alles was so unter den Römern geprägt wurde.

Moderator: Homer J. Simpson

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harald
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Re: Römische Artefakte

Beitrag von harald » Mo 19.05.14 16:38

Eine weitere selbst gefundene Fibel.
Nähere Beschreibung folgt.

Grüße
Harald
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Pressblechfibel Alexander.jpg

Atila
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Re: Römische Artefakte

Beitrag von Atila » Mo 19.05.14 21:20

Hallo Harald!
Na das ist doch mal nee Augenweite,Schöne Stück.
Danke fürs zeigen.
Gruß Horst

Ovadja
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Re: Römische Artefakte

Beitrag von Ovadja » Mo 19.05.14 21:37

ein tolles Stück, Gratulation !
bin schon auf die Beschreibung gespannt. Gibt es auch ein Foto von der Rückseite mit der Nadel ?

LGOvadja

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Pscipio
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Re: Römische Artefakte

Beitrag von Pscipio » Di 20.05.14 09:23

Ein phantastisches Stück!

Lars
Nata vimpi curmi da.

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harald
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Re: Römische Artefakte

Beitrag von harald » Di 20.05.14 10:14

Zu dieser Fibel habe ich aus mehreren Gründen einen ganz besonderen Bezug.
Ich habe sie vor mehr als 25 Jahren in meinem Heimatort in der Mülldeponie(!) gefunden.
(Fundberichte aus Österreich Nr. 23, 1984, 288)
Dorthin wurde damals der Aushub einer Baugrube gebracht und eine Woche später konnte ich noch das besagte Stück mit Hilfe meiner Sonde bergen.
Sie zählt zu den seltenen Portraitfibeln der römischen Kaiserzeit und besticht durch ihre perfekte Erhaltung mit Malachitpatina.

Unmittelbar daneben und möglicherweise aus derselben Schicht fand sich ein Sesterz des Marc Aurel (RIC 1001),
vielleicht ein zusätzlicher Anhaltspunkt für eine Datierung.

Bei der Fibel ist wohl eher als Brosche zu bezeichnen, da der Zweck sicher über das Zusammenhalten der Kleidung weit hinaus ging und es sich hier primär um ein Schmuckobjekt handelt.
Im Gegensatz zu den fast industriell in großer Anzahl gefertigten Standardtypen der provinzialrömischen Fibeln, ist das mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Einzelstück, welches möglicherweise sogar auf Bestellung angefertigt wurde.

Diese Scheibenfibel gehört zu einer kleinen Gruppe von Fibeln mit gefassten Einlagen aus Pressblech, die durchwegs Herrscherportraits tragen.
Bei den meisten Exemplaren aus dieser Typenreihe ist das gefasste Pressblech leider so schlecht erhalten, dass eine nähere Bestimmung kaum mehr möglich ist.

Eine Variante wurde von R. Göbl in seiner Antiken Numismatik, Bd. 2 auf Tafel 19 vorgestellt und in diesem Zusammenhang verweist Göbl auf den münzähnlichen Charakter des Objektes.

Zwei weitere Parallelen stammen aus einem Grab aus Regensburg, welches in die 2. Hälfte des 2.Jh.n.Chr. datiert wird.
Die Fibeln zeigen die Portraits eines Ehepaares im Stil des Kaiserhauses der Zeit der Mitte des 2.Jh.n.Chr.
( M. Mackensen, ein Fibelgrab aus Regensburg- Großprüfening, Bayerische Vorgeschichte 1973, 57ff.)

Die bronzene Fibel ist aus 3 Teilen zusammengesetzt und komplett erhalten.

Maße:
D: 38mm
D. Medaillon: 14mm
H: 8mm.

Der Oberteil besteht aus einer achtseitigen Rosette, ähnlich einer Blütenknospe, welche ein vergoldetes Innenmedaillon umrahmt.
Der Unterteil mit einer Spiralkonstruktion ist mit dem Oberteil durch 4 Nieten verbunden.
Das vergoldete Medaillon ist in Pressblechtechnik entstanden und zeigt das idealisierte Portrait von Alexander III mit Löwenskalp.
Ähnliche Abbildungen kommen in römischer Zeit bis ins 4. Jahrhundert vor.
(zB. auf Kontorniaten- siehe A. Alföldi, die Kontorniaten, Budapest 1943, 20)

Bei der Pressblech- oder Repoussetechnik lag ein dünnes Metallblech auf einer weichen Unterlage aus Blei oder einer Pechmischung und das Bild wurde mit einer extra angefertigten Patrize in das Blech gedrückt. Der Hohlraum zwischen dem Blech und dem Fibeluntergrund wurde mit Harz oder ähnlichem Material ausgefüllt.

Mit dieser Fibel wollte der Besitzer wohl sein Wissen und seine Bildung nach außen sichtbar machen.

Datierung: 2.Jh.n.Chr.

In den Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Archäologie aus dem Jahr 2001 habe ich einen Aufsatz über diese Fibel publiziert
(R.Ö., 23/24, 2000-2001, S 41-45)

Weitere Publikationen dieses Stückes:
W. Melchart, Antike Kosbarkeiten aus österreichischem Privatbesitz, Wien 1997)

In diesem Zusammenhang noch erwähnenswert:
In Carnuntum wurde ebenfalls ein zu einer goldenen Fibel umgearbeiteter gefasster Goldstater von Alexander III gefunden.
Dieses seltene Objekt befindet sich heute im KHM in Wien.

Viele Grüße und danke für die Glückwünsche
Harald
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Pressblechfibel.jpg

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Re: Römische Artefakte

Beitrag von chinamul » Di 20.05.14 14:15

Diese Brosche ist ein Juwel sondergleichen, und zwar sowohl was das Objekt als solches angeht als auch die perfekte Erhaltung. Da bleibt mir wirklich nur noch die andächtige Bewunderung!

Gruß

chinamul
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Re: Römische Artefakte

Beitrag von Erdnussbier » Di 20.05.14 15:54

Da kann ich mich chinamuls Text anschließen, auch wenn ich keine antiken Artefakte sammle kann ich wohl sagen, dass dieses Stück von rausragender Schönheit ist.

Gratulation :)

Grüße die Nuss
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Re: Römische Artefakte

Beitrag von justus » Di 20.05.14 16:42

harald hat geschrieben:Im Gegensatz zu den fast industriell in großer Anzahl gefertigten Standardtypen der provinzialrömischen Fibeln, ist das mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Einzelstück, welches möglicherweise sogar auf Bestellung angefertigt wurde.
Beeindruckend, Harald. Sowas findet sich nur selten in Privatsammlungen. Willst du damit sagen, dass es sich um so etwas wie ein Portrait einer bestimmten Persönlichkeit handeln könnte?
mit freundlichem Gruß

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Re: Römische Artefakte

Beitrag von Pscipio » Di 20.05.14 16:48

Nein, es handelt sich um ein Alexanderporträt mit Löwenskalp.

Gruss, Lars
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Re: Römische Artefakte

Beitrag von justus » Di 20.05.14 16:51

Pscipio hat geschrieben:Nein, es handelt sich um ein Alexanderporträt mit Löwenskalp.
Ah, Danke für die INFO, Lars.
mit freundlichem Gruß

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Re: Römische Artefakte

Beitrag von chinamul » Di 20.05.14 19:12

Auch wenn das folgende Objekt bei weitem nicht mit der unglaublichen Brosche von Harald konkurrieren kann, wage ich dennoch, es hier mal vorzustellen. Das Bemerkenswerteste an diesem Delphin (Höhe 77 mm) scheint mir zu sein, daß sein Schwanz einen sehr praktischen 10er Maulschlüssel bildet, wie man ihn bei 6 mm - Gewindemuttern immer wieder benötigt :wink: .
delphin 10 mm.jpg
Gruß

chinamul
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Re: Römische Artefakte

Beitrag von harald » Mi 21.05.14 14:08

Origineller Vergleich. :lol:

Das Stück weist in der Tat einen interessanten Grad der Stilisierung auf, ist sicher als provinzialrömisch einzuordnen und verdient es auf jeden Fall, in diesem Zusammenhang hier vorgestellt zu werden.
Sind an der Unterseite etwa noch Spuren einer Befestigung (Eisenstift, Lotreste, etc.) erkennbar?

Ich gehe davon aus dass es sich hier nicht ausschließlich um ein Dekorationsobjekt gehandelt hat, sondern der Gegenstand auch möglicherweise eine praktische Funktion ausgeübt hat (zB. Griff).
Auf jeden Fall in dieser Ausführung, Erhaltung und Größe nicht gerade als häufig zu bezeichnen.

Gratulation zu den gelungenen Fotos.

Grüße
Harald

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Re: Römische Artefakte

Beitrag von Pscipio » Mi 21.05.14 17:37

Chinamul's Stück erinnert mich an eine kleine Delfinapplike, die ich vor einiger Zeit erwarb. Grösse: 37 mm, 4.48 g. Herkunft wohl Donauraum.

Lars
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04537v00.jpg
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Re: Römische Artefakte

Beitrag von chinamul » Fr 23.05.14 10:48

Delphine sind ja bei den Römern immer wieder verwendete Tierfiguren, wohl nicht zuletzt auch wegen ihres freundlich lächelnden Aussehens und ihres Rufes, Ertrinkende an der Wasseroberfläche zu halten und ihnen so das Leben zu retten.
Das folgende Beispiel aus der Sammlung meiner Frau zeigt mal keine Attache, sondern einen Anhänger (42 mm, 11,46 g)
delphinanhänger.jpg
@harald
Der große Delphin weist an seiner Standfläche keinerlei Spuren einer Befestigungsvorrichtung auf, also weder Lötspuren, noch Loch, noch Stift o. ä.
Die Fläche ist erheblich gußrauh, davon abgesehen aber ohne besondere Merkmale. Das Stück steht, wenn auch ein wenig unsicher, auf seiner nicht ganz ebenen Standfläche. Allerdings ist wohl nicht auszuschließen, daß es mal auf einen Sockel aufgeklebt war.

Gruß

chinamul
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Re: Römische Artefakte

Beitrag von Peter43 » Fr 23.05.14 21:06

Das Beispiel der wunderhübschen Brosche von Harald zeigt wieder einmal, welche Bedeutung Privatsammler für die Erhaltung von bedeutenden Kulturgütern haben!

Jochen
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